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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.06.2021 - Ausgabe: 3/2021

Spielhügellandschaft aus kunststoffgebundenem Fallschutzbelag an der Promenade Großenbrode

Von Dipl. Ing. (FH) Mathias Kuklik (Siller Landschaftsarchitekten)

Photo

Zwischen Ostseestrand und Militär entwickelt sich seit den Anfängen des Fremdenverkehrs 1913/14 mit drei grünen Badekarren ein beliebtes und sich bis heute wandelndes, modernes Urlaubsziel mit Hotelangeboten und öffentlicher Infrastruktur für Millionen von Gästen jährlich.

Aus dem wendischen Wort „Brody“ (Bedeutung: Furt, eine durchfahrbare Stelle eines Gewässers) entwickelte sich der Name des Ortes Großenbrode.

Seither wird die auf der nördlichsten Landspitze Wagriens gelegene Halbinsel Großenbrode als Übergang zur Insel Fehmarn genutzt. Ursprünglich durch eine regelmäßige Fährverbindung, seit 1963 über die bekannte Fehmarn-Sundbrücke.

Bedeutung als Standort einer internationalen Fährverbindung erhielt der Ort Anfang der 1950er Jahre. Am direkt angrenzenden Yachthafen am südlichen Anfang der heutigen Promenade pendelten Fähren zwischen Großenbrode-Kai und Gedser auf der Insel Falster in Dänemark. Als Direktverbindungen unter anderem nach Kopenhagen, Amsterdam, Wien und Split verkehren vom Großenbroder Kai D-Zug Paare.

Als Anfang der 1960er Jahre die Fehmarnsundbrücke fertiggestellt ist und somit die Vogelfluglinie eröffnet wird, hat die Fähre über den Sund ausgedient und die Fährverbindung von Großenbrode / Gedser nach Puttgarden(Fehmarn) / Rødby verlegt.

Die 1970er Jahre nutzt die Gemeinde, um weitere, der Nutzung als Seebad dienende Gebäude und umfangreiche Infrastruktur zu errichten. Zu nennen wäre hier die 330 Meter lange Seebrücke, welche bis in die Ostsee hineinragt und direkt an den neuen Seebrückenvorplatz anschließt.

Seit Mitte der 1980er Jahre ist Großenbrode Ostseeheilbad und entwickelt sich seither zu einem vielbesuchten Badeort an der Ostsee mit außergewöhnlicher Südstrandlage und einer strandbegleitenden Promenade. Diese positive Entwicklung wird durch die Auflösung der Marineküstendienstschule Mitte der 1990er Jahre und des Luftwaffenstandortes im Jahre 2000 zusätzlich begünstig. 

Unter anderem ermöglicht das freigewordene Areal die Verlängerung der Promenade um 500 Meter und schließt somit an die 1.000 Meter lange Seemole an.

Bereits Ende der 1990er Jahre wird der neue Radweg von Großenbrode nach Heiligenhafen eröffnet und der Kai erhält eine Promenade.

Außerdem erfährt der Südstrand durch eine Aufspülung im Jahre 2004 zusätzliche Sandflächen für die Badegäste.

 

Neugestaltung der Promenade

Damals wie heute ist der Gemeinde Großenbrode ihre Bedeutung und Bekanntheit als Urlaubsregion bewusst und sie entwickelt ihre öffentliche Infrastruktur als familienfreundliches Reiseziel in idyllischer ländlicher Lage mit Strand weiter.

Die Nachfrageentwicklung der letzten Jahre und der Ausbau weiterer Kapazitäten deuten auf eine weiterhin anhaltende Nachfragesteigerung hin und kennzeichnen die derzeitige touristische Wachstumsphase des Ortes.

Im Rahmen des aktuellen Tourismusentwicklungskonzeptes wurden als Schlüsselmaßnahmen unter anderem die Neugestaltung und der Ausbau der ca. 1.400 m langen Promenade und des Seebrückenvorplatzes sowie die Schaffung neuer Spielplätze herausgearbeitet. 

Die Promenade und der Seebrückenvorplatz befinden sich im Südwesten der Gemeinde Großenbrode. Das Planungsgebiet verläuft auf seiner gesamten Länge in direkter Nachbarschaft im Osten parallel zum Ostseestrand. Im Norden grenzt es an die Straße Am hohen Ufer, im Süden an die Mole des Yachthafens und im Westen an vorhandene private Grundstücke mit mehrgeschossigen, zurückgesetzten touristischen Bebauungen und vorgelagerten Grünflächen.

Nach mehrjähriger Planung erfolgt die Umsetzung der Gesamtmaßnahme in drei Bauabschnitten im Zeitraum Winter 2018 bis Frühjahr 2021 mit jeweils einer Unterbrechung in der Sommersaison 2019 und 2020 in den Monaten Juli und August. Mit dem 3. und somit finalen Bauabschnitt, dem Seebrückenvorplatz, wird die Baumaßnahme Ende Juni 2021 erfolgreich beendet werden – gerade rechtzeitig für die Sommersaison, für die zahlreiche Besucher erwartet werden. 

