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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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04.12.2012 - Ausgabe: 6/2012

Zersägt und besprüht

Der Bürger zwischen Politik und Planung. Immer mehr werden Bürger in die Planung des öffentlichen Raums eingebunden. Und der Wutbürger äußert sich im Zeichen des Vandalismus?

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Durch den Anblick zerstörter oder beschädigter Gegenstände fühlen sich die meisten Menschen unangenehm berührt, nicht wenige auch verunsichert oder gar bedroht. Oft hört man, „früher“ habe es „so etwas“ nicht gegeben. Lässt sich jedoch wirklich nachweisen, dass es „früher“ niemand wagte, öffentliche und fremde Besitztümer zu attackieren und sind die Täter immer „Jugendliche“? Vandalismus, definiert als anonyme Beschädigung oder gar Zerstörung öffentlich zugänglicher Gegenstände, wird als bewusste, Normen verletzende Handlung begriffen, die von außen betrachtet offenbar ohne Motiv geschieht.“ So Maren Lorenz in ihren Buch „Vandalismus als Alltagsphänomen“.

Aber auch der Spielplatz bleibt von den „Vandalen“ nicht unentdeckt. Vermehrt wird in der Presse zum Thema Vandalismus auf Spielplätzen berichtet:
„Schrauben-Sabotage auf Spielplatz. Bruckmühl - Lebensgefährlicher Vandalismus am Spielplatz in Waldheim: Seit einigen Monaten lockern unbekannte Täter immer wieder die Schraubenmuttern an den Spielgeräten.“ (OVB online, Silvia Mischi (Mangfall-Bote), 26.09.12)

„Spielturm komplett abgebrannt“ (www.20min.ch, sda, 19. Juli 2011 10:21; Akt: 19.07.2011 11:04)

Frank Knittermeier vom Hambuger Abendblatt berichtete am 26. 8 2008: „Einen besonders derben "Scherz" leisteten sich Unbekannte auf dem Spielplatz im Bürgerpark: Sie haben die Rutsche mit Teer ausgegossen. (…)“

„Vandalismus: „Wir fühlen uns so hilflos““ (www.NDZ.de, Artikel vom 17.07.2012 - 00.01 Uhr)

„Spielplatz in Lessenich wird zur Kneipe. Gerade an den Wochenenden gleicht der Spielplatz im Neubaugebiet "Hinter den Lessenicher Gärten" einer Open-air-Kneipe - und an den Tagen danach einer Müllkippe. Die Anwohner möchten, dass der Ordnungsdienst das Areal in Lessenich häufiger kontrolliert. (www.general-anzeiger-bonn.de, Ayla Jacob, Artikel vom 23.07.2011)

So berichtete Daniela Buschkamp (NGZ online 06.02.2002 - 21:57):
Spielplatz-Konzept der Stadt setzt auf Zentralisierung. Verwaiste Schaukeln und leere Sandkästen, statt spielender Kinder zerbrochene Bierflaschen und die übel riechende Hinterlassenschaft von Hunden - ein Schreckensszenario für viele Spielplätze. "Vandalismus ist ein Problem, wir als Haushaltssicherungsstadt leiden doppelt", so Stadtjugendpfleger Wolfgang Hufendiek. "Wir haben wenig Geld zur Verfügung und müssen dies für Reparaturen verwenden." Rund 15.000 Euro waren 2001 für den Ersatz zerstörter oder baufälliger Geräte notwendig. Grevenbroich ist auf Sparkurs. Im vergangenen Jahr wurden kleinere Spielplätze zugunsten größerer, zentral gelegener Flächen, wie hier in Wevelinghoven, aufgegeben. Vandalismus und Verschmutzungen sind nach wie vor typische Probleme. Sie belasten die knappe Haushaltskasse. (…)

