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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.10.2015 - Ausgabe: 5/2015

Spiel und Sport im Sotchi Olympic Park

Von Dr. Chloé Zirnstein, Richter Spielgeräte GmbH

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„Die Aufgabe der Umgebung ist es nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich frei zu entfalten“, so die Pädagogin Maria Montessori. Diese Zielsetzung liegt nahe an der Denkweise der Firma Richter Spielgeräte aus Frasdorf. Die Bereitstellung von Spielräumen wird als gesellschaftliche Notwendigkeit verstanden. Denn, so die Unternehmensphilosophie, vor allem Kinder brauchen das Spiel für ihre Persönlichkeitsentwicklung, aber auch Jugendliche und Erwachsene finden beim Spielen wichtige Impulse. „Wenn wir Spielgeräte entwickeln, steht bei uns der Spielwert an erster Stelle. Unser Anspruch ist es, dass unsere Spielangebote einen hohen Aufforderungscharakter und einen andauernden Spielanreiz ausüben, so dass ein elementares Spielbedürfnis entsteht. Außerdem möchten wir mit unseren Spielgeräten kindliche Fähigkeiten fördern und die Entwicklung sozialer und motorischer Kompetenzen unterstützen. In allererster Linie aber sollen Kinder sich im Spiel vertiefen können und Spaß und Freude mit unseren Geräten haben“, so Geschäftsführer Julian Richter.

Spielen sollte als kindgemäße Art zu leben verstanden werden. Kinder müssen spielen, da sie über das Spiel sich und ihre Umwelt erfahren. Je mehr Raum ihnen zum Spielen gegeben wird, desto höher ist die Chance, dass sie ihr Potential voll entfalten können. Im Laufe der Zeit verändern sich zwar die Spielauslöser, nicht aber die menschlichen Entwicklungsstufen, die mit bestimmten Spielqualitäten verbunden sind.

Das Spielen zieht sich als harmonisierender Faktor wie ein roter Faden durch fast alle Bereich des Lebens. Folgerichtig gibt es Spiel-, Erfahrungs- und Aktivitätsangebote für Menschen jeden Alters. Damit verbunden ist der Wunsch, dass junge und alte Menschen in Frieden miteinander und mit der Natur leben, wobei jeder in seiner Individualität geachtet wird.

Sicht- und greifbar wird dies bei den unterschiedlichsten kleinen und großen Projekten. So auch bei der Planung und Ausstattung des Spielplatzes im Sotchi Olympic Park in Russland. Im Rahmen der Vorbereitungen für die Olympischen Winterspiele 2014 entstand am Schwarzen Meer am Fuße des Kaukasus ein großzügig angelegter Vergnügungspark für Familien. Der Park besteht aus fünf Bereichen: Lichtallee, Land der Helden, Verzauberter Wald, Wissenschafts- und Phantasieland sowie Ökodorf. Auf dem weitläufigen Gelände finden sich unter anderem drei Richter-Spielplätze zu den Themen „Dschungel“, „Ökodorf“ und „Experimente“. Philosophie und Zielsetzung dieser Spielplätze bestehen darin, Familien und insbesondere Kindern die Möglichkeit zu geben, sich innerhalb des Parks mit seinen unzähligen Vergnügungsangeboten eine Auszeit zu nehmen, und eigene spielerische Ideen zu entwickeln und umzusetzen.

Der „Dschungel“-Spielplatz besticht durch vielfältige Balancierstrukturen und einen Kletterwald. Im „Ökodorf“ trifft man häufig Väter, die gemeinsam mit ihren Kindern Floß fahren oder Wasser pumpen. Hier lassen sich außerdem Staudämme bauen und selbstgebastelte Schiffe ausprobieren, und für die Kleinsten stehen verschiedene Spielhäuschen zum Verstecken und als Rückzugsorte bereit. Auf dem Spielplatz „Experimente“ erfahren kleine und große Besucher etwas über physikalische Phänomene wie Spiegelungen, Klänge und Wirbel, und sie können zudem die Gesetze der Fliehkraft an sich selbst ausprobieren.

