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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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02.12.2021 - Ausgabe: 6/2021

Ein Turm im Turm – ein neues Highlight für den bayerischen Waldwipfelweg

Photo
© Berliner Seilfabrik GmbH & CO.


2007 begannen im bayerischen Sankt Englmar, nahe der tschechischen Grenze, die Bauarbeiten für das Projekt „Waldwipfelweg“. Martin Six, der Betreiber der niederbayerischen Familienattraktion, hatte das Areal ursprünglich als Nebenerwerbslandwirtschaft von seinem Vater geerbt. Die 20 Kühe reichten allerdings nicht zum Überleben und so überlegte er, was er aus den Ländereien machen könnte. Nach einigen Überlegungen kam er bald auf die Idee, die naturnahe und baumreiche Umgebung zu einem Waldwipfelweg auszubauen, der 2008 seine Eröffnung feierte. „Durch seine Südhanglage ist das Grundstück dafür bestens geeignet“, sagt Martin Six. „Bei guter Sicht hat man sogar einen freien Blick auf die Zugspitze, die ca. 220 Kilometer Luftlinie entfernt liegt“. Anfangs mit nur einem Kiosk ausgestattet, wuchs das Angebot Jahr um Jahr. Abseits des Waldwipfelwegs gibt es mittlerweile zahlreiche interessante Lern- und Mitmachangebote für Kinder sowie eine ausgebaute Gastronomie.

Der Pfad führt die Besucher:innen auf einer Höhe von 30 Metern ca. 600 Meter über und durch die Baumkronen hindurch und bietet dabei einen tollen Ausblick über die Höhenzüge des Bayerischen Waldes, das Donautal und die Ebenen des Gäubodens. Im Jahr 2011 wurde der Pfad um eine 25 Meter über dem Boden schwebende Hängebrücke erweitert. Auf dem ca. 2 Kilometer langen Naturerlebnispfad, der durch den Wald führt, können Familien an unterschiedlichen Mitmachstationen die Natur neu erleben und Interessantes über ihre Umgebung erfahren. Der Pfad der optischen Phänomene ist ein Spaß für Groß und Klein und lässt so manchen an seiner oder ihrer Wahrnehmung zweifeln. Außerdem kann man Alpakas, Lamas, Schwarznasenschafe und Kängurus auf dem Gelände des Waldwipfelwegs bestaunen, was besonders die Kleinen erfreut.

Im Jahr 2014 kam Martin Six die Idee zu einem Waldturm. Er sollte gut sichtbar sein, da man von dort auch eine freie Sicht über das mittlerweile ca. 10 Hektar große Areal und die umliegenden Hügel genießen kann. Die Form des Turms sollte zudem der eines Laubbaums gleichen. Der Standort des Turms wurde noch einmal überdacht, sodass er nun nicht ganz so frei steht, sich aber somit besser in die Umgebung einfügt. So entstand ein Turm, dessen „Stamm“ durch einen riesigen Betonmast dargestellt wird. Die Stahlkonstruktion umfasst knapp 300 Tonnen Stahl und 140 m³ Lärchenholz. Über einen 400 Meter langen Holzweg, der sich wie eine Art Wendeltreppe um den Mast schlängelt, erreicht man die Aussichtsplattform auf 52 Metern Höhe. Der Aufstieg ist barrierefrei, da der Steg in manchen Teilen über eine Steigung von 6 Prozent verfügt und zudem, wie der restliche Waldwipfelweg, eine Breite von 2,5 Metern besitzt. Im Laufe der Planung entschied sich Six, den Turm für Kinder attraktiver zu gestalten und einen Spielplatz der besonderen Art zu integrieren. Zwei Röhrenrutschen bieten denen, die oben angekommen sind einen schnellen Abgang bis zur untersten Ebene des Waldturms.

