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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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10.06.2015 - Ausgabe: 3/2015

Inklusion auf dem Spielplatz - eine spannende Herausforderung

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Universelles Design bedeutet ein Design von Produkten, Umfeldern, Programmen und Dienstleistungen in der Weise, dass sie von allen Menschen möglichst weitgehend ohne eine Anpassung oder ein spezielles Design genutzt werden können. Universelles Design schließt Hilfsmittel für bestimmte Gruppen von Menschen mit Behinderungen, soweit sie benötigt werden, nicht aus. (Aus dem UN Übereinkommen über die Rechte von Personen mit Behinderungen, Artikel 2, Definitionen)

Robin schaukelt für sein Leben gerne. Doch auf eine normale Schaukel auf einem normalen Spielplatz schafft Robin es nicht. Denn der aufgeweckte und quirlige Siebenjährige ist aufgrund einer Gehbehinderung auf seinen Rollstuhl angewiesen. Gut, dass es in Robins Nachbarschaft einen Spielplatz gibt, bei dem von Rindenmulch auf den Wegen und Sand unter den Spielgeräten Abstand genommen wurde - zugunsten von Holz und griffiger Flächen für Rollstühle. Und auch die Schaukel auf Robins Lieblingsspielplatz ist für die Bedürfnisse von Kindern mit Handicaps konzipiert: Auf der so genannten Vogelnestschaukel können Kinder liegen, sitzen oder stehen. Dabei ist das Tripod-Gestell so designt, dass es genügend Raum für einen Rollstuhl gibt. Hier kann Robin selbstständig ran fahren, alleine vom Rollstuhl auf den niedrigen Sitz klettern - und nach Herzenslust schaukeln. Und wenn ihm das alleine zu langweilig sein sollte: Der Sitz lädt mit einem Durchmesser von 120 Zentimetern dazu ein, mit mehreren Kindern gleichzeitig Spaß zu haben.

Spielplatzplaner müssen Spielplätze schaffen, die für alle zugänglich und benutzbar sind. Weltweit bestehen jedoch sehr unterschiedliche Ansätze für Kinderspielplätze, was die Integration, Zugänglichkeit sowie die Nutzung von Spielplätzen und deren Geräte angeht. Aber einige Grundregeln sollten überall gleich gelten.

Der erste Schritt, um eine integrative Spielumgebung zu schaffen, sind eine zugängliche Infrastruktur und zugängliche Bodenbeläge zum und um das Spielgerät herum sowie relevante Spielaktivitäten. Viele Aktivitäten, welche von oder auf Bodenhöhe erreichbar sind, werden im Sinne aller Nutzer empfohlen. Unterschiedliche Aktivitäten ziehen unterschiedliche Altersgruppen an. Die Aktivitäten sollen ergonomisch so geformt sein, dass die beabsichtigte Nutzergruppe den Spielplatz nutzen kann. Zugang zu Aktivitäten auf höherer Ebene, also Aktivitäten, welche nur über und auf einer Ebene, welche höher als die Bodenhöhe ist, erreichbar sind, sollen gemäß den ADA-Richtlinien* über eine Zwischenplattform oder eine Rampe geboten werden. Beispielsweise können einige Nutzer mit Gehhilfen geneigte Netzaufstiege hinaufklettern. Indem geeignete Aufstiegsformen angeboten werden, können klassische Rampen vermieden werden. Viele Spielmöglichkeiten ist ein Schlüsselwort für die nutzerorientierte Spielplatzplanung. Vielseitige Aktivitäten können ein Weg zur Variation sein. Mehrfache Aktivitäten sind häufig bei den Nutzern beliebt. Beispiele für mehrfache Aktivitäten sind Themenspielgeräte mit einer Rutsche und Kletterangeboten. Ebenfalls könnten es Drehgeräte sein, welche Sand-Spiel ermöglichen, oder auch Spieltische, welche für die Erwachsenen als Bank dienen, sowie eine Schaukel, die auch als Treffpunkt genutzt wird.

Während man Spielplätze für Kinder mit Behinderungen plant, muss man auch den Bedarf an herausfordernden Spielaktivitäten berücksichtigen. Wie jedes Kind brauchen Kinder mit Behinderungen eine Auswahl an wichtigen Herausforderungen. Rollstuhlfahrer können sich beispielsweise mithilfe ihrer Kraft im Oberkörper in ein Kletternetz heben, autistische Kinder können auf einer Wippe mit anderen Kindern kooperieren und sozial interagieren. Dies sind Beispiele an Herausforderungen, die gut geplante Spielumgebungen spielerisch unterstützen.

