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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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16.06.2020 - Ausgabe: 3/2020

Der Spielplatz als nachhaltige Attraktion

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© OBRA-Design

Den Gästen immer wieder neue Attraktionen zu bieten und neue Geschäftsfelder zu erschließen, ist für Betriebe der Freizeitwirtschaft unerlässlich und oft Schlüssel zum Erfolg. Die Konkurrenz schläft schließlich nicht, und so wird mit immer neuen Ideen um die Gunst der Besucher gebuhlt. 

Die Kundengruppe Familien mit Kindern im Vorschul- und Schulalter erreicht man heutzutage durch ein vielschichtiges Angebot, welches die Bedürfnisse der einzelnen Familienmitglieder befriedigt. Ziel ist es, eine Attraktion zu schaffen, die eine nachhaltige Erinnerung und so den Wunsch auslöst, dieses Erlebnis durch einen erneuten Besuch aufzufrischen. 

Kundenbindung ist nicht nur in der Freizeitwirtschaft ein Thema. Auch Shopping-Centers versuchen zusätzlich zum Grundangebot der namhaften Stores mit erweiterten Leistungen Familien mit Kindern anzusprechen. Vielfach wird in diesen Einkaufsmeilen Kinderbetreuung angeboten, um den Erwachsenen ein ungestörtes Einkaufserlebnis zu ermöglichen und so die Umsätze zu steigern.  

Entscheidend für das Shopping-Center ist dabei, dass sich die Kinder in der Betreuung wohl fühlen und ein Erlebnis geschaffen wird. Schließlich entscheiden Kinder mit, wie die Freizeit der Familie gestaltet wird. 

Ein immer beliebter werdendes Mittel, dieses Angebot für Familien zu generieren, sind Spielgeräte. Ob nun wegbegleitend an Wanderwegen, als Spielplatz mit mehreren Geräten oder als atemberaubende Attraktion – Spielplätze können ganz nach den individuellen Bedürfnissen und Wünschen ausgeführt werden und so als Bereicherung bei bestehenden Attraktionen, als neues Angebot oder bis hin zum Alleinstellungsmerkmal fungieren. Und dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Spielplätze im Outdoor- oder Indoor-Bereich handelt. Nachfolgend werden vier Projekte vorgestellt, in denen der Spielplatz zwar in seiner Wichtigkeit für jeden Betreiber eine unterschiedliche Rolle einnimmt, er aber für alle ein Marketinginstrument geworden ist, um Familien anzusprechen und so über Umwege mehr Umsätze zu generieren. 

 

Spielplatz am Gipfel des Schattberg

Saalbach-Hinterglemm ist eine bekannte Wintersportregion im Bundesland Salzburg in Österreich. Um die Region auch im Sommer für Gäste attraktiv zu gestalten, wurden und werden zahlreiche Attraktionen für unterschiedliche Besuchergruppen geschaffen. 

Familien versucht man unter anderem mit dem Spielplatz am Gipfel des Schattbergs in 2.020 Meter Seehöhe anzusprechen. Zuerst erfolgt eine spannende Fahrt mit der Seilbahn „Schattberg X-press“ über zwei Abschnitte zum Gipfel. Dort angelangt finden speziell Kinder ab dem Schulalter einen attraktiven Spielplatz vor. Neben Spielplatz-Klassikern wie Schaukeln oder einer Hangrutsche besteht die Ausstattung aus einem Niedrigseilgarten, welcher im TriMo-System des Herstellers obra geplant und gefertigt wurde. Dieses System ist speziell für Heranwachsende ab etwa zehn Jahren entwickelt worden und fördert stark das räumliche Vorstellungsvermögen, die Koordination sowie die Muskulatur der Schultern und des Rückens. Letzteres stellt einen wichtigen Ausgleich zu den vielen sitzenden Tätigkeiten dar. Durch die leichte Hanglage des Spielplatzes, welche nach diesem in einen steileren Teil übergeht, entsteht ein tolles Erlebnis auf der Doppelseilbahn. Beim Auspendeln bekommt man fast den Eindruck ins Tal segeln zu können.

Für Begleitpersonen gibt es einige Hängematten oberhalb des Spielgeländes, von denen man einerseits dieses gut einsehen und andererseits die atemberaubende Schönheit der Natur genießen kann. 

Das Angebot am Berg wird durch einen Gastronomiebetrieb und die Anbindung von Wanderwegen abgerundet. Der Bergbahnbetrieb verwendet diesen Spielplatz mit einzigartiger Lage als Marketinginstrument für den Sommertourismus und generiert damit zusätzliche Bergfahrten außerhalb der Wintersaison. 