Die Gemeinde Rienek geht drastischer zu Werke:
„Schutz vor Vandalismus: Kamera auf Spielplatz“ titelte Main Netz.
„Sachbeschädigungen: Überwachung ist in Rieneck zulässig. Dem zunehmenden Vandalismus in ihrer Stadt wollen die Rienecker einen Riegel vorschieben: Sie beabsichtigen, Videokameras am Spielplatz am Schellhof, am Parkplatz im Stadtzentrum und im Bereich Feuerwehrhaus/Bürgerzentrum aufzustellen, um so die Übeltäter zu ermitteln.
Verbotsschilder haben bislang keine Wirkung gezeigt (..). Sie sind teilweise sogar noch herausgerissen worden, ist Bürgermeister Wolfgang Küber verärgert. Die überdurchschnittliche Verschmutzung auf öffentlichen Plätzen entrüstet die Rienecker und sie beschwerten sich wiederholt beim Bürgermeister.
Dieser hat mit seinem Stadtrat nun vereinbart, dagegen vorzugehen und Videokameras zu montieren, um so wirksam die Zerstörungswut zu bekämpfen.
Das dürfe die Gemeinde grundsätzlich, wenn die Sachbeschädigung im Verhältnis zur Größe der Kommune erheblich ist. Das treffe wohl wie im Fall von Rieneck zu, so die Rechtsaufsicht im Landratsamt. (…) (Main Netz sys, 18.07.2012)

Beispiel Bonn

Über 470 öffentliche Spielbereiche gibt es in Bonn, die von Mitarbeitern des Amtes für Stadtgrün geplant, gepflegt und auf Schäden und Gefahren kontrolliert werden. In Arbeitsgemeinschaft mit dem städtischen Jugendamt werden die dazugehörige Spielleitplanung, Patenbetreuungen und sämtliche Partizipationsverfahren durchgeführt. Verwitterung, Abnutzung, Materialermüdung und vermehrt Vandalismus hinterlassen jedoch ihre Spuren an Spielgeräten. Regelmäßige Kontrollen und Wartungsarbeiten tragen hier zur Unfallvermeidung bei, um die best mögliche Sicherheit der Kinder zu erreichen. Alle Bonner sollen einen dauerhaft sicheren, sauberen und möglichst attraktiven Spielplatz nutzen können. Ziel ist es, insbesondere den Kindern und Jugendlichen vielfältige Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten bieten zu können.

Aber auch in Bonn ist Vandalismus auf Spielplätzen ein großes Thema.
Vandalismus beginnt im Kleinen mit einer zerschlagenen Flasche am Abfallbehälter und geht hin bis zum Anzünden eines kompletten Spielgerätes. Die Gründe für den Vandalismus lassen sich aus Sicht der Stadtverwaltung nur schwer definieren. Ebenso wie die Maßnahmen für den richtigen Umgang mit dem Problem. Zumeist handelt es sich um jugendliche Täter, die vorerst keine sichtbaren Motive zu verfolgen scheinen. Sie angesichts der schnellen und kaum nachweisbaren Zerstörung zu fassen, ist schwierig. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, die Taten juristisch angemessen einzuschätzen und strafrechtlich zu verfolgen.

In einschlägiger Fachlektüre werden als Gründe für Vandalismus genannt:
Angst vor Ausgrenzung aus der Gruppe, Profilierungswunsch, Unausgeglichenheit, Unzufriedenheit. Langeweile, Wut über Unverständnis des Umfeldes, Leistungsdruck, Lust und Spaß am Zerstören.
Sozialforscher behaupten gemäß einem Artikel in der Zeitschrift „PM“, dass Vandalismus zum Volkssport geworden ist. Vor allem Jugendliche zeigen demnach Aggressionen gegen Dinge, die ihnen nicht gehören. In einer vertraulichen Befragung von Schülern in Nürnberg gaben 95 Prozent zu, schon einmal etwas vorsätzlich beschädigt zu haben. 70 Prozent gestanden sogar schwere Sachbeschädigung. Motive dafür konnten sie kaum nennen. Das können die wenigsten der Täter. Der 14-jährige René wurde in Frankfurt beim „Ripping“ (Zerschneiden von Sitzen) in einem Zugabteil erwischt. Er sagte: „Also, mein Kumpel hat auf einmal das Butterfly rausgeholt und einen Triangel rausgeschnitten, dann hat er mir das Messer gegeben, und ich hab ein Kreuz reingemacht. Warum? Einfach bloß so.“