Der soziale Aspekt eines Spielplatzes ist eines der grundlegenden Anliegen. Plätze auf denen Kinder durch körperliches Spiel sozial miteinander interagieren, wie wettschaukeln, Drehgeräte oder Ballsportmöglichkeiten, schaffen eine freundliche und anziehende Atmosphäre. Für Rollstuhlnutzer, die aus diesem nicht aufstehen können, ist die Transparenz der Spielgeräte enorm wichtig, da sie so dennoch am Spiel teilnehmen und somit integriert werden können.

Spielplatznutzer, die ohne Rollstuhl nicht auf dem Spielplatz agieren können, brauchen zusätzliche Hilfe, um an einige Aktivitäten zu gelangen. Für sie sind Spielgeräte auf Bodenhöhe wichtig. Für Nutzer, die aus dem Rollstuhl nicht heraus können, sind Rampen eine Möglichkeit, damit sie auf höher gelegene Ebenen kommen und von hier aus hinunter schauen können. Da viele Rollstuhlnutzer jedoch kurze Strecken ohne diesen zurücklegen können, sollte die Rampe nicht zu Aktivitäten führen, welche die Kinder zu weit weg vom Rampeneinstieg leiten z.B. eine Rutsche auf die andere Seite, da ansonsten der Weg zurück zum Rampeneinstieg, wo der Rollstuhl steht, zu weit ist.

 

Kompan- Philosophie des universellen Spieldesigns

Alle Kinder sollen die Möglichkeit haben, sich auf ihre Weise und nach ihren Möglichkeiten auf Spielplätzen aufzuhalten, sie zu nutzen und zu erobern. Alle wollen dabei sein, dazugehören, teilhaben, nicht ausgeschlossen sein. Das ist auch der Wunsch von Menschen, die mit Handicaps leben müssen. „Viele Dinge sehen sofort anders aus, wenn man die Perspektive wechselt. Inklusion ist in diesem Sinne ein Feldzug für einen Perspektivwechsel: Nicht der Mensch ist behindert, sondern er wird behindert durch eine Umgebung, die seine besonderen Bedürfnisse nicht wahrnimmt“, so Kompan Deutschland Geschäftsführer Christian Seidl.

Natürlich sei es, gerade auch für alle öffentlichen Einrichtungen, eine große Herausforderung, diesen Perspektivwechsel zu unterstützen. Aber Inklusion fängt nach Kompan‘s Philosophie bereits im Kleinen an, auch bei den Jüngsten unserer Gesellschaft, die sich im Sandkasten oder auf Spielwiesen unvoreingenommen und auf Augenhöhe begegnen, ob mit mehr oder mit weniger Handicaps. Ein universelles und zugängliches Spielplatzdesign ist Grundvoraussetzung, um Nutzer mit Behinderungen anzuziehen. Für Kompan ist Zugänglichkeit eine Mindestvoraussetzung für einen Spielplatz.

Das Kompan Play Institute hat auf der Basis der eigenen Philosophie, den ADA-Richtlinien* und den UN-Empfehlungen zu einem universellen Design eine Reihe von Prinzipien für die Konzeption von Spielplätzen und Spielgeräten für alle entwickelt. „Jedes Kind hat ein Recht auf Freizeit und Spiel. Unabhängig von Alter, Nationalität, Geschlecht, Hautfarbe, sozialen und religiösen Hintergründen, körperlichen und intellektuellen Fähigkeiten, haben Kinder das Recht alleine oder mit anderen Kindern gemeinsam zu spielen. Davon sind nicht nur wir bei Kompan überzeugt, sondern dies wird auch durch die Kinderrechtskonvention der UN gestützt – die am weitesten verbreitete UN Konvention überhaupt“, so Jeanette Fich Jespersen, Leiterin des Kompan eigenen Play Institutes.

Kompan berücksichtigt seit Langem universelles und integratives Design sowie die Richtlinien des „American with Disabilities Act“, an deren Entwicklung Kompan sogar aktiv mitgewirkt hat. Alle Kinder, auch die mit Behinderungen, werden berücksichtigt, wenn Spielplatzgeräte entwickelt und hergestellt werden. Universelles Design ist ein wichtiger Teil unserer Philosophie und Historie. Der Kompan Homo Ludens – der spielende Mensch – drückt Kompan‘s Überzeugung aus, dass jeder Mensch einzigartig und wertvoll ist“, so die langjährige Leiterin des Play Instiutes.

 

* American with Disabilities Act

 

 

Foto: Kompan

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