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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.10.2020 - Ausgabe: 5/2020

fit4future: Kinder in Bewegung

Von Cornelia Weidemann (planero GmbH)

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©fit4future, Eine Initiative der Cleven-Stiftung, powered by DAK-Gesundheit c/o planero GmbH

Aus der Puste kommen beim Sackhüpfen, den Wurfarm trainieren beim Dosenwerfen und gut Ausbalancieren beim Becherstapelspiel „Stacking“: Was die Kids, Lehrkräfte und Eltern an Grund- und Förderschulen so in Bewegung bringt? Der fit4future-Aktionstag mit vielen Bewegungsstationen und noch mehr Spaß.

fit4future Kids ist die Gesundheits- und Präventionsinitiative der Cleven-Stiftung und der DAK-Gesundheit. Sie unterstützt Grund- und Förderschulen dabei, die Lebensgewohnheiten von 6- bis 12-jährigen Schülerinnen und Schülern nachhaltig positiv zu beeinflussen und Schulen zu einer gesunden Lebenswelt umzugestalten. Vier Module bilden die Grundlage der ganzheitlichen und wissenschaftlich evaluierten Initiative – Bewegung ist eine davon. Denn zahlreiche Studien zeigen: Bewegte, gesunde Kinder sind motivierter und konzentrierter im Unterricht.

 

fit4future Kids – das Programm der Gesundheits– und Präventionsinitiative

Schon seit 2005 setzt die Cleven-Stiftung das Großprojekt fit4future Kids um. 2016 kam die DAK-Gesundheit als wichtiger Kompetenzpartner dazu, seitdem sind 600.000 Schülerinnen und Schüler an 2.000 Schulen in ganz Deutschland in das kostenfreie Programm eingebunden.

Das Programm beschränkt sich natürlich nicht nur auf einen einzelnen Aktionstag. Die Projektdauer von fit4future Kids beträgt drei Jahre und startet für alle teilnehmenden Schulen im ersten Schwerpunktjahr mit dem Thema Bewegung. Bewegung wird dabei als wesentlicher Bestandteil in den Schulalltag integriert. Damit reagiert fit4future auf Studien, die dringenden Handlungsbedarf zeigen: Laut dem Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit aus dem Jahr 2018 ist jedes vierte Kind chronisch krank. Ärzte diagnostizieren immer häufiger Rückenschmerzen oder Adipositas. Fünf Prozent der Kinder zwischen neun und dreizehn Jahren sind bereits übergewichtig. Andere Studien zeigen, dass vier von zehn Kindern bei der Einschulung keinen Purzelbaum schlagen können und dass 65 Prozent der Kinder unter Haltungsschwächen leiden. Höchste Zeit, daran etwas zu ändern!

„Kinder verbringen einen Großteil ihrer Zeit in der Schule. Es ist wichtig, dass sie auch hier motiviert werden sich zu bewegen und Spaß an Bewegung zu haben. So kann Bewegungsarmut und Übergewicht bekämpft und die Konzentration der Kinder gefördert werden“, erklärt Dr. Hans-Dieter Cleven, Gründer der Cleven-Stiftung. fit4future Kids setzt mit dem Programm dementsprechend direkt im Setting Schule an und bezieht die Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte genauso ein, wie die Kinder an den teilnehmenden Schulen. Das Ziel: Die Schulen dabei zu unterstützen, über den Programmabschluss hinaus langfristig und eigenständig die Entwicklung zu einer gesunden Schule weiterzuführen. Dabei helfen Broschüren und digitale Inhalte, fit4future-Area-Manager als Ratgeber und Ansprechpartner für die Lehrkräfte sowie die Schulung von Lehrkräften zu sogenannten fit4future-Lehrer-Coaches, die sich um die Umsetzung an ihren Schulen kümmern.  Die vier Module des Programms sind Bewegung, Ernährung, Brainfitness und Verhältnisprävention.

