Von Andreas Kittner, Freischaffender Landschaftsarchitekt Dipl.-Ing. (FH)
Die Sportorientierte Grundschule ‚Am Botanischen Garten’ befindet sich in Frankfurt (Oder), im nordwestlichen Stadtteil Hansa Nord. Dieser Stadtteil ist geprägt durch die im Gebiet vorhandenen Sporteinrichtungen. Im Rahmen des Stadtumbaus soll sich das Wohngebiet zu einem einheitlichen Sportareal entwickeln. Die unmittelbare räumliche Nähe der Grundschule zum Sportzentrum und Olympiastützpunkt schafft die Bedingungen für die Entwicklung eines durchgängigen Systems der Bewegungsförderung und Sportorientierung. Die Gestaltung des Schulhofes orientiert sich einerseits an den Ansprüchen der Schüler, andererseits an der pädagogischen Zielsetzung und deren Konzept zu einer „Sportorientierten Grundschule“. Die Vielseitigkeit der Bewegung steht hierbei im Vordergrund und nicht die Ausbildung bestimmter Sportarten.
Die bisherige Schulhoffläche war ebenerdig und von Beton, Asphalt und der Rechtwinkligkeit der umgebenen Böschungen geprägt. Es gab kaum Angebote zum Bewegen, Spielen und Aufhalten. Ziel der Planung war es attraktive Angebote für Kinder, nicht nur während der Pausen, sondern auch für den ansässigen Hort und Jugendclub, sowie für das gesamte Wohngebiet zu schaffen. Der Schulhof ist jederzeit öffentlich zugänglich und stellt einen zentralen Ort im Wohngebiet dar.
Die vorhandene Böschung und die Freitreppe, ehemals Appellplatz, wurden in das Gesamtkonzept integriert.
Die Planungsidee „BeWegte Welten“ dient als Leitmotiv für die Gestaltung des Schulgeländes. Den Kindern sollen Möglichkeiten geboten werden, sich auf spielerische Art und Weise in vertikaler als auch in horizontaler Ebene zu bewegen. Das Thema „BeWegung“ deutet darauf hin, sich im Spielgelände an direkten und indirekten Wegen zu orientieren. Kinder sollen sich ihre eigenen Spielwege suchen und bezwingen. Verschiedene Wegführungen mit unterschiedlichen Qualitäten in der Gestalt, Beschaffenheit und Oberflächenstruktur stellen an die Kinder jeweils andere Herausforderungen.
Das nahegelegene Stadion des Olympiastützpunktes spiegelt mit seiner auffallend roten Laufstrecke die Planungsidee wieder. Die ursprüngliche elliptische Form wird in ihrer Gleichmäßigkeit verändert. Ein geschwungener Rundweg mit verschiedenen Kurven und Radien stellt das verbindende Element zwischen Spielbereich, angrenzenden Böschungen und befestigten Flächen dar. Dieser bildet den Leitweg, an dem sich weitere Spielwege anschließen. Der geschwungene Rundweg bricht die vorhandene strenge Böschungskante auf, verändert diese und integriert sie in das Spielgelände. Der Weg selbst eignet sich für diverse Lauf- und Fahrspiele (Fahrrad fahren, Skaten).
Im Inneren des Weges
Im Inneren des Weges befindet sich eine Spielhügellandschaft. Diese stellt zugleich einen optischen Übergang von der ebenen Schulhoffläche in die angrenzende Böschung dar. Kinder können so das gesamte Spielgelände aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Durch die geschwungene Form des Weges und der Spielhügel werden Sichtbeziehungen unterschiedlich frei gegeben und es bilden sich Nischen aus. Die unterschiedlichen Böschungsneigungen bieten ständig ändernde Schwierigkeitsgrade beim Erklimmen an. An besonders steilen Böschungen sind entsprechend der geschwungenen Formensprache Weidenpflanzungen vorgesehen. Die Spielhügellandschaft dient als überdimensionales Kletter- und Balancierobjekt. Den Kindern werden zusätzlich verschiedene Aufstiegsmöglichkeiten und Wegführungen angeboten.
Der westliche Spielhügel kann durch Hangnetze erklettert werden, die zu einem erhöhten Aussichtspunkt zusammenlaufen. Hier kann der gesamte Spielbereich überblickt werden. Der Spielweg führt weiter zu einer Dschungelbrücke. Diese stellt das Verbindungselement zu einem weiteren Hügel dar. Über einen Hangsteiger kann dieser wieder verlassen werden.