Bezogen auf städtische Spielplätze in Bonn lässt sich die eindeutige Tendenz feststellen, dass isoliert und wenig frequentierte Anlagen am meisten von Vandalismus betroffen sind. Aber auch Spielanlagen inmitten von klassischen Einfamilienhaussiedlungen mit großer sozialer Kontrolle bieten nicht automatisch einen Schutz vor Beschädigung und Verunreinigung.

Hier einige Beispiele der Vandalismusmeldungen der vergangenen zwölf Monate auf Bonner Spielplätzen, aufgenommen im Rahmen der regelmäßigen Kontrollen:

- Roisdorfer Weg; Holzrad und Rutschenfläche eines neuen Gerätes direkt mit Steinen beschädigt
- Waldenburger Ring, Grünzug; Holzbretter aus Klettergerät herausgebrochen
- Fabristraße; Brandschäden am und unter Unterstandshütte sowie den Mülleimern
- Kirschallee; Spielhäuschen aus Verankerung gerissen
- Lenaustraße; Ein gerade repariertes Spielgerät wurde noch vor dem Abbau des Bauzauns durch „Brandversuche“ beschädigt

Ob besprühte Skater- und Spielanlage, z.B. an der Bonner Hallestraße, bereits als Vandalismus oder eben als jugendkulturtypische Nutzungsspuren gelten ist objektiv sicher ein Streitpunkt. Wenn dazu jedoch wiederkehrend umfangreiche Glasscherbenansammlungen im Bereich der Fall- und Fahrflächen an Skateranlagen vorkommen, so besteht eine unmittelbare Gefahr für die Nutzer, die zwingend als Vandalismusfolge zu beseitigen ist.

Prävention in Bonn

Um die Sicherheit auf städtischen Spielanlagen trotz Vandalismus sicherzustellen, ist die klassische Kontrolle gem. der in der DIN EN 1176 angegebenen Intervallen Grundvoraussetzung. Die Basis der Spielplatzkontrollen ist die Aufgabe zur Einhaltung der Verkehrssicherungspflicht auf Kinderspielplätzen. Sie ergibt sich aus dem BGB §823, Schadensersatzpflicht. Die Prüfung der Außenspielgeräte erfolgt auf Basis der DIN EN 1176 und der DIN EN 1177 „Stoßdämpfende Spielplatzböden“. Das Amt für Stadtgrün dokumentiert sämtliche Wartungsarbeiten mittels einer eigens dafür entwickelten Software. Werden Mängel festgestellt, wird festgehalten, durch wen die Mängel beseitigt wurden. Die Dokumentationen mittels Smartphones vor Ort dienen als Beleg für die erbrachten Kontroll- und Wartungsleistungen. Zusätzlich gewährleistet die Dokumentation eine Kontrolle darüber, ob die festgestellten Mängel tatsächlich beseitigt wurden.
An den Spielplätzen sind Hinweisschilder montiert, auf denen nicht nur die Notrufnummer 112, sondern auch eine Service-Telefonnummer, 0228 77 44 99, vermerkt sind und auch Vandalismushinweise gemeldet werden können. Auch ein öffentliches Spielplatzkataster auf Basis der Stadtkarte Bonn ist im Internet unter www.bonn.de zu finden. Hier ist der gesamte Bestand der Spielplätze und -geräte erfasst, um die Unterhaltung und Wartung aller Einrichtungen zu vereinfachen und Bürgerhinweise auch zu Vandalismusschäden besser nachvollziehen zu können.

