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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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16.06.2020 - Ausgabe: 3/2020

Planung und Ausführung von Spiel- und Freizeitgeräten für das Shopping Center NOVA®

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© Proludic GmbH

Die Shoppingcenter haben sich in Deutschland in den letzten Jahrzehnten zu einem wichtigen Treffpunkt für viele Kunden entwickelt. Sie bieten den großen Vorteil für den Kunden, eine breite Vielfalt an Branchen unter einem Dach zu konzentrieren. Da Handel bekanntlich Wandel heißt, mussten sich die Center dabei stets dem Kaufverhalten der Kunden anpassen. Auch für die Zukunft bedeutet das, stets attraktive Angebote und Erlebnisse für ein nachhaltiges Kundenerlebnis zu schaffen. Durch den sich in den letzten Jahren ausbreitenden eCommerce über digitale Marktplätze verteilen sich die Konsumentenströme zusätzlich ins Internet. Warum die eigenen vier Wände noch verlassen, um Kleidung, Schuhe und Co. zu erwerben? Durch Clicks und Warenkörbe in Tablets und Smartphones lassen sich vor allem die Einkäufe im Non-food Segment bequemer vom heimischen Sofa aus tätigen, als unter Zeitverlust ein Einkaufszentrum anfahren zu müssen. 

Wie können die Betreiber der Center die Kunden begeistern und den Strömungen entgegenwirken? Und was hat das mit Spiel- und Bewegungsräumen zu tun?

Viele Shoppingcenter haben die Notwendigkeit von Kundenbindung über das Shop-Angebot hinaus längst erkannt und begegnen den Abwanderungen von Verbrauchern durch einen tiefgreifenden Wandel der Center. Zeichneten sich die Malls bislang als reiner Anbieter klassischer Retail-Flächen aus, entstehen jetzt teilweise aufgerüstete Erlebnis-Malls. Dabei schaffen die Betreiber zusätzliche Anreize, Besucher in die Malls zu führen und die Verweildauer auszudehnen. Die Mall entwickelt sich zum Publikumsmagnet für Familienerlebnisse, Events und Freizeitgestaltung. Neben saisonal betriebenen Eisbahnen, Kletterlandschaften und Kino runden abwechslungsreiche Spielflächen das Freizeitangebot ab. Von solch einer nachhaltigen Zunahme der Aufenthaltsqualität partizipiert das ansässige Retailgeschäft. 

Wie gelingt das konkret? Ein Blick auf das NOVA liefert Antworten.

Das NOVA ist ein Einkaufs- und Erlebniszentrum im Leunaer Stadtteil Günthersdorf zwischen Leipzig und Halle an der A9. Mit einer Verkaufsfläche von 76.000 m², 160 Fachgeschäften und über 7.000 Parkplätzen gehört es zu den größten Einkaufszentren der Region Leipzig-Halle. Mit einem neuen Fokus strebt das NOVA in die Zukunft und erfährt die größten Umbaumaßnahmen seit 2006. So soll das bereits erfolgreiche Einkaufszentrum durch zahlreiche Entertainment- und Freizeitangebote aufgeladen werden. Die Shopping Mall definiert sich als komplexe Destination im Erlebnis-Dreiklang aus Shopping, Gastronomie und Entertainment/ Freizeit. Bereits 2019 ist ein ganzheitliches Renovierungskonzept gestartet, das sowohl den Außenbereich, die Fassaden sowie den Indoor-Bereich umfasst. Den Kern bilden drei Entwicklungsfelder: Shopping-Erlebnis, kulinarische Highlights und Unterhaltung für die ganze Familie. Dabei werden bestehende und neue Angebote verknüpft und sorgen für eine optimale Orientierung und ein besseres Einkaufserlebnis. 