Den östlichen Spielhügel führt ein Balancier-Parcours hinauf. Diese Balancierstrecke besteht aus einer Variation von Podesten, die sich in ihrer Oberflächenstruktur, Neigung und Höhe unterscheiden. Durch die verschiedene Anordnung von Knüppelflächen im Wechsel mit ebenen Flächen verlangt jedes Podest eine Veränderung der Körperhaltung.
An den Parcours schließt sich eine Sitzgruppe aus Baumstümpfen als Aufenthaltsmöglichkeit an.
Des Weiteren sind Feldsteine in die Hänge integriert als zusätzliche Aufstiegshilfen.
Die Hügellandschaft
Im Tal der Hügellandschaft stellt der Stangenwald das dominierende Spielelement dar. Natürlich gewachsene Robinienrundhölzer in unterschiedlichen Höhen ragen über die Hügel hinaus und bilden einen Spielwald. Die Stangen sind in einem rechtwinkligen Raster angeordnet, um eine Beziehung zur Gebäudearchitektur der Schule herzustellen. Der Stangenwald besitzt so einen labyrinthartigen Charakter. Durch die Herausnahme einzelner Rundhölzer entstehen unterschiedliche Abstände zueinander. Die Robinienrundhölzer sind mit verschiedenen Balancier- und Klettermöglichkeiten untereinander verbunden. Die Kinder werden durch den gesamten Stangenwald über verschiedene hohe und geneigte Balancierbalken und Podeste, über einen Hangelseil zu einem Holpersteg mit Sitzmöglichkeit, weiter zu einem Drehbalken, Balance-Teller, und schließlich wieder zu einer Balancierkombination geführt. Der Stangenwald stellt das Zentrum des Spielgeländes dar.
Durch die Einbeziehung der vorhandenen Böschung in den Spiel-Bewegungsbereich war es notwendig zwei Stützmauern entlang des Rundweges zu errichten, die gleichzeitig als Klettermauer ausgebildet sind. In diesem Bereich weitet sich der Weg auf und wird zusätzlich durch eine gelbe Kunststofffläche markiert. Die Mauer besteht aus verschiedenen Formaten von Betonsteinen mit einer bruchrauen Ansichtsfläche. Das Zurücksetzen oder Hervorstehen einzelner Steine ergeben die Kletterhilfen. Besonders das Klettern in der horizontalen Ebene über eine längere Strecke sollte gefördert werden. Kinder können so den Hauptweg ohne den Boden zu berühren weiter verfolgen.
Im Böschungsbereich befindet sich das „Grüne Klassenzimmer“. Die vorhandene Freitreppe dient als eine Art Tribüne für verschiedene Veranstaltungen und wurde mit Sitzblöcken aus Beton ausgestattet. Weiterhin hat sie den Anspruch, dass sich Schüler zurückziehen und ungestört unterhalten bzw. das Spielgeschehen beobachten können.
Auf dem Schulgelände wurden verschiedene Bodenbeläge verwendet, um den Kindern unterschiedliche taktile Fußerfahrungen zu bieten. Der Rundweg besteht aus Kunststoff und stellt einen weichen, elastischen Bodenbelag dar. Die Rasen- und Holzhackschnitzelflächen sind dagegen weich und rau und unterscheiden sich wiederum zu der glatten Oberflächenbeschaffenheit der Pflasterflächen.
Der gesamte Spielbereich wurde zu einem naturnahen Spielgelände gestaltet und ist sowohl mit natürlichen Elementen (z.B. Feldsteine, Spielhügel, Weidentunnel) als auch mit Spielgeräten ausgestattet. Ziel bei der Auswahl und Anordnung der einzelnen Spielelemente ist nicht die Schaffung einer Aneinanderreihung von Einzelgeräten oder einer Spielkombination, sondern den Kindern sinnvolle Spiel- und Bewegungsabläufe zu bieten. Gleichzeitig weisen die verwendeten Elemente einen sportlichen Charakter auf, so dass sie mit in den Sportunterricht integriert werden können. Es wurden vorwiegend Spielgeräte ausgewählt, die die Kinder zum Klettern, Balancieren, Hangeln und Laufen animieren.
Die vorhandenen Finanzmittel waren nicht ausreichend, so konnte 2010 nur der erste Bauabschnitt, der Spiel- und Bewegungsbereich im nördlichen Teil des Schulgeländes, umgesetzt werden. Unter der Trägerschaft des IB (Internationaler Bund e.V. Förder- und Integrationszentrum), der gleichzeitig Träger des Jugendclubs ist, gab es eine Fördermaßnahme zur Umgestaltung der Freitreppe zu einem „Grünen Klassenzimmer“.
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