Logo

Playground@Landscape

Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

Slide 0
Slide 1
Slide 2
Slide 6
Slide 7
Slide 8
15.10.2015 - Ausgabe: 5/2015

Spielen heißt Leben

Von Susanne Crawley Larsen, Bürgermeisterin für Kinder und Jugendliche, Stadt Odense, Dänemark und Agnete Lyngbye Kramme, Senior Consultant im Bereich Kinder und Jugend, Stadt Odense

Photo

Stellen Sie sich eine Stadt vor, in der mit der Vision gearbeitet wird, dass das ganze Leben sich um das Spielen drehen sollte – nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Erwachsene und ältere Menschen. Nicht nur in den Kindergärten und Schulen, sondern auch in jeder anderen Bildungseinrichtung, an den Arbeitsplätzen, in den Stadtvierteln – mit anderen Worten eine ganze Stadt voller Spiel, die das Kind in jedem Menschen anspricht.

Das ist die Vision der Stadt Odense in Dänemark. Diese Vision ist von Kindern inspiriert – und natürlich auch von dem berühmten dänischen Märchenautor Hans Christian Andersen. Der Name der Vision ist „Spielen heißt Leben“.

Spielen ist nicht nur eine Aktivität für Kinder. Es ist auch eine grundlegende Art, das Leben zu sehen. Es ist eine Denkweise, die es uns ermöglicht, die vorhandenen Zustände herauszufordern, so dass wir in der Lage sind, neue Erfahrungen und Erkenntnisse zu gewinnen. Dies gilt für Kinder und Erwachsene. Es ist wichtig, motiviert und bereit zu sein zu lernen. Es beginnt mit den Kindern, aber der Rest von uns – einschließlich politischer Entscheidungsträger und lokaler Behörden – kann sich von Kindern inspirieren lassen, so dass wir unsere Fähigkeit zu lernen und umzudenken unser ganzes Leben lang nicht verlieren.

Eine Stadt sollte den Rahmen für ein gutes Leben mit einer hohen Qualität für den Einzelnen und für die Familien schaffen. Die Möglichkeit, innovativ und kreativ zu sein, ist sehr wichtig. Deshalb hat Odense eine neue Richtung eingeschlagen. Die Stadt muss umdenken, um wachsen und sich entwickeln zu können. Wir müssen eine große Stadt mit attraktiven Arbeitsplätzen sowie hoher Qualität der Bildungseinrichtungen, Veranstaltungen und der städtischen Umwelt schaffen. Im Umdenken liegt ein großes Potenzial für die Zukunft von Odense, daher müssen wir einen neuen Weg einschlagen, eine neue Vision.

In der Vergangenheit war Odense eine wichtige Stadt in Dänemark – in politischer, kultureller und industrieller Hinsicht –, aber wir stehen an einem Scheideweg und müssen neue Wege finden, um die starke Position der Vergangenheit wiederzuerlangen. Odense ist über 1000 Jahre alt und die alte historische und kulturelle Hauptstadt von Fünen. Es war einmal die zweitgrößte Industriestadt Dänemarks, und viele große Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes wurden hier gegründet.

Die Vision „Spielen heißt Leben“ basiert auf dem Zitat „Reisen heißt Leben“ von Hans Christian Andersen. Aber das Zitat brauchte ein kreatives Element, ein Element, das die Transformation von einer Industriestadt zu einer wissensbasierten Großstadt aufzeigt. Darüber hinaus setzt diese Vision einen starken Akzent auf die Idee des Spielens. Spielen ist eine Alternative zu Worten wie „Kreativität“ und „Innovation“ auf eine etwas humorvolle Art. Wir möchten die Lebensqualität in Odense durch eine Kombination von Arbeit und Spielen verbessern. Also, wie spielt die Stadt? Alles beginnt – wieder einmal – mit den Kindern...

Eines der Projekte im Zusammenhang mit der Vision „Spielen heißt Leben“ ist das Projekt Zukunftsspielplätze. Das Projekt konzentriert sich auf zukunftsweisende Spielplätze und Aktivitäten im Freien, und es ist sehr viel mehr als nur eine Sammlung verschiedener Geräte, mit denen man spielen kann. Es geht um die Schaffung eines Ortes, der Kinder durch die Erfahrungen und Eindrücke, die ein Spielplatz ihnen geben kann, beeinflusst. Die Spielplätze sind unverzichtbar für die Schaffung von Aktivitäten, die Kinder bei der Entwicklung ihrer motorischen Fähigkeiten, der Gesundheit, der Selbstachtung und des Gefühls der Identität durch Herausforderungen und Selbstentwicklung unterstützen. Gleichzeitig ist der Spielplatz auch ein Ort zum Lernen und zur Entwicklung neuer Spielkulturen. Aus diesem Grund spielen die Spielplätze eine wichtige Rolle in der Vision der Stadt – wie auch für die Kinder- und Jugendpolitiker, die die Ziele für die Kinder und Jugendlichen setzen.

