Stadt fair teilen - was kann Planung beitragen?
Unsere Städte sind über Jahrhunderte gewachsen, darin spiegelt sich auch die Geschichte der städtischen Gesellschaft, wer hatte das Sagen, für wen waren welche Berufe zugänglich. Stadt ist ein...
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„Die Welt wird krankhaft sesshaft“ titelte die Süddeutsche Zeitung am 05.09.2018 über die Erkenntnisse der im Jahr 2018 veröffentlichten WHO-Studie zum Bewegungsmangel, in der Daten und Studien aus 168 Ländern mit 1,9 Millionen Teilnehmenden für die Jahre 2001 bis 2016 ausgewertet wurden. Weltweit bewegen sich 28 % der Weltbevölkerung zu wenig. Bewegungsmangel ist eines der großen Risiken für die Gesundheit und vor allem ein Problem der großen Industrienationen. Die Coronapandemie hat diese Situation noch verschärft. In den wohlhabenden Staaten liegt der Anteil inaktiver Menschen bei 37 %. Neben den USA, Neuseeland, Brasilien und Argentinien ist Deutschland stark betroffen. Hier ist der Anteil der Menschen, die sich zu wenig bewegen, vor allem in den letzten 15 Jahren stark angestiegen. 42 % der Erwachsenen bewegen sich zu wenig, Frauen noch etwas weniger als Männer.
Bewegungsmangel hat verschiedene Ursachen. Neben unserem entfernungsintensiven und gleichzeitig bewegungsarmen Lebensstil mit langen und zeitintensiven Arbeitswegen, überwiegend sitzender Erwerbsarbeit mit geringer körperlicher Belastung und einem bewegungsarmen Freizeitverhalten liegen Gründe vor allem in der fett- und kohlenhydratreichen Ernährung. Die beschriebenen Rahmenbedingungen wirken zusammen mit den spezifischen sozialen Bedingungen wie beispielsweise Einkommen und sozialer Status, Bildung und Gesundheitskompetenz, Beschäftigung und Arbeitsbedingungen. Eine wichtige Bedeutung kommt auch der Stadt- und Freiraumplanung zu. Wenn ungünstige städtebauliche und verkehrliche Aspekte wie z. B. fehlende oder gering vernetzte attraktive Freiräume, mangelhafte Fuß- und Radwegesysteme oder eine auf automobile Fortbewegung ausgerichtete Stadtentwicklung hinzukommen, steigt das Risiko gesundheitlicher Beeinträchtigungen. Krankheiten – in den entwickelten Industrienationen sind dies typischerweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neuropsychische Erkrankungen, muskuläre Erkrankungen oder Rücken-, Knie- und Hüftbeschwerden – stellen nicht nur eine Beeinträchtigung des individuellen Gesundheitszustandes dar, sondern können bei längerfristig eingeschränkter Arbeitsfähigkeit zu Einkommensverlusten führen. Letztlich stellen sie ein erhebliches volkswirtschaftliches Risiko dar. Bewegungsmangel ist Thema erwachsener Menschen, beginnt jedoch bereits bei Kindern und Jugendlichen. Zentrale Begleiterscheinungen von Kindheit und Jugend sind heute Verinselung, Verhäuslichung und Mediatisierung sowie getaktete und verdichtete Tagesabläufe mit wenig Freizeit. Spielen und Bewegen werden immer weiter nach innen verlagert oder reduziert. Für immer weniger Kinder und Familien ist körperliche Aktivität kein oder nur geringer Bestandteil im Freizeitverhalten. Aufgrund dessen nehmen die motorischen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen seit Jahren ab. Sie können nicht mehr richtig Bälle werfen, balancieren, hüpfen oder klettern. Diese Situation ist besorgniserregend, da Kinder, die sich regelmäßig bewegen, nicht nur körperlich fitter sind, sondern auch in ihrer geistigen Entwicklung gefördert werden. Eine bewegungsfreundliche Gestaltung des Stadtraums als Teil der sozialen und physikalischen Umwelt ist damit eine wichtige Determinante für Gesundheit und gesundes Leben.