Im Rahmen des 1. Bauabschnittes, welcher auf seiner gesamten Länge die ehemalige Militärstraße der Marineküstendienstschule nachzeichnet, erfolgte die bauliche Umsetzung eines ca. 200 Meter langen Abschnittes der Promenade, gegliedert in einen 2,50 Meter breiten, asphaltierte Radweg (welcher in baldiger Zukunft an den naheliegenden überregionalen Ostseeradweg angeschlossen werden soll), dem ca. 3,30 Meter breiten Promenadenweg mit seeseitig befestigtem Deckwerk und zahlreichen Ausstattungsobjekten und Möblierung.

Ein wesentlicher Bestandteil des ersten umgesetzten Promenadenabschnittes ist der landseitig angrenzende ca. 2.000 m² große neue Kinderspielplatz mit dem Thema „Die Schatzinsel“ (englischer Originaltitel Treasure Island) nach dem gleichnamigen Abenteuerroman von Robert Louis Stevenson. Der Spielpatz, welcher sich von der Idee einer Schatzkarte inspirieren lässt, bettet sich in seiner Insellage neben der Promenade in eine organisch modellierte, mit Dünenrosen, Sanddorn, Kriechweiden und Rosmarinblättrigen Weiden bepflanzte Landschaft ein.

Neben einer Baumpflanzung aus Schwarzkiefern finden sich auf dem Spielplatz zahlreiche große artifizielle bis fünf Meter hohe Palmen mit Stämmen aus leicht beschnitztem Robinienholz und beweglichen, grün lasierten Palmwedeln.

Von den erhöhten, teilweise über drei Meter hohen Spielanlagen öffnet sich der ungestörte Blick über den Strand direkt auf die türkis-blaue Ostsee.

Neben einem seitlich platzierten Picknickbereich mit Tischbank-Kombinationen, verschiedenen Netz-, Kletter- und Balancierstrukturen, Schaukelkombinationen, einem Krokodil, Hängematten sowie einem Piratenversteck mit Rutschen-Turm und einer Kletterkiste, bildet eine organisch modellierte Spielhügellandschaft aus kunststoffgebundenem Fallschutzbelag Sureplay der Firma Procon das tragende und dem Spielplatz strukturgebende Element der Oberflächengestaltung. 

Für den Fallschutzbelag wurden in Abstimmung mit dem Bauherrn die Farben Zitronengelb und Beige im Mischungsverhältnis 1 : 2 ausgewählt. Die verschiedenen Schichtstärken des Fallschutzbelages bedingen sich durch die unterschiedlichen kritischen Fallhöhen (ca. <1,30 Meter bis <2,60 Meter) der einzelnen Spielgeräte und -elemente und wurden durch den Planer Siller Landschaftsarchitekten in enger Abstimmung mit dem Spielgerätehersteller festgelegt. Die Gesamtschichtstärken des Fallschutzbelages reichen von 40 mm und 60 mm bis 90 mm. 

Im Vorwege der Kunststoffarbeiten wurden die Spielhügel durch das Gewerk Tiefbau zunächst aus einem standfest verdichten Füllboden aus F1- Material, einer 25 cm starken Frostschutzschicht (Körnung 0/32 - 0/45) sowie einer 15 cm starken Schottertragschicht (Körnung 0/32) modelliert und feinplaniert.

Der Einbau des Kunststoffbelages der Spielhügel auf einer Fläche von ca. 1.000 m² erfolgte Anfang Mai 2019 nach dem Einbau der Spielgeräte und der wasserdurchlässigen, gebundenen 10 cm starken Tragschicht aus Drainbeton in Handarbeit. Die Arbeiten zur Herstellung des gesamten Fallschutzbelages, bestehend aus stoßdämpfender Basisschicht und 1cm starker farbiger Deckschicht, wurden nach ca. acht Arbeitstagen fertiggestellt. 

Für die ebenen Spielflächen wurde ein zertifizierter Fallschutzsand der Körnung 1/3mm verwendet.

Um auf der gesamten Spielplatzfläche innerhalb der Fallschutzbereiche einen flächendeckenden, durchgängigen Fallschutz zu gewährleisten, wurde der Kunststoffbelag der Spielhügel bis ca. 30 cm unter die Oberfläche des Fallschutzsandes heruntergeführt und an den dadurch unter Flur liegenden Rändern mittels Rasenbord eingefasst.

 

Fazit

Seit seiner Einweihung und Öffnung im Mai 2019 erfreut sich der Spielpatz sowohl bei den Besuchern und Gästen als auch bei den Einwohnern Großenbrodes großer Beliebtheit. Aufgrund seiner intensiven Bespielung ist es daher unabdingbar, dass der auf die Spielhügel eingetragene Fallschutzsand regelmäßig von den Kunststoffflächen entfernt wird und somit der Fallschutzbelag seine Lebensdauer beibehält.

 

 

Projekt-Informationen:

Großenbrode, Um- und Ausbau des Seebrückenvorplatzes und der Promenade 

Bauherr: Großenbrode Tourismus Service und Grundstücks GmbH & Co. KG

Fallschutz: PROCON Play & Leisure GmbH 

Planung: Siller Landschaftsarchitekten aus Kiel

 

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