Block-Innenhöfe werden zu Perlen im urbanen Umfeld
Von Thomas Reinicke (SpielRaumConcept)
Ihr Ausgestaltungs- und Wirkungspotential ist umso größer je mehr die bauliche Abriegelung gegen das städtische Umfeld gegeben ist. Mit drei und mehr Geschossen und einem vollständigen Rundumschluss der Gebäude kann eine Innenhoffläche zum Ruhepol gegenüber einem lauten, geschäftigen, hektischen Umfeld werden. Angesichts der fortschreitenden Innenverdichtung der Städte kommt den Innenhöfen bei entsprechender Qualität in der Gestaltung und Funktion eine besondere Bedeutung zu.
Die Vorteile und Potentiale liegen auf der Hand: Vor allem Ruhe, das heißt die Abwesenheit von Straßen-, Verkehrs- und Baulärm, Intimität im Rahmen einer Hausordnung, was den Ausschluss der Öffentlichkeit bedeutet, damit auch die Vermeidung von Vandalismus und Vermüllung, Fremdnutzung. Ganz zu schweigen von selbstbestimmten nachbarschaftlichen Aktivitäten sind die Qualitäten dieser Räume.
Von großem Wert ist auch der gefahrlose Aufenthalt der Kinder im unmittelbaren Nahbereich der Wohnungen.
Ein gelungenes Konzept präsentiert sich auch noch zehn Jahre nach der Herstellung in Bremerhaven.
Von 2008 bis 2010 wurden die Gebäude an der Scharnhorststraße durch die Städtische Wohnungsbaugesellschaft Bremerhaven mbH (STÄWOG) umfassenden Sanierung und Modernisierung unterzogen. In diesem Zuge wurden 23 so genannte Balkontürme über vier Etagen angesetzt und die Müllentsorgung komplett vom Innenhof auf die Straße verlagert.
Im Rahmen dieses Projektes wurde die 2.400 Quadratmeter große Innenbereichsfläche einer grundlegenden Überarbeitung unterzogen.
Viel Grün, ein Spielbereich für die Kleinsten, Beleuchtung, wettergeschütztes Fahrradparken und eine einzigartige Ruhe ausstrahlende Gestaltung sind die grundlegenden Funktionen und Eigenschaften dieses Innenraumes.
Mit dem Eintritt in den Innenhof verlässt man das städtische Umfeld und taucht ein in einen überschaubaren Raum, der Vertrautheit und Sicherheit erzeugt.
Das kommt besonders dem Bedürfnis entgegen, Kinder in einem behüteten Raum in unmittelbarer Wohnungsnähe gefahrlos und jenseits des motorisierten Verkehrs mit seinem Lärm, ohne Abgase und Hundekot spielen zu lassen.
Eine schlichte Ästhetik und klare Strukturen, verbunden mit markanten aus natürlich gewachsenen Hölzern gebauten Spielgeräten, gebettet in Intarsien gleichenden Flächen geben Orientierung. Graue Sandsteinblöcke liegen eingestreut in den Einfassungslinien, durchbrechen sie und dienen dabei auch dem vielseitigen kindlichen Erleben. Mit ihren gebrochenen und unregelmäßigen Kanten setzen sie zugleich einen krassen Kontrast zu den ebenförmigen Linien und Formen des Innenhofes und der Gebäudekanten.
In dieser Übersichtlichkeit der Flächen und Elemente machen neun japanische Frühlingskirschen und ein Rotahorn den Wandel der Jahreszeiten zum Erlebnis. Mit ihrer fulminanten Blütenpracht im zeitigen Frühjahr setzen Sie ein farbliches Highlight.
In den Kiesflächen wurden zwischen den Balkontürmen rechteckige Beete angelegt. In den sonnigen Abschnitten blühen hier bodendeckende Rosen sowie Storchschnabel.
Falter als Sommerboten umflattern solitär stehende Schmetterlingssträucher. Im (Halb)-Schatten wachsen Efeu als Bodendecker und Farne.
Damit der Innenhof in der Nacht nicht ins Schwarze abtaucht, wird hier Licht mit Einbruch der Dämmerung bis Mitternacht zum tragenden Gestaltungselement. Pollerleuchten und Bodenstrahler sorgen für Orientierung, Sicherheit und besondere Atmosphäre. Es entsteht Lust, auch im Dunkeln nach „innen“ zu schauen. Der Innenhof ist zur angenehmen, fast meditativ wirkenden Innenseite des äußeren, so genannten Wohnumfeldes geworden.
Laut Umfrage der Bauherrin, der Städtischen Wohnungsgesellschaft Bremerhaven mbH, sind rund 95 Prozent der Bewohner mit der neuen Anlage zufrieden. Dieser hohe Akzeptanzwert ist umso bedeutsamer, wenn man berücksichtigt, dass die betroffenen Mieter eine zum Teil nervenaufreibende zwei Jahre dauernde Sanierung im bewohnten Bestand überstanden haben.
Weitere Informationen:
Planung:
SpielRaumConcept
Dipl.- Ing Landschaftsarchitekt Thomas Reinicke (www.SpielRaumConcept.de)
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