Der öffentliche Stadtraum ist der größte, frei nutzbare Raum für Bewegung und Sport. Er kann alles sein: Spazierweg, Fahrradparcours, Laufstrecke, Spielfeld für Ballspiele oder Fitnessstudio. Man kann ihn frei und flexibel nutzen – wann und wo man will. Bewegung im öffentlichen Stadtraum umfasst Alltagsbewegung und Bewegung in der Freizeit, notwendige und freiwillige Bewegung sowie sportliche Aktivitäten.
Gerade in der Corona-Krise hat sich gezeigt, wie wichtig Freiräume im direkten Umfeld sind und wie wichtig deren Qualität ist. Es gibt einen deutlich messbaren Zusammenhang zwischen der Qualität von städtebaulichen Strukturen, öffentlichem Stadtraum und dessen Nutzungsfrequenz durch zu Fuß gehende oder Rad fahrende Menschen. Dort, wo Stadträume attraktiv und aus der Perspektive gehender Menschen gestaltet werden, wo es Anreize gibt, die zu Bewegung animieren, wo soziale Interaktion möglich ist, wo die (Verkehrs-)Sicherheit für zu Fuß gehende und Rad fahrende Menschen gegeben ist, dort bewegen sich Menschen auch gern.
Trotz der vielen positiven Aspekte sind die stadträumlichen Bedingungen für Bewegung und Sport vielfach ungünstig. Fehlende oder wenig attraktive Freiräume, unvollständige Fuß- und Radwege oder fehlende Anreize und Angebote schränken die Bewegungsmöglichkeit ein. Der Druck auf den öffentlichen Stadtraum ist in den meisten Städten hoch und steigt mit zunehmender Nachverdichtung weiter an. Hinzu gekommen sind in den letzten Jahren Nutzungsbeschränkungen. Viele öffentliche Räume unterliegen restriktiven Vorgaben und schließen bestimmte Nutzergruppen aus. Der Haupthinderungsgrund für selbstständige Bewegung im Stadtraum ist jedoch die Dominanz des motorisierten Individualverkehrs.
Große Verkehrsstraßen entfalten eine ausgeprägte Trennwirkung, Parksuchverkehr verursacht Verkehrssicherheitsprobleme und öffentliche Stadträume, die vom ruhenden Verkehr bestimmt sind, lassen wenig Raum für Menschen und Bewegung. Anregend gestalteter öffentlicher Stadtraum, der den zu Fuß gehenden Menschen in den Mittelpunkt stellt, ist damit mehr als nur bewegungsfördernd. Er ist Voraussetzung für soziales Erleben und generationenübergreifendes Miteinander.
Bewegungsfreundlich gestalteter Stadtraum ist ein multifunktionaler Stadtraum. Er betrachtet Wege für fußläufige Bewegung und Bewegung mit dem Rad vernetzt und bietet punktuelle und aufeinander abgestimmte Anreize für Bewegung und Sport, schafft damit ebenso Anreize zur Verhaltensänderung und fordert zum spielerischen Bewegen und Sporttreiben auf. In einem multifunktionalen Stadtraum wird der Blick gleichermaßen auf Alltagsbewegung und Bewegung in der Freizeit gerichtet und soziales Miteinander ermöglicht. Multifunktionaler Stadtraum ist unverwechselbar und mit vielfältigen Anregungen gestaltet. Er animiert Menschen, sich selbständig und sicher im Stadtraum zu bewegen, und ermöglicht freie Zugänglichkeit und unterschiedliche Perspektiven – für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen.
An diesem Punkt setzt der „Stuttgarter Masterplan für urbane Bewegungsräume“ an. Er ist ein gemeinsames Projekt des Amts für Stadtplanung und Wohnen und des Amts für Sport und Bewegung der Landeshauptstadt Stuttgart. Ziel des Masterplans ist es, den Stuttgarter Stadtraum als Bewegungsraum zu denken. Dies gilt auch und besonders dort, wo Sport und Bewegung wenig reizvoll erscheinen, beispielsweise aufgrund dichter Bebauung. Um dieses Ziel zu erreichen, soll der öffentliche Raum so gestaltet werden, dass er subtil und langfristig zu mehr Bewegung im Alltag und in der Freizeit einlädt. Denn Bewegung braucht ansprechenden Stadtraum. Vor allem dort, wo sich Menschen alltäglich aufhalten und bewegen, wo Wege mehrmals täglich zurückgelegt werden und Plätze als Treffpunkte dienen, kann eine anregende Gestaltung diese Orte in urbane Bewegungsräume verwandeln und somit die gesundheitsförderliche Bewegungszeit erheblich erhöhen. Allen zugänglich, bringt der Stadtraum auf diese Weise Bewegung zu den Menschen – als etwas Selbstverständliches und ganz nebenbei. Urbane Bewegungsflächen sollen dauerhaft in allen zukünftigen Planungsprozessen mit bedacht werden. Dabei geht es um mehr als um das Aufstellen von Bewegungsgeräten.
