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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.06.2021 - Ausgabe: 3/2021

Gestiegene Rohstoffpreise betreffen auch den Spielplatzbau

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© Maksym Yemelyanov / stock.adobe.com

Stark angezogene Rohstoffpreise betreffen mittlerweile viele Bereiche der Wirtschaft und des Handwerks und sind längst ein maßgeblicher Faktor für die Entwicklung der Konjunktur in den kommenden Jahren. Grund für den teils massiven Preiszuwachs sind der global stark gestiegene Bedarf an Rohstoffen vor allem in China und den USA. In erster Linie sind derzeit der Holz- und Stahlpreis im Fokus, aber längst sind auch die Preise von bspw. Kupfer, Kunststoffen und Lithium davon betroffen. Inflation, Fertigungsstopp, Energiewende – die Preisentwicklungen haben mittlerweile großen Einfluss auf viele Bereiche der wirtschaftlichen Entwicklung. Längst fordern einige Politiker*innen ein Exportverbot für hierzulande gewonnene Rohstoffe wie Holz, um die heimische Industrie zu entlasten, denn auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden dort bald spürbar sein. Die stahlverarbeitende Industrie fordert dagegen eine Aufhebung von Schutzzöllen auf Stahlimporte. Ob solche Maßnahmen zielführend sein könnten, sei dahingestellt, aber es bedarf an Lösungen.

Auch die Spiel- und Freizeitanlagenindustrie und somit der Bau von Spiel- und Bewegungsanlagen sind von gestiegenen Preisen betroffen. Daher ist es an der Zeit, auf die Problematiken des Preiszuwachses der im Spielplatzbau essentiellen Rohstoffe Stahl und Holz einzugehen und Vertreter der Branche unmittelbar zu Wort kommen zu lassen.

 

Stahlpreis

Gesunkene Lieferkapazitäten, aber auch höhere Preise für Eisenerz, der Abbau von Überproduktionen und ein starker Nachfrageanstieg seit Ende 2020 haben den Stahlpreis zuletzt stark ansteigen lassen. Zwischen September 2019 und März 2021 ist der Preis für Stahl von rund 500 Euro pro Tonne auf ca. 800 Euro gestiegen. Die Tagespreise für legierten Edelstahl wuchsen im Handel allein seit Jahresbeginn 2021 um über 15 Prozent an. Dabei wurde in Deutschland 2020 so wenig Stahl produziert wie seit über 10 Jahren nicht mehr. Die Lager sind leer, die globale Nachfrage hoch. In der Corona-Krise wurden auch Überproduktionen der Vorjahre abgebaut, jetzt fehlt der Stahl in vielen Bereichen der Industrie. Dabei hat die EU erst 2018 Schutzzölle auf Stahlimporte aus dem Ausland verhängt, um die heimische Schwerindustrie vor Produkten aus Asien zu schützen. Eine Reaktion auf entsprechende Zollmaßnahmen der Trump-Administration in den USA. Schon damals gab es dazu Kritik aus der Wirtschaft, jetzt belastet es die aktuelle Lage noch zusätzlich. Daher wird aus vielen Richtungen jetzt eine Rücknahme der Maßnahmen gefordert, damit die Wirtschaft für den Re-Start nach der Corona-Krise gewappnet ist. Denn die Stahlproduktion innerhalb der EU kann die Nachfrage auf Sicht erstmal nicht befriedigen.

 

Holzpreis

Durch den Bau-Boom des vergangenen Jahres aber auch durch Waldschäden und -brände wurde die Nachfrage nach Holz als Baustoff sowohl im Inland als auch im Ausland kräftig angeheizt. Vor allem die Preise für Schnittholz sind stark gestiegen. Die Warenterminbörse Chicago Mercantile Exchange meldete einen Anstieg des Preises für US-Bauholz um 500 % innerhalb eines Jahres. Auch die Exportmenge von Rohholz aus Deutschland wuchs im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um rund 40 Prozent an. Seit 2015 hat sich die exportierte Menge sogar mehr als verdreifacht.

Für den gestiegenen Export sorgte zuletzt zunehmend die hohe Nachfrage nach Tannen- und Fichtenholz. Diese beiden Holzarten machten zuletzt über 80 Prozent des deutschen Exportes aus. Wichtigster Abnehmer ist derzeit die Volksrepublik China, wohin ca. die Hälfte des Holzes geht. Der Anstieg des Exportvolumens ging allerdings im Januar und Februar 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück.

Neben der gestiegenen Nachfrage nach deutschem Holz im Ausland, gab es hierzulande im vergangenen Jahr einen Rekordeinschlag. 2020 wurde so viel Holz aus deutschen Wäldern geschlagen, wie seit 1990 nicht. Allerdings machte „Schadholz“ zuletzt mehr als die Hälfte des gesamten Holzeinschlags aus.

Der gestiegene Export, eine Angebotsverknappung auch wegen verschärfter Einschränkungen im Holzeinschlag sowie die derzeitige Baukonjunktur haben die Preise für Rohholz im Außenhandel stark anwachsen lassen.