 

Bewegung in den Schulalltag integrieren – die fit4future-Spieltonne

Sie ist knallorange, groß und voller Überraschungen: In jeder teilnehmenden Schule steht ab dem Programmbeginn eine fit4future-Spieltonne. Darin enthalten sind zwanzig verschiedene, pädagogisch wertvolle und TÜV-zertifizierte Sport- und Spielgeräte – von Springseilen und Moonhoppern, über Rola-Bora-Bretter und Stelzen, bis hin zu Frisbee, Skateboard und vielem mehr. Für jeden ist etwas dabei und Spiele-Spaß und eine actionreiche Pause oder Sportstunde sind garantiert. 

In der Spieltonne befinden sich auch Aktionskarten. Die Spiel- und Übungsideen auf den Karten geben den Kindern neue Anreize und Ideen dazu, wie sie die Geräte benutzen und sich dabei austoben können. Die kindgerecht aufbereiteten Karten wurden in Zusammenarbeit mit dem Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit der Universität Basel sowie in Kooperation mit der TU München entwickelt. So sind sie und die darauf abgebildeten Ideen etwa beliebten Themen wie dem Zoo oder dem Weltall zugeordnet, zum Beispiel:

 

  • Ufo: Hier werfen die Kinder ein Ufo (Frisbee aus der Spieltonne) hin und her und fangen es mit beiden Händen. Oder – die Variante für echte Profis – das Ufo wird mit nur einer Hand gefangen und mit der anderen geworfen.


  • Astronaut: Ein Kind steigt auf den Moonhopper und hüpft damit auf dem Pausenhof umher. Die Fortgeschrittenen schaffen es vielleicht sogar ein Muster oder einen Buchstaben zu hüpfen. Besonders spannend wird es, wenn der Buchstabe oder das Muster von einem anderen Kind erraten werden muss. Wird er bzw. es nicht erraten, darf ein anderes Kind sein Glück als Astronaut auf dem Moonhopper versuchen.

 

  • Giraffe: Giraffenbeine wachsen einem Kind dank der Stelzen aus der Spieltonne. Die erste Herausforderung ist dabei bereits der Aufstieg. Aber wer beherrscht die Stelzen so gut, dass er es schafft, damit sogar einen kleinen Hindernisparcours zu bewältigen?

 

Nachdem die Schülerinnen und Schüler die Materialien im Unterricht kennengelernt haben, werden sie auf dem Pausenhof, im (Sport-)Unterricht oder in der Nachmittagsbetreuung eingesetzt. Damit auch wirklich alle Klassen etwas davon haben, kann ein Rotationsverfahren festgelegt werden. Dadurch kann die ganze Schule von fit4future profitieren.

 

Das Highlight im Programm: der fit4future-Aktionstag

Jede Schule wird im Rahmen von fit4future Kids außerdem bei einem eigenen Aktionstag unterstützt. An diesem Tag erlebt die ganze Schule mit allen Klassen – und auch mit den Eltern – gemeinsam, was fit4future ist: „Ganz was Besonderes, hier kommt die ganze Schule zusammen und macht mit und alle Kinder strahlen,“ freut sich eine Grundschul-Lehrkraft während des Aktionstags. Eine andere schließt sich dem an: „Der Aktionstag ist ein Highlight. Die Kinder haben sich besonders darauf gefreut, auch ihren Eltern zu zeigen, wie sportlich und geistig fit sie geworden sind.“

 

fit4future-Head-Coach Michael Randl, der Aktionstage an den Schulen organisiert und durchführt, erklärt genauer, was an dem Tag auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wartet: „Am fit4future-Aktionstag wandeln wir die Schule, die Turnhalle und die Klassenräume in einen Sport- und Bewegungsparcours um. Wir haben verschiedene abwechslungsreiche Stationen, die jede Klasse einmal durchläuft. Dabei wird auch ein gewisser Wettkampfgedanke gefördert. Die Kinder bilden Teams. Sie sollen alles geben und motiviert an die Sache herangehen. Wir sprechen mit den verschiedenen Stationen die Module unseres Projekts an: Bewegung, Ernährung und Brainfitness.“

