Von Astrid Subatzus (Subatzus & Bringmann GbR, Büro für Baumbegutachtung und Landschaftsarchitektur)
Die Stadt Lübbenau/Spreewald beschloss im Jahr 2016, einen Themenspielplatz in der Altstadt von Lübbenau im Herzen des Spreewalds zu errichten.
Zunächst wurde ein Ideenwettbewerb für einen Themenspielplatz im vorgelagerten Grüngürtel der Altstadt ausgelobt. Unter Würdigung der historischen Altstadt, des Biosphärenreservats, der Wasserlandschaft und des staatlich anerkannten Erholungsortes sollten Ideen für einen Themenspielplatz entstehen.
Von den 3 eingereichten Wettbewerbsbeiträgen überzeugte der Entwurf des Büros Subatzus & Bringmann GbR die Stadtverwaltung und die Bürger am meisten. Der Titel „Spreewaldreich“ verspricht viel Spreewaldtypisches, das sich im Entwurf auch wiederfindet. Dazu zählen vor allem bekletterbare Heuschober, spreewaldtypische Blockhäuser und lange Fischreusen zum Klettern, eine Unter-Wasser-Welt mit vielen Fischen, Sitzpodeste in Kahnform oder Stelen, auf denen die umfassende Sagenwelt des Spreewaldes nachgelesen werden kann.
Die Ideen für die Gestaltung des Spielplatzes liefert die gewässerreiche Landschaft, in die die Stadt Lübbenau eingebettet ist. Der Spreewald mit all seinen Besonderheiten ist das gestaltgebende Thema. Er ist reich an Wasser, Wald, Wiesen, Tieren und Traditionen – ein echtes Spreewaldreich.
Neben der Spielfunktion soll der Spielplatz weitere Aufgaben erfüllen:
Darstellung der sorbischen Kultur und der Sagenwelt
Dokumentation der Lebens- und Arbeitsweise der Menschen im Spreewald
Aufzeigen der naturnahen Landschaft, die durch zahlreiche Wasserläufe geprägt ist
Treffpunkt für alle Generationen durch entsprechende Angebote.
Das Plangebiet des zukünftigen Themenspielplatzes befindet sich vor den Toren der Lübbenauer Altstadt zwischen Bahnhof und Marktplatz. Über die unmittelbar angrenzende Poststraße erfolgt die Erschließung, von der aussichtsreiche Blicke auf den Spielplatz bestehen.
Der Haupteingangsbereich besteht zwischen vorhandenem Parkplatz und dem Großen Stadtgraben. Der vorhandene unbefestigte Weg in diesem Bereich wurde mit Pflaster barrierefrei befestigt. In ca. 40 Metern Entfernung zur Poststraße erweitert sich die Hauptzuwegung zu einer platzartigen Situation. Neben der Funktion als Wegekreuzung ist sie Treffpunkt, gibt Informationen zum Spielplatz und bietet Möglichkeiten zum Verweilen. Von dort aus gelangen die Besucher sowohl in den kleinen nördlichen als auch in den großen südlichen Spielbereich. Aufgrund des Zusammentreffens unterschiedlicher Verkehrsarten in diesem Kreuzungsbereich sind verkehrsberuhigende Maßnahmen erforderlich. Dementsprechend sind vor und nach dem Kreuzungsbereich jeweils ein Belagswechsel von glatter zu rauer Oberfläche sowie im Kreuzungsbereich eine Art Zebrastreifen mit geschwungenen, wellenförmigen Streifen zur Erhöhung der Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmer ausgeführt worden.
Die Einbindung des spreewaldprägenden Elements Wasser erfolgt im Eingangsbereich am Großen Stadtgraben, in dem dieser an zwei Stellen verbreitert wird. Dadurch erfährt der Graben eine Öffnung und wird für jedermann erlebbar. Eine Grabenaufweitung ist als Kneippanlage zum Wassertreten konzipiert. Zwei Treppenanlagen in der Böschung führen auf das Niveau des Grabens, in dem ein 8,50 Meter langer Handlauf fest verankert wird. Die zweite, östlich gelegene Grabenaufweitung bietet eine spannende und anspruchsvolle Möglichkeit das andere Ufer des Großen Stadtgrabens zu erreichen. Trittsteine in Form von Findlingen bilden einen Pfad durch den Graben. Um das Unfallrisiko gering zu halten, beträgt der Abstand zwischen der Grabensohle und der Oberkante der Findlinge im Graben nicht mehr als 30 cm. Für gewöhnlich liegt der Wasserstand des Grabens bei nicht mehr als 20 cm. Bei höherem Wasserstand werden die Findlinge überspült und sind damit nicht mehr begehbar. Das Spielen am Wasser ist für Kinder eine wichtige Erfahrung. Vom Kreuzungsbereich zweigt ein Weg zum nördlichen Spielbereich ab. Eine leicht gebogene Holzbrücke führt zukünftig über den Großen Stadtgraben und verbindet die dort schon vorhandenen Spielmöglichkeiten mit den geplanten. Zu den vorhandenen Spielgeräten gehören ein Kletterhaus mit Rutsche, eine Sitzgruppe, eine Wackelplatte, eine Wackelente sowie das Spielobjekt „Gurke“. Die Holzspielgeräte bestehen aus Robinie und wurden im Zuge der Maßnahme aufgewertet und repariert. Von der Brücke wurde eine Wegeverbindung zu den vorhandenen Wegen geschaffen. Dabei wurde die Materialität beibehalten (Pflasterzeile aus Granit und Splittdecke).
