Leuchtturmprojekt Reuterpark
Die Stadt Bonn hat den Reuterpark zu einem „Platz für alle“ umgebaut – dieser ist seit dem 23. März 2023 für die Bürger*innen geöffnet. Als erste inklusiv gestaltete Parkanlage in Bonn gilt der Reuterpark als...
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Fließen, Tröpfeln, Sprühen, Regnen, Spritzen, Rinnen, Strömen, Schäumen, Ruhen, Platschen – es gibt kaum ein anderes Element, dass so vielseitig zum Spielen und Beobachten anregt wie Wasser. Es handelt sich dabei also um ein grundlegendes Element für sinnvolles Spielen, das gerade durch die Vielzahl seiner Verwendungsmöglichkeiten so attraktiv für das (kindliche) Spiel wird. So werden Kinder hier – ähnlich wie beim Spielen mit Sand oder Bausteinen – zu einem weitgehend uneingeschränkten Spielen animiert, da es nicht nur die eine „richtige“ Art gibt, mit Wasser zu spielen. Wasser ist aber auch in einem engeren Sinne von pädagogischem Wert, da es die Kinder bei ihrer natürlichen Neugierde packt, indem es zu einer Vielzahl von spielerischen Experimenten anregt und sie animiert Dinge auszuprobieren. Wasser ist zudem inklusiv, da es Kinder - ungeachtet ihrer körperlichen Verfassung, Alter, Sprache, Geschlecht, Kultur oder weiterer besonderer Merkmale – fasziniert, magnetisch anzieht und dazu verleitet, seine Struktur und Eigenschaften zu bespielen und zu erforschen.
Leider sind Spielanlagen, die all diese Erlebnisse rund ums Wasser möglich machen, oft nur in der warmen Saison des Jahres nutzbar.
Der Freizeitpark Bubenheimer Spieleland hat genau diese Diskrepanz als Aufgabenstellung genommen und nach einer Wasserspielanlage gesucht, die rund ums Jahr nutzbar ist und vielen Kindern unterschiedlichste Möglichkeiten bietet, ins Spielgeschehen einzugreifen. Inmitten einer großen und weitläufigen Picknickwiese entstand 2021 ein großes neues Spielareal.
Der ländlich gelegene und familiengeführte Freizeitpark liegt zentral zwischen den Städten Köln, Bonn und Aachen. Und ein wichtiges Motto des Parks ist es, wetterunabhängig zum Spielen einzuladen und dies nicht nur in der auch vorhandenen Indoorspielhalle.
Ein weiterer wichtiger Punkt zu dem Spielareal war, dass das Element Wasser als solches bespielbar wird, ohne Sand – damit Matschen an diesem Ort nicht stattfinden sollte.
Wasser: bespielbar
Wasser ist aber auch ohne Sand auf vielfältige Weise bespielbar, so lässt sich damit nicht nur planschen, sondern man kann es auch befahren, manipulieren, bewusst verspritzen, mit ihm rutschen, es beobachten, man kann es hören, ihm ausweichen und noch vieles mehr. All das versucht die entstandene Anlage zu ermöglichen und dabei intuitiv für eine möglichst heterogene Zielgruppe erlebbar zu machen. Insgesamt stand für das Projekt eine Fläche von insgesamt 2.240 m² zur Verfügung.
Die Grundidee hinter der Gestaltung einer ganzjährig bespielbaren Wasserspielanlage ist es, dass sie auch zum Zusammenkommen und Spielen anregt, wenn kein oder weniger Wasser im Spiel ist. Dieser Herausforderung ist die gestaltende Firma KinderlandParks zusammen mit ihrem Designer Gert Eussen mehr als gerecht geworden. So lässt sich an der Spielanlage, je nach Wetterlage, jedes einzelne Wasserelement zu- oder abschalten. Bei kälterem Wetter sind nur einige der Wasserspielelemente angeschaltet und bei gutem Wetter alle. Ein seitlich des Areals platziertes Technikhaus steht hierfür zu Verfügung. Das Dach dieses Häuschens bietet gleichzeitig einen Aufenthaltsort mit Überblick über die Spielenden.
