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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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02.12.2021 - Ausgabe: 6/2021

Barrierefreier Mehrgenerationenpark mitten in Burbach

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© Proludic GmbH


„Treffpunkt Leben“: unter dieser Zielsetzung schuf der engagierte Förderverein Kinderzuhause Burbach e. V., mit finanzieller Unterstützung des Regionalvereins LEADER-Region 3-Länder-Eck e. V., nicht nur einen attraktiven, generationsübergreifenden, barrierefreien Aktionspark, sondern tatsächlich einen lebendigen Treffpunkt mitten in Burbach.


Der barrierefreie Mehrgenerationenspielplatz „Treffpunkt Leben“ in Burbach, der für die Öffentlichkeit frei zugänglich ist, ist ein Treffpunkt für junge und alte Menschen mit und ohne Einschränkungen. Die ehemals ungenutzte Fläche aus wuchernden Büschen, hohem Gras und unwegsamen Böschungen wurde in einen rund 1.200 Quadratmeter großen Aktivpark umgestaltet, der mehrere Spielgeräte und Beschäftigungsmöglichkeiten, die alle barrierefrei und abwechslungsreich sind, umfasst. 

Bewusste Inklusion und Teilhabe – unter dieser Prämisse steht die Arbeit im Haus Burgweg. Lebensqualität sichern, erhalten, fördern, für die 28 hier lebenden Bewohner, die durch ihre gravierenden körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in ihrer Teilhabe am normalen Leben stark eingeschränkt sind – das ist besonders auch das Ziel des Fördervereins Kinderzuhause. Treffpunkt Leben: unter dieser passenden Bezeichnung wurde jetzt ein Projekt Wirklichkeit, das einlädt zum Miteinander der Bewohner mit Burbacher Bürgern und Ehrenamtlichen, mit Senioren aus einem nahegelegenen Demenzzentrum und Altersheim und Kindern aus einem benachbarten Kindergarten. „Leader-Projekte zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Leader-Idee von Inklusion, Zukunftsversionen und dem Miteinander von Generationen verwirklichen“, betonte Andreas Pletziger, Dezernent der Bezirksregierung Arnsberg.

„Irgendwann wurde deutlich, dass wir etwas schaffen wollen, das auch wesentlich für den Geist des Fördervereins ist. Etwas, das die Bewohner des Hauses und die Bürger des Dorfes zusammenbringt,” erläuterte Burbachs Bürgermeister Christoph Ewers bei der Eröffnungsfeier die Idee für die Neugestaltung des Platzes.

Falk Heinrichs, der Vorsitzende des Fördervereins Kinderzuhause, freute sich sehr über die Fertigstellung und über das Konzept des Platzes: „Gelebte Inklusion hat einen Namen: Treffpunkt Leben. Hier ist eine öffentlich zugängliche Begegnungsstätte entstanden, die Menschen mit und ohne Handicaps, Kinder und Erwachsene, Familien und Senioren aufs Beste verbindet. Hier können Nachbarn, Freunde und Besucher mit den 28 Bewohnern dieser Bethel-Einrichtung in Kontakt, ins Gespräch kommen, gemeinsam spielen und neue Bewegungsmöglichkeiten erleben.“ 

Roswitha Still, Vorsitzende des LEADER-Regionalvereins, betonte den Vorbildcharakter der neuen Freizeit- und Erholungseinrichtung, die in intensiver Weise den LEADER-Gedanken widerspiegelt. „Der Treffpunkt Leben ist ein Anliegen von Bürgern, für Bürger – und erweitert unsere Region um einen wunderbaren Treffpunkt! Ein Anliegen aus der Bürgerschaft – für die Bürgerschaft.” 

Ein Großteil des Spielplatzes wurde aus dem Topf der Leader-Region „3-Länder-Eck“ finanziert. Die Bethel-Regionalleiterin Anja Hillebrand betonte ebenfalls den hohen Stellenwert des Spielplatzes für die Anwohner des Hauses Burgweg. Dieser sei ein Treffpunkt und biete den Bewohnern eine wichtige Möglichkeit, um mit Menschen ohne Einschränkungen in Kontakt zu treten.
 

Der Mehrgenerationenplatz

Insgesamt bieten 13 verschiedene Spiel- und Beschäftigungsstationen aus dem Hause des Herstellers Proludic GmbH vielfältige Spiel- und Sportaktivitäten für alle, die in ein harmonisches Gesamtkonzept aus Wegen, Grünflächen und überdachter Picknick-Ecke eingebettet sind. Das abschüssige Gelände erhielt terrassenartige Plateaus, auf denen sich auch Rollstuhlfahrer und Senioren ohne große Mühe bewegen können. 