Der große südliche Spielbereich wurde vollständig eingezäunt und wird regelmäßig abends abgeschlossen, um Vandalismus und unerwünschte nächtliche Besuche einzudämmen. Im Haupteingangsbereich wurde ein Schiebetor mit fünf Metern Durchgangsbreite eingebaut. Ein zweites 1,5 Meter breites Tor befindet sich südlich des Parkplatzes. Die gesamte Spielanlage wird durch fließähnliche Wege bestimmt, die die offenen Wiesenräume durchziehen. Vom Rundweg können alle Spielangebote barrierefrei erreicht werden. Die Wegebreite beträgt 1,5 Meter. Neben der Erschließungsfunktion kann der Rundweg auch als Rollerbahn oder Joggingstrecke genutzt werden. Der Belag wurde in sand- bis beigefarbenem Asphalt hergestellt, so dass Kinderwagen, Rollatoren und Roller beste Fahrbedingungen vorfinden. Entlang des westlichen Weges erstreckt sich von Nord nach Süd ein Band aus mehreren Spielbereichen mit unterschiedlichen Anforderungen für jede Altersstufe.
Für die 0- bis 3-Jährigen ist eine Unter-Wasser-Welt unmittelbar südlich des Schiebetores zu erleben. Die Vielfalt der vorkommenden Fischarten hat angeregt, dieses Bild im Spiel aufzuzeigen. Ein weitläufiges Sandspiel (ca. 100 Quadratmeter) mit Backtischen in Fischform und einer kleinen Wasserspielanlage ist für die Jüngsten vorgesehen. Durch die Elemente Wasser und Sand werden die Sinne angeregt und die Kreativität gefördert. Der Trinkwasseranschluss für das Wasserspiel erfolgt vom bestehenden Anschluss auf dem Parkplatz. Vom Sandspiel deutlich getrennt erwartet die Jüngsten eine große Karpfenschaukel sowie Fischkästen, wie sie im Spreewald an jedem Gehöft gebraucht wurden, und die hier auf dem Spielplatz zum Durchkriechen und Aufsteigen einladen. Geschicklichkeit kann an den Kletterquappen getestet werden. Mehrere Wackelfische bilden einen Stichlingsschwarm und runden das Bewegungsangebot für Kleinkinder ab.
Im Netz- und Reusenparadies geht es weiter an Land. Die Reusen befinden sich noch im Wasser, die Boote bereits auf dem Wasser. Die 4- bis 12-Jährigen können Fische und andere „Schätze“ durch die Reusen bis in die einzigartigen, spreewaldtypischen Blockbohlenhäuser auf Stelzen bringen. Das erfordert Geschicklichkeit und Mut, fördert aber auch die motorischen Fähigkeiten der Kinder. An Spaß ist auch gedacht, wenn zu zweit auf einer breiten Rutsche aus dem Haus heraus gerutscht werden kann. Ein Erlenwald aus langen Holzpfosten, bestückt mit unterschiedlichen künstlich geschaffenen Hindernissen, motiviert zum Erklettern des als Niedrigseilgarten gestalteten Parcours. Damit wird die allgemeine Koordination der Kinder herausgefordert. Mehrere Schaukeln nebeneinander laden zum Um-die-Wette-Schaukeln ein.
Beim Spielbereich „Blick ins Land“ befinden sich die Kinder sinnbildhaft auf dem Trockenen. Heuschober sind ein Symbol für den Spreewald, wohl auch, weil sie durch ihre Größe in den Wiesenlandschaften sofort ins Auge fallen. Sie zeugen von getaner Arbeit und haben anfangs den angenehmen Duft von frischem Heu. Die bis zu drei Meter hohen Heuschober stehen im Fallschutzsand und laden zum Spielen ein. Aus rauem Beton gefertigt, ähnlich wie künstliche Kletterfelsen, laden sie größere Kinder ab 10 Jahren zum Erklettern ein. Dazu braucht es körperliche Fitness, Geschicklichkeit und Ausdauer. An Klettergriffen oder mit Seilen kann die Spitze erklommen werden. Belohnt wird der Nutzer durch einen guten Ausblick oder eine Verbindung über Seile zum nächsten Heuschober. Auf der nahen Wiese werden einzelne Heuschobergerüste aufgestellt. Sie dienen belattet als Podest oder Bühne, unbelattet als Sitzbalken, zum Balancieren oder sogar beim Erntefest zum gemeinsamen Herstellen eines originalen spreewaldtypischen Heuschobers nach der Wiesenmahd. Die Spielplatzgeräte wurden vom Unternehmen SIK-Holz aus Langenlipsdorf gefertigt.