„Ziel der Stadtverwaltung ist es, eine Kultur des Hinschauens auf den öffentlichen Spielplätzen zu etablieren. Diese soll u.a. durch eine gesteigerte Identifizierung mit den öffentlichen Anlagen über Partizipationsverfahren, Patenschaften oder auch Selbstbauaktionen mit Kindern und Jugendlichen erreicht werden. Nahezu 50 Paten fühlen sich bereits für entsprechend viele Spielbereiche in Bonn mit verantwortlich und leisten hier wertvolle Dienste. Diese Dienste reichen vom regelmäßigen Nachschauen auf dem Spielplatz bis hin zu Schließdiensten in einzelnen Anlagen. Auch die „Profis“ des Jugendamtes, vom Streetworker bis zum Pädagogen in der Verwaltung, arbeiten zusammen mit den Kollegen des Amtes für Stadtgrün in Einzelbeispielen immer wieder an ganzheitlichen Lösungsansätzen: hinsichtlich neuer Spielgeräte oder in Bezug auf die gesamte Gestaltung sämtlicher Spielanlagen. Beide Punkte werden zur Sicherung kommunal begrenzter, finanziellen Mittel in Zukunft noch mehr als bereits jetzt unter den Gesichtspunkten der Langlebigkeit und Vandalismusvermeidung zusammen mit einem großen Kreis an Fachkollegen und den zukünftigen Nutzern geplant,“ sagt Dipl. Ing. David Baier, Abteilungsleitung, Amt für Stadtgrün in Bonn.

Klar ist nämlich: Zunehmender Vandalismus geht ganz eindeutig zu Lasten des Gesamtbudgets, welches zur Instandsetzung und Erneuerung öffentlicher Bonner Spielplätze zur Verfügung steht. Nicht nur in Bonn gilt es also in Zukunft umso mehr, zielgerichtete Präventionsmaßnahmen zu finden und somit Vandalismusschäden zu minimieren. Aufgrund dessen sind hier neben den bereits genannten Paten insbesondere engagierte Bonner Vereine und Unternehmen dankend hervorzuheben, die im Rahmen von umfangreichen Hilfsaktionen Reinigungen durchführen oder auch neue Geräte finanzieren. Als Beispiel konnte in diesem Jahr ein wichtiger Spielplatz in der Bonner Altstadt mit Hilfe des Engagements einer Kirchengemeinde sowie der Telekom AG umfangreich gereinigt werden. Auch die Farbe der Geräte wurde aufgefrischt und in diesem Zusammenhang ebenfalls eine große Maltafel für den Kleinkinderbereich finanziert und aufgestellt. Damit setzen die Bürger, Unternehmen und Institutionen ein wichtiges Zeichen als Gegenpol des willkürlichen Vandalismus auf Spielplätzen. Für die Verantwortlichen der Spielanlagen bedeutet dies einen großen Motivationsschub für die alltägliche Arbeit!

Vandalismus-Statements

Volker Schwarz, Abteilungsleiter Grünanlagen, Stadt Heidelberg, Landschafts- und Forstamt:
„Auf den über 130 Spielplätzen und Schulhöfen in den 14 Stadtteilen Heidelbergs sind immer wieder Schäden durch Vandalismus zu verzeichnen. Dabei ist Vandalismus nicht begrenzt auf die sogenannten sozial schwächeren Stadtteile, vielmehr betrifft das unser gesamtes Stadtgebiet. Es sind zeitliche und lokale Schwerpunkte festzustellen, bedingt durch unterschiedliche Nutzergruppen, die sich temporär auf einen bestimmten Bereich konzentrieren. Häufig sind auch etwas abgelegene Spielplätze ohne eine entsprechende soziale Kontrolle von Vandalismus betroffen. Gängige Schäden durch Vandalismus sind die Beschädigung oder Zerstörung von Schaukelsitzen, Wasserpumpen, Rutschen, Klettergriffen an Kletterwänden, Bänken oder auch von ganzen Spielgeräten. In der Vergangenheit kam es mehrfach zum Abbrennen von ganzen Spielhäuschen oder Holzkonstruktionen. Mechanische Spielgeräte wie unsere Pendelschaukeln oder Wasserpumpen sind besonders empfindlich und ziehen aufwändige Reparaturen bzw. den Ersatz ganzer Geräte nach sich.

