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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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10.06.2015 - Ausgabe: 3/2015

Jugendliche in Bewegung – Urbane Spielwelt im Maggie Daley Park in Chicago

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Im Herzen Chicagos entstand vor der beeindruckenden Skyline der Stadt mit dem acht Hektar umfassenden Maggie Daley Park eine großzügig angelegte Freizeitanlage. Seit seiner Fertigstellung zum Jahresende 2014 hat der neue Park, der Familien mit kleinen und größeren Kindern sowie Jugendliche gleichermaßen anzieht, eine unverwechselbare Präsenz. Bereits der Zugang zum Park ist außergewöhnlich, eine von Frank Gehry entworfene Brücke führt vom Millenium Park hinüber in den Maggie Daley Park. Verschiedene Kletterfelsen und eine riesige Eislaufbahn sind schon von weitem sichtbar.

Besonderer Publikumsmagnet ist der ca. 13.000 m2 große Spielplatz, den die Firma Richter Spielgeräte aus Frasdorf mit gestaltet und ausgestattet hat. Mutig, vielfältig und überraschend ist das Konzept, sowohl aus ästhetisch-gestalterischer als auch aus pädagogischer Sicht. Neben unterschiedlichen Elementen wie Spielpyramide, Leuchtturm mit Rutsche, Fischkutter mit Kletternetzen und einem Hafen sowie Nestwiegen für die ganz Kleinen besticht der Spielplatz vor allem durch seine beiden zehn Meter hohen Vierecktürme mit einer insgesamt über 35 Meter langen Hängebrücke und vielfältigen integrierten Spielmöglichkeiten. Hier kann man nicht nur klettern, balancieren und Höhe erleben, sondern Klein und Groß genießen es auch, sich zu verstecken, die kindliche Phantasie in Rollenspielen auszuleben und unterschiedlichste physikalische Phänomene an den rotierenden Scheiben, am Fernrohr oder am Drehstein zu erfahren.

 

Auffallend ist, dass die Spielwelt nicht nur von Familien mit kleineren Kindern besucht wird, sondern vor allem auch von größeren Kindern und Jugendlichen. Selten sieht man so viele Heranwachsende, die mit großer Begeisterung die einladenden Rutschen und Kletterstrukturen ausprobieren. Hier ist nichts zu sehen von dem oftmals beklagten Vandalismus auf Kinderspielplätzen durch Jugendliche – im Gegenteil, der Beobachter gewinnt den Eindruck, dass von diesem Ort eine altersunabhängige Faszination ausgeht.

 

Dazu kommt ein weiterer wichtiger Aspekt: Jugendliche bewegen sich zu wenig. Das ist das Ergebnis der internationalen Vergleichsstudie "Health Behaviour in School-aged Children" (HBSC). Unter der Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation WHO untersuchten Wissenschaftler das Gesundheitsverhalten von Schulkindern in 40 Ländern und Regionen Europas und Nordamerikas. Der 2014 veröffentlichte Abschlussbericht ergab: Je älter sie werden, desto mehr Bewegungsmuffel gibt es unter den Kids. Der Anteil der körperlich aktiven Jugendlichen sinkt zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr drastisch. Laut internationalen Empfehlungen sollten sich Jugendliche täglich 60 Minuten so bewegen, dass der Pulsschlag erhöht wird und sie ins Schwitzen kommen. Tatsächlich erreicht jedoch nur ein geringer Teil der Jugendlichen diesen Schwellenwert.

 

Während es also auf dem Bildschirm schnell und actionreich zugehen muss, scheint regelmäßige Bewegung für Jugendliche in der realen Welt immer unwichtiger zu werden.

Der technischen Entwicklung von Smartphones und Tablets, die gerade auch von Jugendlichen verstärkt genutzt werden, ist es geschuldet, dass deren Tastsinn immer weniger beansprucht wird. Der Psychologe Dr. Martin Grunwald, Leiter des Haptik-Forschungslabors an der Universität Leipzig: „Unsere gesamte Umwelt wird immer glatter, wir haben kaum noch Unterschiede in den Oberflächen. Hart formuliert: Unsere haptische Umwelt besteht vorwiegend aus Glas und Plastik. Das alles passt natürlich gut zu den Alarmzeichen, die wir schon lange aus der Schulforschung hören: Mangelhafte motorische Fähigkeiten und dass Kinder sich zu wenig bewegen, das alles ist ja bekannt und in Studien belegt. Und zu dem Trend, dass der eigene Körper immer weniger gefordert wird, kommt nun, dass vor allem Kinder die Umwelt immer stärker eindimensional erfahren. In digitalen Medien schrumpft die Komplexität der Umwelt auf wenige Dimensionen.“

 

Gerade vor dem Hintergrund dieses Wissens und einer zunehmenden Entfremdung zur Natur von Kindern und Jugendlichen, ist es in umso stärkerem Maß notwendig, Freiräume und Spielwelten zu schaffen, die Bewegungs- und Phantasieanreize geben.

Demnach darf die Bedeutung ausreichender Bewegung für Kinder und Jugendliche nicht unterschätzt werden. Gerade in einer zunehmend mulimedialen Welt und vielerorts zu beobachtender einseitiger Ernährung ist es umso wichtiger, dass Kinder und Jugendliche im Spiel und Sport einen gesunden Ausgleich finden. Nur so lernen sie ihren eigenen Körper kennen und ihre Wahrnehmung sowie koordinative Fähigkeiten zu schulen und zu verfeinern. Auch ältere Kinder wollen fangen, spielen, hüpfen, springen, klettern, raufen und balancieren. Dies hilft ihnen, ihr seelisches Gleichgewicht zu erhalten.

„Körperlich aktive Jugendliche bewegen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Erwachsenenalter. Deshalb ist es wichtig, Bewegung als Teil der Gesundheitsförderung im Jugendalter zu verankern", so Dr. Jens Bucksch, wissenschaftlicher Geschäftsführer des WHO Collaborating Centres an der Universität Bielefeld. Dabei sind sportliche Aktivitäten nicht nur für die körperliche, sondern auch für die psychische Gesundheit wichtig. Gerade Jugendliche können sich nach ausreichendem bewegungsintensivem Ausgleich nachweislich besser konzentrieren, erholsamer schlafen und sind belastbarer in der Schule.

Im Maggie Daley Park in Chicago ist die Verwirklichung einer für Klein und Groß gleichermaßen anziehenden und entwicklungspsychologisch wertvollen Spieloase inmitten einer pulsierenden Metropole auf besonders vorbildliche Weise gelungen. Die hohen Türme mit ihrer schon von weitem sichtbaren Hängebrücke fügen sich auf ästhetisch eindrucksvolle Weise in das Skyline-Szenario Chicagos. Und doch ist bei der Beachtung architektonisch-planerischer Gesichtspunkte das Wesentliche nicht vergessen worden – eine Spielwelt zu schaffen, in der Kinder und Jugendliche sich an dem erfreuen können, was für ihre Entwicklung so essentiell ist und was gerade für die Planer aus Frasdorf seit mehr als 40 Jahren zur Unternehmensphilosophie gehört: dem Spiel.

 

 

Foto: Scott Shigley / Richter Spielgeräte

 

 

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