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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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20.06.2014 - Ausgabe: 3/2014

Zick-Zack-Zwingli - ein Jugendspielplatz in Berlin

Von Birgit Funke (bwgt e.V.)

Photo

Im Jahr 2008 wurde in Moabit das Gesundheitsnetzwerk „Moabit macht mobil“ mit dem Schwerpunkt der stadtteilbezogenen Bewegungsförderung gegründet. In der Folge wurde für das Quartier Moabit West das Konzept der Moabiter Bewegungslandschaft entwickelt. Sämtliche Spiel- und Bewegungsflächen in dem Quartier Moabit-West wurden untersucht, analysiert, bewertet und anschließend im Rahmen eines Gesamtkonzeptes Qualifizierungsmaßnahmen entwickelt. Hierbei ging es vor allem um Bewegungsförderung, Spielwert sowie Ziel- und Altersgruppen.

Der Spielplatz in der Zwinglistr.6 ist Bestandteil der Moabiter Bewegungslandschaft und wurde als Spielplatz für Kinder und vor allem Jugendliche ausgewiesen, für die es bislang im näheren Umfeld wenige Bewegungsmöglichkeiten gab. Es wurde festgelegt, dass der Spielplatz einerseits für die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen herausfordernde Bewegungsmöglichkeiten bieten soll, andererseits, bedingt durch die Lage in einer Baulücke, nur eine geringe Lärmbelastung mit sich bringen soll. Aus diesen Rahmenbedingungen entstand die Idee einen Ort (erstmalig in Berlin) für die Trendsportart Parkour zu gestalten und zu bauen.

Parkour wird grundsätzlich weniger als Sportart oder Trendsportart bezeichnet, sondern vielmehr als Fortbewegungsart mit dem Ziel, ausschließlich durch die Fähigkeiten des eigenen Körpers möglichst effizient von einem Ort zum anderen zu gelangen. Der Parkourläufer/ Traceur (franz. le traceur: „der, der eine Linie zieht“) wählt seinen eigenen Weg durch den urbanen oder natürlichen Raum, unabhängig von den vermeintlichen baulichen Vorgaben. Er versucht, die im Weg befindlichen Hindernisse so effizient wie möglich zu überwinden. Bewegungskontrolle und -fluss stehen dabei im Vordergrund. Parkour wird deshalb auch als „Kunst der effizienten Fortbewegung“ bezeichnet.

Um diese „Kunst der effizienten Fortbewegung“ ausüben zu können, benötigt es umfangreiches Training und dementsprechend auch Flächen für die wachsende Gemeinschaft der Parkourläufer. Insbesondere auch die durch Internetfilme inspirierten Kinder und Jugendlichen benötigen Raum in einer sicheren Umgebung, um dort üben und trainieren zu können, aber auch den geübten Traceuren zuschauen zu können.

Der Zick-Zack-Zwingli als Übungsort für Parkour ist der erste seiner Art in Berlin.

Umfeld und Ort

Der Zick-Zack Zwingli befindet sich in einem dicht besiedelten Wohngebiet mit gut ausgebauter Infrastruktur. Nahe gelegene Einrichtungen, wie der pädagogisch betreute Spielplatz im Ottopark und auch die Miriam-Makeba-Grundschule werden den Platz mit nutzen. Die Fläche befindet sich in der Baulücke einer für Berlin typischen Blockrandbebauung aus der Gründerzeit. Die Baulücke wird im vorderen Bereich rechts, links und an der Rückseite durch ca. 20m hohe Brandwände von Wohnhäusern begrenzt, an der hinteren linken Seite fasst eine ca. vier Meter hohe Mauer das Grundstück ein, an der rechten hinteren Seite wird es von einer Brandwand eines zwei-geschossigen Gebäudes begrenzt.

Entwurf

Ziel der Gestaltung war es, sowohl den städtischen Charakter der Umgebung als auch den städtischen Charakter des Parkour-Sports in der Fläche widerzuspiegeln und somit einen stadträumlichen Beitrag für die Umgebung zu leisten. Grundlage des Konzeptes sind Diagonalen, die sich, ausgehend von der Umgebungsbebauung, durch das Gelände ziehen und damit Linien und Flächen bilden, die für die unterschiedlichen Nutzungen, wie Mauern, Kanten, Höhensprüngen und flächige Elemente die Basis bilden. Gleichzeitig wird durch die Verdichtung der Elemente im hinteren Bereich der Baulücke eine Öffnung zur Straße hin erreicht.

