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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.04.2021 - Ausgabe: 2/2021

Sind Spielplätze systemrelevant?

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HAGS-mb-Spielidee GmbH

Am meisten leiden sicherlich die Kinder in unserer Gesellschaft unter der aktuellen Covid19-Pandemie. Die Schließung von Kindertagesstätten und Schulen, das Kontaktverbot mit Freundinnen und Freunden, das Sportverbot in den Vereinen, geschlossene Freizeiteinrichtungen und allgemeine Social Distancing – all diese Faktoren belasten unsere Kinder in ihrem Alltag ungemein. Negative Auswirkungen auf psychischer, physischer und sozialer Ebene sind jetzt schon zu sehen und werden in Zukunft sicher noch deutlich zunehmen. Schäden in der persönlichen Entwicklung durch fehlende körperliche Aktivität, fehlende Sozialkontakte zu anderen Kindern und fehlender Ausgleich zum Alltag können noch lange nach den Lockdown-Beschränkungen ihre Auswirkungen zeigen. Daher ist es ungemein wichtig, diesen Konsequenzen zeitig entgegen zu steuern, um körperliche und geistige gesundheitliche Defizite unserer Kinder nachhaltig zu vermeiden.

Während des Verlaufs der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, welche Bedeutung Spiel- und Bewegungsareale für unsere Kinder haben. Spiel, Sport und Bewegung sind elementare Bestandteile des Lebens eines jeden Menschen, sie bringen Freude und haben positive Auswirkungen für die körperliche Gesundheit und auf Geist und Psyche. Das Spielen und Bewegen auf Kinderspielplätzen fördert die kognitiven, sozialen und physischen Fähigkeiten der jüngsten Mitglieder der Gesellschaft und zudem die gesundheitliche Prävention. Es ist wichtig, dass Kinder sichere Orte besuchen können, auf denen sie Gleichaltrige treffen können. Kinder müssen sich frei bewegen und mit anderen Kindern sozial und physisch interagieren können. Spielplätze sind die seit jeher dafür geeigneten Orte. Sie müssen vorhanden, sicher und geöffnet sein. In Zeiten der Corona-Beschränkungen sind und waren geöffnete Spiel- und Bewegungsareale im Außenraum die einzigen Plätze, an denen Kinder einmal unbelastet den Corona-Alltag hinter sich lassen können und ausreichende Optionen für körperliche Aktivität und soziales Beisammensein finden. Dieser Ausgleich ist essentiell für das tägliche Leben. Die Bedeutung von Spiel- und Bewegungsräumen ist für den Alltag der Kinder also unverzichtbar – Man kann sagen: Spielplätze sind für unsere Kinder systemrelevant.

Aktuell: Die Welt­gesund­heits­organi­sation (WHO) hat neue Aktivitätsempfehlungen für verschiedene Bevölkerungsgruppen herausgegeben. Während die Richtlinie klare Vorga­ben für die optimale Dauer und Intensität körperlicher Bewegung macht, betont die WHO, dass „für die Gesundheit jede Bewegung zählt“. Mindestens 150 Minuten Bewegung in der Woche für Erwachsene. „Körperliche Aktivität aller Art und Dauer kann Gesundheit und Wohlbefinden stärken, aber mehr ist immer besser“, so Rüdiger Krech, Direktor für den Bereich Gesundheits­förderung bei der WHO.

Für Kinder und Jugendliche (5 bis 17 Jahre) setzt die neue Richtlinie ein Aktivitätsziel von mindestens 60 Minuten am Tag. Die im Sitzen verbrachte Zeit ist der WHO zufolge eines der größten gesundheitlichen Risiken und sollte so weit wie möglich reduziert beziehungsweise durch ausreichend Aktivität ausgeglichen werden. „Wenn man viel Zeit im Sitzen verbringen muss, etwa bei der Arbeit oder in der Schule, dann sollte man sich mehr bewegen, um den schädlichen Effekten des Sitzens entgegenzuwirken“, so Krech.

Playground@Landscape hat Meinungen von Entscheidern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft eingeholt, welche Rolle Kinder und das Thema Bewegung in unserer Gesellschaft spielen – und ihnen dazu die Frage gestellt: 

 

Sind Spielplätze systemrelevant?

 

Dr. Susanne Eisenmann, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg:

„Relevant für eine gute Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sind Spiel, Sport und Bewegung. Spielplätze und Bewegungsareale regen dazu an, sie sind damit bedeutsam für die Entwicklung der jungen Menschen. 

