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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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12.06.2012 - Ausgabe: 3/2012

Sportstätte oder Bewegungsparcours?

Von Renate Zeumer und Mansour Nader (Playfit GmbH)

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Leider kommt es vor, dass trotz mangelnder Praxiserfahrung auf diesem Gebiet persönliche Meinungen oder Wünsche als „Wahrheit“ vorgetragen werden, die sich in dieser Form noch gar nicht als richtig erwiesen haben:
 Viele Sportfunktionäre sehen in diesem Bewegungstrend eine Möglichkeit, Menschen in die Vereinsstrukturen zu locken wie seinerzeit in den 70er Jahren mit der Trimm-Dich-Pfad-Bewegung. Grundsätzlich ist diese Hoffnung richtig und nicht unbegründet, denn wer sich durch die Übung an Outdoor- Fitnessgeräten körperlich besser fühlt, verspürt vielleicht den Wunsch darauf aufzubauen und zusätzlich ein Trainingsangebot in Vereinen zu wählen. Dieses bedeutet aber nicht, dass die neuartigen Bewegungsparcours nur dann sinnvoll und trainingseffizient sind, wenn sie in die Vereinsstruktur eingebunden und so mit Übungsangeboten aus Sportvereinen begleitet werden. Das könnte nämlich gerade diejenigen abschrecken, welche man eigentlich erreichen möchte: die Bewegungsscheuen, die keine Lust auf Vereine haben.
 Es gibt vereinzelt Landschaftsarchitekten, die vielleicht sogar den einen oder anderen Mehrgenerationsplatz geplant haben, und ihre rein persönliche und zudem nicht mehr ganz aktuelle Meinung zu anderen Bewegungskonzepten kundtun. Beispielhaft wagt sich ein Landschaftsarchitekt auf einer Fachveranstaltung unbeirrt auf fremdes Fachterrain, in dem er auf Grundlage seiner ganz persönlichen Meinung plötzlich aus Sicht eines Bewegungs- oder Psychotherapeuten unterschiedliche für eigene Planungen nicht gewählte Gerätetypen mit steigender Begeisterung bebildert desavouiert. So ein Verhalten ist nicht hilfreich und verunsichert andere Planer und Entscheidungsträger, die sich objektiv informieren wollen.

Outdoor-Fitnessplätze in ihrer vielfältigen Form sprießen in ganz Europa wie Pilze aus dem Boden: Viele funktionieren richtig gut, einige weniger oder gar nicht gut. Es gibt kein Patentrezept für den Bau und Betrieb von Bewegungsparcours. Es fehlt noch allseits an langfristiger Erfahrung.

Nun ist eine weitere Dimension hinzugekommen: Die Einbindung derartiger Bewegungsparcours in Vereinsstrukturen.
Der Gedanke, dass z.B. Sportvereine die organisierte Nutzung von Bewegungsparcours als Angebotserweiterung des eigenen Vereinsportfolios sehen, ist natürlich legitim und sogar wünschenswert. Ein Freiluft-Fitnessstudio, wo unter freiem Himmel gezielt Ausdauer, Kraft und Koordination an Geräten trainiert werden, als neue Sportstätte auszuweisen, ist sicherlich ein sehr attraktives Angebot.
Weitverbreitet wird mit öffentlichen Bewegungsparcours allerdings auch eine andere Philosophie vertreten. Es geht darum, Menschen ein unverbindliches, frei zugängliches, leichtes und unkompliziertes Bewegungsangebot anzubieten. Dieses kann gezielt aber auch locker im Vorbeigehen in jeder Art von Kleidung genutzt werden. Diese Bewegungsparcours richten sich auch an bewegungsscheue oder ältere Menschen, die niemals zuvor in irgendeiner Form am organisierten Sport teilgenommen haben oder dieses vielleicht gar nicht wünschen. Hier geht es um einen Platz der zwanglosen Bewegung und intergenerativen Begegnung. Die Erfahrung zeigt, dass Betreiber aber auch Gerätenutzer selbst sich oftmals für ein regelmäßiges wöchentliches Übungsstundenangebot engagieren und dieses professionell organisieren.

Als Gerätehersteller mit über 450 Standorten stellen wir hier provokant die Frage, ob eine Einbindung in Vereinsstrukturen die einzige Voraussetzung für den sinnvollen Betrieb von Bewegungsparcours ist:
 Sehr häufig favorisieren Entscheider einen schönen Platz in parkähnlicher Umgebung als attraktiven Ort der Bewegung und intergenerativen Kommunikation – ähnlich wie früher der Dorfbrunnen. Man möchte diese Bewegungsparcours nicht in funktionale Sportanlagen integriert sehen, zumal damit die wichtige Zielgruppe der sport- und vereinsscheuen Nutzer nicht einfach motiviert werden kann.
 Bei allem Respekt sind Sportvereine nicht in jeder Kommune beliebt als Schaltstelle für derartige frei zugängliche Bewegungsangebote. Es gibt Beispiele, wo durch die Einbindung des ortsansässigen Sportvereines eigenständige professionelle Initiativen außerhalb der Vereinsstrukturen blockiert werden, obwohl Nutzer sich dafür stark machen.
 Mit Vereinsstrukturen sind oft sogar Kosten für Nutzer verbunden, die der erfolgreichen Philosophie des kostenlos zur Verfügung gestellten Bewegungsangebotes für Jedermann entgegenwirken. Fairerweise muss man hier erwähnen, dass Sportorganisationen bereits diesbezüglich an Lösungen arbeiten. Außerdem gibt es auch gut funktionierende fachlich vergleichbare Übungsangebote auf ehrenamtlicher Basis.

Fazit

Eines ist sicher: mit einem Bewegungsparcours sollen Menschen motiviert werden, sich mehr zu bewegen.
Der Wunsch, nichts falsch zu machen, ist verständlich, aber Grundlage für alle Planungen sollten örtliche Gegebenheiten, sozioökonomische Randbedingungen sowie ein oftmals mit sehr viel Engagement bereits erarbeitetes Grundkonzept der Initiatoren vor Ort sein.
Ohne Frage ist ein Übungsprogramm unter Anleitung ein entscheidender Faktor für den Erfolg eines Bewegungsparcours. Die mögliche Einbindung von Vereinsangeboten an Bewegungsparcours darf allerdings vergleichbare individuelle Übungsangebote nicht einschränken oder gar verhindern.
Vielmehr sind wir Geräte-Hersteller gefragt, im Vorwege und auch nach der Errichtung eng mit Betreibern und Organisationen zusammen zu arbeiten, um den Erfolg dieser Plätze zu sichern.


 

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