Vereinzelung oder Gemeinschaftsbildung: Was passiert an Calisthenics-Anlagen?
Calisthenics ist mehr als Muskeltraining im Freien
Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen
Sport und Bewegung liegen klar im Trend und erfreulicherweise nimmt die Zahl aktiver Menschen in der Gesellschaft weiter zu. Gleichzeitig wächst auch die Anzahl der unterschiedlichen Sportarten und Bewegungsformen, die dabei angewandt werden. Diese Vielfalt der Sportlandschaft ist eine sehr positive Entwicklung, die sich allerdings auch in der Sportinfrastruktur wiederfinden muss. In mittleren und größeren Städten ist es meist möglich, dem Großteil der Sportler nutzbare Sporträume zur Ausübung ihrer Aktivitäten zur Verfügung zu stellen. In kleinen Kommunen und in ländlichen Gebieten ist es allerdings oft etwas komplizierter. Die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel sind dort deutlich geringer, so dass bei der Planung natürlich Prioritäten gesetzt werden müssen. Das bedeutet aber nicht, dass nicht auch dort attraktive Sport- und Bewegungsareale entstehen können. Um den Wünschen möglichst vieler Sportlern gerecht werden zu können, sollte man in der Planung einige Punkte beachten.
Was bieten Sportvereine vor Ort?
In ländlichen Regionen ist der örtliche Sportplatz mehr als nur eine Sportstätte. Der Platz – in der Regel hauptsächlich für Fußball genutzt – ist gleichzeitig auch ein wichtiger sozialer Treffpunkt der Einwohner, größere Sportereignisse dort gehören gleichzeitig auch zu den größeren Ereignissen des gesamten Ortes. Einendes Bindeglied ist der ansässige Sportverein. Die soziale Funktion eines Sportvereines ist in dünn besiedelten Regionen meist umfassender als in größeren Kommunen und Städten. Das hängt u.a. mit der umfänglicheren Vielfalt des Angebotes an sozialen Aktivitäten im urbanen Raum zusammen. Darüber hinaus wird auch der lokale Zusammenhalt in kleineren Ortschaften häufig über den Sportverein gestärkt. Gründe genug, dass die Vereine dort auch ansprechende Sportanlagen nutzen können. Dort, wo vereinseigene Anlagen fehlen, sollten kommunale Sportstätten zur Verfügung stehen, optimalerweise mehr als nur der übliche Fußballplatz und die Turnhalle. Ein gutes und ausgewogenes Vereinssportangebot kann es auf dem Land und in der Stadt geben, die Frage ist immer nur, ob auch die Sportinfrastruktur dem gerecht wird.
Bei der Planung von Bewegungsarealen in kleineren Kommunen sollten die Sportvereine ein erster und wichtiger Ansprechpartner sein. Lokale Sportvereine, die eine Vielzahl von Sportarten anbieten, haben in der Regel einen guten Überblick über die Wünsche ihrer Mitglieder und den Grenzen der bisher vorhandenen Sportstätten. Gerade im informellen Sport ist es schwierig sich ein Bild von den Interessen der Bevölkerung zu machen. Eine gute und regelmäßige Kommunikation zwischen Sportverwaltung und Sportvereinen ist also auch in planerischer Hinsicht unerlässlich. Und sie ermöglicht auch noch weitere Vorteile: Sportvereine können Bewegungsareale aktiv ins eigene Angebot aufnehmen und auch beim Unterhalt behilflich sein.
Welche Bewegungsareale machen Sinn?
Ein zentrales Problem ländlicher Regionen ist der demografische Wandel. Junge Menschen ziehen oft in urbanere Gebiete und sorgen dadurch für einen höheren Altersschnitt. Diesem Umstand sollte man auch bei der Planung der Sportinfrastruktur Rechnung tragen und zwar in zweierlei Hinsicht: einerseits ein umfassendes Bewegungsangebot, welches ältere Menschen in der Gesellschaft anspricht, und gleichzeitig aber auch attraktive Areale für jüngere Menschen, um die Anziehungskraft des Ortes als Wohnort zu stärken. Wenn man Bewegungsareale vor allem als Räume für informellen Sport definiert – im Gegensatz zum bereits genannten Fußballplatz oder der Turnhalle – heißt es hier also Vielfalt und Multifunktionalität zu vereinen. Fitnessparcours bieten beispielsweise die Möglichkeiten, unterschiedliche Übungen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden anzubieten. Für Jung und Alt, Anfänger und Fortgeschrittene. Hier kann man bei der Planung sehr gut auch Varianten für ältere Nutzer berücksichtigen. Calisthenics ist ein Angebot, welches sich dabei gut integrieren lässt und vor allem junge Menschen anspricht. Das würde auch für eine Parkour-Anlage gelten, deren Planung und Bau allerdings aufwendiger und teurer ist. Auch eine Skateanlage spricht heute immer noch eher jüngeres Publikum an, ein Pumptrack hingegen kann je nach Ausführung mit Fahrrad oder sogar Rollator zur sportlichen Betätigung genutzt werden. Die oft zitierte eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht, daher ist eine Kombination aus verschiedenen Sportangeboten, die gemeinsam aber einen größtmöglichen Teil der Bevölkerung ansprechen, eine sinnvolle Variante. Um den unmittelbaren Wünschen der Einwohner aber am besten entsprechen zu können, sollte man sie optimalerweise selbst befragen. Ein partizipatives Planungsverfahren wird in kleineren Kommunen in vielen Fällen auch besser angenommen und ist nachhaltiger als in der Großstadt.
