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Playground@Landscape

Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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03.05.2010 - Ausgabe: 1/2010

Jugendpark mit Wasserspiel in Wien

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Der Theodor-Körner-Park liegt im Zentrum des Wiener Stadtbezirks Meidling und wird von den stark genutzten Verkehrsbändern Südbahn und Breitenfurter Straße begrenzt. Eine Grünanlage aus den 1950er Jahren war im Zuge einer Baustelle abgetragen worden. Die Neuanlage an diesem lärmbeeinflussten Standort sollte die Nutzergruppe Jugendliche ansprechen. Die Neuplanung durch das Landschaftsarchitekturbüro Karl Grimm aus Wien umfasste ein Beteiligungsverfahren mit der 7. Schulstufe einer nahe gelegenen Schule, das in vier Workshops durchgeführt wurde. Ergebnis des Prozesses waren auch Elemente, die über eine Standardausstattung hinausgehen: Wasserspielbereich für Jugendliche, Baumhaus mit Klettermöglichkeit, Tanzfläche, wettergeschützter Unterstand.

Die Neugestaltung baut auf den Qualitäten des Ortes auf: Der Stadtraum öffnet sich nach Norden über die tiefliegende Bahnanlage. Dieses im dicht bebauten Stadtgebiet seltene Erlebnis von Weite wird durch eine zurückhaltende Gehölzüberschirmung erhalten und der Park an der gegenüberliegenden Längsseite zur Straße hin geschlossen. Der Parkzugang erfolgt an den Schmalseiten über kleine Vorplätze. Im Mittelpunkt der Anlage steht die 1913 gepflanzte, markante Theodor-Körner-Eiche. Hier sind Treffpunkte und Aktivitätsräume konzentriert. Die Nutzungsintensität soll von den Eingängen zur Mitte hin zunehmen. Die Geländeoberfläche wird in Schollen aufgelöst, die um den zentralen Baum zu tanzen scheinen. Die Schollen werden aus ineinandergreifenden, orthogonalen Plätzen in verschiedenen Oberflächenfarben und dazwischen angeordneten, polygonalen Rasenplateaus gebildet. Die Erdkörper bilden entlang der Haupterschließung perlschnurartig aneinander gereihte Räume. Eine fröhliche Farbgebung mit signalroten Möbeln und regenbogenbunten Sitzwellen signalisiert die Funktion als Jugendpark.

Das Baumhaus wurde im Inneren einer bestehenden Baumgruppe als aufgeständertes Spielhaus realisiert. Das Baumhaus hat einen Aufenthaltsraum von ca. 3 x 3 Meter und an zwei Seiten dem zentralen Parkbereich zugewandt einen Balkon als Beobachtungsplattform. Der Zugang erfolgt nur über eine senkrechte Leiter und über eine Hängebrücke vom anschließenden Klettergarten, der Abstieg ist auch über eine Feuerwehrstange möglich. Als wettergeschützter, aber einsehbarer Sitzbereich ist unter dem Baumhaus eine Reifennetzschaukel eingehängt.
Die Tanzfläche ist ein glatt asphaltierter, quadratischer Platz von 8 x 8 Meter, die von Tribünenbänken eingerahmt wird. Ein Stromanschluss für Musik und Beleuchtung ist vorhanden. Die Tanzfläche ist in eine Piazza mit weiteren Sitzgelegenheiten eingebunden.

Das Wasserspiel wurde als Anlage mit hohem Spielwert aus einfachen, soliden Bauteilen entwickelt. Für den Bauherrn standen Robustheit und eine kostengünstige Realisierung im Vordergrund. Das Wasserspiel baut auf scheinbar zufällig ablaufenden Wassereffekten auf, die zum Durchlaufen und Planschen anregen: Auf einem befestigten Platz sind zwei Reihen Bodendüsen und fünf Säulen aus gebürstetem Edelstahl im Karree um eine höhere Zentralsäule angeordnet. In den Randsäulen sind zur Platzmitte orientiert Fächerdüsen und Einzelstrahldüsen, in der Zentralsäule mehrere Fächerdüsen und in oberen Säulenabdeckung eine Kelchdüse eingebaut. Die Düsen stammen aus der Beregnungs- und aus der Springbrunnentechnik. Die Anspeisung erfolgt von einem seitlich in einer Rasenscholle verborgenen Technikschacht aus.
Der Wasserwald wird mit Trinkwasser aus dem Leitungsnetz ohne Drucksteigerung betrieben. Die Düsen wurden zu Steuerungsgruppen mit jeweils einem Magnetventil zusammengefasst, die von einer speicherprogrammierbaren Steuerung (SPS) jeweils einzeln und abwechselnd in Betrieb genommen werden. Im Standardprogramm treten die Düsengruppen in den Standsäulen mehrfach abwechselnd und anschließend die Bodendüsengruppen in Aktion.
Die Anlage ist bei Außentemperaturen ab 20°C täglich von 08:00 bis 20:00 Uhr betriebsbereit und wird mittels Druckknopf eingeschaltet.
Aktives Spritzen wird durch ein Paar Fontänenhüpfer - auch außerhalb der Betriebszeiten - ermöglicht. Die Entwässerung erfolgt über einen zentralen Einlauf zu einer Schachtversickerung.

Weitere Spielelemente im Park sind eine Drehscheibe, eine hohe Schaukel und ein Volleyballplatz. Der Park ist seit Dezember 2006, das Wasserspiel seit Juni 2007 in Betrieb.

Landschaftsarchitekt Karl Grimm plante in den letzten Jahren in Wien unter anderem auch die in Playground-Landscape 03/2009 vorgestellte Parkanlage „Generationenspielpark Meissnergasse“, wie auch der im Juni 2009 eröffnete Fritz-Imhoff-Park, der Ingeborg-Bachmann-Park und der Wielandpark.


Projektdaten:
Theodor-Körner-Park
Bauherr: Stadt Wien, Wiener Stadtgärten
Landschaftsarchitekt: Karl Grimm, Wien
Mitarbeiterin: Erika M. Klosterhuber
Baujahr: 2006
Fläche: 6.485 m2
Kosten (brutto): € 620.000
 

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