 

Shopping Center im Salzkammergut

Im Salzkammergut Einkaufspark setzt die Geschäftsleitung des Shopping Centers auf familienfreundliche Angebote. Zentrum dieses Angebots ist das KiZi – ein betreuter Indoor Spielbereich mit regionaler Thematisierung. 

Dem Center-Management war in der Konzeptphase wichtig, dass die landwirtschaftlich geprägte Landschaft des Salzkammerguts aufgegriffen wird. Darüber hinaus sollte zur Stadt Gmunden, in der das Shopping Center liegt, Bezug genommen werden. 

Herzstück des KiZi ist eine zweistöckige Indoor-Spielanlage im rombox-System des Herstellers obra, wobei die Stirnseite einem für das Salzkammergut typischen Bauernhof nachempfunden wurde. Die Wahl fiel auf dieses Produkt, weil es aus nachhaltigen Rohstoffen gefertigt wird und so zum Wohlfühlklima im KiZi beiträgt. Das Erdgeschoss der Anlage ist mit einer Kleinkinderrutsche, einem Kaufmannsladen, einer Küche und diversen Motorik- und Optikelementen den kleineren Besuchern vorbehalten. Auf der oberen Ebene bieten Netzbrücken, ein Wackelpodest, ein Kreisel, eine Boulderwand, diverse Kletterelemente sowie eine Röhrenrutsche genügend Platz zum Austoben. 

Natürlich dürfen auf dem Bauernhof die Tiere nicht fehlen. Als Abtrennung zu einem Krabbler- und Ruhebereich wurde ein Spielzaun mit kindgerechten Darstellungen von Tieren entwickelt. Neben der niedlichen Optik bietet die Abtrennung viele taktile, optische und bewegliche Elemente. Als Ruheinseln wurden kleine Zelte vorgesehen, die zu einem Zentrum ausgerichtet sind. So kann der Bereich wunderbar zum Vorlesen genutzt werden. 

Die Verbindung zur Stadt Gmunden, die am Traunsee liegt, wurde durch einen individuellen Spielteppich, der mit den wichtigsten Straßenzügen und Sehenswürdigkeiten versehen ist, sowie einem kleinen Steg, der von der Indoor-Anlage zu einem Aquarium und dem nachgebildeten See am Fußboden führt hergestellt. Der Stadtturm von Gmunden wurde ebenso als Konnex verwendet und findet sich in der Ausstattung als Buchregal, das die Form eines Turms besitzt wieder. 

Neben der hochwertigen Ausstattung mit viel Spielwert wurde auf ein Wohlfühlambiente geachtet, wodurch das KiZi von Eltern und Kindern außergewöhnlich gut angenommen wird. Gemeinsam mit den flankierenden Maßnahmen ist die Kinderbetreuung zu einem Marketinginstrument des Shopping Centers geworden. 

 

Freizeitpark Pullman City

Im idyllischen Eging am See im Landkreis Passau befindet sich die Pullman City, ein Freizeitpark ganz im Stil der Pionierzeit des 19. Jahrhunderts im Westen der USA. Der Park wurde 2011 von neuen Gesellschaftern und neuer Geschäftsleitung übernommen. Die neue Leitung griff das alte Konzept auf und erweiterte die Zielgruppen. Um künftig verstärkt Familien anzusprechen, wurde unter anderem in einen thematisierten Spielplatz, den „Little Pullman“ investiert und dem Spielgeräte-Hersteller obra-Design das Vertrauen geschenkt. Es handelt sich dabei um eine Kombinationsanlage mit einer Verkleidung im Stil einer Western-Stadt, einem Fort und einem Riesen-Tipi mit Wendel-Röhrenrutsche. Die Neuausrichtung des Parks erreichte die Zielgruppe und so wurde schon nach kurzer Zeit in eine neue Spielanlage, den Abenteuer-Trail investiert. Zwei parallel verlaufende Linien mit unterschiedlichen Balancier-, Kletter-, und Hangelelementen in zwei Schwierigkeitsgraden ermutigen Kinder, Heranwachsende und Erwachsene gleichermaßen ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. 

Nach einigen Jahren und stetiger Steigerung der Besucherzahlen ist der Abenteuer Trail an seine Kapazitätsgrenze gestoßen und wurde 2019 großzügig mit neuen Elementen erweitert. Um den Benutzerdruck zu reduzieren, wurde zusätzlich an einer weiteren Stelle im Park eine im Western-Stil thematisierte Kombinationsanlage, ein Kletter-Kaktus und eine Federwippe „Wildpferde“ installiert. An diesem Spielplatz an einer zentralen Weggabelung im Park wird einerseits das Rollenspiel durch die Thematisierung, die Nischen sowie die „Veranda des Sheriffs“ mit wiegendem Schaukelstuhl gefördert. Andererseits bietet die Kombinationsanlage viele Kletterelemente, die auf den ersten Blick nicht unbedingt augenscheinlich sind. Somit wird die Kreativität der Benutzer geweckt. 