Leider müssen die Spielgeräte bei Vandalismus meistens gesperrt werden. Dies führt dann zu Verdruss auf Seiten der Kinder und Eltern als primär Betroffene. Zwar bemühen wir uns, alle Spielgeräte in Betrieb zu halten und eine schnelle Reparatur bzw. Ersatz zu ermöglichen, leider müssen aber manche Spielanlagen länger gesperrt bleiben, da kurzfristig keine ausreichenden Finanzmittel zur Verfügung stehen. Als zuständiges Amt bedeutet das sowohl ein Problem in der Bereitstellung der Unterhaltungsmittel als auch in der Investition in neue Spielanlagen (Finanzhaushalt), da diese zusätzlichen Belastungen schwer eingeplant werden können. Unsere präventive Antwort auf Vandalismus setzt vor allem auf eine möglichst robuste Ausstattung unserer Spielplätze, die Förderung der sozialen Kontrolle sowie regelmäßige Begehungen durch den Kommunalen Ordnungsdienst.“

Stephan Heldmann, Leiter des Grünflächenamtes der Stadt Frankfurt / M.:
„Vandalismus – insbesondere auf Spielplätzen – ist immer wieder ein Thema. Dabei kristallisieren sich meist immer die gleichen Brennpunkte mit einer entsprechenden sozialen Struktur heraus. Die häufigsten Schäden entstehen durch Brandstiftung, Zerschneiden von Schaukelsitzen und anderer Teile der Geräte, Graffiti an Geräten und Bänken. Trotz Alkoholverbot werden immer wieder zerschlagene Flaschen auf den Spielplätzen vorgefunden. Eine zunehmende Variante, in Abhängigkeit von den aktuellen Schrottpreisen, ist der Diebstahl von Metallteilen.
Nicht immer können beschädigte Spielgeräte zeitnah, oder aufgrund der knappen Finanzmittel überhaupt ersetzt werden.
Die Stadt Frankfurt am Main begegnet dem Vandalismus insbesondere in Brennpunkten durch die Verwendung von robusten einfachen Spielgeräten, die wenig oder keine Holzbestandteile haben. Leider schränkt dieses Vorgehen die Kreativität bei der Spielplatzgestaltung und die Attraktivität der Spielplätze ein.
Weiterhin werden Vandalismus resistente Teile, wie zum Beispiel Seile mit Stahleinlagen und Schwarzmetallketten anstelle von Edelstahlketten bei Schaukeln eingebaut.

Das Hauptaugenmerk liegt allerdings auf der Durchführung von Beteiligungsprojekten beim Bau oder der Umgestaltung von Spielplätzen, insbesondere auch an sogenannten Brennpunkten. Je nach Standort des Platzes werden die Anwohner und deren Kinder, benachbarte Schulen und Jugend- und Kindertageseinrichtungen bei der Planung und dem Bau der Spielplätze einbezogen. Hierdurch entstehen ein persönlicher Bezug zu „unserem“ Spielplatz und eine vermehrte soziale Kontrolle. Manchmal brechen diese Aktionen auch verfestigte soziale Strukturen auf und führen zu weiteren positiven Aktivitäten im Stadtteil.
Die Antwort unserer Stadt ist also verstärkt in der (Bürger-) Beteiligung der Spielplatznutzer an der Planung und dem Bau von Spielplätzen zu sehen.“

