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Playground@Landscape

Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.12.2011 - Ausgabe: 6/2011

Dionysos-Weg - ein Themenweg ergänzt ein Kunstmuseum

Ein Kunst- und Naturerlebnispfad durch eine reiche Kulturlandschaft zielt auf sinnliches Erleben von Land, Jahreszeiten, Wachstum, Reifung und Vergehen im Kontext künstlerischen Schaffens.

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Der Themenweg lädt in Verbindung mit dem Museumsbesuch zur Bewegung an der frischen Luft ein. Er verbindet das künstlerische Oeuvre mit der Landschaft und öffnet die Sinne für die Kulturlandschaft. Er steht aber auch als eigenständiges Angebot, das auf Landschaft und künstlerisches Werk neugierig machen kann. Ein Ziel der Kommune war das zusätzlcihe Angebot um Besucher länger in Ort zu halten.
Hermann Nitsch ist ein bedeutender Vertreter des Wiener Aktionismus und bekannt sowohl für seine abstrakten Schüttbilder als auch für seine Kunstaktionen – dem Orgien-Mysterien-Theater. Das Werk enthält starke Bezüge zur griechischen Mythologie und zur regionalen Kulturlandschaft – dem Weinviertel. Einem Zitat des Künstlers über die Region als „dionysische Landschaft“ folgend wurde die Idee des Dionysosweges geboren. In der üppigen Weinbaulandschaft werden mittels spielerischer Erfahrungen und künstlerischer Objekte Schlaglichter auf den Mythos und Kult um Dionysos geworfen.

Dionysos war der antike Gott des Weines, der Vegetation, der Frauen und des Theaters, bekannt war er auch für seine ausschweifenden Feste und Orgien. Seine Heimat war Griechenland, die Römer verehrten ihn als Bacchus. Dionysos war ein Sohn des Göttervaters Zeus. Von dessen eifersüchtiger Gattin Hera wurde er mit Wahnsinn geschlagen und durchwanderte die Welt in Begleitung wilder Satyrn und Mänaden. Dabei verbreitete er den Weinbau und stieg als jüngster Gott in den griechischen Götterhimmel, den Olymp, auf. Seine Symbole sind unter anderem Weinranken und Efeu sowie der zapfenbekrönte, umrankte „Thyrosstab“.
Zeitgemäße, gestalterische Interpretationen zum Thema Dionysos bauen auf eine üppige, rankende Vegetation und deren Farb- und Blühzyklen im Jahresverlauf auf. Das sinnliche Erlebnis der Landschaft, der Jahreszeiten, des Wachsens und Reifens in der Natur steht im Kontext von Tod und Auferstehung, wie er sich im Werk von Hermann Nitsch findet.

Der Weg baut auf vorhandenen landschaftlichen Qualitäten auf. Auf dem Gut der Schule gibt es Freilandhaltung von Schweinen, Rindern und Kleintieren sowie Obstbau, Weinbau und Ackerbau. Ein bestehender landwirtschaftlicher Spurweg wurde mit einem neuen Fußweg zu einer Runde durch alle landwirtschaftlichen Produktionen verbunden. Die freilaufenden Tiere sind eine Attraktion für Kinder. Weintrauben und Obst können entlang des Weges zur Reife gepflückt und gekostet werden.

In diesen ohnedies schon attraktiven Spaziergang werden mit relativ geringen Mitteln markante Stationen zur Vertiefung der Erlebnisse errichtet. Ein schlichtes Design aufbauend auf purpurroten Stahlträgern schafft Identität. Die Stationen sind einerseits rätselhafte Objekte, die auf Dionysos verweisen und andererseits spielerische Erfahrungen. Dabei wurden Elemente verschiedener Spielgerätehersteller eingebaut.
Der Weg beginnt mit einem Laubengang aus toten und lebenden Reben als Verweis auf den sterbenden und auferstehenden Gott. Die Ähnlichkeit der toten Rebstöcke mit Knochen in einem Karner ist gewollt. Ansitze in einer Hecke sind über Leitern zugänglich und verbildlichen das Durchbrechen von Grenzen und Gewinnen neuer Sichten. Geschmiedete Masken, die zwischen den Reben auftauchen, waren Zeichen der Anwesenheit Gottes und verweisen auf den Ursprung der Tragödie. Der den Masken gegenüberstehende Edelstahlspiegel stammt aus einem Spielgeräteprogramm und wurde in einem purpurroten Rahmen montiert.
Ein Drehwürfelrebus im Weingarten bezieht sich auf die Rätsel im Dionysos-Kult. Nach individuellem Entwurf wurde er von örtlichem Schlosser gebaut. Weinberankte Kiefern sprechen den Ursprungsmythos des Weines an. Sie können von Holzdecks aus am Rücken liegend gegen den Himmel betrachtet werden.
Das Thema Rausch wird als gebrochene Wahrnehmung der Realität durch ein Oktoskop symbolisiert. Das Gerät, das Teleskop und Kaleidoskop zusammenführt wurde von einem Spielgerätehersteller bezogen und an einer Geländekante auf einer eigenen Plattform aufgestellt.
Das Thema Rausch wird auch als Schwerelosigkeit auf einer überdimensionalen, sechs Meter hohen Schaukel interpretiert, die von einem Spielplatzgerätehersteller bezogen wurde. Sie ist bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen beliebt und steht daher auch für die Überwindung der Grenzen des Alters.
Auf belehrende Texte wurde am Dionysosweg verzichtet, denn diese entsprächen nach Nietsche dem apollinisch Rationalen und nicht dem dionysischen Prinzip. Bildsymbole bilden ein Leitsystem, ein Übersichtsplan mit Informationen ist vor Ort erhältlich.

Im Dionysosweg wurde eine ungewöhnliche Gestaltungsidee durch die Verbindung von fertigen Spielgeräten und Geräteteilen mit individuellen Rahmenelementen umgesetzt.

 

Projektdaten:
Dionysos-Weg
Bauherr: Stadtgemeinde Mistelbach
Planung: Karl Grimm Landschaftsarchitekten, Wien
Mitarbeiterin: Michaela Achleitner
Fertigstellung: 2009
Länge: 1.600 m
Kosten (brutto): € 220.000
 

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