Der Stuttgarter Masterplan ist kein Gestaltungshandbuch. Das könnte ein stadtweites Planwerk gar nicht leisten. Die Aufgabe des Masterplans ist es vielmehr, die Grundlagen einer bewegungsorientiert gestalteten Stadtplanung aufzuzeigen, den Bestand in Stuttgart zu analysieren, die Bedarfe zu erheben und zu priorisieren, spezifische auf Stuttgart angepasste Leitthemen zu erarbeiten und grundlegende Vorschläge und Ideen für die Gestaltung zu unterbreiten und Potenzialflächen zur Bewegungsförderung zu ermitteln. Die Ideen des Masterplans und die Auseinandersetzung mit den Raumtypen soll explizit den Planenden in der Verwaltung Lust machen, das Thema Bewegung von Beginn an aktiv mitzudenken.
Mit dem Stuttgarter Masterplan für urbane Bewegungsräume hat die Landeshauptstadt Strategien entwickelt, um Bewegung im öffentlichen Stadtraum zu fördern und langfristig zu sichern. Vor allem liefert der Masterplan Impulse für die weitere planerische Tätigkeit innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung. Er dient als strategisches Instrument für Stadtplanung, Sportplanung, Freiraumplanung und Sozialplanung. Denn Bewegungs- und Sportförderung ist ein Querschnittsthema, welches nahezu alle Bereiche städtischen Lebens berührt. Durch ihn wird der Blick nun dezidiert auf die stadträumlichen Bedingungen und den öffentlichen Stadtraum gerichtet. Der fachübergreifende Ansatz ermöglicht, die räumlichen und topografischen Besonderheiten Stuttgarts zu nutzen, Visionen für die bewegte Stadt zu formulieren und damit das Bild und Image der Landeshauptstadt Stuttgart zu stärken.
Raumkategorien
Ein wesentliches Augenmerk bei der Erarbeitung war die Auseinandersetzung mit Raumkategorien. Urbane Bewegungsräume sind kein definierter Begriff. Manche Orte, die sich bereits heute für Bewegung gut eignen, werden in der öffentlichen Wahrnehmung nicht als urbane Bewegungsorte wahrgenommen, einfach, weil ihre Gestaltung selbstverständlich aus sich heraus wirken. Manche Räume erfordern nur einen kleinen Impuls, um anders angeeignet zu werden.
Jede Stadt hat einen spezifischen Charakter. Zwischen Stadtraum sowie Stadtbewohner*innen gibt es ein enges Wechselspiel, in dem Bewohner*innen als soziale Akteure handeln und Räume (soziale, rechtliche, gebaute) herstellen. Ihr konkretes Handeln hängt von ökonomischen, rechtlichen, sozialen, kulturellen und räumlichen Strukturen ab. Gebaute Räume bestimmen wiederum das städtische Leben. Sie werden durch charakteristische Bauweisen, Sehenswürdigkeiten, bauliche Strukturen und Nutzungen, bzw. Nutzungsmöglichkeiten bestimmt. Räume verändern sich, wenn sich Nutzungsanforderungen und Gestaltung verändern. Innerhalb dieser Wechselwirkung haben sich in jeder Stadt Raumtypen herausgebildet, die die städtischen Charakteristika bestimmen.
