Logo

Playground@Landscape

Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

Slide 0
Slide 1
Slide 2
Slide 6
Slide 7
Slide 8
15.12.2011 - Ausgabe: 6/2011

60 Jahre Eibach Geschichte – vom Sauerland in alle Welt

Herzlichen Glückwunsch, Eibach! Das Familienunternehmen feiert seinen 60. Geburtstag.

Photo

Playground@Landscape: Die Firma Eibach feierte ihren 60. Geburtstag – ein großes Ereignis in unserer schnelllebigen Zeit. Was hat Ihren Vater, Heinrich Eibach, dazu bewogen, ein Unternehmen zu gründen und wie kam er ausgerechnet darauf, Federn zu produzieren?
Wilfried Eibach: Neben den Schmieden hat die Herstellung von Draht und Drahterzeugnissen Tradition im unteren Lennetal, also etwa von Plettenberg bis Hagen. Dies wurde begünstigt durch Erzvorkommen in der Nähe sowie die in allen Nebentälern verfügbare Wasserkraft zum Antrieb der Drahtzüge, Schmiedehämmer und auch für die ersten einfachen Maschinen. Das Freilichtmuseum in Hagen gibt übrigens einen hervorragenden Überblick über diese ersten Industrien im Sauerland. So war es kein Wunder, dass mein Vater Heinrich, der 1903 in Werdohl im Lennetal geboren wurde, den Beruf des Federmachers ergriff und auch während des Krieges in einer Federnfabrik in Dortmund arbeitete. Während des Krieges lebte die Familie Heinrich Eibach in Hagen, wo auch unsere Mietwohnung während eines Bombenangriffs 1944 zerstört wurde. Dank einer Freundin meiner Mutter siedelten wir nach Rönkhausen um, wo wir über viele Jahre als „Buiterlinge“, also als Zugezogene, betrachtet und eher reserviert behandelt wurden. Trotz dieser Schwierigkeiten startete mein Vater so gegen Ende 1949 die winzige Federnfertigung in einer kleinen Hütte am Bahnhof Rönkhausen.

P@L: Was für eine Art Unternehmer war Heinrich Eibach? Welche Visionen hatte er?
W. E.: Das war keine Zeit für Unternehmenslust und Visionen, das Leben war geprägt von Überlebenskampf. Allerdings glaube ich, dass mein Vater selbstständig sein wollte, da die Jobs im engeren Umkreis ihn nicht zufrieden gestellt hatten. Zu Beginn hatten wir ja auch keine Fabrik, sondern eher einen handwerklichen Betrieb.

P@L: Mit welchen Produkten ging man denn damals an den Start? Welche Kunden sprach man an?
W. E.: Das waren simple Federn, die man nach Kundenvorgabe formte. Eine eigene Federberechnung sowie Federprüfeinrichtungen wurden erst viele Jahre später eingeführt. Erste Kunden waren Industrieunternehmen, die mein Vater aus seiner Zeit in der Dortmunder Federnfabrik kannte. Ich erinnere mich an Namen wie Stromag, Vahle, Söffge…

P@L: Worin unterscheiden sich aktuelle Federn von den damaligen?
W. E.: Was wir damals „hingebogen“ haben, waren wohl eher „Drahtformteile“ im Vergleich zu unseren heutigen hochwertigen Federn mit klar definierten Kennlinien, Kräften, Toleranzen, Lastwechselzahlen, Korrosionsschutz und umfangreicher Dokumentation. Im Gegensatz zu damals werden die meisten unserer heutigen Produkte im eigenen Hause auf den spezifischen Bedarf hin ausgelegt bzw. im simultanen Engineering mit dem Kunden optimiert.

P@L: Eibach produziert nach modernsten Standards, aber eine Maschine aus der „Gründerzeit“ des Unternehmens steht noch hier in Finnentrop…
W. E.: Ja, da steht tatsächlich noch ein solches Schätzchen und das hat sogar einen Namen – Franzfried. So wurde sie nach Franz Krosl, unserem Künstler an dieser Maschine, sowie nach mir getauft, da ich auf dieser Maschine unsere erste Feder in den USA gewickelt habe.