Für die Saison 2019 wurde in der Pullman City für eine Karl May Show eine entsprechende Arena mit Bühne errichtet. Dafür musste ein bestehender Wasserspielbereich weichen. Als Ersatz entschieden sich die Geschäftsführer für einen großzügigen Wasserbereich bestehend aus einer Wasserspielkombination aus Wasserrinnen und Wassertischen, einer Rutschrinne sowie einer Schirmbrause. Letztere ist ein herrliches Vergnügen an heißen Tagen. An vier Stellen können die Besucher durch Ziehen an einer Kette einen Wasserschirm erzeugen, in dessen Zentrum man (vorerst) trocken bleibt. Nach einigen Sekunden wird der Wasserdruck jedoch geringer und der Schirm fällt zusammen und eine kleine Abkühlung ist die Folge. 

Familienattraktion und Ausflugsziel

Im österreichischen Zillertal überlegten die Finkenberger Almbahnen gemeinsam mit einem Gastronom und Grundbesitzer am 2095 Meter hohen Penken eine Familienattraktion zu schaffen, die ihres Gleichen sucht, um ein Ausflugsziel zu schaffen und somit die Einnahmen für den Bergbahnbetrieb und die Gastronomie im Sommer zu steigern. Klar war, dass sich diese um das existierende Maskottchen, den Pepi - ein liebenswerter Bär in Zillertaler Tracht, der in seinem Aussehen und seinen Proportionen einem Kuscheltier nachempfunden ist – drehen muss. Doch wie wird aus einem Kuscheltier ein Highlight, das Besucher in Staunen versetzt? Und wie schafft man es, aus diesem Kuscheltier einen USP zu machen? 

Die Protagonisten wandten sich an einige Spielgerätehersteller und beauftragten sie mit der Entwicklung eines Konzepts. Dabei setzte sich das Unternehmen obra-Design mit seinen Ideen durch. Mittelpunkt dieser Ideen ist eine 8,5 Meter hohe Skulptur des Maskottchens, welche im Inneren bespielbar ist. Durch die Beine kann die Anlage betreten werden und bietet im Erdgeschoß Spielangebote,wird um die das Rollenspiel anregen. Darüber hinaus sind einfache Kletterelemente sowie Motorik- und Optikpaneele integriert und sprechen somit hauptsächlich Kleinkinder an. Über unterschiedliche Aufstiege können im Inneren zwei weitere, höher gelegene Ebenen erreicht werden. Alle Ebenen sind bewusst verwinkelt und mit weiteren Kletterelementen wie einem Raumnetz oder einer Kletterwand ausgestattet, um den Spielwert möglichst hoch zu gestalten. Von der ersten Ebene führt eine offene Edelstahlrutsche wieder ins Freie, die zweite Ebene ermöglich den Zugang zu zwei Spieltürmen. Diese sind über Hängebrücken, die in schwindelerregender Höhe gespannt sind, erreichbar. Der Mut diese zu überqueren wird durch eine rasante Rutschfahrt über eine der zwei Edelstahl-Röhrenrutschen belohnt.

Für die kleineren Gäste wurde vor dem riesigen Bären ein Kleinkinderspielplatz mit Sandkiste, Irrgarten, Trampolinen, bodennahen Balancierelementen und einem Hüpfkissen vorgesehen. 

Dieses neue Highlight am Penken wurde schnell weit über die Grenzen des Zillertals hinaus bekannt. Darüber hinaus war der Auftraggeber von der kurzen Ausführungszeit und der hohen Qualität beeindruckt. Daher wurde das ursprüngliche Konzept weiterverfolgt und obra-Design mit der Herstellung von Pepis‘ Klettergarten beauftragt. Das Marketing freut eine stufenweise Erweiterung der Attraktion, da somit jedes Jahr neue Attraktionen beworben werden können. 

Anhand dieser Projekte wird klar, dass der Spielplatz in der Freizeitwirtschaft längst über das angestaubte Klischee von Rutsche / Sandkasten / Schaukel hinweggekommen ist, und durchaus als eine Investition gesehen wird, um bestehende Besuchergruppen besser anzusprechen bzw. neue Besuchergruppen zu erschließen.

 

 

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