Gesamtgestaltung: drei Spielbereiche
Die Gesamtgestaltung besteht aus drei Spielbereichen: der 14 Meter hohen Wasserspielanlage, einem 540 m² großen Fähr- und Floßbecken sowie einem interaktiven Bodenwasserspielbereich. Gefertigt aus massivem Stahl, verzinkt und hochwertig beschichtet mit tragenden Teilen aus Edelstahl, überragt die hohe Wasserspielanlage das Areal. Sie bildet das Zentrum der gesamten Spielgeländes, regt an zum Hinaufklettern und Hinab- und Emporschauen und ist schon von weitem sichtbar.
Ihre Spieltürme sind über verschiedene Wege erklimmbar, einerseits über unterschiedliche Ebenen, die in Form- und Materialvielfalt den Spielenden herausfordern, andererseits über einen großen Netzaufgang. Verarbeitet wurden hier Stahl, Netz, Seil, Holz und Gummi. Unterschiedliche Tast- und Fühlmomente sind so fast nebenbei erlebbar. Das Element Wasser wird durch die wellenförmige Gestaltung der Einzelelemente auch formensprachig wiederaufgenommen.
Alle Wege nach oben sind ohne Wasser und somit trocken zu erklettern, aber es sind auch überall Düsen eingebaut, so dass bei gutem Wetter ein neues, nasses Spielerlebnis ermöglicht wird. In den Rampen sind vielfältige Wasserdüsen eingearbeitet – von einem großen Wasserstrahl bis zum feinen Wasserspritzer. Sogar ein Regenduschen-Effekt ist integriert. Selbst in den Metallringen, die die Kletternetze halten, sind Sprühdüsen eingearbeitet.
Ein offensichtliches Highlight stellen hierbei zwei sehr große Wassereimer dar, die über den beiden Dächern der Spieltürme angebracht sind. Mit ihnen lassen sich Wasserfälle erzeugen und von allen Seiten beobachten und bespielen.
Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass die Düsen sowie auch die Wassereimer nicht automatisch spritzen und sich mit Wasser füllen, sondern aktiv von Besuchern am Boden befüllt werden müssen: Rund um die Anlage sind unterschiedlichste Pumpen angebracht, die die jeweiligen Features innerhalb der Anlage aktivieren. Die Pumpen sind barrierefrei erreichbar und die Betätigung erfolgt durch Drücken, Ziehen, Drehen, Pumpen oder Schieben. Motorisch findet hier jede*r seine Möglichkeit, aktiv auf das Geschehen innerhalb der Anlage Einfluss zu nehmen.
Hier können auch Mitspielende am Spielgeschehen teilhaben, die nicht bis nach ganz oben klettern wollen oder können. Nicht zuletzt dieser Aspekt prädestiniert die Anlage für inklusive Kooperationsspiele. Wer es nach ganz oben geschafft hat, den erwartet eine acht Meter hohe Tunnelrutsche. Die zweite Rutsche innerhalb der Spielanlage ist ein weiteres Highlight im Gesamtjahreskonzept; hier kann bei sehr gutem Wetter Wasser dazu geschaltet werden und schon hat man eine Wasserrutsche.
Die beiden Wassereimer ermöglichen nicht nur das Element als Spritzwasser oder direkt als Dusche zu erleben, sondern kombiniert mit einer untergehbaren, transparenten Kunststoffscheibe, auf die sich das Wasser zuerst ergießt, lässt sich die Kraft von einer Menge Wasser auch trocken erleben. Hier werden alle Sinne angesprochen. Wasser in solcher Menge hat eine ganz schöne Lautstärke und Wucht, wenn man direkt darunter steht.
Das Farbkonzept der großen Spielanlage ermöglicht es, dass man die Hauptleitungen, an denen das Wasser manipuliert werden kann, nachvollziehen kann. So sind die Stahlpfosten, die auch als Wasserleitung fungieren, farblich abgesetzt.
