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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.04.2021 - Ausgabe: 2/2021

Spielplatz an der Schalksburgschule und Kleinkinderspielplatz an der Kindertagestätte in Albstadt-Ebingen

Von Iris Grimm (arbol landschaftsarchitektur Iris Grimm + Alexander Mezger Freie Landschaftsarchitekten Part mbB)

Photo
© arbol landschaftsarchitektur

Beim Befahren der Ortseingangsstraße aus Richtung Albstadt-Lautlingen kommend, bietet die burgartige Spielanlage der Schalksburgschule in Albstadt Ebingen einen besonderen Blickfang. Der wenige Jahre zuvor vorgenommenen Sanierung der Ganztagesschule folgte im Rahmen des Spielraumentwicklungskonzepts der Stadt Albstadt die Umgestaltung des Spiel- und Bewegungsbereiches der Schule. Diese Flächen stehen sowohl der Schul- als auch der öffentlichen Nutzung zur Verfügung. 

Zeitgleich wurde im Bereich der angrenzenden Kindertagesstätte und Kinderkrippe ein neuer Kleinkinderspielbereich geschaffen, der ebenfalls auch öffentlich nutzbar ist. 

 

Gestaltungskonzeption

Die Schalksburgschule erhält einen neu gestalteten Themenspielplatz als identitätsstiftendes Element. Die historische Ruine der Schalksburg ist - als ehemalige Höhenburg auf den Höhen der Schwäbischen Alb gelegen - der Namensgeber der Spielburg und der dazugehörigen Ganztagesgrundschule. Der umliegende, stark präsente Naturraum der Schwäbischen Alb dient als Grundgestaltungskonzept der Spielanlage: Auf dem felsbestandenen Höhenzug thront die Schalksburg, in den tieferliegenden, bewaldeten Bereichen befindet sich der Hangelwald in Anlehnung an die lichten Laubbaumwälder der Landschaft. In den Wald eingestreut sind einzelne, abgebrochene Felsformationen, hier der Solitär eines Kletterfelsen.

Die Rechnung geht auf: Die Schalksburgschüler und Anwohnerkinder haben sich in kürzester Zeit mit ihrer Burg identifiziert und die Schalksburg als wesentlichen Bestandteil ihrer Schule und ihres Wohnumfeldes begriffen. Die zinnenbestandene Burg transformiert spielerisch das Thema „Abenteuerspielplatz“.

Ziel der Neuplanung war es, eine multiflexible Spielmöglichkeiten für die Schüler, die teilweise im Rahmen der Ganztagesschule viele Stunden am Tag in der Schule verbringen, zu schaffen. Parallel dient diese Anlage auch für die Anwohner des umliegenden Wohngebiets als neugestaltetes, öffentliches Spielangebot. 

Auf dem Campus befindet sich ergänzend eine Kindertagesstätte und eine Kinderkrippe. Für die Kleinkindernutzung wurde ein Kleinkinderspielbereich, die beide Gebäude verbindend, ergänzt, der ebenfalls auch öffentlich zugänglich ist.

 

Spiel- und Bewegungsbereich Schule

Die vorhandene Topografie einer einheitlich geneigten Böschung mit dem malerischen Baumbestand schattenspendender Linden wurde für die Spielkonzeption überarbeitet und zugunsten einer Zonierung in oberen Spielbereich und unteren Spielbereich umgestaltet. Durch die vorgenommene Modellierung und Anordnung der verschiedenen Spielbereiche auf unterschiedlichen Ebenen können sich viele Kinder gleichzeitig in den verschiedenen Bereichen mit unterschiedlichen Anforderungen aufhalten. 

Die Schalksburg sitzt auf einer neuen Felssetzung, welche den Höhenunterschied zwischen oberem und unterem Spielbereich spielerisch überwindet und möchte erstürmt, erklettert und eingenommen werden. Gleichzeitig findet Aufenthalt auf den Wehrgängen und den Türmen statt. Über eine Röhrenrutsche gelangt man in den tieferliegenden Bereich und kann sich wieder neu nach oben bewegen. Ergänzt wird die Schalksburg durch den separat angeordneten Hangelwald und den Kletterfelsen im unteren Spielbereich. Im Hangelwald und auf dem Kletterfelsen finden weitere Bewegung und Aufenthalt außerhalb der Burg statt. Der Hangelwald kann als geschlossener Parcours in Anlehnung an einen Hochseilgarten begangen und durchklettert werden. Der Kletterfelsen kann über verschiedene Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden beklettert werden. 

