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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.06.2021 - Ausgabe: 3/2021

Öffentlich nutzbarer Freiraum als Bewegungsraum – am Beispiel der Algarve/ Portugal

Von Gonçalo Martires (Studioleitung | Senior Landschaftsarchitekt), Catarina Silva (Junior Landschaftsarchitektin)

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© Beatriz Pinto und playparc Allwetter-Freizeit-Anlagenbau GmbH

Sport, als eine Form der Freizeitgestaltung, ist seit jeher in der Gesellschaft und im Städtebau verwurzelt. Bekanntlich handelte es sich bei den ersten bekannten Sportstätten in Europa, der griechischen Rennbahn oder dem Stadion (für Wettkämpfe) und dem römischen Amphitheater (für Gladiatorenkämpfe), um Strukturelemente des städtebaulichen Konzepts der Städte in der klassischen Antike. Mit dem wachsenden Bewusstsein, dass sich Bewegung im Gegensatz zu einer eher sitzenden Lebensweise unmittelbar positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung auswirkt, haben öffentliche Grünflächen bei der Entwicklung von städtischen Sportanlagen an Bedeutung gewonnen.

 Vor diesem Hintergrund wurden wir in den letzten Jahren als Landschaftsarchitekten mit der Entwicklung von Projekten zur Stadt- und Umweltsanierung in Portugal beauftragt, insbesondere in der Algarve-Region, für die die Nutzung von Freizeit- und Sporteinrichtungen zu einem zentralen Aspekt der Raumgestaltung wurde.

Diese Sport- und Freizeiteinrichtungen haben vielfältige und generationenübergreifende Funktionen. Einerseits können sie aufgrund ihrer Benutzerfreundlichkeit die Bedürfnisse verschiedener Altersgruppen nach körperlicher Betätigung erfüllen und die Freude am gemeinsamen Training fördern, wie beispielsweise bei Street-Workout-Anlagen. 

Andererseits sind sie attraktiv, sowohl in ästhetischer Hinsicht als auch in Bezug auf die ausgeübte Sportart. Sie passen sich an unterschiedliche Konzeptionen des öffentlichen Raums an, begleitet von Beratung durch Hersteller wie die Firma playparc und entsprechender technischer Unterstützung. Diese Sport- und Freizeiteinrichtungen können sich auf mehrere städtische Räume verteilen und eine allgemeine Nutzung durch die Gemeinschaft ermöglichen. Die Sicherheit und der Komfort der Anlagen sowie ihre lange Lebensdauer, hohe Widerstandsfähigkeit gegen Witterungsbedingungen und Beschädigungen sowie Wartungsfreundlichkeit sind im öffentlichen Raum ebenfalls von grundlegender Bedeutung. 

Zwei der Projekte zur Neugestaltung des öffentlichen Raums, die wir in den letzten Jahren entwickelt haben und die ein gutes Beispiel für multifunktionale öffentliche Räume darstellen, bei denen der Freizeit- und Sportaspekt im Vordergrund steht, sind der Wald des Gymnasiums in Faro und der Jardim do Coreto in Lagos. 

In den 1940er Jahren wurde das Waldstück des Gymnasiums von Faro im Zentrum der Stadt als idealer Raum zur Einbettung einer großen Schulanlage angesehen. Im Laufe der Zeit nutzte die Schulgemeinschaft diesen grünen Fleck jenseits des Schulgeländes als informellen Raum neben den eigentlichen Sportanlagen der Schule.

 

Die intensive Nutzung, der diese Grünfläche im Laufe der Jahre ausgesetzt war, wurde nicht durch ein ausgewogenes Management der vorhandenen Anlagen, Wege und der Vegetation ausgeglichen, was zum schnellen Verfall dieser Fläche führte. Aufgrund dieser Material- und Umweltzerstörung, die zu einem großen Teil auf eine mangelnde effektive Pflege und Unterhaltung zurückzuführen war, wurden die Aktivitäten nach und nach reduziert und der Raum aufgegeben. 

Da es sich hierbei um eine der zentralen öffentlichen Grünflächen in Faro handelt und in dieser Stadt generell ein Mangel an städtischen Grünflächen herrscht, ist die Sanierung des Waldstücks von grundlegender Bedeutung für die Gemeinde.

