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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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02.12.2021 - Ausgabe: 6/2021

Grünzug Wächtersbacher Straße – Inklusiver Spielbereich

Von Petra Breit (grün³ landschaftsarchitekten bdla)

Photo
© Helmut Fricke


Der inklusive Kleinkinder-Spielplatz ist Bestandteil eines rund 420 Meter langen Grünzuges im Frankfurter Stadtteil Fechenheim-Nord. Der Grünzug schirmt die angrenzende Wohnbebauung von einer stark befahrenen Erschließungsstraße eines Industrie- und Gewerbegebietes ab. Ein wesentliches Gestaltungsmerkmal ist die Erdmodellierung im Kontext des Baumbestands.

Den Planungsauftrag an das Landschaftsarchitekturbüro erteilte das Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main Ende 2017. Ziel der Planung war es, die verstreut im Grünzug gelegenen Spielbereiche zu bündeln und speziell den Kleinkinder-Spielplatz vor der Verschmutzung von Hunden zu schützen. Für alle Nutzergruppen sollten Angebote geschaffen werden, die einladend und außerdem vor Vandalismus sicher gestaltet sein sollten. Da es im engeren Umkreis nur wenige inklusive Spielangebote gibt, war von Seiten des Planungsbüros von Anfang an das Ziel gesteckt, kleine und große Menschen mit Einschränkungen in die Themen Spiel und Aufenthalt einzubeziehen.

 

Bestand

Nördlich und westlich schließt sich ein gemischtes Wohngebiet mit viergeschossigen Wohnblocks sowie Einfamilien- und Reihenhausbebauungen an. In der Nähe gibt es drei Kindertagesstätten, eine Grund-, Haupt- und Realschule und einen Sportplatz. Ein engagiertes Quartiersmanagement setzt sich intensiv für die Belange der Bewohner ein und betreut die Kinder und Erwachsenen aus vielen Nationen mit Spiel- und Freizeitangeboten.

Die vorhandenen Spiel- und Freizeitflächen waren stark in die Jahre gekommen und mehrere Spielgeräte bereits abgebaut worden und nicht wieder ersetzt worden. Der Nutzungsdruck auf die Flächen im Grünzug ist bedingt durch die Bewohnerstruktur von Familien mit kleinen Kindern sehr hoch.

Die Landschaftsarchitekten entwickelten 2018 ein Spielkonzept, das die Basis für die Diskussion mit den Kindern und ihren Eltern bildete. Im September 2018 wurde daraufhin eine Bürgerbeteiligung in Form einer Planungswerkstatt mit Workshop vom Quartiersmanagement in Zusammenarbeit mit einem Moderator durchgeführt, begleitet durch das Grünflächenamt und unterstützt durch das Planungsbüro. Es gab 4 Arbeitsgruppen, wovon eine sich auch mit den Spielangeboten für die Kleinen beschäftigt hat. Die rund 40 Anwesenden erhielten die Möglichkeit, mit Hilfe von Bildern, Stiften und Texten „ihre“ Bereiche zu gestalten. Unter anderem war auch den Kindern und Betreuern wichtig, dass für Alle das Spielen und ein Miteinander möglich sein sollte. Hier wurde die Idee verfestigt, den Kleinkinder-Bereich mit inklusiven und vor allem barrierefreien Spielangeboten auszustatten. Nicht nur Kindern mit Einschränkungen sollte die Möglichkeit zu spielen gegeben werden, sondern es sollte auch den bewegungseingeschränkten Betreuungspersonen eine aktive Teilnahme möglich sein.

Als größtes Problem wurde von den Anwohnern die Verschmutzung des Grünzuges durch Hundekot und die Vermüllung der Strauchflächen mit illegalen Müllablagerungen und Resten von Drogenkonsum kritisiert. Gemeinsam war auch der Wunsch von allen, gut beleuchtete und barrierefreie Wege im gesamten Grünzug zu erhalten. Fast alle gewünschten Punkte konnten im Anschluss an die Bürgerbeteiligung in das Gestaltungskonzept integriert werden.

Die Planung verdichtet nun die Spielflächen im östlichen Bereich des Grünzuges. Es gab hier eine vorhandene große Spielmulde mit Holzhäcksel, die für größere Kinder mit einer Kletterpyramide und verschiedenen Wackelbrettern und -bändern ausgestattet war. Dieser Bereich am Ende des Grünzuges bot sich nunmehr für den Kleinkinder-Spielplatz an, der durch einen Zaun geschützt werden sollte. Um so wenig wie möglich in den Wurzelbereich der umliegenden Bäume eingreifen zu müssen, wurde die vorhandene Mulde genutzt, neu gefasst und aufgeteilt. Der westlich des Zugangsweges anschließende Spielbereich für größere Kinder bleibt ohne Zaun, ist aber klar als Spielfläche erkennbar und erstreckt sich als Spielweg entlang und durch die Strauchpflanzung. Die vorhandenen und neu geplanten Picknick-Plätze im Norden der Spielbereiche gewährleisten einen Überblick über beide Nutzergruppen.

Der restliche Teil des Grünzuges dient dem Aufenthalt aller Anwohner für Spiele auf dem Rasen und hat die Erlebbarkeit der grünen Mitte mit sanft modelliertem Gelände im Fokus.