Im Themenfeld „Erlebnis und Unterhaltung“ werden neben dem Kino, der Kletterwelt u.a. auch die Spielräume für Kinder aufgewertet. So konnte bereits in der Planungsphase mit dem Spielgerätehersteller Proludic erarbeitet werden, die Spielflächen nicht ausschließlich isoliert im Außenbereich stattfinden zu lassen. Ähnlich den Sitzinseln sollen auch im Indoor-Bereich Spielflächen die frequentierten Mall-Ladenstraßen bereichern und zum Verweilen einladen.

Im Dezember 2019 wurden als erste Quick-Win Maßnahmen acht Kids Play Areale im Indoor-Bereich umgesetzt. Die Gestaltung der Areale erfolgte im gesamtplanerischen Kontext federführend durch die ECE unter Einhaltung des konzerneigenen Design-Books und Formsprache. Die Ausführungsplanung erfolgte mit den Herstellern Proludic Spiel- und Freizeitgeräte und Wiegand, Rasdorf. 

Alle acht Spielpunkte verteilen sich im Erdgeschoß der Mall, zum Großteil an Kreuzungspunkten der Laufwege oder im Umfeld der Rolltreppenaufgänge. 

Zentrales Highlight bildet eine Riesenrutsche innerhalb eines der Kreuzungsbereiche der Ladenstraßen mit Einstiegsmöglichkeit in der Galerie im ersten Obergeschoss. Weitere Spielgeräte mit unterschiedlichen Spielfunktionen wurden in ihrem Design dem Thema „City und Verkehr“ entsprechend ausgesucht. Sie flankieren sowohl den Bereich um die Riesenrutsche und finden sich auf den einzelnen Arealen wieder. Auf Wunsch des Auftraggebers sollten sich Fallschutzböden auf die Bereiche der Riesenrutsche (Große Ellipsenfläche) und zwei weitere Kleinbereiche im Umfeld einer Rolltreppe konzentrieren. Die weiteren Spielpunkte sollten aufgrund der Designvorgaben zur Gestaltung der Bodenfliesen der Mall auf Fallschutzböden verzichten. Aufgrund des Einbaus der Spielgeräte im Innenbereich auf dem Fliesenboden der Mall waren für die Montage der Spielgeräte nur geringe Einbautiefen zulässig.

Im Fall der großen Erlebnisrutsche hat sich der Betreiber für eine 26 Meter lange Indoor-Riesenrutsche des Herstellers Wiegand entschieden. Mittels zwei Einstiegen können unterschiedlich lange Rutschstrecken bewältigt werden. Spezielle Rutschmatten als Sitzunterlage entwickeln zusätzlich Geschwindigkeit und garantieren Fahrspaß. Der Einstieg zur kürzeren Rutsche erfolgt aus dem 1. OG. 

Der Einstieg zur längeren Rutsche wird durch einen weiteren Treppenaufstieg im Rutschenturm erreicht. Ein Ampelsystem regelt die Rutschabfolge. Beide Rutschen enden auf dem farblich abgestimmten EPDM-Boden der großen Ellipsenfläche im Erdgeschoss. 

Mit der Planung und Ausführung aller weiteren Spielgeräte sowie der Gestaltung der EPDM-Böden wurde der Hersteller Proludic Spiel- und Freizeitgeräte beauftragt. Der farblich gestaltete EPDM-Boden nach vorgegebener Designsprache erfüllt alle Sicherheitsanforderungen und bereichert auch optisch das Spielerlebnis. 

Innerhalb der Ellipsenfläche ergänzen ein Doppeldeckerbus mit einer bekletterbaren Plattform, ein Spielzug mit mehreren Waggons und einige Spielboards das Umfeld der Rutsche. So ist auf kleinstem Raum ein regelrechter Mehrgenerationentreffpunkt entstanden. Sitzwürfel und Bänke bieten Platz zum Ausruhen und Beaufsichtigen der spielenden Kinder.

An der benachbarten Kreuzung zweier Ladenstraßen können die Kinder versuchen, mittels der kleinen Spielkombination „Metropolis-Rakete“ oder dem Hubschrauber im Wipper-Format durchzustarten. Auch für diese beiden Spielgeräte wurde der notwendige Fallschutzboden individuell gestaltet. Wer die Bodenhaftung bevorzugt, steigt in eines der Spielautos gleich daneben.

