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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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20.06.2011 - Ausgabe: 3/2011

Turngemeinde 1861 e.V. Mainz-Gonsenheim auf umweltfreundlichen Weg

Mit den beiden modernen Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Turnhallen leistet die Turngemeinde 1861 e.V. Mainz-Gonsenheim als Erzeuger regenerativer Energien einen wichtigen ökologischen Beitrag.

Photo

Ein Vorzeigebeispiel für einen klimafreundlichen Sportverein ist die Turngemeinde 1861 Mainz-Gonsenheim (TGM). Bei schönem Wetter erzeugt die Photovoltaikanlage des Vereins 52 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Diese Strommenge entspricht dem jährlichen Verbrauch von 15 Einfamilienhäusern. Etwa 41 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid können damit im Jahr eingespart werden.
Nach zirka zehn Jahren sind die Investitionen zurückgezahlt, dann fließen die Erträge in die Vereinskasse. „Mit der Einsparung von Heizenergie und Strom können die Vereine Kosten sparen und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das ist eine Win-Win-Situation für Sport und Umwelt. Ich kann allen Vereinen, die solche Möglichkeiten haben, nur empfehlen, dies auch zu tun“, sagte der TGM-Vorsitzende Andreas Maurer. „Das gesparte Geld geht dann komplett in unseren Sport.“

Der stellvertretende Ortsvorsteher Wolfgang Oepen sprach bei der offiziellen Inbetriebnahme der neuen Photovoltaikanlage der Turngemeinde Gonsenheim (TGM) von einen Impuls für Gonsenheim: Auf dass die TGM viele Nachahmer finden möge.
Dr. Udo Ungeheuer, Vorstandsvorsitzender der Schott AG, Hersteller der Solarmodule, stellte die Leistung der Solarzellen hervor. Die „besonders modernen Solarmodule" liefern auch bei bedecktem Himmel Strom. Dies sei ein großer Vorteil gegenüber den Solaranlagen der ersten Generation. Bereits 1996 waren erste Überlegungen zur Anschaffung eines Solardaches geführt worden. Damals hatten die kritischen Stimmen jedoch noch überwogen. Im Oktober 2009 hatte der TGM-Vorstand dann die Entscheidung für die Anschaffung der Photovoltaikanlage gefällt. Mit einer optimalen Ausrichtung in Richtung Süden bieten die beiden Dächer der großen Sporthalle und der neuen Turnhalle die besten Voraussetzungen für eine schnelle Amortisierung der Anlage.
Schott-Chef Udo Ungeheuer - selbst Vormann des Sportvereins TSV Schott - wünschte den TGMlern eine sonnige Zukunft. Dr. Jürgen Steiner, Pressesprecher TSV Schott, ergänzt in Sachen „sonnige Zukunft“ für Vereine: „Solarenergie bietet Sportvereinen eine sehr gute Möglichkeit, etwas für die Umwelt zu tun und dabei auch noch Geld zu verdienen. Ermöglicht wird dies durch das Erneuerbare Energien Gesetz, kurz EEG. Das EEG besagt, dass Betreiber einer Solaranlage für jede Kilowattstunde Sonnenstrom, die sie produzieren und in das öffentliche Stromnetz einspeisen, eine attraktive Vergütung erhalten. Wie viel das ist, hängt von der Größe der Anlage und dem Zeitpunkt der Inbetriebnahme ab. Derzeit erhält man für eine Anlage bis zu einer Größe von 30 kW genau 28,74 Cent pro Kilowattstunde, und zwar gesetzlich garantiert über 20 Jahre. Im Laufe der Zeit finanziert sich die Anlage dadurch quasi von selbst.
Wie so etwas funktionieren kann, zeigt der TSV Schott. Der TSV ist der größte Breitensportverein in Mainz und einer der größten in ganz Rheinland-Pfalz. Er wird
finanziell, organisatorisch und personell unterstützt von der Schott AG, ist aber
offen für alle Bürger. Auf dem Dach der kleinen Tribüne des vereinseigenen Fußballplatzes funkeln 189 Quadratmetern an Photovoltaikmodulen in der Sonne. Seit Dezember 2009 ist die 25-kW-Anlage in Betrieb und produziert im Jahr etwa 22.000 Kilowattstunden (kWh) umweltfreundlichen Strom. Zum Vergleich: Ein Vier- Personen-Haushalt verbraucht etwa 3.500 kWh pro Jahr. Die Module stammen von der Konzerntochter Schott Solar, die sich auf die Herstellung von langlebigen Qualitätsmodulen spezialisiert hat und auf über 50 Jahre Erfahrung in der Solartechnik zurückblicken kann. Überhaupt ist Langlebigkeit das entscheidende Stichwort: Da sich die Anlage über den Ertrag finanziert, sollte man unbedingt auf hochwertige Module setzten, die über viele Jahre ihre nominelle Leistung erbringen. In einer Leistungsmessung des Fraunhofer-Instituts erzielten Schott Solar Module
auch nach 25 Jahren im Durchschnitt über 90 Prozent ihrer ursprünglichen Leistung. Finanziert und betrieben wird die Anlage auf dem Tribünendach des TSV Schott durch die rio Energie GmbH, einem Tochterunternehmen der Stadtwerke Mainz. Der
TSV Schott erhält eine Miete dafür, dass er die Dachfläche bereitstellt. Ein Modell, das Schule machen könnte. Denn die Stadtwerke Mainz und Schott Solar sind
gemeinsam auf der Suche nach weiteren Dachflächen für Solaranlagen – und zwar
weit über die Grenzen von Mainz hinaus. Viele Kooperationsmodelle sind denkbar. So haben die beiden Unternehmen zusammen mit der ortsansässigen Sparkasse die erste Mainzer Bürgersolaranlage umgesetzt, an der sich alle Bürgerinnen und Bürger
beteiligen konnten. Sportvereine, die Interesse an einer Zusammenarbeit haben,
können sich an die Schott Solar AG wenden.“

