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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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12.03.2012 - Ausgabe: 1/2012

Heutige Erkenntnisse bei der Entwicklung von Kindern und welche Rolle Spielplätze dabei spielen

Interview mit Willem van Veenendaal, Kompan GmbH

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Willem van Veenendaal (KOMPAN): Da stimme ich Ihnen zu. Kompan Deutschland hat trotz einer schwierigen Marktlage seine Position und seine Strukturen weiter ausbauen können. So hat Kompan in Deutschland alleine in den letzten zwei Jahren trotz der Wirtschaftskrise mehr als sechs neue Arbeitsplätze geschaffen. Der Fokus liegt dabei auf Qualitat, professioneller Betreung, Kooperation und dem Ausbau als Komplett-Anbieter. Das Kompan Produkt Sortiment wird auch 2012 erweitert, z.B. mit Robinia und Icon. Weltweit hat Kompan in den letzten zehn Jahren seinen Umdsatz verdoppelt.

Thomas R. Müller: Wo liegt der Kompan-Schwerpunkt in diesem Jahr?
Willem van Veenendaal: Wir möchten qualitativ durch eine noch bessere Beratung und Kommunikation mit unseren Kunden überzeugen. Intensiviert durch und über das Kompan Play Institute.

Thomas R. Müller: Inside-Out – das Wissen und die Erfahrung zum Thema Spiel von Kompan soll über eine intensive Kundenbetreuung transportiert werden?
Willem van Veenendaal: Unsere Kinder verändern sich. Ebenso wie die Welt einem immer rascheren Wandel unterliegt, verändert sich auch die Kindheit. Kindheit ist kein ewig gleicher Ort, auch wenn sich bestimmte Aspekte der menschlichen Entwicklung kaum verändern. Kindheit ist vielmehr ein Ort, der stark von den Veränderungen in der Gesellschaft geprägt ist, ebenso wie das Erwachsensein. Kinder brauchen heute mehr denn je den Schutz und die Erziehung ihrer erwachsenen Bezugspersonen. Aber auch dieser wohlwollende Schutz hat sich in den vergangenen 50 Jahren erheblich verändert. In vieler Hinsicht müssen Kinder heute anders belastbar sein als ihre Eltern, aber auch auf andere Weise autonom und körperlich aktiv. Spielen im Freien, vor 50 Jahren der natürliche Zeitvertreib aller Kinder, ist für Kinder von heute ein seltener Genuss geworden. Untersuchungen des Kompan Play Institutes zufolge können mit dem Spielen auf Spielplätzen drei wichtige gesellschaftliche Entwicklungsaspekte hervorragend unterstützt werden: Die Gesundheit unserer Kinder, ihr Lernprozess und ihre soziale Eingliederung. Aus diesem Grund hat sich Kompan auf eben diesen Bereich spezialisiert. Und der Kompan-Kunde profitiert davon.

