Leuchtturmprojekt Reuterpark
Die Stadt Bonn hat den Reuterpark zu einem „Platz für alle“ umgebaut – dieser ist seit dem 23. März 2023 für die Bürger*innen geöffnet. Als erste inklusiv gestaltete Parkanlage in Bonn gilt der Reuterpark als...
Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen
Spiel – Sport - Freizeit
Mit der Überplanung des ehemaligen Gewerbegebiets an der Paul-Gerhardt-Allee wurde der letzte noch zu entwickelnde Abschnitt der Zentralen Bahnflächen Münchens einer neuen, qualitätsvollen Nutzung zugeführt. Auf dem rund 38 ha großen Areal, das im Süden und Osten von den Bahnlinien Laim-Pasing und Laim-Obermenzing begrenzt wird, präsentiert sich heute ein modernes eigenständiges Stadtquartier mit Wohnungen, Einkaufsmöglichkeiten, Dienstleistungen, sozialen Einrichtungen und Freizeitangeboten für ca. 5.000 Bewohner. Die Entwicklung des Gesamtquartiers basiert auf einem städtebaulichen und landschaftsplanerischen Ideenwettbewerb aus dem Jahre 2012, welcher von dem Bearbeitungsteam Architekturbüro Palais Mai GmbH und lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh gewonnen wurde.
Freiraum und Grünflächen
Die Naherholungsversorgung des Quartiers mit Grün- und Freiflächen erfolgt in erster Linie über den ca. 8 ha großen Landschaftspark, der sich entlang der Gleistasche erstreckt. Dieser vernetzt über den neuen Fuß- und Radweg das Quartier mit seiner Umgebung und - im übergeordneten Sinn - den Stadtteil Pasing/Obermenzing mit der Innenstadt. Das sekundäre Wegenetz verbindet das neue Wohnquartier mit dem Park. Außerdem laden Spazierwege zum Schlendern und Verweilen im Landschaftspark ein. Alle Wege werden abwechslungsreich durch den Park geführt, mit immer neuen Ausblicken und dem Spiel von Licht und Schatten, Enge und Weite. Regelmäßig bieten sich Bänke zur Rast an. Differenzierte Aufenthaltsbereiche wie der Heidegarten und der erhöhte Aussichtsplatz mit Blick auf die Gleise und den Park sollen das Gespür für den besonderen Ort und seine Pflanzen- und Tierarten schaffen und gleichzeitig als geschützte Aufenthaltsbereiche dienen.
In ökologischer Hinsicht verbindet der neue Park auch die einzelnen Bahnbiotope untereinander. Durch Gehölzpflanzungen und differenzierte Geländemodellierungen wurde die großzügige, relativ lang gestreckte Grünfläche räumlich gegliedert und eine abwechslungsreiche Folge von wohlproportionierten Aufenthaltsräumen für Begegnung, Spiel und Sport, geschützten Ausgleichsflächen mit naturschutzräumlicher Qualität und beschaulichen Spazierwegen geschaffen. Im zentralen Bereich des Parks öffnen lockere Haine aus Eichen und Hainbuchen mit einzelnen Buchen, Kiefern und Vogelkirschen den Blick auf die ausgedehnten Wiesenflächen.
Im Nordosten, wo sich der Park verschmälert, wurden eher niedrige Strauchpflanzungen gewählt, um die anschließenden Ausgleichsflächen nicht zu verschatten. Von der Freizeitnutzung nicht tangiert, bieten diese wichtigen Lebensraum für Zauneidechsen oder den gefährdeten Ginster-Bläuling. Die Aufschüttungen im Süd-Osten dienen als Lärmschutzwall gegen die Schallemissionen der Bahn und bilden gleichzeitig den quartierseigenen Rodelhügel mit Aussichtspunkt. Drei Kinderspielplätze sowie ein Jugendspielbereich komplettieren das Freizeitangebot. Um der Inklusion Rechnung zu tragen, sind die Spielbereiche sowie die Aufenthaltsbereiche barrierefrei zu erreichen, zusätzlich wurde bei der Spielgeräteauswahl auf vielfältige Nutzbarkeit geachtet.
Die angrenzenden Ausgleichsflächen wurden mit verschiedenen standorttypischen Ansaaten wie Magerrasen begrünt. Des Weiteren wurden verschiedene Quartiere für die Zauneidechsen wie z.B. Sandhügel, Trockenmauern umgesetzt. Bewegung, Spiel und Sport Am "Spiel der Lüfte" neben dem Rodelhügel laden ein bekletterbarer Ballon und diverse Flugobjekte zu freiem Spiel und kurzweiligen Phantasiereisen ein. Zum Aufschwingen in luftige Höhen stehen das Ufo-Karussell und eine Nestschaukel (fliegender Teppich) bereit. Die Tunnelrutsche verbindet die "höheren Sphären" mit dem darunter gelegenen Kleinkinderbereich, wo Groß und Klein am Picknick-Tisch oder auf den Sitzbänken Brotzeit machen und sich ausruhen können. Dahinter fördern Schmetterlingssträucher und Nistkästen die Beobachtung der fliegenden Tierwelt.