Auf weiteren Flächen der Ladenstraßen sind fortlaufend kleine Spielpunkte gestaltet, die sich mit Sitzmobiliar sinnvoll ergänzen. Aufgrund der Breite der Wegeführungen in den Ladengassen sollte auf Fallschutzböden verzichtet werden. Vor diesem Hintergrund wurden ausschließlich Spielgeräte aus dem Sortiment des Herstellers Proludic ausgewählt, die keine kritischen Fallhöhen vorweisen. So kann auf einem Spielschiff das Steuer übernommen werden oder in einem Spielhäuschen Verstecken gespielt werden. Im Fall der beiden gewünschten Gruppenwipper, den „Pick Up LKWs“, wurde auf den Einbau der Federn verzichtet. Dadurch wird die durch die Federn verursachte erzwungene Bewegung ausgeschlossen, sodass der Einbau auf Boden ohne dämmende Wirkung erfolgen konnte. So konnte der Hersteller flexibel auf den Kundenwunsch nach Verzicht auf Fallschutzboden reagieren, gleichzeitig am gewünschten Design festhalten. 

Die Montage der Geräte erfolgte ohne Störung der Kundenströme im Mall-Bereich. Die Vormontage wurde abseits des Publikumsverkehrs in Betriebsräumen der Mall durchgeführt, sodass lediglich die vollständigen Geräte direkt zum Bestimmungsort verbracht und eingebaut werden mussten.

Bereits zwei Wochen vor dem Eröffnungstermin konnten die Ausführungsarbeiten abgeschlossen werden. In enger Abstimmung mit dem Center-Management wurden letzte Änderungen und Ergänzungen vorgenommen. Neben der Erfüllung sicherheitsrelevanter Anforderungen steht die Kundenzufriedenheit in jedem Shopping Center an erster Stelle.

Am 14. Dezember 2019, inmitten des Weihnachtsgeschäftes, war es dann endlich soweit. Peter Lehnhardt, Center Manager des NOVA, eröffnete im Namen des Betreibers feierlich die Spielflächen. Bereits zu Beginn war die Schlange an der Rutsche lang. Und auch der Andrang an den Spielgeräten des Herstellers Proludic war groß. Der rote Doppeldecker-Bus und der Spielzug mit Lok und Waggons waren regelrecht ausgelastet. Peter Lehnhardt zeigte sich sehr zufrieden über die Annahme und Akzeptanz der Spielgeräte durch die Center-Besucher. „Das ist alles sehr ordentlich umgesetzt worden und schafft eine hohe Attraktion für die Besucher des Centers. Die Riesenrutsche und die Spiellandschaften werden die Besucher regelrecht zu wiederholten Besuchen zwingen, dafür werden die begeisterten Kinder schon sorgen (lächelt)“.

Auch die ansässigen Einzelhändler zeigen sich sehr zufrieden. Ein Crêpes-Stand Betreiber, der gegenüber einer Drogeriemarktfiliale verkauft: „Seit 2 Wochen stehen nun diese Spielgeräte im Umfeld der Rolltreppe. Es ist beeindruckend, wie schnell das von der Kundschaft angenommen wurde. Vorher sind alle gefühlt vorbeigestürmt. Jetzt halten die Leute an, lassen ihre Kinder spielen, blicken sich um und kaufen impulsiv im Geschenke-Laden oder in der Drogerie, während die Kids beschäftigt sind. Vor allem auch meine Crêpes.“, ergänzt er schmunzelnd. Viele Einzelhändler erkennen eine Aufwertung in das NOVA mit nachhaltigen Effekten. Schlusskommentar eines Kindes in Richtung seiner Eltern: „Wann fahren wir wieder ins NOVA zur Rutsche und den tollen Spielplätzen?“


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