 

Inklusiver und barrierefreier Spielbereich bis 8 Jahre

Der Spielbereich für Kleinkinder und Grundschulkinder bis ca. 8 Jahre gliedert sich in drei Teile, mit unterschiedlichen Bodenbelägen. Bindeglied ist eine Rampenanlage, an die verschiedene Spielangebote für alle angegliedert sind. Diese Rampenanlage ist Spiel- und Bewegungsfläche für Kinder mit und ohne Einschränkungen und erschließt eine befahrbare Sandbaustelle Richtung Sandfläche, einen Kletterturm mit Muldenrutsche und am Ende der Rampe eine Breitrutsche mit Einsitzfläche. Die breite Rutsche endet auf einer roten EPDM-Fläche. Von hier aus gibt es die Möglichkeit, über eine Rollstuhltreppe, einen Rollstuhl auf dem kurzen Weg nach unten zu bringen oder für die beweglichen Kinder auf schnellem Weg wieder an den Rutscheneinstieg zu kommen, ohne um den gesamten Spielbereich zum Anfang der Rampe laufen zu müssen. Insofern ist dieser Spielbereich nicht nur inklusiv, sondern darüber hinaus in vielen Teilen behindertengerecht ausgestattet. Ein weiteres Spielangebot ist eine Vogelnestschaukel auf der EPDM-Fläche, die für alle Kinder dort attraktiv ist und zum Träumen einlädt. Sie ist so klein gewählt, dass sie für die größeren Kinder zum Toben uninteressant ist. So werden Konflikte zwischen den Altersgruppen vermieden.

In intensiver Zusammenarbeit mit dem Spielgerätehersteller wurde die Rampenanlage entwickelt und verfeinert und dem vorhandenen Rahmen angepasst. Die Herstellerfirma verfügt über reichhaltige Erfahrung mit inklusiven Spielangeboten und stand jederzeit beratend zur Seite, vor allem auch was die Sicherheitsaspekte angeht. In die Brüstung der Rampe und den Rampenbelag könnten nach und nach noch weitere Spielangebote integriert werden.

Im großzügigen Sandbereich gibt es ergänzend zum Häuschen der Sandbaustelle noch ein weiteres Spielhaus und Wipptiere, die auf Wunsch der Kinder mit Bauernhoftieren gestaltet sind, so dass ein kleines umfriedetes Dörfchen entstand.

Die ehemalige Pflasterfläche um die Spielmulde wurde durch einen beigefarbenen Farbasphalt ersetzt und schwingt nun um die Spielflächen. Hier ist es möglich, auf geschütztem Terrain fernab von Straßen und Parkplätzen Bobbycar-Rennen zu veranstalten oder Roller- und Fahrradfahren zu üben. Innerhalb des eingezäunten Kleinkindbereichs gibt es außerdem unter Bäumen eine Aufenthaltsfläche mit Picknicktischen. Eine Tribüne aus Muschelkalkblöcken an der „Rennstrecke“ sowie Mauerblöcke am Sandbereich mit Holzauflagen bieten weitere Sitzmöglichkeiten.

Die vorhandene Unterpflanzung der Bäume wurde weitgehend zurückgenommen und durch Rasenflächen ersetzt. Punktuell wurden schnittverträgliche oder blühendende Gehölze ergänzt. Die Fläche bleibt somit überschaubar und kann bespielt werden. Die Flächen können nun auch leichter gepflegt werden und tragen damit zur Verbesserung der Unterhaltungspflege bei.

 

Spielbereich ab 8 Jahren

Es gibt ein großes, buntes Klettergerät mit verschiedenen Aufstiegen und einer Steilrutsche. In einer angrenzenden Holzhäcksel-Fläche steht eine hohe Doppelschaukel. Zum Rennen und Bewegen im Gelände regen eine Seilbahn und ein Spielweg mit Hölzern und Steinen durch das Gebüsch an. Hier wurden von der Baufirma vorhandene Elemente in enger Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro wiederverwendet. Die Kinder werden sicherlich den ein oder anderen geschnitzten Balken wiedererkennen. Den Abschluss des Spielweges bildet eine kleine Ecke mit Spieltisch und Sitzmöglichkeiten. Am Spieltisch selbst wurden Plätze für Rollstuhlfahrer „freigehalten“, so dass auch unter den Erwachsenen die Inklusion berücksichtigt wurde.

Dank der guten Zusammenarbeit von Grünflächenamt, Planungsbüro, Quartiersmanagement und ausführenden Firmen wurde dieser Spielplatz realisiert und zeigt sich heute als ein Angebot für alle Kinder dieses Quartiers, entsprechend ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen.

 

Weitere Informationen:

Gesamtkosten für beide Spielbereiche:

380.000 € brutto, davon ca. 1/3 für den Spielbereich ab 8 Jahren.

 

Zeitlicher Werdegang:

Beauftragung Landschaftsarchitekturbüro              August 2017

Entwicklung Spielkonzept                                       Oktober 2017 bis Juni 2018

Entwurf                                                                   August 2018

Bürgerbeteiligung                                                   September 2018

Ausarbeitung Entwurf und Mittelbeantragung         bis Juni 2019

Ausführungsplanung und Ausschreibung              bis Dezember 2019

Beauftragung der ausführenden Firma                  Mai 2020

Bauzeit Abbruch und Neubau                                September 2020 bis Mai 2021

Planungsbüro                                                        grün³ Frankfurt

Ausführende Firma                                               Johannes Werner, Limeshain

Inklusive Spielgeräte                                             Kinderland Emsland Spielgeräte

 

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