Erst prüfen – dann sanieren!
In den vergangenen Jahren hat die Anzahl der Kunststoffrasenplätze zur Sportausübung weiter zugenommen und alte Geläufe wie Tennenplätze größtenteils verdrängt. Gründe für diese Entwicklung sind unter anderem die...
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Belagshersteller geben schriftliche Pflegeanleitungen heraus, die strikt einzuhalten sind. Die geforderten Pflegearbeiten sind einzeln betrachtet keine besondere Herausforderung. Dennoch können sie – durch falschen Gerätepark oder unzureichende Ausführung – der Qualität des Belages schaden und in der Folge die Lebensdauer des Kunstrasens drastisch verkürzen. Die wöchentliche Pflege hat sich bei intensiver Belagsnutzung in den meisten Fällen als optimal heraus gestellt.
Die Pflegeaufgaben umfassen folgende Schritte:
* Der Belag ist zu egalisieren, um das Einstreumaterial an die Stellen zurück zu bringen, wo es fehlt. Je nach Qualität und Art des Belages und je nach Fahrrichtung werden dabei die Fasern wieder aufgebürstet
* Schmutz ist vor der erneuten Nutzung zu entfernen
* Fehlendes Einstreumaterial muss laufend ergänzt werden
* Der Belag braucht je nach Umgebungsbedingungen und Nutzungsintensität mindestens einmal jährlich eine Grund- und Tiefenreinigung
* Das Einstreumaterial muss in regelmäßigen Abständen aufgelockert werden
* Der Belag bzw. die Nahtverbindungen sind regelmäßig zu prüfen
Mit manchen dieser Aufgaben – wie zum Beispiel der Grund- und Tiefenreinigung – werden häufig Fremdfirmen beauftragt. Die jährliche Vergabe der Belagskontrolle mit Überprüfung der Nahtverbindungen usw. ist absolut sinnvoll und anzuraten. Alle anderen Aufgaben müssen in der Regel vom Belagseigner bzw. vom Platzwart ausgeführt werden. Um diese mit der gebotenen Sorgfalt zu erfüllen, sind entsprechenden Kennt¬nisse über die Pflege und Wartung von Kunst-rasen zwingend notwendig. Der Platzwart mit seinem Wissen und seiner Maschinenausstattung entscheidet darüber, ob der Kunstrasenbelag über die gesamte Lebensdauer in einem optimalen Zustand ist - oder ob die angestrebte Lebensdauer überhaupt erreicht wird.
Das Abziehen des Belages mit Besen und/oder Matten birgt einige Gefahren. Wird ein falsches Fahrschema oder eine falsche Abziehvorrichtung verwendet, bewegt sich bei jeder Überfahrt immer mehr Einstreumaterial aus den stark beanspruchten Zonen heraus. Wird der Belag vor dem Abziehen nicht ausreichend gereinigt, verteilen Besen und Matten den Schmutz gleichmäßig auf der Sportfläche. Dieser wird dann zusammen mit aufliegenden Feinanteilen in den Belag eingearbeitet.
Mühselige und zeitaufwändige Handarbeit bei der laufenden Schmutzbeseitigung sollte man möglichst gering halten. Das leisten nur Maschinen, die nicht nur den Belag egalisieren, sondern gleichzeitig auch die Grobschmutz- und Feinanteile entfernen. Diese Geräte nehmen das Einstreumaterial mit den Verunreinigungen auf, trennen beide voneinander und führen das saubere Füllmaterial wieder auf die Belagsoberfläche zurück. Gleichzeitig werden Feinanteile abgesaugt und das Material mit nachfolgenden Bürstsystemen zwischen die Faser eingearbeitet. Bei korrekter Fahrweise und genau angepasster Maschineneinstellung kann das Material von den überfüllten zu den unterfüllten Belagsstellen verfrachtet, die Fasern aufgerichtet und gleichzeitig das Einstreumaterial gelockert werden. Das heißt, es werden drei Arbeitsschritte in einem Arbeits¬gang erledigt. Und das bedeutet enormen Zeitgewinn gegenüber Abziehbesen. Ferner sind zugleich auch Feinanteile entfernt, die der Platzwart selbst nicht aus dem Belag heraus bekommt. Dieser große Reinigungsvorteil gewährleistet, dass der Belag immer in einem absoluten sauberen Zustand ist und optimale Belagseigenschaften über die gesamte Nutzungszeit bietet. Die Tiefeneinstellung der Maschine zur wöchentlichen Belagspflege und Reinigung entspricht der Eingriffstiefe eines Abziehbesens und damit dessen geringer Krafteinwirkung auf den Kunstrasenbelag.