Mit diesen durch besondere Anregungsvielfalt gekennzeichneten Spiel- und Bewegungsangeboten entstand hier in Sotchi ein in hohem Maße nachhaltiger Spielort, an dem Klein und Groß selbstbestimmt dem Spiel nachgehen können.

Der Aspekt der Selbstbestimmtheit ist bei der zukunftsfähigen Ausstattung von Spielräumen von zentraler Bedeutung. Denn Kinder begreifen spielend die Welt, und sie spielen immer und überall. Jedoch werden sie dafür zunehmend auf eigens dafür vorgesehene und von Erwachsenenhand geplante und gestaltete Flächen verwiesen. Damit sind Spielplätze zu den wichtigsten Spielräumen für Kinder geworden. Wenn sie kreativ und umsichtig geplant werden, können sie auch für ältere Kinder und Jugendliche einen wichtigen Spiel- und Freizeitwert haben. Aber Spielplätze sind auch ein Ersatz für verloren gegangene, natürliche Spielräume. Das selbständige Erkunden der häuslichen Umgebung oder ein gefahrloses Spielen auf Straßen, Gehwegen und Plätzen wird zunehmend schwieriger und unattraktiver. Daher ist es dringend notwendig, Spiel- und Bewegungsräumen besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Eine gute Gestaltung von Spielplätzen gelingt am besten, „wenn man die Bedürfnisse derer berücksichtigt, die später die betreffenden Räume nutzen und sich nicht so sehr von ästhetischen und gestalterischen Gesichtspunkten und dem Wunsch nach Selbstverwirklichung leiten lässt“, so Julian Richter.

Bedauerlicherweise ist oft das Gegenteil der Fall. Vielerorts werden Spielplätze standardmäßig ausgestattet. Dies entspricht jedoch oftmals nicht den ganzheitlichen Bedürfnissen von Kindern. Natürlich wollen Kinder klettern, rutschen, balancieren oder schaukeln. Sie möchten aber auch ihre individuellen Spuren hinterlassen, auf Entdeckungsreise gehen und in Rollenspielen ihre Fantasie ausleben. Die Qualität eines Spielplatzes zeichnet sich demnach nicht allein durch die Auswahl der Geräte aus, sondern auch durch eine durchdachte Raumgestaltung, die Nischen für Rückzug und Rollenspiele bietet. Um die Kreativität von Kindern herauszufordern, müssen Spielorte zudem eine gewisse Gestaltungsfreiheit zulassen, damit sich die Spielmöglichkeiten und Bewegungsabläufe flexibel und individuell entfalten können. Das bedeutet, ein zukunftsfähiger Spielplatz bietet nicht nur Rutschen und Schaukeln, sondern vielfältigste Nutzungsmöglichkeiten, die jedes Kind für sich ganz eigens interpretieren kann. Geplante Räume sollten daher weitestgehend Natürlichkeit bewahren, Raum für Fantasie bieten und Veränderbarkeit zulassen, damit sich das Spielen immer wieder neu erfinden lässt.

Bedeutsam wird in diesem Zusammenhang wiederum der eingangs erwähnte Aspekt der freien Entfaltung, der leider nur allzu oft in Konflikt mit Normenanforderungen steht. So suggeriert die künstliche Welt eines Spielplatzes Kindern eine Sicherheit, die sie außerhalb in dieser Form nicht vorfinden werden. Ein Kind, das sich nie verletzen darf, lernt auch nicht, das Risiko einzuschätzen. Kinder vor allen Gefahren beschützen zu wollen bedeutet, ihnen eine wichtige Erfahrungsgrundlage zu entziehen, ohne die es ihnen schwer fallen wird, sich jenseits von abgegrenzten und künstlich geschaffenen Spielräumen gesund zu entwickeln. Zukunftsfähige Spielgeräte zeichnen sich demzufolge nach Ansicht von Julian Richter dadurch aus, dass sie „Kinder stark machen und ihnen helfen, in einer Welt zu bestehen, die es ihnen immer schwerer macht, sich auf schwierige Situationen vorzubereiten, da sie durch die zunehmende Überbehütetheit und Risikoarmut immer schwächere Charaktere erzeugt“.

 

Foto: Richter Spielgeräte

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