Mit Laternenmast und Gehwegplatte gegen Übergewicht
Mit dem Programm SAFARIKIDS lernen 8- bis 12-Jährige, spielerisch die eigene Umgebung zu erkunden – auf dem Schulweg, zuhause oder auf dem Spiel- oder Bolzplatz.
Auf den ersten Blick ist es eine ganz normale Turnstunde, die die Kinder gerade in einem Vorort von Frankfurt absolvieren. Ein buntes Rudel Kinder in Turnhosen und T-Shirts, eine Übungsleiterin, eine Turnhalle mit Glasbausteinen. Hört man der Trainerin jedoch bei ihren Erklärungen zu, erinnert es eher an eine Mischung aus Urwaldtour und Stadtrundgang.
Mal werden die Kinder vom Dschungelwind angepustet, mal sind sie Kameltreiber – um sich kurz danach an Laternenmasten zu drehen oder das Muster der Gehwegplatzen abzuhüpfen.
„Die Kinder sollen neue Wege, Räume, Arten von Materialien für die Bewegung entdecken. So wird Aktivsein selbstverständlich in den Alltag integriert. Das ist etwas, was den Kindern heute vielfach fehlt“, sagt Professor Dr. Petra Wagner von der Universität Leipzig, die das Konzept nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgearbeitet hat. „Oasen der Bewegung müssen sich ältere Kinder zwangsläufig selbst suchen, weil der klassische Spielplatz mit Rutsche und Sandkasten für die 8- bis 12-Jährigen häufig nicht mehr attraktiv ist“, sagt Wagner. Bei der Gelegenheit entdecken die Kinder auch jene Bolzplätze, Halfpipes Tischtennisplatten, die ihnen in ihrer Umgebung bisher gar nicht aufgefallen sind.
Seit diesem Jahr wird das SAFARIKIDS-Programm in den meisten Bundesländern von der DAK in Zusammenarbeit mit Turnvereinen vor Ortangeboten. In jeder Stunde steht eine „Safari-Tour“ durch verschiedene alltägliche Aktionsräume auf dem Programm. Der Kurs geht über zwölf Wochen, an deren Ende eine finale Anschluss-Safari steht. „Diese findet nicht in der Sporthalle statt, sondern idealerweise im Freibad, bei einer Nachtwanderung oder mit einer Radtour“, sagt Wagner.
Die DAK sieht in dem SAFARIKIDS-Programm einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsförderung: „Alle Krankenkassen beobachten heute die Zunahme von Krankheiten, die einen inaktiven Lebensstil als Ursache haben. Stärker als früher versorgen wir Menschen, die an Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Rückenproblemen leiden. All das erfordert kostenintensive Behandlungen, deren Ursachen weit in der Vergangenheit liegen und größtenteils nicht mehr behoben werden können“, erklärt DAK-Sportexperte Uwe Dresel. „Im Übrigen ist heute unstrittig, dass auch psychische Störungen, Stress und Schulprobleme mit Bewegungsmangel zu tun haben und sich auf das Essverhalten auswirken“.
Der Titel SAFARIKIDS steht für die Eigenschaften selbstbewusst, aktiv, fit, ausgeglichen, robust und integriert. Zum Programm gehört nicht nur das Aufspüren eigener Bewegungsgewohnheiten, sondern auch die der Eltern. Sie müssen ebenfalls Tour-Aufträge bearbeiten, und motivieren die Kinder zusätzlich. „Wir haben schon einige Familien auf Entdeckungstour in ihren Alltag geschickt, und mancher Vater hat uns bestätigt, dass in ihm mehr Faultier steckte als er wahrhaben wollte“, erzählt Wagner. Begrifflichkeiten aus der Tierwelt ziehen sich wie ein roter Faden durch das Programm.
Weil Aktivsein nicht ohne Essen und Trinken geht, wird zum Kurs die FitFood-Entdeckungstour angeboten. „Ein ganzheitliches Verständnis von Gesundheit erfordert bei übergewichtigen und vorwiegend inaktiven Kindern nicht nur ein Bewegungsprogramm, sondern auch eine Schulung in den Bereichen Ernährung sowie Selbstmanagement und Verhaltensmodifikation“, erklärt Wagner.
Die Kurse werden von den Krankenkassen bezuschusst. Mehr Informationen gibt es unter www.dak.de/safarikids
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