P@L: In den 60er Jahren ging mit Industriefedern alles los – noch heute ist der Bereich ein Kerngeschäft Ihres Unternehmens. Wo stecken denn überall Federn von Eibach drin?
W. E.: Vom Kinderspielplatz bis zu den speziellen Fahrwerksfedern für Sonderfahrzeuge. Wir stellen Ventilfedern für die größten Schiffsdiesel der Welt, nebst Federn für die Peripherie am Motor her. Bei den modernen, hochschnellen, kuppelbaren Skiliften und Gondelbahnen hängen wir regelrecht an Eibach. Für Vibrationsanlagen, Schwingungsisolierungen unter Gleisanlagen, Brücken- und andere Fundamente fertigen wir genauso wie etwa für Land- und Baumaschinen. Unsere Produkte findet man praktisch in allen Abläufen, wo die Feder in ihrer Eigenschaft „als Muskel“ benötigt wird, also um Energie aufzunehmen, sie zu speichern und dann wieder abzugeben. Wir entwickeln und produzieren für die Bereiche Sieb- und Vibratechnik, Anlagenbau/Investitionsgüter, Sicherheitsventile, Seilbahntechnik, Dichtungstechnik, Hochspannungstechnik, Bahntechnik und natürlich für die Automobilindustrie.

P@L: Welche Feder ist denn die größte in Ihrem Sortiment, welche die kleinste?
W. E.: Die längste ist 50 Meter und ist eine Förderspirale. Die schwerste Schraubendruckfeder hat eine Drahtstärke von 56 Millimetern und wiegt satte 140 kg. Die kleinsten Federchen fangen bei uns bei 0,2 Millimetern Drahtdurchmesser an und ermöglichen es, über ihre Funktion in Kompressorventilen, Luftdruck und andere Drücke aufzubauen.

P@L: Unter Ihrer Führung wandte sich Eibach auch dem Thema Automobil zu. Wie kam es dazu?
W. E.: So Anfang der 70er Jahre waren wir auf rund sechs Millionen D-Mark Umsatz bei zirka 70 Mitarbeitern gewachsen und hatten uns einen Ruf in der Industrie für Qualität bei größeren Industriefedern errungen. Just in dieser Zeit suchte AMG einen Hersteller, der Qualitäts-Fahrwerksfedern in kleinen Mengen flexibel herstellen kann – und stößt dabei auf Eibach. Der Rest ist Geschichte.

P@L: Wie wurde denn daraus eine bekannte Marke?
W. E.: Anfangs stellte ich verwundert fest, dass die Dämpfermarken alle bekannt, ja berühmt, waren. Aber niemand sprach von der Feder, die ja das Herz des Fahrwerks ist. Ich erkannte diese Chance und habe unverzüglich begonnen, „die Glocken für (Eibach) Federn zu läuten“. Heute hört man gerade in den USA oft den Satz „Eibach gave springs a name“.

P@L: Ihr Unternehmen ist international tätig, produziert auch in den USA und sehr bald in China, verfügt über Niederlassungen in England, Japan, Australien und Südafrika. War es schwierig, ein mittelständisches Unternehmen global aufzustellen?
W. E.: Nein, nicht wenn man Spaß an Herausforderungen und an Menschen sowie Hummeln im Bauch hat. Work can be more fun than fun!
Was China angeht – unser Schritt dorthin ist konsequent und logisch. Wir wollen im größten Automobil- und Industriemarkt der Welt so frühzeitig wie möglich präsent sein. Im Jahr unseres Jubiläums freut mich besonders, dass unser strategischer Partner Thyssen-Krupp Bilstein Tuning mit seinem China Tech-Center in unser Gebäude einziehen wird. Die Kompetenzen für Federn, Dämpfer und Stabilisatoren gebündelt unter einem Dach, das könnte eine weitere Erfolgsstory sein.