Der große Spielplatz in der Ebene ist dem Element "Wasser" gewidmet. Mit Wehren, einer archimedischen Schraube, Kletterfelsen, Spielschiff, einer Schwingscheibenbrücke und anderen festen und losen Naturmaterialien können kleine und große Wassermänner hier in See stechen oder auf Schaukeln und Wippen über die Wellen reiten. Als besondere Bewegungsattraktion wird nördlich des Wasserspiels eine Seilbahn angeboten. Die Vegetation orientiert sich mit Weiden und Erlen am Wasserthema.
Bisher noch nicht umgesetzt wurde der nördlichste Spielbereich im Räuberwald. Der vergleichsweise enge Abschnitt des Grünzuges wird im Bereich dieses Spielplatzes durch einen dichten Wald aus Spielbäumen und „echten“ Bäumen räumlich gefasst. Balancieren und Klettern in verschiedensten Schwierigkeitsgraden sowie eine Hangrutsche umspielen die kleine Böschung. Für Rollenspiele ergänzen eine Höhle im Wald und ein Hochsitz (-käfig) die Angebote. Für die Kleineren werden ein Netzkarussell und eine Schaukel ergänzt. Die Vegetation stärkt mit Buchen, Eichen und Tannen das Waldthema.
Auch die Jugendlichen erhielten ihren Raum: sowohl das Rasenvolleyballfeld im Zentrum des Parks als auch der große Sportbereich hinter dem Rodelhügel mit Bolzplatz, Streetballfeld, Tischtennisplatten und einem Tischkicker bieten vielfältige Möglichkeiten, sich an der frischen Luft auszupowern. Umlaufende Sitzstufen und ein überdachter Bereich am Rand des Sportplatzes dienen als Zuschauertribüne bei Turnieren oder auch als abgeschirmter Treffpunkt. Der Rodelhügel ist nach Norden exponiert und bietet mit einem hohen und steilen Hang bis hin zur kürzeren, flacheren Böschungen - für alle eine winterliche Abwechslung.
Neben den wegebegleitenden Bänken, bieten sich geländespezifische Sitzplätze an: ein Hochpunkt, von dem man aus über die Lärmschutzwand hinaus nach Süden in Richtung Alpen blicken kann, ein windgeschützter Senkgarten mit Mittags- und Nachmittagssonne, der die hier wachsenden Kräuter zum optimalen Duften bringt, und in einem letzten Bauabschnitt ein Heidegarten mit blühenden Arten der heimischen umgebenden Heiden. Die räumliche Gliederung lässt bei all diesen Angeboten große Wiesen zum freien Spiel offen.
Vegetation
Die Bepflanzung orientiert sich im Wesentlichen an den Vegetationstypen der Umgebung. Die dichten Gehölzflächen bestehen aus Eichen, Hainbuchen, Ulmen und Ahorn, am Gehölzrand Schlehen- und Wildrosenhecken. Im Nordwesten verschmälert sich der Park, sodass die Begrünung sich hier aus niedrigen Strauchpflanzungen entwickelt, um die anschließenden Ausgleichsflächen nicht zu verschatten. Dazwischen öffnen lockere Haine den Blick in die Weite des Grünzuges. Auch diese setzen sich im Regelfall aus Eichen und Hainbuchen mit einzelnen Buchen, Kiefern und Vogelkirschen zusammen. Zusätzlich wird die Bepflanzung der Haine jeweils um eine unterschiedliche prägnante Leitbaumart ergänzt. Die umlaufende Lärmschutzwand wird wechselnd mit Kletterpflanzen und Gehölzen begrünt. Bedingt durch die Gestaltung sowie die geplante Topographie verläuft der Fuß- und Radweg im südwestlichen und im nordöstlichen Bereich in direkter Nähe der Lärmschutzwand. Hier werden Klettergehölze an der Innenseite der Lärmschutzwand eingesetzt. Rückt der Weg von der Wand ab, werden die entstehenden Räume mit niedrigen und hohen Gehölzpflanzungen begrünt.
Weitere Informationen:
Planverfasser: lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh Ursula Hochrein, Bettina Hauck
Bauerstrasse 8 D-80796 München Tel 089 / 28 77 91 – 0 www.lohrer-hochrein.de Bauleitung: Großberger Beyhl Partner Landschaftsarchitekten mbB
Ausführung: Hallertauer Landschaft GmbH & Co. KG (Landschaftsbau)
Bauherr: Aurelis Real Estate GmbH & Co. KG Region Süd, München ARTEC Wohnbau GmbH & Co. KG, Pullach
Spielausstattung: Fa. Ernst Maier Spielplatzgeräte GmbH, Altenmarkt a.d. Alz (Seilfähre, Schwingblätterbrücke, Spielschiff, Flugzeug) Fa. Richter Spielgeräte GmbH, Frasdorf (Wasserspielelemente, Hüpfplatten) Fa. FHS Holztechnik, Arnsberg-Niedereimer (Zweier-Schaukel, Kletterballon, Ufo – rehscheibe, Vogelnestschaukel, Tunnelrutsche)
Zeitraum: Entwurf: 2015 Ausführung: 2017-2019