Die Bewegungsstationen machen den Kindern und Erwachsenen eine Menge Spaß. Wer nicht selbst aktiv werden kann, der feuert die Teams an, in die sich die Schülerinnen und Schüler aufgeteilt haben. Auch im Winter ist der Aktionstag ein Highlight: Hier werden die Stationen einfach auf winterliche Sportarten abgestimmt. Neben Eisschollen-Hopping (vier kleine Matten, die als Schollen dienen, während der Boden das eiskalte Wasser darstellt) findet dann ein Biathlon aus Sackhüpfen und Dosenwerfen statt und beim Skifahren mit dem Tandemski können die Kids zeigen, wie gut sie in Zweier-Teams zusammenarbeiten.

Außer Atem und mit roten Wangen freut sich ein Grundschüler danach: „Der Aktionstag hat echt Spaß gemacht. Und wir sind total stolz, dass wir so erfolgreich waren.“ Eine begeisterte Mutter berichtet: „Wir haben ein Mädchen gehabt, das gesagt hat: ‚Ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr.‘ und ein anderes Mädchen stand daneben ‚Du schaffst das, du schaffst das!‘ Und sie hat es geschafft und das war einfach super für alle.“ 

Neben den Aktionstagen gab es vor der Corona-Krise an manchen Schulen auch Sportstunden mit prominentem Besuch von Olympiasiegern, Welt- und Europameistern: fit4future-Botschafter, bekannte Sportstars wie Carolin Schäfer (Siebenkämpferin), Dajana Eitberger (Rennrodlerin), Tom Liebscher (Kanute), Marie-Laurence Jungfleisch (Hochspringerin) oder Natalie Geisenberger (Rennrodlerin), kommen dazu an die Schule. Sie powern sich mit den Kindern beim Sport aus und lassen sich danach mit Fragen löchern – zum Beispiel nach ihrem Lieblingsessen, ihrer Sportart und ihrem Beruf. Da erzählte doch eine Weltklasse-Sportlerin sogar, dass sie früher ein absoluter Sportmuffel war und gar keine Lust darauf hatte sich zu bewegen. Das hielt so lange, bis sie ihre Lieblingssportart entdeckte, mit der sie inzwischen schon zahlreiche Medaillen gewonnen hat. Ein ehrliches und motivierendes Vorbild für die Kinder.

 

Evaluationsergebnisse: aktive Kids

Das Programm wurde auf mehreren Ebenen von der TU München evaluiert. Unter anderem wurden Fitnesstests mit Kindern der zweiten Klassen an 25 Interventionsschulen über einen Zeitraum von drei Jahren durchgeführt und die Kinder bzgl. ihres Gesundheitsverhaltens befragt. Insgesamt fanden diese Tests viermal, zu Beginn des Programms sowie am Ende der zweiten, dritten und vierten Klasse, statt. Zum Vergleich wurden diese Tests im ersten Jahr zusätzlich mit Kindern an 25 Kontrollschulen zu Beginn und am Ende der zweiten Klasse durchgeführt. Für die Folgetests am Ende des zweiten und dritten Projektjahres wurde die Leistungsentwicklung der Kinder in den Interventionsschulen in Bezug zu alters- und geschlechtsspezifischen Normwerten aus der Literatur gesetzt, da die Kinder der Kontrollschulen in das Programm integriert wurden. 

Im langfristigen Verlauf zeigte sich eine altersgemäße Zunahme der motorischen Fitness. Die Abnahme der Dehnfähigkeit, die sich vor allem bei den Jungen in der Rumpfbeuge zeigte, deutet darauf hin, dass in die Sportangebote von Kindern auch regelmäßige Dehnübungen integriert werden sollten, um eine harmonische Entwicklung des Muskel-Skelett-Apparates zu fördern. Beim Shuttle-Run-Test sowie beim Einbeinstand zeigten sich im Gesamtverlauf von 3 Jahren sowohl für die Mädchen als auch für die Jungen signifikante Leistungssteigerungen, die über dem altersbedingt zu erwartenden Zuwachs lagen und damit auf positive Effekte durch die zusätzlichen Bewegungsangebote von fit4future hinweisen.