Für den Wunsch eines alternativen Aufstiegs tat sich Six mit dem Spielgerätehersteller Berliner Seilfabrik zusammen. Verschiedene Spielelemente wie Tunnel und Brücken verbinden sechs Ebenen und somit ca. 23 Meter Höhe bis zur Aussichtsplattform spielerisch. Elimar Quednau, Projektkonstrukteur der Berliner Seilfabrik, erinnert sich: „Die ersten Entwürfe des Turms standen fest und so haben wir in enger Abstimmung mit dem Stahlbauer vier unterschiedliche Netzelemente entworfen, die die Kletternden von Ebene zu Ebene bringen.“ Vom Start der „Baumkrone“ führt ein vertikaler Netzaufstieg mit versetzt angeordneten HDPE-Platten zur zweiten Ebene und somit auf die erste von zwei Zwischenplattformen. Ein schräger Netzaufstieg bringt die Besucher:innen von dort zu einem bogenförmigen Aufstieg mit innenliegenden versetzen Netzen, der außen, in einer Höhe von ca. 40 Metern, am Turm entlangführt. Hat man den Bogen durchquert, landet man auf der zweiten Zwischenebene. Hier befindet sich eines der Highlights des Waldturms: der zehn Meter hohe DNA Tower mit einem dreidimensionalen Kletternetz, der mit seinen Pfosten fast aus dem Turm hinausragt. Quednau verriet: „Die Idee, einen DNA Tower im Turm zu platzieren, entstand erst zu einem etwas späteren Zeitpunkt der Planung. Hier war, wie bei den anderen Spielelementen auch, eine enge planerische Zusammenarbeit mit dem Turmbauer nötig. Um den Einbau des DNA Towers zu ermöglichen, mussten zusätzliche statische Berechnungen unternommen und weitere Stahlträger unterhalb der zweiten Zwischenplattform eingebaut werden.“

Das Klettern im dreidimensionalen Raum ist auf mehreren Ebenen förderlich für die Kinder. Auf physischer Ebene können Haltungsprobleme und Übergewicht vermieden werden. Das Klettern schult den Gleichgewichtssinn sowie das Körpergefühl. Motorische Fähigkeiten werden entwickelt. Auf neuronaler Ebene werden durch die Bewegung im dreidimensionalen Raum Verschaltungsmuster im Hirn angeregt, und zwar genau solche, die die Vorstellungskraft anregen, welche wiederum beim Rechnen benötigt werden.

Auf einem Dschungelbrückenseil in einem 11,5 Meter langen Netztunnel balanciert man in 6 Metern Höhe quer durch den Waldturm. Ein zweiter bogenförmiger Aufstieg überbrückt den Weg zwischen den letzten beiden Ebenen und führt diesmal in ca. 7 Metern Höhe im Inneren des Turms bis zur Aufsichtsplattform. Dort wartet eine weitere Besonderheit des Turms auf die Besucher:innen. Zwei engmaschige Netze, die am äußersten Rand der Plattform zu finden sind, bieten denen, die sich trauen auf das Netz zu treten, einen Blick 52 Meter in die Tiefe.

Alle Seilkreuzungspunkte der Flächennetze sowie die Tunnel des Spielgerätehherstellers werden mit Kugelknoten aus Aluminium verpresst. Für eine neue Ausführung wurde ein internationales Patent erteilt. Das Verpressen jedes einzelnen Kugelknotens ist ein präziser mehrstufiger Prozess, der ein sicheres Fixieren der Kreuzungsposition sowie eine sehr hohe Festigkeit gegen Verrutschen garantiert. Außerdem hält dieses Verfahren jeder Temperatur stand und ist sicher gegen Vandalismusversuche. Das Betreten der beiden 6 mal 3 Meter großen Netze ist also sehr sicher, was im Angesicht der Höhe bei dem einen oder anderen allerdings auch in den Hintergrund geraten kann. So erging es auch dem Geschäftsführer der Berliner Seilfabrik David Köhler bei seinem Besuch des Waldturms: „Obwohl ich weiß, dass unsere Netze auf mehrere Tonnen Nutzerlast ausgelegt sind, war der Schritt auf das Netz eine echte Überwindung. Ich bin im Nachhinein froh, dass ich es doch gewagt habe. Die schwindelerregende Höhe und die Aussicht waren eine tolle Erfahrung.“


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