Thomas R. Müller: Kompan läßt vielschichtige Forschungen in seine Spielplatz-Analyse einfließen?
Willem van Veenendaal: Unter anderem die Veränderungen der Gesundheit von Kindern und wie Spielplätze zur Problemlösung beitragen. Aufgrund des bewegungsarmen Lebensstils in Großstädten, in denen Raum, der früher zum Spielen verfügbar war, vom Verkehr verschluckt wurde, sowie aufgrund des Überangebots an digitalen Medien und Heimspielen gehen die Kondition und die körperlichen Fähigkeiten von Kindern zurück. In Deutschland ist die Zahl der Kinder, die sich zu wenig bewegen, alarmierend. Dies beeinträchtigt sowohl ihre motorischen Fähigkeiten als auch das Ausmaß ihrer körperlichen Aktivität. Die umfassende Kinder- und Jugendgesundheitsstudie (KiGGS) des Robert-Koch-Instituts, die auf den Antworten von 4529 TeilnehmerInnen im Alter von 4-17 Jahren basiert, ergab: 25% der deutschen Kinder zwischen 3 und 10 Jahren treiben nicht regelmäßig Sport. 10% der deutschen Kinder zwischen 3 und 10 Jahren treiben nie Sport. Deutsche Jungs zwischen 11 und 17 Jahren widmen körperlichen Aktivitäten bzw. Sport durchschnittlich 7,8 Stunden pro Woche. Deutsche Mädchen zwischen 11 und 17 Jahren widmen körperlichen Aktivitäten bzw. Sport durchschnittlich 4,5 Stunden pro Woche.
Die motorischen Fähigkeiten von Kindern gehen bedenklich rasch zurück. Laut KiGGS-Studie: 35% der Kinder zwischen 4 und 17 Jahren sind nicht in der Lage, auf einem 3 cm breiten Schwebebalken zwei oder mehr Schritte rückwärts zu gehen. 86% der Kinder zwischen 4 und 17 Jahren sind nicht in der Lage, eine Minute auf einem Bein zu balancieren. Dies ist ein erheblicher Rückgang der motorischen Fähigkeiten im Vergleich zu jenen, die vor 20 Jahren erfasst wurden. Die deutschen Forscher erklären dies anhand von drei Beispielen: Die erste Ursache ist der übermäßige Medienkonsum von Kindern. Zum Zweiten verbringen Kinder zu viel Zeit in der Wohnung. Eine Studie mit 1404 Kindern in Karlsruhe ergab: Nur 1/3 der Kinder spielt täglich im Freien. 39% spielen zwei Mal wöchentlich im Freien. 25% spielen ein Mal wöchentlich oder seltener im Freien
Als dritten Aspekt nennen die Forscher die Isolierung der Kinder: Sie verbringen mehr Zeit zu Hause, sodass sie mit der Umgebung außerhalb der Wohnung schwerer vertraut werden. Wenn sie die Wohnung verlassen, benutzen sie Auto, Bus oder Zug, um zur Schule, zu Freizeitaktivitäten oder zu Freunden zu gelangen.
Dem kann entgegengewirkt werden, indem Eltern mit gutem Beispiel vorangehen und die körperliche Aktivität ihrer Kinder fördern, aber auch durch die Verfügbarkeit von mehr Möglichkeiten für Spiel und Sport im Freien, beispielsweise mit gut geplanten Spielplätzen.
Auch die rückläufigen Investitionen in Spielplätze sind eine Ursache. Einer jüngsten Studie des Kompan Play Institutes zufolge werden in Deutschland jährlich nur 1,61 € pro Einwohner in Spielplätze investiert. Dies entspricht der Hälfte (oder noch weniger) der Beträge, die andere Länder investieren.

Thomas R. Müller: Der Kompan-Service ist also eine Gesamtlösung?
Willem van Veenendaal: Da die meisten Kunden nur selten ganzheitliche Spielplatzlösungen einkaufen, kann für sie der Kauf eine große und ungewöhnliche Herausforderung darstellen. Deshalb haben wir eine Prozessbeschreibung erstellt, welche die Kunden durch die fünf einzelnen Schritte führt – auf dem Weg zur optimalen Spielplatzlösung und der anschließenden Wartung nach erfolgter Installation. Wir machen das, um die Komplexität des Themas zu reduzieren und um Sicherheit und Vertrauen bei unseren Kunden zu schaffen. So kennen sie von Anfang an die einzelnen Aspekte, welche den Entscheidungsprozess beeinflussen – weil wir es ihnen erklärt haben.
Von der anfänglichen Planung bis hin zur Spielplatz-Wartung unterstützt Kompan den Kunden bei jedem Schritt des Weges: Planung, Entwurf und Genehmigung, Lieferung und Montage, Sicherheit und Wartung und Ersatzteilgarantie sind dabei wichtige Faktoren. Wir planen zum Nutzen der Kindesentwicklung durch das Spielen auf dem Spielplatz. Ein Spielplatz ist ein starkes Werkzeug, um Kindern zu einer besseren Gesundheit zu verhelfen, ihre Lernfähigkeiten zu steigern und bessere soziale Integration zu erreichen. Weitere Faktoren sind dabei: Spiel und Gesundheit. Spiel und Lernen. Spiel für soziale Integration. Entscheidend auf diesem Weg ist das Kompan-Entscheidungsrad, welches die Faktoren Kind/Nutzer, Umgebung, Fähigkeiten, Raum, Spielformen berücksichtigt. Final ist noch das Erscheinungsbild des Spielplatzes zu erwähnen, ob dieser modern, traditionell oder natürlich gestaltet werden soll.