Schließlich bietet das Leben immer weniger natürliche Bewegungsanlässe. Umso wichtiger ist es, Freude an der Bewegung zu vermitteln, zu dieser anzuregen. Auf Spielplätzen setzen sich Kinder aktiv und intensiv mit sich selbst und ihrer Umwelt auseinander. Dort stärken sie ihre Fähigkeit, alltägliche Herausforderungen zu verstehen und zu bewältigen.

Kinder entwickeln im Spiel ihre Identität und ihre Persönlichkeit weiter. Sie lernen ihre Stärken und Fähigkeiten, aber auch Grenzen kennen, entwickeln zahlreiche Fähig- und Fertigkeiten sowie soziale und sprachliche Kompetenzen. Zudem lernen sie ihre Umwelt kennen und erweitern ihr Wissen.

Deshalb zählt zu den Anreizen in Kitas auch der Spielplatz. Auch auf diesem unterstützen die im freien Spiel ausgebildeten und geschulten pädagogischen Fachkräfte die Kinder.“

 

Yvonne Gebauer, Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen:

„Bewegung ist wesentlicher Bestandteil einer ganzheitlichen Bildung. Im frühen Kindesalter erleben und erlernen Kinder ihre Umwelt durch Bewegung und erproben sich und ihren Körper. Bis zum Einsetzen der Pubertät, manchmal auch darüber hinaus, besitzen Kinder einen ausgeprägten, natürlichen Bewegungsdrang. Wann immer und wo immer Kindern eine Chance gegeben wird, sich zu bewegen, nutzen sie diese in der Regel, sei es auf dem Schulhof, auf Spielplätzen oder auf anderen Freiflächen. In einer zunehmend technisierten und digitalisierten Umwelt schafft Bewegung gerade im Kindesalter zudem Anlässe und Möglichkeiten zum Aufbau realer und sozialer Beziehungen und trägt maßgeblich zur Gesundheitsförderung bei.“

 

Bernhard Hoppe-Biermeyer, MdL Nordrhein-Westfalen, Vorsitzender Sportausschuss:

„Kinderspielplätze bzw. Bewegungsareale sind systemrelevant, weil nicht jedes Kind das Privileg hat, in einem Wohnhaus mit Garten zu leben, ein Kinderzimmer voll Spielzeug zu haben oder Eltern, die den Beitrag für einen Sportverein finanzieren wollen oder können. Ein Spielplatz kann kostenlos und unabhängig von der finanziellen Situation, Bildung, sozialen Position genutzt werden – vielmehr noch, er kann verschiedenste Gruppen zusammenführen. In Zeiten eines Lockdowns besteht auf einem vollen Spielplatz zwar durchaus ein Infektionsrisiko, ist für viele Kinder aufgrund der fehlenden Schule, der Unterbrechung des Vereinssports und der Infektionsgefahr in geschlossenen Räumen aber die einzige Alternative, mit Gleichaltrigen in Kontakt zu kommen. Und dann lieber Kontakt an der frischen Luft, wo die Infektionsgefahr deutlich geringer ist, als in den eigenen vier Wänden.“

 

Wolfgang Jörg, MdL Nordrhein-Westfalen, Vorsitzender des Ausschusses für Familie, Kinder und Jugend:

„Kinder: Ungebremste Neugier und ein energieintensiver Bewegungsdrang!

Die Frage nach der Systemrelevanz von einzelnen Mitgliedern, Bevölkerungs- oder gar Berufsgruppen unserer Gesellschaft ist irreleitend.  Zwischen relevanten und nicht relevanten zu unterscheiden, führt nur zu mehr Spaltung in unserer Gesellschaft. Alle Menschen, die in unserer Gesellschaft leben, sind relevant. Kinder sowieso. Sie sind unsere Zukunft. Deshalb müssen wir sie in ihren natürlichen Entwicklungen bestmöglich unterstützen und ihnen Raum schaffen. Die ungebremste Neugier, dass Verlagen die Welt zu entdecken, ist zum Beispiel so eine natürliche Entwicklung. Kinder wollen alles ganz genau wissen. Dafür nerven sie manches Mal. Immer wieder fragen sie nach. Aber nicht, um jemanden zu ärgern, sondern weil sie es schlicht ganz genau wissen wollen. Der ungebremste Bewegungsdrang ist auch so eine natürliche Entwicklung. Kinder gehen nicht von A nach B. Sie rennen. Sie probieren die Stärken ihres Körpers ständig aus uns trainieren ihn spielerisch. Dazu brauchen sie Bewegungsräume. Das naheliegende Waldstück, die freie Wiese, aber natürlich auch der Spielplatz um die Ecke. Bewegung, klettern, das Treffen mit Gleichaltrigen ist Motor auch der geistigen Entwicklung von Kindern. Sie möchte alles anfassen und Begreifen. Spielplätze sind dabei ein wichtiger Ort, der zur guten Entwicklung unserer Kinder beiträgt.“ 