Seit dem Jahr 2006 haben die politischen Entscheidungsträger in Odense fast 8,5 Millionen Euro der Renovierung und dem Ausbau von Spielplätzen in Kindergärten und Schulen zugewiesen. Das Geld wird über einen Zeitraum von 14 Jahren ausgegeben. Um Anträge zum Abrufen dieser Mittel anzuregen, wurden zwei Demonstrationsspielplätze eingerichtet. Einer dieser Spielplätze befindet sich in einem Kindergarten für Kinder im Alter von 0 - 6 Jahren. Der andere Spielplatz befindet sich in einer Schule für Kinder im Alter von 6 - 18 Jahren. Der Spielplatz in der Schule ist ein Roboterspielplatz, der die Messlatte für eine Verbindung zwischen Spielen und Lernen sehr hoch legt. Der interaktive Spielplatz stimuliert das Spielen der Kinder mit Lernelementen. Gleichzeitig gewöhnen sie sich noch besser an die moderne Technik. Es wurde außerdem ein teilweise elektronischer Spielplatz vor allem für Kinder mit motorischen Behinderungen sowie ein Musikspielplatz, ein Spielplatz mit Wasser und Fischen und ein Blumenspielplatz eingerichtet. Sämtliche Spielplätze sind für alle Interessierten geöffnet, und wir laden alle Besucher aus Dänemark und dem Ausland ein, die Spielplätze zu besichtigen.

Die Mittel des Fonds werden für die Entwicklung neuer, sicherer Zukunftsspielplätze und für die Renovierung der vorhandenen Spielplätze eingesetzt. Kindergärten und Schulen können die Mittel beantragen, und der politische Rat für Kinder in Odense hat als Kriterium festgelegt, dass Spielplätzen, bei denen Sanierungs- und Renovierungsbedarf besteht, Vorrang vor neuen Spielplätzen gegeben werden soll. Darüber hinaus werden die Spielplätze über spezielle Einrichtungen für Kinder mit besonderen Bedürfnissen verfügen.

Um die Mittel abzurufen, benötigen die Antragsteller (Lehrer oder Erzieher) einen Plan für den Zukunftsspielplatz mit einer Beschreibung des gesamten Spielplatzprojekts, die das Ziel, die Inhalte und die pädagogischen Erwägungen im Hinblick auf andere organisatorische und pädagogische Entwicklungen der Institution enthält. Die Beschreibung muss auch die Möglichkeiten für Aktivitäten und Lernen in einer breiteren Perspektive enthalten. Sie muss beschreiben, wie der Spielplatz die Entwicklung der Kinder herausfordert. Bisher wurden viele Spielplätze in Kindergärten und Schulen im Rahmen des Projekts Zukunftsspielplätze renoviert.

Das Projekt Zukunftsspielplätze ist ein Beispiel dafür, wie die Stadt Odense nicht nur signalisiert, sondern auch zeigt, dass das Spiel in dieser dänischen Stadt, in der Spielen Leben heißt, ernst genommen wird. Wir hoffen, dass Sie kommen und mitspielen.

 

Fakten

Die Stadt Odense ist mit ihren 195.866 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Dänemark. Sie bietet mehr als 250 spannende Spielplätze für Kinder aller Altersgruppen. Die Spielplätze unterscheiden sich in Größe, Qualität, der Auswahl der Spielgeräte und dem Umfeld. Einige sind sehr traditionell: mit Sandkästen, Klettergerüsten, Schaukeln und Spielhäusern. Andere verfügen über neu entwickelte Spielgeräte und elektronische Spiele. Auf einem Spielplatz finden Sie Musikinstrumente – auf einem anderen finden Sie sich von Blumen, Sträuchern und Bäumen umgeben, die den Geruchssinn anregen.

 

Foto: Susanne Crawley Larsen, Kompan

Mehr zum Thema Planen, Gestalten, Bauen

image

Planen, Gestalten, Bauen

Gemeinsam planen für eine gesunde Stadt

Gesunde, gerechte, resiliente und damit lebenswerte Kommunen zeichnen sich dadurch aus, dass gesundheitliche Belange wie Ruhe, Erholung, Wohlergehen, Bewegung, Stressbewältigung und Entspannung in der Stadtplanung...

image

Planen, Gestalten, Bauen

„Grünes Band“ Oststadt Hildesheim

Die Stadt Hildesheim hat seit vielen Jahren über die Städtebauförderung Zuschüsse des Bundes und des Landes eingeworben. Sie leistet damit einen erheblichen Beitrag zur...

image

Planen, Gestalten, Bauen

Neue Formen der Raumaneignung von unten – Die Bedeutung informeller Ansätze für die Sport- und Stadtentwicklung

In der vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) durchgeführten Modellvorhabenforschung des experimentellen Wohnungs- und Städtebaus (ExWoSt) konnten viele...

image

Planen, Gestalten, Bauen

St. Maria als… Freiraum in der Stadt

„Wir haben eine Kirche – haben Sie eine Idee?” Mit dieser Frage startete im Mai 2017 ein offener Beteiligungsprozess in der katholischen Kirche St. Maria in Stuttgart. Besucher*innen, Bürger*innen und Kirchengemeinde wurden...

image

Planen, Gestalten, Bauen

Die „durchwachsene Stadt“: klimafreundliches Leitbild für Städtebau und Architektur

Klimagerechter Städtebau und klimaschutzorientierte Gebäudeplanung können Sauerstoff produzieren und die Luftqualität auf verschiedenen Ebenen verbessern. Die Energieeinsparungen von Gebäuden sind...