Sport und Umwelt

In den letzten sieben Jahren sind die jährlichen Energiekosten pro Verein um rund 38 Prozent von 8.000 auf durchschnittlich 13.000 Euro gestiegen. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit von Energiesparen in den Vereinssportstätten. Durchschnittlich könnte jeder Verein laut einer Kurzstudie des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement rund 4.500 Euro pro Jahr an Energiekosten einsparen. Geld, das direkt dem Sport zugutekommen könnte.
„Seit 2006 wurden fast 200 Vereine in Rheinland-Pfalz im Rahmen eines Öko-Checks vor Ort kostenlos und umfassend auf ihr Energie- und Umweltmanagement überprüft“, erklärte die Präsidentin des Landessportbundes Rheinland-Pfalz, Karin Augustin. „Ziel ist es, die Mitglieder und Mitarbeiter in den Vereinen für das Thema Klima- und Umweltschutz zu sensibilisieren.“

Die Turngemeinde e.V. Mainz-Gonsenheim strebt darüber hinaus noch weitere Schritte an, um in Zukunft durch umweltfreundliche Technik und energiesparsames Verhalten sowohl Geld zu sparen, als auch mit der Zeit zu gehen. Auf Grund dieser Ausrichtung und der daraus resultierenden Vorbildfunktion wurde die TGM Gonsenheim im November 2010 als Veranstaltungsort für die Pressekonferenz des rheinland-pfälzischen Landessportbundes und Umweltministerium Rheinland-Pfalz gewählt. Im Rahmen einer Kooperation sollen verschiedene Maßnahmen auf den Weg gebracht werden, damit Vereine umweltbewusst in die Zukunft gehen.

„Die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages, vorgenommen von LSB – Rheinland-Pfalz Präsidentin Karin Augustin und Umweltministerin Margit Conrad, am 24.11.2010, in Mainz - Gonsenheim, ist aus mehreren Gründen bemerkenswert und ein wichtiger Schritt für den organisierten Sport in Rheinland-Pfalz. Die neue Kooperationsvereinbarung stellt nicht nur die zukunftsfähige Gestaltung der Sportausübung im Einklang mit den Zielen des Umwelt- und Naturschutzes in unserem Bundesland sicher. Von zentraler Bedeutung sind für beide Partner die Felder Klima- und Ressourcenschutz, Naturschutz, Umweltkommunikation und Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Die Vereinbarung sieht unter anderem die frühzeitige Einbeziehung des Landessportbundes Rheinland-Pfalz bei rechtlichen Regelungsverfahren vor, soweit die Sportausübungen davon betroffen sind. Weiterhin werden Klima- und ressourcenschutzrelevante Aktivitäten der Sportverbände in Rheinland-Pfalz vom Umweltministerium großzügig gefördert, wie die ökologische Modernisierung und der ökonomische Betrieb von Sportanlagen. Dies bedeutet in diesem Falle konkret die finanzielle Sicherung von Öko- und Solarchecks für die Vereine mit eigenen Anlagen (ca. 2.900 von insgesamt 6.328) auf mindestens drei Jahre hinaus, plus die Herstellung von Informationsunterlagen und einem Umweltwettbewerb mit einem Finanzvolumen von insgesamt ca. 380.000 Euro. Dies, unabhängig von den Bau- und Sanierungstöpfen, die vom Innen- und Sportministerium in Rheinland-Pfalz beschickt werden. Damit lässt sich einiges anfangen. Die kreative Zusammenarbeit mit den Landesministerien in den verschiedenen Themenfeldern und Bereichen, gerade auch außerhalb der „gesicherten“ Haushalte, ist nicht nur für den Sport in Rheinland-Pfalz, in Zeiten knapper Kassen unerlässlich. Der Sport bietet dafür ja auch eine solide und außerordentlich bedeutende gesellschaftliche Gegenleistung“, sagt Harald Petry vom Landessportbund Rheinland Pfalz.


TM
Fotos: Turngemeinde e.V. Mainz-Gonsenheim
 

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