Während die Waldbauern hierzulande bisher nicht von den gestiegenen Preisen profitieren konnten, sind die Erzeugerpreise für bearbeitetes Holz aber stark angewachsen. Im März 2021 lagen diese ca. 15 Prozent über dem Niveau des gleichen Zeitpunkts des Vorjahres. Am stärksten stiegen die Preise für Schnittholz von Nadelbäumen, wozu u.a. Dachlatten oder Bauholz gehören. Die Profiteure der Lage sind unter anderem die Säge-, Hobel- und Holzimprägnierwerke. Diese Branche machte 2020 einen Rekordumsatz. Zudem sind viele Werke aufgrund der hohen Nachfrage derzeit komplett ausgelastet.

TT

 

Statements von Spielgeräteherstellern zur Problematik:

 

David Köhler (Geschäftsführer Berliner Seilfabrik GmbH & Co.)

„Der teilweise erschreckend starke Anstieg der Rohstoffpreise, insbesondere beim Stahl, wo über die letzten Monate Steigerungsraten von über 90% zu beobachten waren, hat unmittelbare Auswirkungen auf die Spielgerätebranche.

Bei einem stahlverarbeitenden Unternehmen, wie wir es sind, führt der aktuelle Nachfrageüberhang unvermeidlich zu steigenden Herstellungskosten. Gleichzeitig haben Spielplatzprojekte oftmals lange Vorlaufzeiten und verlangen Planungssicherheit hinsichtlich der Preisentwicklung. Für die Spielgerätebranche ist es deshalb essenziell, dass die Stahlhersteller ihre Kapazitätsreduktionen, die als Reaktion des pandemiebedingten Nachfrageeinbruchs im vergangenen Jahr getätigt worden sind, schnellstmöglich abbauen, um den Nachfrageüberhang zu reduzieren. Gleichzeitig sehen wir die strickten Handelsbeschränkungen für Stahlimporte seitens der EU kritisch. Angesichts der derzeitigen Knappheit, wäre es wünschenswert, wenn das Stahlangebot über Importe zwischenzeitlich kompensiert werden könnte. Dafür ist ein entsprechendes Handeln der Politik erforderlich.“

 

Steffen Strasser (Geschäftsführer playparc GmbH)

„Die Knappheit unserer wichtigsten Produktionsmittel Holz und Stahl ist schon eine Herausforderung an Organisation und Logistik. Wenn der Zustand noch lange anhält, wird er sich früher oder später auf die Preissituation niederschlagen. Bisher laufen noch Kontrakte mit Lieferanten, die aber auch abhängig sind von der Gesamtentwicklung. Beispielsweise kaufen wir unsere Standardhölzer sehr regional ein. Sie kommen aus einem Umkreis von ca. 150 Kilometern. Das wir uns hier Gedanken über Mengenprobleme machen müssten, ist uns nie in den Sinn gekommen.

Zurzeit können wir die Gültigkeit unserer Angebote nur stark begrenzt angeben. Für umfangreiche und längerfristige Projekte ist dies ein Problem.

Grundsätzlich stehen wir hinter marktwirtschaftlichen Mechanismen. Das jedoch auch der deutsche Staatsforst die Waren zunächst nach China und in die USA verkauft, bevor der Bedarf innerhalb Deutschlands nur ansatzweise gedeckt wird, mutet dann schon ein wenig seltsam an, wenn man daran denkt, welche Unternehmen mit ihren Steuern den Forst mitfinanzieren.“

 

Ulrich Scheffler (Geschäftsführer Kaiser & Kühne Freizeitgeräte GmbH)

„Die Veränderung der weltweiten privaten Nachfragestruktur weg vom Tourismus hin zu höherwertigen Konsumgütern hat zu einem sprunghaften Anstieg des Bedarfs an Holz, Stahl und anderen Rohstoffen geführt. Die Rohstoffpreise sind auch dadurch deutlich angestiegen. Die gewohnte Verfügbarkeit von Holz und Stahl als zentrale Rohstoffe der Spielgeräteindustrie ist teilweise bereits jetzt nicht mehr gegeben. Dies könnte zur Verlängerung der Lieferzeiten und im Extremfall zur Stornierung von Aufträgen führen. Kaiser & Kühne ist auch vom Preisanstieg betroffen, wir sehen jedoch trotz unserer erhöhten Verbrauchsmengen keine Verlängerungen unserer Lieferzeiten, insbesondere nicht bei Express-Aufträgen für Produkte mit einer Lieferzeit von maximal zwei Wochen.  

Die überwiegend mittelständischen Spielgerätehersteller haben nur einen sehr begrenzten Einfluss insbesondere auf die Stahlerzeugung und -verarbeitung. Die Politik ist gefordert, die Verfügbarkeit strategischer Rohstoffe durch die Förderung von Kapazitätserweiterungen und langfristige Vereinbarungen zu garantieren.“


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