Einer der wichtigsten Pflegepunkte ist das Nachverfüllen fehlenden Einstreumaterials. Hierauf wird fast immer viel zu wenig geachtet. Eine nicht ordnungsgemäß verfüllte Faser wird um ein vielfaches stärker beansprucht und abgenutzt. Fehlendes Einstreumaterial ist laufend – u. U. sogar wöchentlich – nachzubringen. Dabei sind besonders Stresszonen der Sportfläche wie Strafraum, Penaltypunkte und die Mittelgasse zur gegenüberliegenden Seite zu erwähnen. Wird laufend nachverfüllt, sind die Mengen so gering, dass kein extra Maschinenpark oder gar die Fremdvergabe notwendig werden. Fehlendes Einstreumaterial wird an den Penaltypunkten von Hand eingestreut, ebenso wie im 5 Meter Torraum. Größere Flächen können mit einfachen Streuern nachverfüllt und anschließend mit dem Pflegegerät eingebürstet werden. Es ist darauf zu achten, dass vor der Nachverfüllung der Schmutz entfernt wird. Andernfalls bleibt dieser ganz unten liegen.
Mit den beschriebenen Geräten zur Oberflächenpflege (3 Arbeitsschritte in 1 Arbeitsgang) kann auch die jährlich notwendige Grund- und Tiefenreinigung durchgeführt werden. Der Zeitaufwand pro Fußballfeld variiert je nach Maschine zwischen 8 und 16 Stunden. Dieser jährliche Mehrau¬f¬wand mit vorhandener Pflegemaschine und in Eigenregie senkt die Belagsunterhaltskosten pro Jahr erheblich.
Die Kosten für einen Abziehbesen (Heck-Dreipunkt) und die Anschaffung eines geeigneten Zugfahr¬zeuges (sollte mindestens so lange halten wie der Kunstrasen) belaufen sich auf ca. 10.000 Euro. Hinzu kommen unzählige nicht kalkulierbare Stunden an Handarbeit zur Schmutz-beseitigung und die Kosten für die Fremdvergabe zur Grund- und Tiefenreinigung. Trotzdem ist der Belag zu keiner Zeit des Jahres in einem optimalen Zustand (außer im ersten Nutzungsjahr und später direkt nach der Grundreinigung). Erfahrungen in der Vergangenheit (verfüllten Kunstrasen gibt es seit den 80er Jahren, die der neuesten Generation seit Ende der 90er Jahre) haben gezeigt, dass solche Gerätschaften die Beläge schon nach wenigen Jahren in einem so desolaten Zustand hinterlassen, dass sie die angestrebte Lebensdauer nicht erreichen konnten.
Die richtige Geräteausstattung kostet inkl. Trägerfahrzeug ab 14.000 Euro – allerdings mit höchst-möglichem Komfort und mit der Garantie, dass der Platzwart alle vom Belagshersteller aufgeführten Pflegeaufgaben erledigen kann, wann immer sie notwendig sind. Weitere Kosten entstehen – wie oben auch – nur für benötigtes Einstreumaterial, evtl. Nahtreparaturen und die Kontrolle des Gesamtsystems durch den Belagshersteller. Auch hier hat sich in der Ver¬gangenheit gezeigt, dass durch korrekte und regelmäßige Belagspflege die Beläge sehr viel länger halten.
Ob ein Kunstrasen seine maximale Lebensdauer erreicht, hängt in erster Linie vom Pflege¬personal und seiner Fachkenntnis ab. Mit entscheidend für den Erfolg der Arbeit des Platzwarts ist die Wahl der entsprechenden Ausstattung. Mit professionellen Geräten für die Kunstrasen¬pflege wird der Kunstrasen die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen.
© 2012 SMG Sportplatzmaschinenbau GmbH, i. A. Jochen Bäurle
Stand auf der GaLaBau 2012 in Nürnberg: Halle 1/1-422