P@L: Wohin wird sich die Marke Eibach in der Zukunft entwickeln, was geben Sie Ihren Kindern mit auf den unternehmerischen Weg?
W. E.: Tradition pflegen heißt, nicht die Asche zu bewahren, sondern die Glut am Glühen zu halten. Als mittelständische Familien-Unternehmensgruppe mit sehr solider Eigenkapitalquote unterliegen wir nicht den Zwängen stetiger hoher Dividendenausschüttungen. 60 Jahre kontinuierlicher Reinvestition nahezu aller Gewinne haben das Eibach von 2011 überhaupt erst ermöglicht. Laut Gesetz ist die Firma in Familienbesitz, in der Wirklichkeit ist die Familie im Firmenbesitz. Gerade auch im Jubiläumsjahr werden die letzten Weichen für eine gedeihliche Weiterentwicklung in abgesicherte Strukturen gestellt. Denn unser Unternehmen ist ja keine Kuh, die zu melken ist. Gerade auch für unsere Region, das wunderschöne Sauerland, haben wir auch soziale Verantwortung.

P@L: Was macht eigentlich Wilfried Eibach in seiner knappen Freizeit?
W. E.: Natürlich gab es Zeiten mit 12 bis 14 Stunden Arbeit am Tag. Heute kann ich mir meine Zeit einteilen. Für mich hat das Wort Arbeit aber keinerlei negativen Beigeschmack, ich fühle mich wie ein Bergsteiger, der jeden Berg als prickelnde Herausforderung empfindet. Ich fühle und habe wirklich Unternehmenslust! Was gibt es Schöneres, als mit einem vertrauensvollen Freund oder liebenswerten Kollegen „zu neuen Horizonten zu segeln“? Für mich heißt das, neue Märkte zu erschließen, neue Kunden zu gewinnen, interessante Produkte zu entwickeln oder in neue hochinteressante Herstellungsanlagen zu investieren. Aktuell empfinde ich insbesondere Genugtuung, dass ich die richtigen Leute um mich habe, denen ich mein Vermächtnis, meine Erfahrung, meine Kenntnisse und meine ethischen Grundwerte vermitteln kann. Schön, nicht?

P@L: Ein weiterer Grund zu feiern! Aber was macht der „private“ Wilfried Eibach?
W. E.: Also neben all dem bleibt mir noch reichlich Zeit für Freunde, für Golf, etwas Schach und Tennis. Ich fahre gern mit dem Fahrrad am Wochenende um die Bigge oder die Back Bay in Newport Beach. Und nicht zu vergessen – ich liebe klassische Musik und habe heute mehr Zeit um Konzerte zu besuchen. Gern reise ich zu neuen Ufern und treffe neue interessante Menschen – und wenn die dann noch Federn brauchen… wow!

P@L: Können Sie denn selbst auch Federn winden und wickeln?
W. E.: Zehntausendmal gemacht – im Nu kapiert! Kommen Sie uns besuchen, ich zeig Ihnen, wie es geht!
 

Mehr zum Thema Planen, Gestalten, Bauen

image

Planen, Gestalten, Bauen

Gemeinsam planen für eine gesunde Stadt

Gesunde, gerechte, resiliente und damit lebenswerte Kommunen zeichnen sich dadurch aus, dass gesundheitliche Belange wie Ruhe, Erholung, Wohlergehen, Bewegung, Stressbewältigung und Entspannung in der Stadtplanung...

image

Planen, Gestalten, Bauen

„Grünes Band“ Oststadt Hildesheim

Die Stadt Hildesheim hat seit vielen Jahren über die Städtebauförderung Zuschüsse des Bundes und des Landes eingeworben. Sie leistet damit einen erheblichen Beitrag zur...

image

Planen, Gestalten, Bauen

Neue Formen der Raumaneignung von unten – Die Bedeutung informeller Ansätze für die Sport- und Stadtentwicklung

In der vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) durchgeführten Modellvorhabenforschung des experimentellen Wohnungs- und Städtebaus (ExWoSt) konnten viele...

image

Planen, Gestalten, Bauen

St. Maria als… Freiraum in der Stadt

„Wir haben eine Kirche – haben Sie eine Idee?” Mit dieser Frage startete im Mai 2017 ein offener Beteiligungsprozess in der katholischen Kirche St. Maria in Stuttgart. Besucher*innen, Bürger*innen und Kirchengemeinde wurden...

image

Planen, Gestalten, Bauen

Die „durchwachsene Stadt“: klimafreundliches Leitbild für Städtebau und Architektur

Klimagerechter Städtebau und klimaschutzorientierte Gebäudeplanung können Sauerstoff produzieren und die Luftqualität auf verschiedenen Ebenen verbessern. Die Energieeinsparungen von Gebäuden sind...