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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.04.2021 - Ausgabe: 2/2021

Beim Klabautermann: Leinen los zum Entern

Von Marius Hurlbrink und Thomas Ostermeyer (Gruppe Freiraumplanung / Freiraumplanung Ostermeyer + Partner mbB Landschaftsarchitekten)

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© Gruppe Freiraumplanung / Freiraumplanung Ostermeyer + Partner mbB Landschaftsarchitekten

Die Stadtverwaltung Hameln hat im Rahmen des städtebaulichen Gesamtkonzeptes Weserufer aus dem September 2017 als ein Projekt die Gestaltung der Werderinsel mit dem Schwerpunkt Spielen und Skaten festgelegt. In diesem Zusammenhang ist ein neuer Spielplatz entstanden.

Inmitten der durch die niedersächsische Stadt Hameln fließenden Weser liegt das Werder: Eine grüne Insel, die 1999 das erste Mal für die Öffentlichkeit erschlossen wurde und heute ein beliebter Jugendtreff ist. Hier gibt es einen kleinen Park, einen Rundweg am Ufer der Weser und das Restaurant „Die Insel“ mit Café und Biergarten. Auf der Fußgängerbrücke thront eine goldene Ratte – als Motiv des Rattenfängers von Hameln - und verbindet die Insel direkt mit dem Stadtzentrum. 

Die „Weserinsel Werder“ ist eines von drei Projekten, die durch das Städtebauförderprogramm „Zukunft Stadtgrün“ durch Bund und Land gefördert werden. Im Herbst 2020 wurde hier ein attraktiver Naturholzspielplatz mit einem Spiel- und Bewegungsangebot für alle Altersgruppen realisiert. An der wichtigen und stark frequentierten Wegeachse über den Werder ist er Treffpunkt für die Nachbarschaft und bietet als „Familienplatz“ ausreichend Freifläche zum Spielen und Erholen. 

Die Themen Sandspiel, Erholung und Wasser stehen im Vordergrund der Entwurfsidee. Diese lassen sich durch eine optische und strukturelle Aufteilung in drei Bereiche wiedererkennen. Die Gestaltung erzeugt eine thematische und räumliche Einheit und bietet auf rund 600 m² ein umfangreiches Nutzungsangebot aus Klettern, Rutschen, Schaukeln, sich Verstecken, Wippen, mit Sand Spielen und Balancieren. 

Im Norden befindet sich der Spielbereich mit Spielgeräten für Kinder ab sechs Jahren. Der Sandspiel- und Kleinkindbereich befindet sich auf der südlichen Seite in Sichtweite des Biergartens, sodass die Kinder gut beaufsichtigt werden können. Im Zentrum liegt der Erholungs- und Aufenthaltsbereich mit Sitzmöglichkeiten und Hängematten. 

Herzstück des Spielplatzes ist das Heck eines gewaltigen Schiffwracks. Schräg im Wasser versunken möchte es erklettert und erkundet werden. Eine Kletterwand, drei Netze im und am Schiff sowie Holzsprossen ermöglichen den Aufstieg auf das in zwei Meter Höhe gelegene Deck. Von dort oben hat man einen Überblick über den gesamten Spielplatz. Eine kleine Bank und eine Holztruhe als Sitzgelegenheit laden zum Verweilen ein, Edelstahlrutsche und Rutschstange garantieren das schnelle Verlassen des sinkenden Schiffs. Die zerbrochene und offene Verkleidung des Rumpfs ermöglicht die Begehbarkeit und den Blick ins Innere. Blau eingefärbte Holzhackschnitzel heben das Thema Wasser hervor. Der auffällige Belag trifft auf eine Steinkante, umfließt diese im Norden und stellt eine Wegeverbindung zur angrenzenden Fläche dar. 

Eine aus Holz geschnitzte Ratte hat sich in der Nähe des Wracks niedergelassen. Dem in den Himmel gestreckten Hinterteil folgt der ca. fünf Meter lange Schwanz aus einem Tau auf Stahlfedern. Auf diesem kann man Balancieren oder ihn als Sitzgelegenheit nutzen. Der Rattenkopf ist auf der Nordseite des Wracks wahrnehmbar und auf der angrenzenden Duo-Tauschaukel lässt es sich gemeinsam Schwingen. 

Die Insel auf der Insel: Eine 30 cm erhöhte Ebene bildet das Zentrum des Spielplatzes, das über eine Kante aus Naturstein definiert wird. Im Sand stehen drei große Holzpalmen, zwischen denen zwei Hängematten angebracht sind. Tische aus echten Holzfässern und kleine Hocker bieten sich für ein Picknick in kleinen Gruppen oder mit der Familie an. Ein markantes Solitärgehölz, der Amur-Korkbaum, bringt Schatten an heißen Sommertagen. 

Auf der südlichen Seite beginnt der Sandspielbereich. Über einen bis auf 60 cm ansteigenden Holzsteg gelangt man zur Sandspielhütte. Der Steg ist um Anbauelemente - eine Rutsche, ein freischwebendes Netz und weitere Aufstiegsmöglichkeiten - ergänzt. Die Sandspielhütte verfügt über eine Sitzgelegenheit, ein Sand-Rad in der Seitenverkleidung und ein Sand-Becken mit Sandeimer. 

Am Gehweg befindet sich ein großes Holzpodest mit Sandspieltisch. Dieses ist barrierefrei begehbar und kann auch als Sitzgelegenheit genutzt werden. Das Podest und die Hütte sind über einen Balken und eine Sandeimer-Seilschiene verbunden. 

Einzelne Holzpfosten am Steg sind als Flöten gestaltet und geschnitzte Rattenskulpturen türmen sich auf Pfosten, Balken und Dächern der Spielgeräte. Die Stadthistorie wird nicht vergessen und der Rattenfänger von Hameln erhält seine Anerkennung. 

Bei der Farbgebung der Spielgeräte wird neben der naturbelassenen Robine auf rote, grüne und blaue Farbakzente gesetzt. 

Auch am Rand des Spielplatzes bilden Natursteine in Reihe weitere Sitzmöglichkeiten. Zwei liegende Holzstämme, die ein Solitärgehölz umgeben, formen einen Sitzbereich auf der angrenzenden Rasenfläche. 

Das umfangreiche Spielangebot und die vielschichtigen Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten ziehen verschiedene Zielgruppen auf den neuen Spielplatz und beleben den Ort durch unterschiedliche Nutzung und Wahrnehmung. Der Spielplatz präsentiert sich übersichtlich und schafft ein wenig Urlaubsflair und Erholung in der Schnelllebigkeit des Alltags. 

 

Weitere Informationen:

Gruppe Freiraumplanung 

Freiraumplanung Ostermeyer und Partner mbB Landschaftsarchitekten
Unter den Eichen 4, D-30855 Langenhagen
www.gruppefreiraumplanung.de

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