Die umliegenden Natursteinquadersetzungen können begangen und bespielt werden. Gleichzeitig kann dort auf der neu gestalteten Sitzstufenlandschaft die Pausenzeit verbracht werden. Einzelne Sitz- und Tritthölzer aus Robinie im Bereich des prächtigen Baumbestands ergänzen diese Funktion im oberen Spielbereich.

 

Kleinkinderbereich

Die gestalterischen Details zum Thema Burg finden sich auch im für die angrenzende Kindertagesstätte mit separater Kinderkrippe neu angelegten Kleinkinderspielplatz wieder.

In diesem Bereich wurde eine neue Erschließung der flankierenden Gebäude der Kindertagesstätte, der Mensa sowie der Kinderkrippe realisiert.

Über die neue stufenfreie Wegeführung erreichbar, bietet dieser Bereich für die Kindergarten- und Krippenkinder Spielmöglichkeiten zum Schaukeln, Wippen und Balancieren.

Als zentrales Spielelement wurde in Anlehnung an die Gestaltung der Schalksburg ein Sandspielhaus vorgesehen. Die Einfassung des Sandspielbereichs kann ebenfalls als Balancierelement begangen und bespielt werden. Einzelne Sitz- und Tritthölzer in den umliegenden Rasenflächen dienen der Sitz- und Spielfunktion.

Zwei hölzerne Ritterpferde als Wipptiere, sowie eine Doppelschaukel mit verschiedenen Schaukelsitzen für Kinder und Krippenkinder ergänzen das Spielangebot des Kleinkinderbereichs. 

Beide Spielbereiche werden durch die ergänzenden Baumpflanzungen mit der Zeit einen lichten waldartigen Charakter erhalten - in Anlehnung an den umliegenden Naturraum.

 

Materialität

Die Schalksburg, sowie die flankierenden Spielgeräte des Hangelwalds, des Sandspielhauses, der Wipptiere und der Doppelschaukel wurden komplett aus naturbelassenen, dauerhaften Robinienholz hergestellt. Lediglich die Dachlandschaften der Schalksburg wurden zweifarbig in Rot-Weiß in Anlehnung an die Farbgestaltung der Schalksburgschule akzentuiert. Die Fallschutzbereiche wurden passend zur Gestaltungskonzeption aus Hackschnitzel als natürliches, ortstypisches Material hergestellt. Im Kleinkinderspielbereich wurde Sand als zentrales Spielmaterial verwendet. Der Kletterfelsen aus Beton stellt einen ortstypischen Bezug zu den schroffen Felsformationen der umliegenden Landschaft der Schwäbischen Alb her.

 

Fazit

Das Spielabenteuer eines Burgspielplatzes in Anlehnung an die ortstypische Landschaft der Schwäbischen Alb wurde von der ersten Ideenskizze bis zur endgültigen Realisierung konsequent umgesetzt. 

Der Schul- und Kindergartenstandort in Verbindung mit dem flankierenden Wohngebiet hat einen neuen identitätsstiftenden Spielraum erhalten. Die Schalksburg als weithin sichtbarem Spielensemble kommt hier eine Leuchtturmfunktion zu. Der Spielbereich wurde innerhalb kürzester Zeit in das Selbstverständnis der Schalksburgschule übernommen. Die schlüssige Anordnung der Spielnutzungen und der selbstverständliche Umgang mit der Topografie lassen den Spielplatz als in sich stimmiges Gesamtensemble erscheinen.

Es ist ein einprägsamer Spiel- und Aufenthaltsort entstanden, welcher das örtliche Gemeinleben bereichert und stärkt.

 

Eckdaten:

Schul- und Kleinkinderspielplatz an einer Ganztagesgrundschule und einer Kindertagesstätte in Albstadt-Ebingen

Fläche: 2.200 m²

Baukosten: ca. 330.000 EUR brutto

Planungs- und Bauzeit: 2019 – 2020

Planung: Leistungsphase 3 bis 8: arbol Landschaftsarchitektur Part mbB, 

Iris Grimm + Alexander Mezger, 78628 Rottweil, www.arbol.de

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