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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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04.12.2012 - Ausgabe: 6/2012

Spiel- und Kommunikationsorte für die unterschiedlichen Ansprüche

Von Guido Felthöfer, Naturschutz- und Grünflächenamt, Bezirksamt Neukölln von Berlin

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Der Bebauungsplan stand schon seit den 1960iger Jahren, die Realisierung dauerte u.a. auf Grund der notwendigen Flächenankäufe von Hinterlandgrundstücken mehrere Jahrzehnte.

Verschiedene Anwohner-Beteiligungsverfahren, insbesondere mit Kindern und Jugendlichen, bildeten die Grundlagen für ein vielfältiges Nutzungsangebot und einen hohen Identifikationsgrad. Die Spiel- und Kommunikationsorte für die unterschiedlichen Ansprüche sind weiterhin in enger Zusammenarbeit zwischen Anwohnern, Vereinen, Künstlern, Eigentümern der Nachbargebäude, Ämtern und weiteren Institutionen entstanden. Zwischen der Schinkestraße und dem Maybachufer liegt der Spielplatz als Grünverbindung zum Ufer des Landwehrkanals. Den Auftakt an den Straßen bilden zwei kleine Eingangsplätze, die auch als Aktionsraum genutzt werden. Sie sind durch einen Weg verbunden an dem vielfältige, individuelle und prägende Spielräume liegen.

Beschreibung und Kriterien der Konzeption

Im Planungs- und Bauprozess haben die unterschiedlichen Akteure bei verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen ihre Wünsche eingebracht, Themen erarbeitet und bei der Umsetzung mitgewirkt. Insbesondere Kinder und Jugendliche haben vor Ort und in verschiedenen Einrichtungen die Spielelemente, Ausstattungen und Graffitibemalungen entworfen und realisiert. Die Zusammenarbeit mit Profis in der Partizipation – mit Künstlern und den Mitarbeitern des Naturschutz- und Grünflächenamtes sicherte dabei die gestalterische Gesamtqualität und die Realisierbarkeit. Beteiligt waren die Schüler der Theodor – Storm Grundschule, der Jugendclub Fusion Intercultural Projects Berlin e.V. aus der Rütlistraße, Coopolis - lokales Kooperationsnetz der Immobilieneigentümer, der Potsdamer Bildhauer Matthias Schmidt, die Stadterneuerungsgesellschaft BSG mit dem Vor – Ort – Büro sowie das interkulturelle Cafe „Vielfalt“. Die Anwohner in ihrer Struktur der Nationalitäten, des kulturellen Hintergrundes und des Alters haben zusammen gearbeitet und erfanden ihre Teilräume auf dem Spielplatz und setzten sie entsprechend um. Gleichzeitig ermöglicht der offene und übersichtliche Spielplatz Kommunikation und Interaktion.

Geräte und Raumgliederung

Die bewusste Vielfalt in Form, Materialität und Farbe charakterisiert den Spielplatz. Die überwiegend freien runden Formen der Spielgeräte und Möbel ergänzt die landschaftliche Gestaltung des gesamten Spielplatzes. In Zusammenarbeit zwischen den Nutzern und den Beteiligten wurde dem Spiel- und Aufenthaltswert und der Pflege und Unterhaltung Rechnung getragen. Je nach Spiel- und Aufenthaltsbereich sowie der jeweiligen Funktion wurden die entsprechenden Materialien ausgewählt. Spielgeräte aus Holz wurden durch Kletterwände und einen Matschtisch aus Beton, eine Bank mit Keramikmosaik sowie einen Pavillon und skulpturale Elemente aus Metall an den Eingängen ergänzt.
Die Flächen-Texturen sind ebenfalls sehr abwechslungsreich gestaltet worden. Die befestigten Eingangsbereiche werden durch Tennen- und Natursteinpflasterflächen ergänzt. Die Spielflächen haben je nach Nutzungsart einen Belag aus Spielsand, Fallschutzkies, Kunststoff oder Rasen. Der Mix aus alten und neuen Belägen geht harmonisch ineinander über.

