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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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02.12.2021 - Ausgabe: 6/2021

Inklusion ist Trumpf: Neuer Spielplatz für ALLE Kinder

Von DI Astrid Feuchter (Referat Grünraum und Freiraumplanung, Abteilung für Grünraum und Gewässer, Stadt Graz)

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© zwoPK Landschaftsarchitektur


Mit einem inklusiven Spielplatz, der auch Kindern mit unterschiedlichen Behinderungen Spaß und Bewegung ermöglicht, setzt der entstehende Reininghauspark in der steirischen Landeshautstadt Graz (Österreich) ab kommendem Jahr neue Maßstäbe. Die grüne Oase im neuen Stadtteil nimmt bereits deutlich Form an.

Er soll allen Menschen, die im neuen Stadtteil Reininghaus leben oder zu Gast sind, Freude und Erholung bringen: der Reininghauspark, der mit rund drei Hektar Größe ab Mai kommenden Jahres eine „grüne Oase“ im dicht verbauten Gebiet eines neuen Stadtteils in der steirischen Landeshauptstadt Graz bieten wird. Und dass wirklich alle diese Freude und Erholung genießen können, dafür sorgt nicht zuletzt der erste inklusive Spielplatz der Stadt, der Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen nutzbare Geräte zur Verfügung stellen wird. Die inklusive Spielzeile ist etwas mehr als 1.000 Quadratmeter groß und wird am südlichen Rand des Reininghausparks zu finden sein.

 

Bewegung und Spiel für alle Gäste des Parks

„Diese Spielzeile wird aus mehreren Teilen zusammengesetzt sein: Ein Bereich zum Spielen für Kleinkinder wird ebenso vorhanden sein wie einer für Jugendliche. Sandspielplätze, ein Kletter- und Balancierparcours, Parkschaukeln sowie Zonen für Workout mit Trainingsgeräten zur Stärkung von Kraft und Ausdauer und Boulderblöcke für Kletterbegeisterte runden das Angebot ab“, die Vorfreude bei Abteilungsleiter Robert Wiener sowie den Projektleiterinnen Christine Radl und Astrid Feuchter von der städtischen Abteilung für Grünraum und Gewässer ist schon jetzt groß. Dass der Spielraum inklusiv gestaltet wird und somit alle Gäste zur Benutzung einlädt, ist allen Beteiligten wichtig. Dem Konzept liegt zugrunde, dass jeder Mensch unterschiedliche Fähigkeiten und Bedürfnisse hat. Demgemäß werden in einem inklusiven Spielraum möglichst viele Sinne angesprochen und gefördert. Der Fokus liegt dabei nicht – wie lange praktiziert – auf einer speziellen Art von Behinderung, sondern auf einem Angebot zur Förderung sämtlicher motorischer Fähigkeiten der BenutzerInnen. Alle Menschen jeden Alters, egal ob mit oder ohne Handicap, sollen die Spielgeräte weitgehend selbstständig nutzen können – nach dem Motto: Nicht jede/r kann alles, aber für alle Nutzenden müssen Angebote zur Verfügung stehen.

 

Insgesamt 8,6 Hektar öffentliche Grünflächen in Reininghaus

Insgesamt werden im neuen Stadtteil Reininghaus rund 8,6 Hektar an öffentlich nutzbaren Grünflächen zur Verfügung stehen. Der größte zusammenhängende Bereich davon entfällt auf den Reininghauspark mit seinen rund drei Hektar Fläche, von denen rund drei Viertel auf begrünte Flächen inklusive Staudenpflanzungen und Blumenwiesen entfallen. Rund 1.800 Quadratmeter umfasst eine Wasserfläche mit Seicht- und Tiefwasserzone, die in vier Becken mit insgesamt 1.350 Kubikmeter Wasservolumen aufgeteilt ist. Rund 100 Gehölzpflanzungen, davon 90 hochstämmige Großbäume, spenden Sauerstoff und Schatten, 24 Bäume aus dem Altbestand in Reininghaus wurden erhalten. Fünf Bäume aus dem Bestand mussten ersetzt werden, weil sie dem derzeit grassierenden Eschentriebsterben zum Opfer fielen. Ergänzt wird das Angebot im und rund um den Reininghauspark durch eine 1.600 Quadratmeter große Stadtterrasse mit Wasserspiel, einem Marktplatz sowie einem Pavillon mit öffentlicher Toilettenanlage. Die gesamten Errichtungskosten für den Reininghauspark samt Stadtterrasse und Pavillon sind mit 8,4 Millionen Euro veranschlagt.

 

Klares Bekenntnis zur Inklusion seitens der Politik

Ein klares Bekenntnis zur Inklusion auf Spielplätzen kam auch vom scheidenden Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl, dessen Credo lautete: „Öffentliche Flächen sind für alle da, und das muss auch für unsere Spielplätze gelten. Spielen muss ohne Ausnahme für jedes Kind möglich sein!“ Das gelte nicht nur für den Spielplatz im Reininghauspark und künftige Projekte, sondern auch für längst bestehende Spielplätze, die mit inklusiven Spielgeräten nachgerüstet werden sollten. Aber bereits in der Planung des neuen Stadtteils Reininghaus, der auf einem ehemaligen Brauereigelände mehr als 10.000 Menschen beherbergen und Tausende Arbeitsplätze bieten soll, hatte man größten Wert auf Berücksichtigung sämtlicher Interessen und Fähigkeiten gelegt. Barrierefreiheit und Inklusion waren von den ersten Planungsschritten bis zur längst gestarteten Umsetzung des neuen Stadtteils, in dem die ersten Wohnungen bereits bezogen sind, eine wesentliche Rolle gespielt. Von Menschen mit Seh- oder Hörbehinderungen bis hin zu Menschen mit eingeschränkter Mobilität sollten sich alle BewohnerInnen und Gäste des neuen Stadtteils frei bewegen und wohlfühlen können.