 

Uwe Lübking, Beigeordneter für Recht, Soziales, Bildung, Kultur und Sport, Deutscher Städte- und Gemeindebund:

„Aus meiner Sicht ist der Begriff „systemrelevant“ problematisch, dies soll aber an dieser Stelle nicht vertieft werden. Es war unumgänglich, sich im Rahmen der Pandemie den sog. vulnerablen Gruppen zuerst zuzuwenden und sie zu schützen. Allerdings schienen und scheinen noch immer die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen aus dem Blick geraten zu sein. Die negativen gesundheitlichen und psychischen Folgen von fehlender täglicher Bewegung gerade bei Kindern und Jugendlichen sind bekannt. Nach Berichten sollen Kinder und Jugendliche aufgrund fehlender sozialer Kontakte lethargischer und aggressiver geworden sein. Die Pandemie verschärft Entwicklungen, wonach in vielen Familien körperliche Aktivitäten zu kurz kommen. Insbesondere Kinder aus sozial benachteiligten Familien haben häufig weniger Anreize, sich in der Freizeit zu bewegen und Sport zu treiben. Sie verbringen lieber ihre Zeit vor dem Fernseher, dem Computer oder mit dem Handy. Umso wichtiger sind ausreichend ortsnahe Bewegungsmöglichkeiten. Die Corona-Krise ist ein Beleg, welche Bedeutung die Aktivität im Außenraum für große Teile der Gesellschaft hat. Ich wünsche mir deshalb, dass die Sensibilität für die mangelnden Bewegungs-, Spiel- und Sportmöglichkeiten unserer Kinder und Jugendlichen durch die Erfahrungen mit der Pandemie erhöht wird. Und dass hierdurch wieder mehr ins Bewusstsein gelangt, wie wichtig es gerade für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen ist, Sport-, Spiel und Bewegungserfahrungen in ausreichendem Maße sammeln zu können. Wir alle sind gefordert in den Lebenswelten junger Menschen für ausreichend Spiel-, Sport- und Bewegungsmöglichkeiten zu sorgen, vom Spielplatz, Bewegungsmöglichkeiten in Parks bis hin zu Sportanlagen. Dazu braucht es auch nicht immer großer personeller oder finanzieller Anstrengungen, sondern manchmal reicht die Kreativität von Menschen, um den Bewegungsbedürfnissen von Kindern und Jugendlichen zu ihrem Recht zu verhelfen.“

 

Prof. Dr. Renate Zimmer, Professorin für Sport-und Bewegungswissenschaft an der Universität Osnabrück. Gründerin der Initiative „Bewegte Kindheit“:

„Sind Kinderspielplätze systemrelevant? Wenn die Corona – Pandemie überhaupt etwas Gutes mit sich gebracht hat, dann ist es die Aufwertung des Aufenthalts in der frischen Luft. Draußen spielen – das wusste man immer schon - ist gesund und härtet ab, stärkt das Immunsystem. Aber jetzt gibt es ein neues Argument: Draußen haben die Viren weniger Chancen, sich zu verbreiten, die Ansteckungsgefahr sinkt. 

Aber das Draußen-Spielen braucht auch Orte, die die Kinder gerne aufsuchen, Plätze, an denen sie Gelegenheiten haben, ihre motorischen Fähigkeiten zu üben, die eigenen Grenzen zu erproben, andere Kinder zu treffen, mit denen sie gemeinsam spielen und mit denen sie die Freude der freien Bewegung teilen können. Kinder lernen durch Nachahmen, Erproben und Üben – dazu  brauchen sie vor allem andere Kinder, die für sie Modelle des Verhaltens darstellen. Sie brauchen Geräte und Materialien, an denen sie ihre Kräfte erproben und die sie herausfordern. Sie brauchen Orte, die entsprechend ihren  Bedürfnissen nach sinnlicher Erfahrung und selbstbestimmter Bewegung gestaltet sind.

