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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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12.03.2012 - Ausgabe: 1/2012

Wüstenspielplatz im Findlingspark

Von Susan Naumann, Dresden

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Erfolgreiches Beispiel: der Findlingspark Nochten auf dem Gelände des gleichnamigen ehemaligen Tagebaus unweit der sächsischen Stadt Bautzen.

Bis zum Jahr 2000 klaffte an der Ortschaftsgrenze Nochten ein 60 Meter tiefer Krater. Für den Abbau des unter ihnen schlummernden Meeres an fossilem Brennstoff verloren an dieser Stelle 37 Familien ihre Heimat. Doch was die riesigen Bagger außer Braunkohle zutage förderten, übt jetzt, Jahrzehnte später, Versöhnung an den ehemaligen Bewohnern der Ortschaft.
Dr. Hans Ulbrich, ehemals Chef-Geologe des Energiekonzerns Vattenfall, sah sich nach Schließung des Tagebaus Nochten einem Berg geologischer Schätze gegenüber. An die 3.000 Findlinge seien in jahrelanger Tagebauaktivität an die Oberfläche gefördert worden. Ursprünglich waren sie mit der Gletscherschmelze aus Skandinavien in die Lausitz gelangt. „Die konnten wir damals doch nicht einfach wieder in den Krater kippen”, äußerte sich einst der Visionär und heutige Geschäftsleiter des Findlingsparks.
Da ohnehin eine Bergbaufolgeplanung vom Energieunternehmen erstellt werden musste, regte Ulbrich – seinen privaten Steingarten vor dem inneren Auge - die Planung eines “hundert Mal” größeren Findlingparkes an.
Voraussetzung für dessen Umsetzung waren Unterstützer und Geldgeber, die er für seine Idee begeistern konnte. Ab dem Jahr 2000 wurden die ersten Findlinge auf dem Gelände verbaut. Der schwerste, ein Granatgneis, wiegt 40 Tonnen und ist im Eingangsbereich des Parks aufgestellt. Seine roten Kristalle sind bis zu zwei Zentimeter groß.

Wüstenspielplatz

Weiträumig ist der kunstvoll gestaltete Stein- und Heidelandschaftsgarten von anfänglich zehn auf mittlerweile 20 ha gewachsen. Im Zentrum des Geländes befindet sich ein Steingarten mit felsigen Hohlwegen, steilen Hängen und Berggipfeln. So wie Kinder jeder Altersgruppe von den sich im Wind wiegenden bunten Gräsern fasziniert sind, so staunen sie über die außergewöhnliche Farbenpracht unzähliger Polsterpflanzen in Bubikopfform. Schmale Wege, Trampelpfade und Schotterflächen wechseln sich ab und sorgen bei Jüngeren wie Älteren gleichermaßen für einen vergnüglichen Aufstieg zum höchsten Punkt der Anlage. Vom Höhenzug aus gibt es einen herrlichen Blick über den gesamten Park mit Tälern, Sumpf- und Moorbereichen, Bächen, Kaskaden und kleinen Wasserfällen, die alle im Kern des Parks in einen künstlich angelegten und klaren Bergsee mit Holzbrücke münden. Am Horizont ist das Pendant zur Naturlandschaft auszumachen: Beeindruckend und unübersehbar erinnert das Wärmekraftwerk Boxberg an die Entstehungsgeschichte des Findlingsparks.
Nicht einmal von hier oben ist der entlang der insgesamt drei Kilometer langen Haupt- und einen Kilometer langen Nebenwege gelegene liebste Anlaufpunkt der Kinder auszumachen. Nahezu uneinsehbar und versteckt in einer tiefen Senke liegt der Wüstenspielplatz inmitten eines Wüstentales. Entworfen, gefertigt und montiert von Spielplatz- und Baumhaus-Profi Jürgen Bergmann führt er kleine Entdecker scheinbar hinein in die Tiefe der Erde. Spielpätze der Künstlerischen Holzgestaltung Jürgen Bergmann sind bekannt für ihre fantasievolle Gestaltung. Stets gibt es in ihnen etwas zu entdecken, das sich niemals auf den ersten Blick erschließt. Unverzichtbares Arbeitsmaterial, das seine Spielplatztruppe in fast allen Themenspielplätzen einsetzt, sind alte und ausgemusterte Tagebauförderbänder aus Hartgummi. Gerade im Fall des Nochtener Spielplatzes kommt ihnen eine besondere Bedeutung zu.

„Als Oase der Spiellust muss ein Spielplatz Kindern in vielfältiger Weise Rückzugsmöglichkeiten bieten, soll Abenteuerlust, Fantasie und Forschergeist anregen sowie im Bezug zur Umgebung stehen, in der er errichtet wird“, erläuterte Bergmann einst. Dabei ist der Raum zum Toben ebenso unverzichtbar, wie der zum Entdecken, Verstecken und Ausruhen.
Den von einer wilden Brücke überspannten Eingang zum 50 x 50 Meter großen Wüstental erreicht man vorbei am Pfad der Sinne, auf dem die Geologie der Region zu Fuß ertastet werden kann. Doch sind es viele Wege, die hinein ins Tal des Sandes führen: Während einige Kinder vorsichtig über den Geröllrand klettern, um von oben Einsicht in den Spielplatz zu bekommen, haben andere längst den Zugang über eine unterirdische Edelstahlröhre entdeckt oder den flachen Eingang über die Karawanserei mit Beduinendorf gewählt. Thematisch ist die Spiellandschaft mit einem Höhenunterschied von bis zu vier Meter als “Sand-Wasser-Spielplatz” und als Oase mit Wasser förderndem Zieh-Brunnen, Rinnensystem sowie Sandspieltischen entwickelt worden. Denn im Mittelpunkt steht das Erleben der natürlichen Materialien Sand, Stein und Wasser. Ganz im “Bergmännischen” Sinne gilt es, spannende irrgartenartige Kriech- und Kletterwege zu entdecken.

Ganz besonderen Zauber übt die Karawanserei aus: Mit ihrem farbigen Spezialbeton hat sie die Anmutung eines echten Lehmbaus und bietet neben Ruhe- und Beobachtungsplätzen für die Eltern, verschiedene Klettermöglichkeiten, beispielsweise auf hölzernen Kamelen. Nach einer Auszeit in den Wackel-Hängematten des Beduinenzeltes, in denen es sich herrlich träumen und ausspannen lässt, sollte nicht vergessen werden, die im Sand versteckten Schätze zu finden und zu bergen.

Wer Lust hat, mehr über den steinernen Reichtum der Erde zu lernen, ist in “Klein-Skandinavien” in unmittelbarer Nähe des Spielplatzes richtig. Allein der Blick hinauf zum steilen Berghang ist viel versprechend und so folgen Parkbesucher gern dem sich an etwa 80 Findlingen hinauf schlängelnden Pfad. Abwechslungsreich wird dabei auf Infotafeln die Geschichte, Herkunft und Geologie der Gesteine erläutert.
Der Findlingspark Nochten (www.lausitzer-findlingspark-nochten.com) ist als Erlebnisraum der besonderen Art und Ausflugsziel für die ganze Familie noch immer ein Geheimtipp, den zu entdecken in jedem Fall lohnt. Fernab üblicher Freizeiteinrichtungen öffnet er Kindern und Jugendlichen auf attraktive Art den Blick für natürliche Landschaften und schafft es, Naturraum als Erlebnis zu begreifen. Nicht zuletzt demonstriert er den vom Tagebau geplagten Regionen erfolgreiche Wundheilung.
 

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