Christiane Zinoni-Peschel, Grünflächenamt - Stadt Coburg, Grünordnung und Planung:
„Vandalismus auf Spielplätzen ist auch in Coburg leider ein wichtiges Thema, wobei es in jedem Jahr Unterschiede gibt. Insgesamt spielt die Vermüllung eine große Rolle, unser Spielplatzwart ist nach dem Wochenende zwei Tage (Montag und Dienstag) unterwegs, um Scherben und Müll von den Spielplätzen zu entfernen! Das sind mehr als 2/5 seiner Arbeitszeit!
Das Problem ist oft, dass sich Erwachsene und Jugendliche auf den Spielplätzen treffen, um Alkohol zu trinken und zu rauchen, Themen, die nichts auf dem Spielplatz zu suchen haben. Dann zerschlagen sie noch ihre Flaschen dort, und vermüllen den Kinderspielplatz. Insbesondere passiert das bei Spielplätzen in der Nähe sozialer Brennpunkte.
Wir reagieren auf Vandalismus, indem wir versuchen, mit den Verursachern ins Gespräch zu kommen. Das hilft in vielen Fällen. Zudem führen wir Beteiligungsverfahren bei der Sanierung der Spielplätze durch. Die engere Verbundenheit mit den Spielplätzen wirkt sich sehr positiv aus. Wenn ein Spielplatz neu gestaltet wird, die Sitzplätze und Spielgeräte, die Bepflanzung und Gestaltung in einem sehr guten Zustand sind, zieht das viele Eltern und Kinder auf den Spielplatz, es ist mehr "los" und wir haben so durch die Anwohner und Nutzer der Spielplätze auch mehr soziale Kontrolle.
Wir haben dieses Jahr eine "Dirtbiker-BMX" Anlage mit Beteiligung von den Kinder, Jugendlichen, Eltern und Institutionen im Rahmen des Programmes Soziale Stadt (Coburg Wüstenahorn) durchgeführt. Dazu unser Bild (Urheber Chr. Zinoni-Peschel, Grünflächenamt Stadt Coburg), auf dem man die Kinder und Jugendlichen im Einsatz sieht. An diesem Spielplatz haben wir einen starken Rückgang des Vandalismus.
In Bereichen, wo Spielgeräte immer wieder zerstört werden, verwenden wir Stahlspielgeräte, die haltbarer als Holzgeräte sind.
Unser Fazit: Gemeinsam mit den Eltern, Kindern und Anwohnern vor Ort, auch Institutionen wie Kindergärten, Kirchengemeinden usw. planen und umsetzen, das hält den Vandalismus zurück, und bei Problemen den Kontakt suchen. Das ist dann oft außerhalb unserer normalen Arbeitszeiten.“

