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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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19.04.2022 - Ausgabe: 2/2022

Der Kinderheilwald im Kur- und Heilwald Lahnstein

Von Astrid Haderlein (Stadtverwaltung Lahnstein)
Photo
© Eva Dreiser / Astrid Haderlein


Seit dem Jahr 2016 verfolgt die Stadt Lahnstein (ca. 19.000 EW, südlich von Koblenz an Rhein und Lahn gelegen) als einer der größten kommunalen Waldbesitzer in Rheinland-Pfalz das Projekt eines Kur- und Heilwalds nach international anerkannten medizinisch-therapeutischen Kriterien. Im September des letzten Jahres wurde ein großer und ganz besonderer Meilenstein erreicht: der Kinderheilwald als Teil des Kur- und Heilwalds Lahnstein wurde feierlich eröffnet.

Die Stadt Lahnstein hat damit als einer der ersten Städte in Deutschland und Europa auf die Erkenntnis reagiert, dass Wälder ein erhebliches Potenzial für öffentliche Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention haben – für alle Altersgruppen.

„Der Wald spielt als Erholungs- und Rückzugsraum eine wichtige Rolle, das ist vor allem seit der Corona-Pandemie noch deutlicher geworden. Er ist unverzichtbar für das Wohlbefinden der Menschen“, sagte Staatssekretär Dr. Ulrich Kleemann. „Ich gratuliere der Stadt Lahnstein ganz besonders zu ihrer bereits 2016 entstandenen, weitsichtigen Idee und ihrem erfolgreichen Antrag. In einem engagierten Prozess haben die Beteiligten mit Beharrlichkeit und Ehrgeiz mit Unterstützung von Landesforsten ein wegweisendes Projekt auf die Beine gestellt.“

Lahnstein reagiert damit auf die speziellen Bedürfnisse von Kindern und widmet ihnen ein eigenes Areal: Der Kinderheilwald befindet sich in einem etwa acht Hektar großen Waldbereich im Ortsteil Lahnstein auf der Höhe. Er besteht aus alten und mittelalten Laubholzbeständen mit überwiegender Rotbuche, aber auch kleinflächigen Anteilen alter Traubeneichen sowie Hainbuchen, Kirschen, Bergahornen und Linden. Vorhanden sind auch mittelalte Douglasien, die sich ideal als Kletterbäume für Therapiezwecke eignen.

Schwerpunkt des Kinderheilwaldes ist die Wiederherstellung der Gesundheit von Kindern. Indikationen sind zum Beispiel Übergewicht, chronische Schmerzen, Infektanfälligkeit, Schlafstörungen sowie Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen. Doch der Kinderheilwald dient auch der Gesundheitsvorsorge und ist somit offen für alle Familien sowie Schulen, Kitas und sonstige Kinder- und Jugendgruppen. 

In seinen verschiedenen Funktionsbereichen und den 21 Stationen werden Kinder in ihrer gesundheitlichen Entwicklung unterstützt, indem sie spielerisch auf einem Parcours Aufgaben erfüllen: Beim Suchen, Laufen, Klettern, Balancieren, Werfen, bewusstem Atmen, Hören, Riechen, Fühlen, Tasten und Schmecken werden alle Sinne angesprochen. Gefördert werden durch die freie und achtsame Bewegung im Wald Konzentration und Aufmerksamkeit, Kreativität, motorische und koordinative sowie psychische Fähigkeiten. Auch auf die Interaktion in der Gruppe und die Verständigung ohne Sprache wird Wert gelegt. Die Erfahrung von Ruhe und Entspannung ist ebenfalls immer wieder möglich.

Gerade erkrankten Kindern soll es so kindgerecht möglich werden, schneller zu gesunden und gesund zu bleiben. 

Ein Maskottchen, der Waldwichtel Till, begleitet und hilft überall: er zeigt den Kindern, was an den verschiedenen Aufgabenstationen zu tun ist. So können die Kinder sich gleich selbst versuchen und brauchen kaum oder keine Anleitung durch „Große“ mehr, wodurch auch das Selbstvertrauen gestärkt wird. 

Die ersten Wochen im Echtbetrieb haben gezeigt: die neue Attraktion wird sehr gut angenommen. Am Wochenende tummeln sich zahlreiche Familien in dem weitläufigen Waldstück. Unter der Woche sind es eher die Schulen, Kitas oder Gruppen wie die Ferienkinder aus dem Jugendkulturzentrum oder eine Kommuniongruppe. Auch ältere Kinder bzw. Jugendliche fühlen sich angesprochen, nicht zuletzt durch Stationen wie das Bogenschießen und die Kletterbäume. Allerdings sind diese nur mit einem Trainer nutzbar.