Die Sanierung des Waldstücks des Gymnasiums von Faro bot die Möglichkeit, die Besonderheiten dieses Raums für Freizeit- und Sportaktivitäten zu nutzen und eine Reihe von Maßnahmen durchzuführen, die zu folgenden Ergebnissen führten: (1) die Schaffung eines Crosslauf-Geländes, (2) ein Street-Workout-Bereich, (3) eine große Rasenfläche, (4) ein informeller Spielplatz in Holzbauweise für Kinder von 3 bis 10 Jahren, (5) ein Basketballfeld und (6) ein Seniorenpark.  

Dank des vielfältigen Angebots können nicht nur die Anforderungen aller Gruppen und Altersgruppen in der Stadt erfüllt werden, sondern die Anlage gewinnt auch an Bedeutung, indem sie das Sportangebot der angrenzenden Schuleinrichtungen ergänzt. Die Bauarbeiten werden bald beginnen. Damit wird auf das wachsende Bedürfnis reagiert, den öffentlichen Raum ergänzend für sportliche Aktivitäten zu nutzen. 

Ebenso zeigt sich im Projekt Jardim do Coreto die Bedeutung der komplementären Nutzung der vorhandenen Schulanlagen und der umliegenden öffentlichen Sportanlagen, was zu einer Erweiterung des Sportangebots im Rahmen des Sportunterrichts führt.

Die Neugestaltung von Schulanlagen im Rahmen eines nationalen Aktionsplans der Regierung betraf mehrere Schulen in Portugal. Im Fall der Sekundarschule von Lagos war es erforderlich, dass die Maßnahmen über den Anlagenbereich hinausgingen. Die Einbindung in das umgebende Stadtgefüge sollte für eine neue Kohärenz in Bezug auf die Gestaltung und Nutzung sorgen. 

In diesem Fall beabsichtigte die Gemeinde, einen Mehrgenerationenpark zu schaffen, indem bestehende traditionelle, informelle Sportmöglichkeiten beibehalten und durch neue, und breiter angelegte Anlagen ergänzt werden. Das Hauptziel war die Schaffung eines öffentlichen Raums, der ein harmonisches Miteinander und gemeinsame Freizeit-, Spiel- und Sportaktivitäten verschiedener Altersgruppen ermöglicht.

Der Entwurf sah die Einrichtung von drei Aktivitätsbereichen vor: (1) einen Bereich mit traditionellen Spielen wie Pétanque, Schach oder Tischtennis, um die Interaktion zwischen den Nutzern zu fördern; (2) ein Mehrzweck-Amphitheater zur Förderung kultureller und informeller sportlicher Aktivitäten; (3) einen Street-Workout-Parcours mit drei Bereichen - der erste mit Metallstangen oder -gerüsten für Eigengewichtsübungen, rhythmische Bewegungen und motorische Koordination; ein zweiter mit verstellbaren Trainingsgeräten, die dem gezielten Training der Arm- und Beinmuskulatur dienen und für alle Altersgruppen geeignet sind; und ein dritter Bereich für Sprungübungen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Entlang des gesamten Parcours findet man Pflastermalereien, die als Anregung für verschiedene kreative außersportliche Aktivitäten dienen können.  

Bei beiden Projekten sind der Schutz des alten Baumbestandes und die Pflanzung neuer Bäume, vor allem von Laubbaumarten, in den Sportanlagen von zentraler Bedeutung, da an der Algarve im Sommer hohe Temperaturen erreicht werden, was die Ausübung von Sport im Freien erheblich einschränkt.

Zusammenfassend - und gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen - wird uns bewusst, dass unser «Lebensraum» auch der öffentliche Raum ist - die Straße, der Garten, der Park. Angesichts geschlossener Turnhallen ist die Nachfrage nach Räumen für Bewegung im Freien exponentiell gestiegen. Darüber hinaus ist deren Nutzung kostenlos, was den grundlegenden Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit in einer modernen Gesellschaft entspricht.  

Uns bietet sich daher die Chance, die Nutzung öffentlicher Außenräume zu verbessern und sie für die gesamte Bevölkerung attraktiv und zugänglich zu machen, da uns immer stärker bewusst wird, wie wichtig sie für die Erhaltung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Stadtbevölkerung sind.  


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