Thomas R. Müller: Das Spielen im Freien ist für Kinder von maßgeblicher Bedeutung, vorausgesetzt, die hierfür vorgesehenen Orte sind gut geplant und bieten Möglichkeiten für vielseitige Aktivitäten? Kompan bietet das Gesamt-Paket?
Willem van Veenendaal: Der Begriff Lernen geht bei Kindern über das reine Aneignen schulischer Kenntnisse weit hinaus. Ein Kind muss wichtige praktische Fähigkeiten erlernen und dies funktioniert am besten bei der spielerischen Interaktion mit anderen. Im Spiel lernen Kinder etwas über sich selbst und ihre Umgebung. Und körperliche Aktivität an sich bildet bereits ein Fundament für den Lernprozess. Schon beim einfachen Gehen steigert sich die Durchblutung um 13%. Kinder mit guten körperlichen Koordinationsfähigkeiten können sich auch besser konzentrieren. Ebenso ist erwiesen, dass Kinder, die im Kleinkindalter körperlich sehr aktiv waren, sich später sprachlich besser entwickeln als andere, die als Kleinkinder passiver waren. Um lernen zu können, benötigen Kinder emotionale Stabilität. Ohne diese Stabilität bleibt das Lernen erfolglos. Studien der Universität Karlsruhe ergaben, dass Kinder, die täglich aktiv sind, weniger aggressiv sind. Sie haben außerdem weniger Unfälle und schließlich: Sie gehen motivierter zur Schule und haben eine gestärkte Persönlichkeit.
Das Spielen im Freien ist für Kinder von maßgeblicher Bedeutung, wie Du schon gesagt hast, vorausgesetzt, die hierfür vorgesehenen Orte sind gut geplant und bieten Möglichkeiten für vielseitige Aktivitäten.

Die größte Herausforderung besteht darin, die richtigen Spielplätze zu schaffen. Ein Multitasking-Projekt: Kunden und Kunden beeinflussende Personen (wie Architekten) müssen unterstützt werden, um ihnen einen vollständigen Überblick zu ermöglichen. Der Prozess der Entscheidungsfindung muss die zukünftigen Nutzer und Betreiber hinreichend einbeziehen. Hersteller von Spielplatzgeräten müssen sich nicht nur als Verkäufer von Produkten sondern als Anbieter von Konzepten verstehen. Der Kunde wird mit auf die Reise genommen!

Thomas R. Müller: Und was gibt es für weitere News von Kompan für 2012?
Willem van Veenendaal: Wir planen einen Wissenstransfer durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kinderhilfswerk. Zweites Stichwort: Playmapping: Alle neuen Spielplatz-Montagen können in der Online-Datenbank Playmapping erfasst werden (www.playmapping.com). Der Kunde erhält einen Zugangs-Code um alle relevanten Informationen zu seinem Spielplatz, vom TÜV-Zertifikat über die Montageanleitungen bis hin zu den Inspektionsprotokollen jederzeit online abzurufen. Realisiert wird dieser Service übrigens durch unser Partner-Unternehmen REPCON.

Das Interview führte Thomas R. Müller
 

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