 

Hintergrund-Informationen zum Projekt Kur- und Heilwald Lahnstein

Das Land Rheinland-Pfalz beschloss im März 2020, den § 20 des Landeswaldgesetzes so zu modifizieren, damit Wald auf Antrag der Waldbesitzenden künftig als Kur- und Heilwald ausgewiesen werden kann.

Anfang Mai letzten Jahres trat die Rechtsverordnung in Kraft.

 

  • Ein Kurwald zeichnet sich durch bestimmte Eigenschaften aus, die eine breite gesundheitsfördernde Wirkung auf den Besucher haben.
  • Der Heilwald wird von kranken Menschen und deren Therapeuten aufgesucht.Er ist dafür geeignet, den Verlauf von Krankheiten und das Ausmaß von Behinderung durch bestimmte Krankheiten positiv zu beeinflussen. Anwendungsbereiche sind z. B. psychosomatische und psychische Erkrankungen, Lungenerkrankungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

 

Lahnstein hat einen LEADER-Förderbescheid in Höhe von 250.000 Euro für das Kur- und Heilwald-Projekt erhalten. „Die Entwicklung des Kur- und Heilwaldes in Lahnstein verbindet Gesundheitswirtschaft und Natur sowie Stadtentwicklung und soziale Aspekte. Damit zeigt das Vorhaben, welche neuen Verknüpfungen und innovativen Ansätze durch LEADER möglich sind“, sagte Andy Becht, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, in Bezug zum europäischen LEADER-Ansatz in den ländlichen Regionen von Rheinland-Pfalz. 

Oberbürgermeister Peter Labonte äußerte sich zum Projekt entsprechend, dass der Wald das natürlichste Sanatorium und die gesündeste und grünste Apotheke überhaupt sei und eine Erholungs- und Gesundheitsfunktion biete. Eine Gratisleistung des Waldes.

Landrat Frank Puchtler lobte die innovative Idee des Lahnsteiner Kur- und Heilwalds. Ein gutes Beispiel dafür, wie man Lahnstein, den Rhein-Lahn-Kreis, die gesamte Region nachhaltig gestalten könne. Der Kur- und Heilwald wird sich mit der BUGA 2029 verknüpfen lassen.

Mit dem Projekt erwartet sich die Stadt eine neue Entwicklungsperspektive hinsichtlich des Ortsteils Lahnstein auf der Höhe. Für Bürger und Besucher aus den umliegenden Orten entsteht diese Fläche als Naherholungsgebiet mit veränderter Nutzung. Durch den Fokus auf den indikationsbezogenen Heilwald verspricht sich die Stadt eine Steigerung des Gesundheitstourismus, der auch überregional Menschen anspricht.

Das Projekt wurde von Anfang an partnerschaftlich zwischen Stadtverwaltung, Forstamt und medizinischen Einrichtungen (Klinik auf der Lahnhöhe, GGB, BWZK, Malbergklinik, ARZ) entwickelt. So wurde und wird die Vereinbarkeit von Naturschutz (der Stadtwald ist Teil des Naturparks „Nassau“), Forst, Jagd, Tourismus und die Ausübung von medizinischen Tätigkeiten sichergestellt. 

Das Team von Forst, Medizin, Stadtverwaltung und Waldpädagogen entwickelte verschiedenen Pfade und Cluster im Bereich des Kur- und Heilwaldes. Für psychisch Kranke, Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen oder einer Erkrankung des Bewegungsapparates. Auch Lungenkranke können in Lahnstein behandelt werden. Geplant sind Therapie- und Entspannungspfade, Therapie-Geräte, Bänke und Liegen, Beschilderung und eine Informationsstation. 

In einigen Teilen soll das Angebot barrierefrei gestaltet werden

Und so entstehen ein Psychotherapie-Pfad, ein Lungen-Cluster, ein Orthopädie- / Geriatrie-Bereich mit Geräten zum Kraftaufbau und einem Sturzparcours, ein Herz-Kreislauf-Pfad sowie ein allgemeinen Entspannungs- und Achtsamkeits-Weg. Die verschiedenen Wege werden so beschildert, dass Besucher sie auch ohne Therapeuten nutzen können. Eine Homepage und eine GPS-gestützte Wegeführung flankieren das Angebot.

Um allen Bevölkerungsschichten den Zugang zu ermöglichen, wird kein Eintritt erhoben. Lediglich geführte präventive oder kurative Angebote sind kostenpflichtig.

Der Kur- und Heilwald für Erwachsene befindet sich noch im Bau. Die Fertigstellung wird für 2023 erwartet, einzelne Bereiche können schon vorher genutzt werden.


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