Für Stuttgart wurden die nachfolgenden, für Bewegung geeigneten Räume identifiziert: Stadtplätze, Vorplätze, Restplätze, Straßenräume, Kreuzungen und Verkehrsplätze, Haltestellen des ÖPNV, Parks und Grünflächen, Höhen und Halbhöhen, Räume für Kinder und Jugendliche, Staffeln und Treppen, Neckar, Grünes U und Sportanlagen. Bewegungsangebote in Parkanlagen zu realisieren, ist heute schon fast Standard. Ansatz des Masterplans war jedoch, Flächen und Räume auszuloten, die heute noch nicht im Fokus für Bewegungsangebote stehen. Großes Potenzial haben hier die sogenannten Restplätze, eine Besonderheit in Stuttgart, die sich aus dem spezifischen Stadtgrundriss ergibt. Eine weitere Besonderheit sind die Staffeln und Treppen. Mehr als 500 Stäffele, die auf die Zeit der Weinbauern zurückgehen, prägen den Stuttgarter Stadtraum und schaffen in der topografisch bewegten Stadt kurze und zugleich bewegungsherausfordernde Verbindungen. Die Nutzung von Haltestellen für Bewegung wiederum wird in der Fachwelt seit längerem diskutiert, scheitert jedoch nicht selten an Zuständigkeiten und grundsätzlichen Bedenken.
Auf der Basis der Raumtypen wurden Leitthemen und räumliche Schwerpunkte definiert. Übergreifendes Ziel ist es, ein Netzwerk an Orten und Räumen für Bewegung und Sport zu definieren, die:
Leitthemen
Die Möglichkeiten und Ideen, die im Masterplan aufgezeigt werden, orientieren sich an neun Leitthemen.
Auf dem Weg sein:
Bewegung im öffentlichen Stadtraum, sowohl Alltagsbewegung als auch Bewegung in der Freizeit, erfordert zusammenhängend erlebbare Wegesysteme mit: besonderen Zielorten, differenzierten Wegegestaltungen mit auffordernden, multifunktionalen Gestaltungspunkten, breiten Wegen, Parkplätzen für zu Fuß gehende Menschen, einem Wechselspiel aus Sonne und Schatten, Durchgrünung und vernetzten Angeboten für das Verweilen. Wenn der öffentliche Stadtraum auf dem Weg zwischen Wohnung und Haltestelle/ Arbeitsort/ Einkaufsort/ Verweilort bewegungsfördernd und animierend gestaltet ist, so wird er durch die Menschen zu Fuß und mit dem Rad angeeignet. Menschen sind auf dem Weg.
Aus der Haustür und los geht’s:
Erfolgreiche Bewegungsförderung setzt den Schwerpunkt auf das Wohnumfeld. Für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen ist das Wohnumfeld im Wechsel von Aktionsmöglichkeiten und Verweilen wichtigster Bezugspunkt im Stadtraum. Ein bewegungsförderndes Wohnumfeld ermöglicht Aneignung und fordert unmittelbar zu Bewegung auf. Vor der Haustür beginnt auch das Radfahren.
Mehrdimensionalität schaffen:
Angebote im öffentlichen Stadtraum ermöglichen grundsätzlich immer mehrere Nutzungsoptionen: Haltestellen sind Wartebereich und gleichzeitig Bewegungs- und Kommunikationsorte, Bewegungsinseln bieten Möglichkeiten zum Verweilen, Bewegungsmeilen integrieren Rastplätze. Mehrdimensionalität versteht nutzungsoffen gestaltete Orte und Angebote, die begrünt sind oder überraschen, die Bewegungsanreize für Kinder, Erwachsene und ältere Menschen bieten. Sie verbinden aktives Handeln mit passivem oder passivaktivem Zuschauen und fördern einen Stadtraum, der einladend und sympathisch ist.
Aufmerksamkeit wecken:
Die bewegungsfreundliche Stadt braucht einen Stadtraum, der Sichtbarkeit schafft, bewusst einlädt und besondere Höhepunkte inszeniert. Notwendig ist ein dicht über die Stadt verteiltes Aufmerksamkeitsnetz, das auffällt und so den Imagewandel unterstützt. Damit lässt sich die Aufforderung zur Bewegung vermitteln, Gruppen aktivieren, die sonst eher wenig in Erscheinung treten, und das Miteinander von Jung und Alt stärken.
Topografie als Chance:
Für alltägliche Bewegung ist Topografie eine Herausforderung, für urbane Bewegung bietet sie Chancen, denn Topografie lässt sich bewusst inszenieren. Die Stuttgarter Topografie bietet besondere Identifikationsmöglichkeiten, die imagebildend sind.