Zu Beginn des Programms gaben 17 % der Kinder in den Kontrollschulen an, täglich mehr als 60 Minuten körperlich aktiv zu sein, am Ende des ersten Projektjahres waren es etwa 14 % der Kinder. Der Anteil an Kindern, die täglich mehr als 60 Minuten körperlich aktiv waren, stieg dagegen bei den Kindern in den Interventionsschulen von 12 auf 21 %. Auch über den Gesamtzeitraum von drei Jahren konnte eine nachhaltige Zunahme der körperlichen Aktivität bei den Kindern in den Interventionsschulen erreicht werden.

Die Mitgliedschaft im Sportverein nahm bei den Kindern in den Interventionsschulen im Projektverlauf geringfügig zu und etwa 60 % der Kinder gaben an, Mitglied in einem Sportverein zu sein. Dies zeigt, dass Bewegungsangebote vor allem in den schulischen Alltag von Kindern integriert sein müssen, wenn die WHO-Forderung umgesetzt werden soll, dass alle Kinder mindestens 60 Minuten am Tag körperlich aktiv sind. Insbesondere in Ganztagsschulen bzw. in der Ganztagsbetreuung von Kindern müssen gezielte Sport- und Bewegungsangebote sowie das aktive freie Spiel in der Turnhalle, im Schulgebäude und auch im Freien ihren festen Platz im Tagesablauf haben (1).

 

Projekt-Erweiterung auf fit4future Teens und Kita

Im Programm fit4future Kids können momentan leider keine neuen Schulen aufgenommen werden. Dafür erweiterte fit4future das Programm um fit4future Teens und fit4future Kita.

Das zweijährige Programm fit4future Teens startete im Schuljahr 2019/2020 an 400 weiterführenden Schulen für Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 bis 19 Jahren, um vor allem dem Stress in der Schule zu begegnen. Im zweiten Schuljahr liegt der Schwerpunkt auf der Vermittlung von Medienkompetenz. Ab dem Schuljahr 2020/2021 können weitere 400 Schulen mit dem Programm beginnen.

Mit fit4future Kita steht das Programm auch im Setting Kindertagesstätten zur Verfügung. Ab dem Jahr 2020 starteten insgesamt 200 Kitas damit. 2021 können weitere 200 Kitas am Programm teilnehmen.

Für beide Programme gibt es noch freie Plätze. Weitere Informationen und die Anmeldemodalitäten zu fit4future Teens bzw. fit4future Kita sind unter https://teens.fit-4-future.de bzw. https://kita.fit-4-future.de zu finden.

 

 

Fotos: ©fit4future, Eine Initiative der Cleven-Stiftung, powered by DAK-Gesundheit

c/o planero GmbH 

 

 

Anmerkungen:

  1. Evaluationsergebnisse - Quelle: Dr. phil.Monika Siegrist, Julia Schönfeld; Lehrstuhl für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, Technische Universität München: Körperliche Fitness und Gesundheitsverhalten von Kindern in fit4future-Schulen. Abschlussbericht nach drei Projektjahren in den Phase-1-Schulen (Zeitraum 2016 bis 2019).

 

 

Weitere Informationen:

Mehr Bewegung, ausgewogene Ernährung, eine stressfreie, positive Lernatmosphäre und die Schaffung einer gesunden Lebenswelt Schule: das sind die vier großen Ziele der bundesweiten Präventionsinitiative fit4future von Cleven-Stiftung und DAK-Gesundheit. Von der wissenschaftlich entwickelten und fortlaufend evaluierten Initiative profitieren Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 19 Jahren – in drei eigenständigen Programmen.

Website: www.fit-4-future.de 

 

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