Willkommen auf der Fitness-Insel
Wer etwas für sein körperliches Wohlbefinden tun will, ist besonders auf der Fitness-Insel willkommen. Rudergerät, Kajaktrainer und Sit-Up-Bank laden ein, um sich für die nächste Paddeltour vorzubereiten. Die Calisthenics-Anlage, eine funktionelle und vielfach einsetzbare Krafttrainingsstation, ermöglicht muskelbetonten Sport, der sich durch einfache Trainingsmethoden und vollen Körpereinsatz auszeichnet. Neben Klimmzugstangen (Reckstangen) und Parallelbarren finden sich hier horizontale und vertikale Leitern sowie Abwandlungen dieser. Als Fallschutz wurden Hackschnitzel eingebaut, da der Weg-Spiel- Effekt nicht so groß ist wie bei Sand und sich eine relativ ebene Fläche ausbildet.
Auf dem Sagenplatz im Osten des Spielplatzes können die wichtigsten Sagen der Region auf Stelen nachgelesen oder vorgelesen werden. Sitzmöglichkeiten laden zum Zuhören ein. Diese alten Sagen sollten auch an die nächste Generation weitergegeben werden, weshalb dieser Platz auch als Mehrgenerationenplatz bezeichnet werden kann. Er ist ein Ort, wo einander zugehört wird.
Auf einer Wiesenfläche zwischen Parkplatz und dem Reusenparadies stehen drei Spielhäuschen. Die typischen Spreewaldhäuschen mit den Schlangenköpfen am Giebel als Schutz vor Unglück sind eine Kahnwerkstatt, eine Ölmühle und ein Gurkenverkaufsstand. Sie machen es den Kindern möglich, selbst in die Rolle einer Spreewälderin zu schlüpfen und z. B. Gurken zu verkaufen.
Zur besonderen Ausstattung gehören Sitzpodeste in Kahnform, die an die spreewaldtypischen Kähne erinnern. Zudem soll das Blütenmuster der sorbischen Trachtenröcke den Besuchern immer wieder auf dem gesamten Gelände begegnen. Das in Metall eingeätzte Blütenmotiv wurde auf einer Lattenbreite des Sitzpodestes eingefügt und erscheint auf den Schriftplatten des Sagenplatzes.
Der südliche Bereich des Spielplatzes ist als extensiv gestalteter Bereich der Naturbeobachtung und -erkundung vorbehalten. Die vorhandenen Obstbäume wurden im Süden ergänzt und eine Naschhecke lädt zum Probieren und Kennenlernen von Wildobst ein. Wildblumenwiesen können für Kräuterführungen genutzt werden und sind für Insekten wahre Paradiese, die wiederum zum Beobachten animieren. Der auf dem Gelände im Bereich des geplanten Sagenplatzes vorhandene Schwalbenturm wurde in den südlichen Bereich umgesetzt.
Der vorhandene Baumbestand wurde weitestgehend erhalten und um weitere Großgehölze ergänzt, die im Laufe der Zeit Schutz vor Sonne bieten und raumbildend für die große Spielanlage wirken. Wellenförmige Pflanzflächen aus Sträuchern sowie Pflanzbänder aus Stauden und Gräsern unterstreichen die Gestaltung des wasserreichen Spreewaldreiches. Alle restlichen Flächen wurden als frei bespielbare Rasen- und Wiesenflächen angelegt.
All diese Leistungen haben es ermöglicht, dass Jung und Alt in das Leben im Spreewald eintauchen können. Bürgermeister Helmut Wenzel freut sich über das Ergebnis. „Es ist uns gelungen, ein wirklich einzigartiges Spreewaldreich für Kinder verschiedener Altersgruppen in Lübbenaus Altstadt zu schaffen und damit gleichzeitig die Attraktivität des Ortes für Familien zu erhöhen. Für die Stadt war es von Anfang an wichtig, einen Spielplatz unter Würdigung der historischen Altstadt, des Biosphärenreservates, der Wasserlandschaft und des staatlich anerkannten Erholungsortes zu konstruieren. Wir sind uns sicher, dass diese Punkte sehr gut gelungen sind und der Spielplatz sich hervorragend in das Stadtbild integriert sowie Begeisterung bei den Gästen hervorrufen wird.“
Weitere Informationen:
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