Am Boden lassen sich aber nicht nur Düsen innerhalb der großen Spielanlage betätigen. Eine 19m lange Holzwand animiert zu einer Vielzahl weiterer Aktivitäten, mit denen mehr Wasser ins Spiel gebracht werden kann – diesmal aber am Boden. Spritzende Felsen und Wasserfontänen im Boden können genauso angeschaltet werden, wie große vertikale, wellenförmige Spritzrohre. Hier geben einfache Piktogramme den Hinweis darauf, welches Spielobjekt man gerade durch Drehen, Drücken oder Ziehen aktiviert. Das ebenerdige Wasserspiel ist sowohl für Kleinkinder als auch für Menschen mit Beeinträchtigung eine gute Möglichkeit das Element Wasser in seiner Reinform zu erfahren.
Ursprünglich sahen die Pläne hier noch vor, Kanäle und Stauwehre in das Spiel zu integrieren. Aber durch die bewusste Vermeidung von Stolperfallen in der ebenerdigen Gestaltung ermöglicht die Anlage gerade auch ein Spielen von einer großen Anzahl von Mitspielern. Die Bodenwasserspielfläche mit seinen vielfältigen Fontänen ist somit auch für größere Gruppen und somit für diverse Kooperationsspiele eine gern genutzte Anlaufstelle.
Die gesamte Anlage ist so gestaltet, dass immer mindestens zwei Sinne angesprochen werden, so dass ein inklusives Spiel immer möglich ist. Gerade in der großen Anlage, aber auch an der Holzwand, um das Bodenspiel zu betätigen, finden sich überall farbige Kunststoffscheiben. Die Durchblicke bieten von unterschiedlichen Höhen nicht nur einen Perspektivwechsel auf das Spielgeschehen, sondern lassen die Welt in neuem farbigem Licht erscheinen. Hinter der langen farbigen Holzwand befindet sich der dritte Teil des Spielareals. Ein 540 m² großes rechteckiges Wasserbecken bietet hier dreierlei Spielmöglichkeiten und noch viel mehr Varianten.
Im vorderen Teil des Beckens gibt es zwei Fähren, die die exakt gleiche Streckenlänge zurücklegen können. Die mögliche Wettkampfsituation lädt auch hier gerade Gruppen ein, ins Spiel gegeneinander zu treten. Aber auch ein gemütliches „Hinüberschippern“ ist natürlich möglich. Mit weniger Kraftanstrengung, aber dennoch durchaus mit Herausforderungen verbunden, ist der Wackelsteg. Hier sind unterschiedliche Pontons aus Holz miteinander verbunden. Die Oberflächen sind alle unterschiedlich ausgestaltet, so dass insbesondere der Gleichgewichtssinn geschult wird - ein Barfußpfad über dem Wasser. Zusätzlich sind die Pontons unterschiedlich stark befestigt, so dass der Weg mal mehr, mal weniger wacklig ist. Das Spiel mit dem Gleichgewicht steht hier voll und ganz im Vordergrund.
Direkt daneben ist der Rest des Wasserbeckens frei gegeben für Holzflöße, die man stakend über die Fläche bewegen kann. Wie viele Kinder passen auf ein Floß? Wie stark darf gewackelt werden, bevor man nass wird? Bekommt man das Floß der Mitspielenden zum Kentern? Diese und andere Forscherfragen können sich die Mitspieler hier auch nicht zuletzt in Rahmen von Rollenspielen beantworten. In diesem Areal kennt das freie Spiel auf der Wasserfläche kaum Grenzen. Schiff ahoi!
Fazit
Zusammenfassend stellt diese Anlage im Bubenheimer Spieleland also ein gutes Beispiel für einen Wasserspielplatz dar, der auf vielfältige Weise und ganzjährig ein Publikumsmagnet sein kann. Jedes Einzelelement für sich kann dabei mit Sicherheit auch als Inspirationsquelle für zukunftsweisende Planungen kommunaler Träger dienen.