Interkommunale Zusammenarbeit
Der berühmte Blick über den Tellerrand ist gut, aber für eine gelungene Sportinfrastruktur nicht ausreichend. Hier bieten sich gemeinsame Planungen zwischen Kommunen an. Wenn z.B.: in einem Ort eine attraktive und gut genutzte Streetballanlage gebaut wird und der Nachbarort daher selbst eine solche plant und baut und ein weiterer Nachbarort genauso, dann freut sich zwar die lokale Streetballcommunity über die Auswahlmöglichkeiten, aber alle anderen Sportler können mit diesen Einrichtungen nichts anfangen. In ländlichen Gebieten sind informelle Sportler in vielen Fällen ohnehin gut vernetzt und bereit für eine Aktivität auch ein paar Kilometer Weg auf sich zu nehmen. Daher sollte man eine gute Sportinfrastruktur nicht nur innerhalb der eigenen Ortsgrenzen anvisieren, sondern regional angehen. Eine gemeinsame Planung mehrerer benachbarter Ortschaften und eine Stärkung der Region durch ein vielfältiges Sportangebot, stärken zugleich auch den eigenen Ort. Auch wenn das ein oder andere attraktive Sportareal dann womöglich im Nachbarort steht. Eine interkommunale Zusammenarbeit lohnt sich aber nicht nur im Hinblick auf kleinere Sportanlagen und informelle Sportler. Es muss z.B. auch nicht zwingend in jedem Ort ein moderner kommunaler Fußballplatz gebaut werden, wenn dieser nur zur Hälfte ausgelastet ist. Wenn zwei oder sogar drei kleinere Orte sich einen Platz teilen, bleiben Mittel und Möglichkeiten für weitere Sportareale übrig, von denen alle profitieren. Solange der eigene Sportverein dort noch regelmäßig spielt, kann der soziale Treffpunkt auch etwas außerhalb des eigenen Ortes liegen. Eine Zusammenarbeit kann zudem auf die Sportvereine ausgedehnt werden. Ein großes lokales Netzwerk von Sportarten kann den Grundstein für eine ansprechende regionale Sportinfrastruktur werden. Mit Profiteuren auf allen Seiten.
Einbeziehen aller Quellen und Akteure vor Ort
Zur Realisierung attraktiver Sportareale müssen Sportvereine und Kommunen nicht nur ihre eigenen Kassen plündern. Es gibt jede Menge Fördermöglichkeiten, um kleine und größere Bewegungsareale umzusetzen. Dazu hilft es auch andere Initiativen, Vereine und Interessensgruppen mit ins Boot zu holen. Eine gelungene Sportinfrastruktur ist nämlich für alle eine Bereicherung. Ob finanzielle Unterstützung aus der Privatwirtschaft, Sammlungen von Bürgervereinen oder Unterstützung bei Planung und Unterhalt – viele Akteure bieten die Chance für größere Projekte. Beispiel:
Im Begegnungs- und Bewegungspark Niesebach in Kollerbeck können neben dem Tennisarm nun auch noch andere Muskelpartien gestählt werden. Der Kollerbecker Kunst- und Kulturverein hat mit Geldern aus verschiedenen Quellen, ein Gelände mit zahlreichen unterschiedlichen Fitness-Angeboten kreiert. Entstanden ist das Projekt aber nicht allein mit Geldern des Vereins, sondern außerdem noch mit der Bewerbung beim „Leader“-Projekt und dem Einbringen von Spenden und der Crowdfunding-Initiative „Viele schaffen mehr“. Der Verein brachte aber nicht nur Geld, sondern auch körperliche Arbeit mit ein, so beim Vorbereiten des Geländes oder dem Ausheben der Fundamente.
Die Fitness-Geräte der Marke playparc, die dort installiert wurden, sind für alle Generationen nutzbar, liegen voll im Trend und bieten nicht nur eine wichtige soziale Funktion als Treffpunkt für alle Bewohner des Ortes, sondern sind auch noch ein lohnendes Ausflugsziel für Familien über die Ortsgrenzen hinaus. Hier hat sich also eine Initiative außerhalb der Sportweltich für ein Sportareal eingesetzt. Solche Kooperationen sind wichtig und erhöhen gleichzeitig die Nachhaltigkeit und Akzeptanz solcher Projekte.
Fazit
Kleine Kommunen haben es naturgemäß schwerer eine vielfältige und umfassende Sportinfrastruktur anzubieten. Aber mit verschiedenen Kooperationen und einer guten Planung ist vieles von dem möglich, was auch im urbanen Raum möglich ist: Bewegungsareale für alle Teile der Bevölkerung.
TT