Dazu gehören die Kinderspielplätze: Sie sind Orte der Begegnung und Orte der Bewegung - in den Städten unverzichtbar für ein gesundes Aufwachsen der Kinder. Und deswegen absolut systemrelevant.“

 

Dipl.-Ing. Yvonne Göckemeyer, Landschaftsarchitektin bdla:
 „Bewegung ist für Kinder wesentlich für ihre körperliche und geistige Entwicklung. Da das heutige Lebensumfeld meist nicht mehr informelle Spielbereiche in Form von bekletterbaren Bäumen, Bächen zum Staudammbauen u.a. bietet, sind Kinderspielplätze und Bewegungsareale sehr wichtig. Hier können Kinder z.B. ihren Bewegungsdrang ausleben, auf Entdeckungsreise gehen, soziale Kompetenz erlangen, über sich selbst hinauswachsen und dadurch ihr Selbstbewusstsein stärken. Dies alles ist wesentlich für eine gesunde Entwicklung. Spielplätze sind systemrelevant.“

 

Dirk Schelhorn, LS2 Landschaftsarchitekten und Beratender Ingenieur Schelhorn Lukowski Schnabel PartG mbB:

„Spielen ist für Kinder ein Grundrecht und Teil der Menschenrechte.

Das „Draußen“ vor der Haustür ist der wichtigste Entfaltungsraum, um gesund aufzuwachsen. Um sich bewegen zu können, schlank zu bleiben, gut denken zu lernen. Um nicht zu den 33% deutscher Kinder zu gehören, die zu dick sind und / oder Diabetes haben.

Diese Freiräume sind in den letzten 50 Jahren durch städtebauliche Verdichtung und Ausbau von Verkehrsstraßen fast verloren gegangen. Die „Reservate Kinderspielplätze“ sind deshalb sowieso oft nur letzte Rückzugsräume und von höchster gesellschaftlicher Bedeutung.

Die Pandemie hat diese Bedeutung über den Zusammenhang von gesunder Lebensweise und erreichbaren, benutzbaren Freiräumen sehr deutlich gemacht.

Spielplätze, Spielorte sind zwingend zu bewahren, zu fördern und erheblich auszubauen, damit Kinder Kinder sein können. Dieser gesellschaftliche Auftrag muss sich in den politischen Haushalten widerspiegeln.

Löcher im Zaun und Pfützen auf der Straße können warten, wenn wir dafür glückliche, gesunde Kinder haben.“

 

Bettina Schilling, Spielplatztreff.de: 

„Kinder lernen im freien Spiel die Welt zu begreifen. Dafür brauchen sie sichere Orte, an denen sie erwünscht sind. Orte, die ihnen attraktive Möglichkeiten bieten, eigene Fähigkeiten und Grenzen zu testen, zu erweitern und mit anderen Kindern zu spielen. Kinderspielplätze sind solche Orte und definitiv systemrelevant! Daher braucht es in Zukunft noch mehr Entschlossenheit, Spielplätze zu konzipieren, die den kindlichen Bedürfnissen tatsächlich gerecht werden.“

 

Franz Danner, TÜV SÜD Product Service GmbH:

„Sind Spielplätze systemrelevant? Ja, Spielplätze sind ohne Zweifel systemrelevant! Gerade in Zeiten der Pandemie mit seinen massiven Einschränkungen sind Bewegungsanreize, frische Luft und körperliche Herausforderungen unverzichtbar! Nur so lassen sich die negativen Folgen von intensivster Mediennutzung, Bewegungsartmut und Frustration ein wenig mildern, leider aber nicht vollständig ausgleichen!“


Ute Eckardt, Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz (GALK), Vorsitzende Arbeitskreis "Spielen in der Stadt":