Auch ein innovatives Farbkonzept wurde umgesetzt. So sorgen das natürliche Grün der Pflanzen und Bäume, die in vielen Farben gestalteten Spielgeräte sowie das gelbe Sonnensegel über der Holzsitzgruppe am oberen Ende des Parks für ein fröhliches Ambiente.

Die Planung des Mehrgenerationenplatzes übernahm das Planungsbüro Laufenburg, welches zusammen mit dem Kinderzuhause Burbach Proludic als Lieferanten für die individuellen Spielgeräte auswählte. Neben der richtigen Auswahl der Geräte, stellte die vorhandene Topografie große Herausforderungen an die barrierefreie Planung. So wurde die Fläche im unteren Bereich angehoben und im oberen Bereich Boden abgetragen, um eine möglichst große und ebene Grundfläche zu erhalten.

Über Rampen und Spielgeräte wurden verschiedene Ebenen miteinander verbunden, so dass ein spielerischer Übergang stattfinden konnte. Die Entwicklung der Kombinationsspielanlage stellt ein zentrales Element für Spiel und Wegeverbindung im Konzept dar. 

Die zwei barrierefreien Zufahrtsrampen wurden an das Gelände und die Wegeführung angepasst, so dass Kinder im Rollstuhl selbständig hineinfahren können. Viele verschiedene sensorische Spielboards bieten abwechslungsreiche Beschäftigungsmöglichkeiten. Ein Fernrohr sowie eine spezielle Brille bieten für die Kinder verschiedene optische Erlebnisse. Zudem kann an einer Kletterwand geklettert werden sowie über ein Kletternetz die höchste Plattform erklommen werden. Von dort kann gelangt man am schnellsten über die Rutsche hinunter.

Direkt daneben können die Kinder am Doppel-Karussell Spaß an der Bewegung und Geschwindigkeit entdecken sowie das Gleichgewicht verbessern. Dahinter befinden sich zwei bodentiefe, rollstuhlgeeignete Trampoline. Hier können alle Kinder ein Gefühl für ihr Gleichgewicht, ihre Ausdauer und die Koordination ihrer Bewegungen entwickeln. Daneben kann auf einer Slackline von Podest zu Podest balanciert werden. Hier werden verschiede Bewegungsabläufe und Körperhaltungen geübt, die den Kindern helfen, ihre motorischen Fähigkeiten zu entwickeln. Die Kinder lernen, sich ohne festen Untergrund fortzubewegen, ihre Bewegungen besser zu koordinieren und ihre Konzentrationsfähigkeit weiterzuentwickeln. 

Im großen Sandbereich kann mit einem Sandbagger auf vielfältige Weise gespielt werden. An den Wegen können Kinder miteinander an zwei Spielboards „4 gewinnt“ oder „Tic-Tac-Toe“ spielen. Die Boards sind so angeordnet, dass auch Kinder im Rollstuhl problemlos mitspielen können. Einer der Wege führt zur Nestschaukel. Dort kann mit mehreren Personen, sitzend oder liegend geschaukelt und erlebt werden, wie es ist, in der Luft zu fliegen oder dem Himmel nah zu sein. Über eine Treppe oder barrierefrei über eine Rampe gelangt man auf eine Anhöhe. Dort steht eine Street Workout Anlage, an der sich Jung und Alt sportlich betätigen können. Klimmzüge, Hangeln, Turnen und viele weitere Sport- und Fitnessübungen sind dort möglich. Daneben stehen drei Fitnessgeräte. Am Twister, Tai-Chi und Wheel können effektiv die verschiedenen Muskelgruppen trainiert werden. 

 

Fazit

Ein Investitionsvolumen von rund 350.000 Euro, von denen 65 Prozent, also 230.000 Euro, aus Mitteln des Leadervereins kamen und die restlichen 35 Prozent vom Förderverein über Spendengelder getragen werden. Die reinen Zahlen sprechen eine eigene Sprache.

Ein Fazit: „Ich träume davon, dass sich die Menschen hier mit ihrem Gegenüber auseinandersetzen und lernen, dass jede Person liebenswert ist, auch wenn sie vielleicht ein wenig anders ist als man selbst“, so erläuterte der ehemalige Vorsitzende des Fördervereins Friedhelm Jung die Grundidee des Aktivparks. 

Diese wurde durch den integrativen und inklusiven Ansatz des Mehrgenerationenplatzes vollumfänglich umgesetzt. Die Philosophie der bewussten Inklusion und geförderte Teilhabe wurde durch den inklusiven Spielplatz in Burbach praktisch in die Tat umgesetzt.

 


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