 

Abgestimmtes Konzept der inklusiven Spielzeile

Das Konzept der inklusiven Spielzeile erläutert Philipp Rode von zwo PK Landschaftsarchitektur: „Diese Spielzeile nimmt das funktionalisierte Kinder- und Jugendspiel mit Kletter-, Boulder- und Balanciergerüsten, Bewegungs- und Sandspiel sowie Workout-Geräten für Kraft- und Ausdauersport auf!“ Die Planung erfolgte unter Berücksichtigung der Förderung von Bewegung und Sinneswahrnehmung, von sozialen Kontakten, der Erholung, des Naturerlebnisses und von gestalterischen Fähigkeiten und Kreativität. Räumlich-funktional ist die lang gestreckte Spielzeile in unterschiedliche Bereiche gegliedert, die sich in ihrem Angebot an Kleinkinder, Kinder, Jugendliche und Erwachsene richtet. Für die Auswahl des Spielangebots ist die räumliche Anordnung limitierend – durch die lineare Ausrichtung der Spielzeile finden sehr raumgreifende Spielgeräte nicht ausreichend Platz. Wichtig sei daher, so Rode, über die Abfolge der Spielangebote einen Spielfluss zu entwickeln, der Räume zum Innehalten und zum Verweilen ebenso umfasse wie Bereiche zum Bewegen und für eine körperliche Verausgabung.

Daraus entsteht eine Abfolge von Spielstationen, die an der Spielzeile aufgereiht sind und ein offenes, selbsterklärendes Spielangebot direkt an der sozial dichten Promenade der Parkquartiere im neuen Stadtteil Graz-Reininghaus bietet. Aus gestalterischer Sicht kommt der Wahrnehmbarkeit und Wiedererkennbarkeit der Spielzeile eine wichtige Bedeutung zu. Für die konstruktiven Teile der Spielgeräte wird durchgehend Lärchen-Kantholz verwendet, das sich in unterschiedlicher Höhenentwicklung vom Bereich für Kleinkinder bis zum Workout durchzieht. Stelen begleiten die Spielgeräte und bieten informelle Sitz- und Spielgelegenheiten. Die Farbgebung zielt auf eine ruhige Gestaltung mit warmen Sand- und Grautönen ab, das punktuell mit Schmuckfarben akzentuiert wird. Dieser konzeptive Hintergrund bietet gemeinsam mit der übergeordneten Bedeutung des Reininghausparks das Substrat, um durch vergleichsweise einfach umsetzbare Zusatzelemente und -angebote einen Schritt weiter zum inklusiven Spielplatz zu gehen.

 

Durchgängige Berollbarkeit und Leitlinien

Am Beginn steht die Einbettung der gesamten Spielzeile – also entlang des Weges der insgesamt 31 Spielstationen – in ein sensorisch wahrnehmbares Leitsystem. Durch die durchgängige Berollbarkeit für Menschen im Rollstuhl durch haptisch und visuell erkennbare „Nupsis“, die in den Bodenbelag eingearbeitet sind, und ein 3-D-Parkmodell zur Orientierung und Verortung entspricht das Leitsystem den Anforderungen eines inklusiven Spielplatzes. Um die Zugänglichkeit des Spielbereichs für Kleinkinder am östlichen Beginn der Spielzeile zu verbessern, führt ein Weg mit einem speziellen Fallschutzbelag dorthin und bindet die Nestschaukel, das Spielhaus und den Matschtisch barrierefrei an. Das Spielhaus ist schwellenfrei ausgeführt und bietet mit farbigen Lichtduschen zusätzlich visuelle Reize und mit einem Sprachrohr ein akustisches Angebot. Im Freispielbereich der Hügel führen farblich gekennzeichnete und haptisch wahrnehmbare Belagselemente vom Leitsystem zur Hangrutsche und wieder zurück. Im Sandspielbereich steht der unterfahrbare Matschtisch bei der Wasserpumpe im Zentrum des Gatschens, Matschens, Spritzens und des sozialen Spiels.

Im zentralen Bereich der Parkschaukeln ist das 3-D-Parkmodell zur Orientierung platziert. Die daran angrenzende Kletterstruktur bietet unterschiedliche Aufstiegsmöglichkeiten in verschiedenen Schwierigkeitsstufen sowie dichtere Netze und Gummimembrane als Aufenthaltsangebot. Zusätzlich markieren zwei Messingglöckchen den niedrigsten und höchsten Punkt des Netzes als akustische Anreize. Dieselbe Ausstattung ist auch bei den Boulderblöcken zu finden, wo eine der Boulderrouten mit outdoorgeeigneten Kugelglocken ausgestattet ist, um via Gehör durch die Route zu führen. Der Workoutbereich umfasst wiederum eine Möglichkeit zum Aushängen für Menschen im Rollstuhl – eine Querstange ist in dafür geeigneter Höhe montiert.

 

Planerische Herausforderung

Die Spielzeile wird in funktioneller Hinsicht durch diese Angebote insgesamt attraktiver und erschließt sich für einen breiten Personenkreis, ohne dass sich dadurch Einschränkungen ergeben. Aus planerisch-gestalterischer Sicht kann die Integrationen eines inklusiven Spielansatzes eine Herausforderung sein, gesteht Rode ein. Das Hinterfragen der eigenen inneren Bilder sowie das Besinnen auf das Ziel der Gestaltung seien dabei jedoch gute Leitlinien für eine zufriedenstellende Lösung.


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