Verweilen und bewegen:
Möglichst viele und möglichst differenzierte Verweilmöglichkeiten sind ein Beitrag zur Bewegungsförderung. Bewegungsfördernd gestaltete Verweilorte sind Kommunikationsorte und ermöglichen Teilhabe am gesellschaftlichen und sozialen Leben.
Vorhandenes nutzen:
Vorhandenes zu nutzen bietet immer Optionen, Ungewohntes auszuprobieren. Bewegungsfreundlich gestalteter Stadtraum muss sich nicht neu erfinden, er kann auf Vorhandenes zurückgreifen und durch Neuinterpretation bewusst zur Nutzung als urbaner Bewegungsort auffordern.
Landschaften anders sehen:
Alles, was uns umgibt und in einer bestimmten, vordefinierten oder tradierten Weise gesehen wird, kann auch anders gesehen werden. In diesem Verständnis werden Gestaltungen gefördert, die anderes Sehen und Verstehen erlauben und explizit dazu auffordern.
Temporäres ermöglichen:
Viele Orte scheinen in ihrer Gestaltung aktuell unverrückbar. Grundlegende Umgestaltungen sind aufwendig oder stehen erst in einigen Jahren an. Temporäre Gestaltungen können die Zeit bis dahin überbrücken. Die Möglichkeit des Ausprobierens schafft Offenheit, ist kostengünstig, veränderbar und anpassbar. Ausprobieren muss unter bestimmten Rahmenbedingungen daher auch für Privatpersonen im Wohnumfeld, für Angebote auf bestimmten Straßen erlaubt sein. Einzelhändler können animiert werden, mit Spielaktionen und Mitmachspielen den öffentlichen Raum temporär zu verändern.
Auf der Basis dieser Leitthemen wiederum wurden grundlegende Möglichkeiten für Bewegung im urbanen Raum aufgezeigt und für beispielhafte Orte erste Ideen entwickelt. Diese Ideen wurden fachübergreifend mit den unterschiedlichen Ämtern der Stadtverwaltung entwickelt. Neben den beiden benannten Ämtern waren das Amt für Garten, Friedhof und Forst, das Tiefbauamt und das Ordnungsamt beteiligt. Urbane Bewegung als querschnittsübergreifendes Thema braucht fachübergreifendes und vernetztes Handeln und ein gemeinsames Verständnis, was bewegungsorientierte Stadt- und Freiraumplanung sein kann. Parallel zum Masterplan hat das Amt für Sport und Bewegung einen Katalog mit empfehlenswerten Angeboten und Geräten entwickelt, so dass der Vielzahl städtischer Planenden und den externen Planungsbüros noch ein weiteres Hilfsmittel bei der Planung zur Verfügung steht.
Der Bedarf an einer bewegungs- und aufenthaltsfördernden Gestaltung des öffentlichen Stadtraums und an Angeboten für urbane Bewegungsräume ist groß, ebenso wie das Interesse der Bürger*innen. Der Bedarf ist größer als das aktuelle Angebot, weshalb der Masterplan auch eine grundsätzliche Priorisierung nach sozialräumlichen Indikatoren vorgenommen hat. *
Der Masterplan zeigt die Rahmenbedingungen für die gesundheitsbewusste und bewegungsorientiert gestaltete Landeshauptstadt Stuttgart auf und bildet mit seiner Verabschiedung im Gemeinderat einen Rahmen für das politische Handeln und das Handeln der Verwaltung in den verschiedenen Ämtern. Er formuliert ein Leitbild und bezieht sich auf verschiedene Maßstabsebenen städtischer Planung, in die er implementiert und konkretisiert werden muss. Er vermittelt eine planerische Grundhaltung mit einem stadträumlich integrierten und nutzungsoffenen Ansatz. Hierin besteht eine der größten Chancen und gleichzeitig größte Herausforderung in der Umsetzung. Für die Umsetzung der bewegungsanregenden Landeshauptstadt Stuttgart wird ein Zielhorizont für 15 Jahre bis zum Jahr 2035 empfohlen.
Quellen:
Jan Gehl: Leben zwischen Häusern, Jovis Verlag Berlin, 2012
Masterplan für urbane Bewegungsräume, Landeshauptstadt Stuttgart, 2020
WHO-Studie Bewegung und Gesundheit, 2018
*Die AutorInnen haben den Masterplan für urbane Bewegungsräume für die Landeshauptstadt Stuttgart entwickelt