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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.08.2015 - Ausgabe: 4/2015

Urbane Seillandschaften in Kopenhagen

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In Kopenhagen gibt es mehr als 100 öffentliche Spielplätze. Ungefähr ein Viertel davon steht auf Schulhöfen. Diesen Sommer soll eine neue Schule eröffnet werden, zu deren Gelände natürlich auch ein besonderer Spielplatz gehört.


Neues Schulgelände in Sydhaven

In Kopenhagens modernem Viertel Sydhaven entstand unter der Projektleitung des Kopenhagener Architektenbüros JJW Architekter auf über 10.000 m² ein neues Schulgelände - Sydhavensskolen. Das Motto lautet „Skolen ud i byen – Byen ind i skolen“, frei übersetzt heißt dies „Schule raus in die Stadt – Stadt rein in die Schule“. Dieses Konzept findet sich im Innen- und Außenbereich des Schulgeländes wieder.

Schwer getroffen wurde das 200 Millionen schwere Bauvorhaben im November 2013 von einem Brand. Teile des Projektes mussten vollständig neu aufgebaut werden.

Nun zeigt sich die Schule als neues Flaggschiff im Bezirk. Im Innern ist die Schule als vielfältige Stadt gestaltet, in der die verschiedenen Räume in einer stadttypischen Mischung aus Häusern, Werkstätten, Läden, Straßen und Plätzen erlebt werden können. 

Das gesamte Gebäude erstreckt sich stufenartig über fünf Ebenen. Fokus bei der Konzipierung der Lehrräume lag darin, ein gutes Raumklima durch die optimale Menge an Tageslicht zu schaffen. Entsprechend dem Alter werden die Klassen auf die fünf Ebenen verteilt. Die jüngeren Schüler haben ihre Räume in den unteren Etagen und die älteren Schüler verteilen sich auf die oberen beiden Ebenen.

Jede Ebene hat einen eigenen großzügigen Außenbereich, der über weitläufige Treppen auf der Außenseite des Gebäudes erreichbar ist. Für die Gestaltung des Außenbereiches wurde das Landschaftsarchitekturbüro PK3 beauftragt.


5 Spielplätze für 5 Ebenen

Herzstück der Außenbereiche sind die verschiedenen Spielanlagen und Klettergerüste auf den einzelnen Ebenen. Die gemeinsame Designsprache lässt die einzelnen Spielbereiche zu einer Einheit werden. Partner bei der Planung und Umsetzung war die Berliner Seilfabrik.

Die Architekten entschieden sich für Kombinationen der „Terranos-Netzlandschaften“. Eine Produktgruppe der Berliner Seilfabrik, die aus Niedrigseilgartenelementen besteht. Zwischen Pfosten werden hier Seile, Netze, Brücken, Hängematten, Gummielemente und anderes Zubehör gespannt. So entstehen immer wieder neue Netzlandschaften. Die flexiblen Schellen an den Stahlpfosten ermöglichen ein individuelles Maß aller Kletterelemente. Seile, Ketten und Rohre können durch die Schellen direkt angeschlossen werden.

Die Seile selbst werden seit 150 Jahren im Betrieb der Berliner hergestellt. So ist sichergestellt, dass die Qualität und die technische Spezifikation der Seile jedem hohen Anspruch gerecht werden. Der direkte Einfluss auf die Fertigung ermöglicht dem Spielgerätehersteller ein höchstmögliches Maß an Flexibilität, mit der sie auf Kundenwünsche eingehen können. Die Ummantelung der einzelnen Außenlitzen mit Polyestergarnen in Teppichgarnqualität gewährleistet eine hohe Abriebfestigkeit.

In einer Schule treffen verschiedene Altersgruppen aufeinander. Die verschieden Kletterelemente, die aus bodennah angebrachten Seilen bestehen, ermöglichen Spiel und Spaß für Kinder mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Eine Seillandschaft in diesem Sinne bietet so allen Nutzern durch verschiedenste Funktionen wie Klettern, Hangeln, Schaukeln aber auch Entspannen Herausforderung und Raum, die Pausen- und Freizeiten ideal zu nutzen.

Auf den Ebenen 0, 1 und 2 sind auf 60m² bis 160m² großen Flächen Spielplätze entstanden, die die Schüler nahe dem Boden oder bis hinauf zu einer Höhe von fast 3 Metern herausfordern. Die Mischung aus geraden und schrägen Pfosten verleihen der Anlage auf Ebene 2 einen dynamischen Look und greifen so das städtische Motto des Bauvorhabens wieder auf. Nicht nur für die Pausen, sondern auch für den Sportunterricht, ist neben der Kletteranlage ein Bolzplatz.

Auf der dritten Etage findet sich ein kleineres, aber besonders skulpturales Kletterelement. Hier stehen sich drei geneigt stehende Pfosten kreuz und quer gegenüber. Anfang und Ende bilden gerade Pfosten. Zwischen Ihnen breitet sich eine Gummimembran aus, die wiederum mit Seilen an den Pfosten befestigt ist. Gummimembranen bilden das ideale Ergänzungsmaterial zum Seil. Sie sind flexibel, bringen Bewegung ins Spiel und laden auch einmal zum Ausruhen ein.

Auf der obersten Ebene finden sich gleich drei Sport- und Spielbereiche. Zum einen eine Art Parcours, der den Nutzer über Hangelleitern zu einem verschachtelten Feld aus Gummimembranen führt. Außerdem eine Streetballanlage, die Basketballherzen höher schlagen lässt. Sie soll nicht nur für die Pausen herhalten, sondern auch Teil des Sportunterrichts werden. Genau wie die Reckstangen nebendran. Auf unterschiedlichen Höhen angeordnet macht das Turnerparadies die Schweinebaumel zum Kinderspiel.


Besondere Installation auf dem Dach

Für die Spielgeräte auf dem Schulgelände wurden 63 Pfosten aufgebaut. Auf der untersten Ebene konnte das Klettergerüst standardmäßig installiert werden. Die Pfosten werden dafür in den Fundamentgruben auf der Fundamentplatte ausgerichtet, dann wird der Beton eingegossen und wenn das Fundament ausgehärtet ist, ist der Pfosten fest und sicher im Boden verankert. Auf allen anderen Ebenen des Sydhaven-Projektes erforderte der Boden eine Sonderinstallation, da er gleichzeitig jeweils das Dach der Klassenräume und Flure bildet. Tiefe Betonklötze waren demnach nicht möglich. Hier wurde auf ein spezielles kundenorientiertes Verankerungsverfahren zurückgegriffen. Die Pfosten wurden auf große Stahlplatten aufgeschweißt und mit Knotenblechen verstärkt. Diese Platten sind mit Hilfe von Verbundankern und Gewindebolzen mit der Betondecke dauerhaft befestigt. Die Bolzen und Platten werden durch den farbigen EPDM Fallschutz kaschiert.


Ganz in weiß

Das Farbkonzept aller Spiel- und Sportgeräte besticht durch seine Konsistenz und Klarheit. Alle Pfosten sind in mattem Weiß gehalten. Alle Stahlpfosten sind im Zink-Epoxy-Polyesterverfahren pulverbeschichtet und haben einen Außendurchmesser von 133mm. Die Seile dazwischen sind in einem naturfarbenen Beige ausgeführt. In ihrer künstlerischen Anmutung vermitteln die Spielgeräte gleichzeitig ein Gefühl von Freiheit. Freiheit seinen Weg selbst zu wählen. Ob das im Spiel, in der Schule oder im Leben ist.

 

Foto: Berliner Seilfabrik

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