„Ja, Spielplätze sind systemrelevant. Es ist eine Binsenweisheit, dass Spiel und Bewegung für die gesunde Entwicklung der Kinder unabdingbar sind. Wenn Schulwege und Schulsport, Ausflüge und Reisen, Vereinssport und die Freizeitnutzung von Sportanlagen nicht möglich sind, wächst die ohnehin hohe Bedeutung von Grünflächen und besonders Spielplätzen exponentiell, das konnte jeder in den letzten Monaten beobachten. Es war auch zu erleben, dass sich die Kinder und Begleitpersonen überwiegend an Regeln hielten und froh über jede Nutzungsmöglichkeit waren. Gerade in sozial schwachen Wohngegenden fehlen die Alternativflächen. Spielplätze sind in den Städten der Ersatz für den fehlenden Naturraum, in dem Kinder sich ausprobieren, soziale Kompetenzen, Bewegungsabläufe und Risikoabschätzung erlernen können und dabei keinen unnötigen Gefahren ausgesetzt sind. Sie sind deshalb ebenso bedeutsam wie Waren des täglichen Bedarfs oder medizinische Rehabilitation.
Wem die gesunde Entwicklung der Kinder und sozialer Ausgleich am Herzen liegen, muss Spielflächen vorhalten, geöffnet lassen, in die Ausstattung investieren und mit qualifizierter Pflege dem gewachsenen Nutzungsdruck entgegenwirken. An Spielplätzen dürfen wir gerade jetzt nicht sparen, wenn lebenswerte und kinderfreundliche Städte eine Zukunft haben sollen.“
 

Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes: 

„Keine andere Altersgruppe ist so dringend auf geschützte öffentliche Flächen angewiesen, die ihnen altersgemäße Erholung und anregende Bewegungsförderung garantiert. Der Spielplatz dient einer gesunden körperlichen, sozialen und seelischen Entwicklung von Kindern. Im Spiel mit anderen lernen Kinder sich kompetent zu bewegen, sie lernen soziale Kontakte zu knüpfen, sich in größeren Gruppen zu verhalten, sich durchzusetzen, Regeln wertzuschätzen und durch Grenzerfahrungen Selbstvertrauen zu entwickeln. Spielplätze sind aber auch wichtige Treffpunkte für Eltern- und Großeltern. Durch die Beschränkungen in der Pandemie sind die Bewegungsfreiheit und der Kontakt mit anderen Kindern in besonderem Maße beschränkt. Insgesamt braucht es daher besonderes Augenmaß, wenn es um die Öffnung und Erhaltung von Spielplätzen geht. In dicht besiedelten Gebieten ist beispielsweise der Einsatz von Spielplatzpat*innen anzuregen, um für eine verbesserten Situation hinsichtlich Abstand und Hygiene Sorge zu tragen.“

 

Tilo Eichinger,  1. Vorsitzender des Bundesverbandes der Spielplatzgeräte- und Freizeitanlagen – Hersteller e.V. und Geschäftsführer der eibe Produktion + Vertrieb GmbH & Co. KG:

„Die Pandemie hat offengelegt, welche Bedeutung öffentliche und frei zugängliche Spiel- und Bewegungsräume für die Kinder haben. Besonders in einer Pandemie, wie sie uns heute bestimmt, werden Spiel, Sport und Bewegung elementare Bestandteile des Lebens eines jeden Menschen. Neben der sozialen Förderung der Kinder werden Spielplätze in einer Pandemie immer positive Auswirkungen auf die Psyche haben. Es ist daher wichtig, dass Kinder und Jugendliche auf ihre Bedürfnisse ausgerichtete Orte aufsuchen können, indem sie dort andere Kinder und Jugendliche treffen. Kinder und Jugendliche müssen sich zwanglos bewegen und mit anderen Kindern physisch und sozial interagieren können. Spiel- und Bewegungsräume sind die seit jeher dafür vorgesehene Areale.

Die Pandemie betrifft insbesondere Familien mit Kindern in Ballungsräumen, die in beengten Wohnverhältnissen leben. Daher fordert der BSFH: Spielplätze müssen vorhanden und geöffnet sein. In Zeiten des Lockdowns waren und sind geöffnete Spiel- und Bewegungsräume im Außenraum die einzigen Orte, an denen die Kinder einmal ausgelassen die Belastungen des Corona-Alltags hinter sich lassen können und ausreichende Möglichkeiten für Bewegung und soziales Miteinander finden. Dieser Ausgleich ist elementar für das tägliche Leben. 

Der Bundesverband der Spielplatzgeräte- und Freizeitanlagen-Hersteller e.V. (BSFH) sieht anhand der Bedeutung von Spiel- und Bewegungsräumen für den Alltag der Kinder diese als alternativlos und unverzichtbar an. Damit werden auch Spielplätze und Bewegungsflächen für unsere Kinder und Jugendlichen systemrelevant.“

 

 


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