Dietmar Radde, Stadt Erlangen, Kultur- und Freizeitamt, Abteilungsleitung Kinder und Jugendkultur, Spielplatzbüro:
„Vandalismus auf Kinderspielplätzen sollte meiner Meinung nach generell nicht dramatisiert werden, da damit oft nur Vorurteile über die heutige Jugend verstärkt werden sollen, die sich angeblich nur noch sinnlos betrinkt, Gewalttaten und Sachbeschädigungen verübt und Müllberge hinterlässt. Vandalismus ist sicher ärgerlich, bedarf aber auch einer sorgfältigen und differenzierten Betrachtung, die dann in einer sachlichen Analyse mündet, die Hintergründe beleuchtet und nicht nur vereinfachend Schuldige benennt. Da Vandalismus meines Erachtens verstärkt dort auftritt, wo keine geeigneten Treffpunkte, Angebote und Ansprechpartner vorhanden sind, sollte an diesem Punkt bei der Suche nach Ursachen angesetzt werden.
Über das Stadtgebiet verteilte Spiel- und Freizeitanlagen mit hoher Aufenthaltsqualität, die gut gepflegt werden und eine abwechslungsreiche, attraktive Ausstattung für unterschiedliche Alters- und Nutzergruppen bieten, sind meines Erachtens gute Voraussetzungen, Vandalismus gering zu halten. In Erlangen sind dafür ganz gute Voraussetzungen vorhanden, an deren Weiterentwicklung wir arbeiten.
Gelegentlich kommt es aber auch in Erlangen zu Schmierereien auf Spielplätzen. Auch Hinterlassenschaften wie Müll und Scherben beschäftigen uns gelegentlich auf verschiedenen Anlagen. Mutwillige Beschädigungen stellen wir nur sehr selten und wenn dann zumeist auf älteren Spielanlagen fest, die eigentlich schon länger saniert werden müssten. Wir versuchen aber unsere Anlagen vom pflegerischen Zustand sowie von der Ausstattung auf einem möglichst guten Stand zu halten und Angebote für verschiedene Alters- und Nutzergruppen zu machen.“
Auch beteiligen wir bei Sanierungen und Neubauten im Rahmen unserer Möglichkeiten künftige Nutzer. Mit diesen Maßnahmen haben wir bislang ganz gute Erfahrungen gemacht, so dass Vandalismus kein großes Thema in Erlangen ist.“

Herbert Fuchs, Stadt Forchheim, Garten- und Friedhofsamt:
„Die Stadt Forchheim unterhält über 70 Spiel- und Bolzplätze bei ca 31.000 Einwohner. Den meisten Vandalismus erleben wir in den Sommermonaten am Wochenende. Da kommt es schon mal vor, dass das Dach einer Wetterschutzhütte auf einem Freizeitgelände verschürt wird. Auch Fallschutzplatten werden sehr häufig von Vandalen ausgebaut. Zur Zeit sind wieder "Sprayer" unterwegs.Um den Vandalen entgegen zu wirken, setzt die Stadt Forchheim Jugendpfleger ein, die auch durch Gespräche mit den Jugendlichen gegen den Vandalismus kämpfen. Die Jugendlichen wurden bei Projekten (wie z.B. Bau einer Mountainbikestrecke, Bau von Skateanlage usw.) selbst zum Bau mit eingebunden. Bei solchen Projekten wurde kein Vandalismus festgestellt.“

Volker Schirner, Landeshauptstadt Stuttgart, Amtsleiter Garten-, Friedhofs- und Forstamt:
„In den Sommermonaten werden die Parkanlagen intensiv genutzt - und leider Parkbänke demoliert. Einen Anziehungspunkt bilden diesbezüglich auch Kinderspielplätze. Brandschäden treten nach Meetings und Feiern auf, wenn die "Feiernden" sich im Park oder Spielplätzen getroffen haben und vermutlich alkoholisiert sind. Dann finden wir Glas und Zigarettenkippen in Sandkästen und es werden Mobiliar, Einrichtungen, Spielgeräte und auch Vegetation demoliert und beschädigt. Das sind nur einige Beispiele. Um dem Thema Vandalismus entgegenzutreten, ist es wichtig, ein soziales Umfeld zu erschaffen. Das heißt unter anderem: Nachbarschaft und Jugendgruppen in die Planung miteinzubeziehen! Über Beteiligungsverfahren. Letztendlich aber auch, robuste Materialien für den öffentlichen Raum zu verwenden. Die Gestaltung zielgruppenorientiert ansprechend zu wählen, um die Zerstörungswut zu vermindern. Und zusätzlich regelmäßige Kontrollen bezüglich der Sauberkeit durchzuführen.“

 

TM / Dipl. Ing. David Baier (Stadt Bonn)
Fotos: Maximilian Mühlens, Stadt Bonn, Stadt Coburg (Christiane Zinoni-Peschel), Stadt Frankfurt/M., Stadt Heidelberg, Stadt Stuttgart
 

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