Für die Gestaltung des Zick-Zack Zwingli wurde bwgt e.V. mit dem Deutschen Spielraumpreis 2013 ausgezeichnet. „Auf engstem Raum in einer ganz begrenzten städtebaulichen Situation in Form einer Baunische ist in Berlin in der Zwinglistraße ein Jugendspielplatz entstanden, der spielerisch Elemente und Motive des Roh- und Neubaus aufgreift und für ein originelles Bewegungsangebot nutzt. Hier wurde eine in sich formal geschlossene Bewegungsskulptur geschaffen, die wie ein unfertiges Haus oder Gebäude wirkt und die zugleich die Veränderbarkeit und Veränderung städtischer Räume aufzeigt. Dem Betrachter bleibt überlassen, ob es sich um einen im Bau befindlichen Rohbau oder vielleicht um ein im Abriss befindliches Gebäude handelt.“ (Aus der Begründung der Jury).
Für den Zick-Zack Zwingli kamen keine herkömmlichen Spielgeräte zur Anwendung, sondern es wurden Elemente und Materialien genutzt, die sich in der Umgebung wiederfinden und den städtischen Charakter der Fläche unterstreichen. Die Ausstattung, welche vielfältige Materialerfahrung ermöglichen soll, bewegt sich (aus der Stadt kommend) vom Plattenbelag über Stufen, Geländer, auf eine Steinfläche mit verschiedenen Steinmaterialien und Höhen, einer Fläche mit Findlingen auf wassergebundener Decke, sowie Mauern aus Backstein (Bezug zu Umgebungsmaterialien), bis hin zu Metallstangen und Holzelementen auf Holzhackschnitzeln. Damit findet eine Entwicklung der Materialien und Elemente von der Straße in den Innenraum von städtisch zu natürlich statt. Insgesamt wurde bei der Gestaltung der Elemente darauf wert gelegt, möglichst abstrakt und zurückhaltend zu bleiben.

Die geplanten und gebauten Bewegungselemente sollten durch ihre Gestaltung möglichst vielfältig nutzbar sein. Eine besondere Herausforderung hierbei war die Vereinbarkeit der Wünsche und Ansprüche des Parkour-Sports mit den DIN-Spielplatznormen.

Bewegungsförderung und Nutzung

Bezugnehmend auf die Trendsportart Parkour bietet der Zick-Zack Zwingli neue und ungewohnte Bewegungserfahrungen. Hier gibt es keine gewöhnlichen Spielgeräte, sondern Raum- und Bewegungselemente, die zum herausfordernden Klettern, Balancieren, Springen, Beobachten etc. einladen und den Nutzern die Möglichkeit geben, den eigenen Körper im Bezug auf den Raum und die Bewegung anders wahrzunehmen.

Die Angebote zur Bewegungsförderung ergeben sich einerseits aus der räumlichen Grundstruktur und andererseits aus den gebauten Elementen. Von der Zwinglistraße kommend wird der Nutzer über eine Stufenanlage auf das Gelände geführt, wobei die Laufbewegung von einem Geländer unterbrochen wird, welches den direkten Laufweg versperrt. Ein erstes zu überwindendes Hindernis steht an. Ebenso, wie die Stufen im Eingangsbereich, ziehen sich alle anderen Elemente wie Mauern, Stangen, Hölzer und Steine in Diagonalen durch den Raum und laden die Nutzer dazu ein, die vielfältigen Bewegungsmöglichkeiten beim Überwinden der unterschiedlichen Hindernisse zu erproben. Angefangen beim vorsichtigen Erkunden und der bedachten Bewegung von einem Element zum anderen ist der Übergang bis hin zu präzisen Sprüngen in der Höhe fließend. Sowohl die Kinder und Jugendlichen aus der Nachbarschaft, die erste Kontakte mit dem Parkoursport machen, als auch erfahrene Traceure finden Möglichkeiten, ihr Können einzusetzen und zu erweitern. Hierzu gehört zum Beispiel das Üben von Präzisionssprünge, mit unterschiedlichen Abständen in Bodennähe, bevor es in die Höhe geht. Aber auch Bewegungsformen, wie Klettern, Balancieren, Hindernisse überwinden und sich darunter hindurch bewegen, Schwingen, Hangeln u.a gehören dazu. Die Spanne der Bewegungsangebote reicht von sehr kleinteiligen, präzisen Bewegungen bis hin zu großen Sprüngen die den gesamten Körper fordern. Besonders das Miteinander von Anfängern und Profis ist auf dieser Anlage eindrucksvoll zu beobachten.

bwgt e.V.

Der Zick-Zack Zwingli wurde von dem Verein bwgt e.V. geplant und gebaut.
bwgt e.V. wurde im Jahr 2003 als Verein gegründet. Aus dem Verbund von Theorie und Praxis ergibt sich eine fachübergreifende Zusammenarbeit von Pädagogen, Sportwissenschaftlern, Gesundheitswissenschaftlern und Planern (Architekten und Landschaftsplanern).
bwgt e.V. setzt sich für die Förderung von gesundheitsorientierten Spiel-, Sport- und Bewegungsangeboten, insbesondere für Kinder und Jugendliche aber auch für Erwachsene und Senioren ein. Im Vordergrund der Arbeit stehen die Moderation, Planung, Gestaltung und Einrichtung von Bewegungs-, Spiel- und Sporträumen, die Partizipation von Kindern, Jugendlichen, Anwohnern und Betroffenen, sowie die Evaluation bestehender Räume und durchgeführter Maßnahmen.

Planungsbeteiligte

Bauherr ist das Bezirksamt Mitte von Berlin. In allen Planungsphasen wurden die zukünftigen Nutzer miteinbezogen, es fand eine enge Zusammenarbeit mit ParkourOne Berlin statt. Zudem wurden die einzelnen Planungsstände in der Arbeitsgruppe der Moabiter Bewegungslandschaft (Quartiersmanagement, Natur- und Grünflächenamt, Jugendamt, Kinder- und Jugendbeteiligung Mitte, Stadtteilmanagement, Polizei - Gewaltprävention) vorgestellt und abgestimmt.

Der Zick-Zack Zwingli wurde mit EFRE-Mitteln des Programmes „Soziale Stadt“ gebaut.

Die Gesamtinvestitionssumme belief sich auf 80.000 € brutto.

Foto: bwgt. e.V.

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