Der vorhandene Baum- und Gehölzbestand wurde um einzelne Sträucher und bespielbare Weidengruppen ergänzt. Auf eine weitere Bepflanzung wurde im Hinblick auf eine großzügige Bespielbarkeit und gute Einsehbarkeit aller Teilräume verzichtet. Stattdessen wird der Spielplatz durch eine Rasenfläche im Zentrum geprägt.

Die Spiel- und Aufenthaltsbereiche gehen ohne Zäsuren ineinander über. Lediglich in den Eingangsbereichen stehen niedrige Zäune, jeweils jedoch weit nach innen in den Spielplatz versetzt um hier Aktionsräume für das Kiezgeschehen zu schaffen. Auf weitere gliedernde Elemente und Modellierungen wurde verzichtet, da die Abwechslung zwischen angrenzenden hohen Gebäudefassaden und offenen Höfen mit unterschiedlichen Einfriedungen den Spielplatz räumlich fassen und stark prägen.

Das Verhältnis des Spielraums zur Umgebung

Der neue Spielplatz bietet gleichzeitig eine Verbindung zwischen der Schínkestraße und dem Maybachufer. Hier verläuft auf der gegenüber liegenden Straßenseite eine Promenade zu der eine funktionale Verbindung besteht. Insbesondere an zwei Tagen in der Woche, an denen hier ein stark frequentierter multikultureller Wochenmarkt stattfindet, wird der Spielplatz auch von Marktbesuchern genutzt.
Der Block Maybachufer / Kottbusser Damm / Schinkestraße wird durch den Spielplatz neu geprägt. Er erhält eine wohltuende Zäsur im Straßenraum, gleichzeitig wird der Innenhofcharakter durch den Spielplatz gestärkt.

Planungsablauf

Der Spielplatz am Maybachufer mit einem Bolzplatz und an der Schinkestraße mit einem Sandspielbereich bildete die Grundlage für die Erweiterung und zusammenführende Umgestaltung. Zunächst wurden 2008 im Zuge einer AnwohnerInnenbefragung die Wünsche der verschiedenen Anwohnergruppen zur Spielplatzgestaltung und Spielplatzausstattung erfragt. 2009 und 2010 folgten dann konkrete Beteiligungsprojekte. Nach einer gemeinsamen Bestandsaufnahme vor Ort wurden die einzelnen Projekte gemeinsam mit den Kindern festgelegt, geplant und umgesetzt. So entstanden z.B. der Wasserspielbereich, der Pavillon, Kletterwände und verschiedene Figuren. Vor Ort wurden z.B. viele der späteren (Beton-) Formen in Workshops erst skizziert, anschließend Modelle aus Gips geformt und später in Beton gegossen. Die Tier-Metall-Skulpturen in den Eingangsbereichen des Grünzugs wurden in der Schule / im Jugendclub endbearbeitet. Zum „Finish“ der Anlage wurde im Rahmen eines Graffiti-Workshops die Brandwand Maybachufer 5 unter dem Motto „Großstadt-Dschungel“ gestaltet und um raumplastische Figuren ergänzt.

Der Gewinn des 2. Platzes bei dem von der Fachzeitschrift „Stadt und Raum“ in Zusammenarbeit mit der GALK ausgelobten „SPIELRAUM-Preis 2011“ zeigt – neben der intensiven Nutzung vor Ort - , dass sich die aufwendigen Planungen und die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure gelohnt hat. Die Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen –soweit möglich auch später bei der praktischen Ausführung - schafft eine hohe Identifikation mit den neu geschaffenem öffentlichen Raum. Das Thema „Spielräume im kulturellen Wandel“ sah die hochkarätig besetzte Preisjury vorbildlich umgesetzt.


 

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