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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.04.2016 - Ausgabe: 2/2016

Ein besonderer Spielraum: die Erich Kästner-Schule in Oelde

Von Christine Wolf, wbp Landschaftsarchitekten GmbH

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Die LWL-Förderschule mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung in Oelde ist der zentrale Lern- und Entwicklungsraum für rund 180 Kinder und Jugendliche mit einer Körper- oder Mehrfachbehinderung. Der Schulneubau des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) erhielt bei der Vergabe des Deutschen Spielraumpreises einen Sonderpreis, da das Schulgelände entgegen der Auslobung nicht öffentlich zugänglich ist.

“Das Gesamtkonzept der Gestaltung, Innen und Außen zu einem einheitlichen Ganzen zusammenzuführen, ist nach Auffassung der Jury besonders gut gelungen.”, heißt es in der Begründung und weiter “hat insbesondere auch das komplexe, gut durchdachte und sorgfältig abgewogene Angebot zur Förderung von Spiel und Bewegung, sowie der Naturerfahrung und dem Erleben von Natur [überzeugt].” Damit wurde gewürdigt, was alle am Planungsprozess Beteiligten angetrieben hat, nämlich die Förderziele für die Kinder und Jugendlichen, wie Sprache und Kommunikation, Motorik, Wahrnehmung, Kognition, Sozialkompetenz und Emotionalität, Selbstverwirklichung und Lebensgestaltung mit der Gestaltung des Umfelds zu unterstützen. Dem entsprechend wurde der Außenraum gemäß den Anforderungen an die verschiedenen Altersgruppen und Nutzungsangebote zoniert und gestaltet und auf eine gute Synergiewirkung von Innen und Außen geachtet.

Der Planungsprozess erfolgte in engster Abstimmung mit der Lehrerschaft, die Ergebnisse wurden den Schülern und Eltern zur Diskussion gestellt. Dabei kam den Lehrern eine wichtige Mittlerrolle zu, sie fragten im Rahmen des Unterrichts die Wünsche der Kinder und Jugendlichen ab und gaben sie den Planern. Dabei stellte sich heraus, dass es den Schülern der Erich-Kästner-Schule besonders wichtig war, „normale“ Spiel- und Bewegungsangebote nutzen zu können.

Die rund 180 Schüler können an der Ganztagsschule ihre gesamte Schulzeit (11 Jahre) verbringen. Es gibt drei Schulstufen: die Unterstufe (Eingangsklasse und Klasse 1-4), die Mittelstufe (Klasse 5-8) und die Abschlussstufe (9 und 10). Die Eingangsklasse versteht sich als Übergang zwischen Kindergarten und Schule und ermöglicht den Schülerinnen und Schülern spielerisch den Aufbau von Handlungskompetenz über Körper-, Material- und Sozialerfahrungen. In der Abschlussstufe haben die Jugendlichen die Möglichkeit einer schulbegleitenden Ausbildung (z.B. Gartenbau).

 

Klare Raumnutzung

Die Anordnung des Gebäudes auf dem Grundstück ermöglicht sehr klare Nutzungsräume und Angebote mit unterschiedlichen Aktivitätsgraden.

Im Erschließungsbereich und in Nachbarschaft der Aula finden sich großzügige nutzungsoffene Pausen- und Spielbereiche für das Toben, das freie Spiel und Kommunizieren wie auch der Parkplatz für Kleinbusse, der zugleich auch als Multifunktionsspielfeld dient. Morgens und abends parken hier die Busse und dazwischen wird die große Belagsfläche zum Ballspiel und für GoKartrennen genutzt. Im Umfeld der Aula und als Bindeglied zu den angrenzenden Außenbereichen wurde ein Raum gewünscht, der als offene Pausenfläche auch für Veranstaltungen genutzt werden kann. Baum- und Sitzgruppen laden in diesem Bereich zum Verweilen ein. Die Sitzpodeste können auch als Bühne genutzt werden.

Daran anschließend wurden differenziertere Spiel-, Bewegungs- und Aufenthaltsbereiche mit verschiedensten Angeboten vorgesehen, wie zum Beispiel ein Rollstuhlparcours, eine Kletterlandschaft und eine große Sandspielfläche mit der Möglichkeit zum Sand-Wasser-Matschen. Sonnensegel überspannen einen Teil der Sandfläche. Sie schützen vor direkter Sonneneinstrahlung und bilden für spielende Kinder einen geschützten Teilraum. Die östliche, etwas abseits gelegene Freifläche beherbergt einen Garten- und Naturbeobachtungsbereich mit verschiedenen Beeten (Beeren, Kräuter, etc.) und Pflanzbereichen, ein mit dem Rollstuhl unterfahrbares Hochbeet und im abgelegensten und daher ruhigsten Bereich wurde ein „Abschiedsgarten“ mit einem von einem Künstler (Herrn Düchting) gestalteten Gedenkstein angelegt.

Auf der rückwärtigen, an den Wald angrenzenden Fläche fanden ein Kunstrasenfeld (die Nummer 1 auf der Wunschliste der Schüler) und ein Ausbildungsgarten für die Abschlussklasse ihren Platz. Im Innenbereich der Schule wurde ein kleiner Hof in Nachbarschaft der Therapieräume für Therapiezwecke mit einem Barfußweg ausgestattet.

 

Barrierefrei lernen und spielen

Barrierefreiheit spielt an der Erich-Kästner-Schule natürlich eine übergeordnete Rolle. Das ebene Gelände bietet an sich schon wenig Hindernisse und mit Ausnahme des Spielhügels sind alle Anlagen im Freiraum für Rollstuhlfahrer erreichbar: Rampen öffnen den Zugang zur Sandfläche, das Hochbeet ist unterfahrbar, es gibt ein Rollstuhlkarussell und einen Rollstuhlparcours, der speziell für diesen Schulhof geplant und realisiert wurde.

Die Zonierung des Außenraums, die Spielelemente und Geräte sind in enger Abstimmung mit der Lehrerschaft ausgewählt und hinsichtlich des Materials mit dem Gesamtmaterialkanon (vorrangig Holz) abgestimmt worden. Alle Beteiligten wünschten sich eine abwechslungsreiche Schul- und Spiellandschaft.

Eine Besonderheit stellt der im Detail entwickelte ebenso farbenfrohe wie anspruchsvolle Rollstuhlparcours dar, der in enger Abstimmung mit der Schule geplant und umgesetzt wurde.

Gestalterisch bilden Gebäude und Freiraum eine selbstverständliche Einheit. Bei der Material- und Farbwahl für die Beläge, die Möblierung und die Spielgeräte wurden die des Schulbaus aufgegriffen. Der warme Farbton des gelblichen Klinkers taucht im Belag auf. Fallschutzbeläge und Holz bleiben im warmen Farbenspiel. Sogar bei der Auswahl der Bäume im Aulaumfeld wurde eine Ahornsorte mit einem kupferfarbenen Laub ausgewählt, die sich harmonisch einfügt.

Statt einer Aneinanderreihung von Spielgeräten wurde eine Spiel- und Kommunikationslandschaft geschaffen, die die vielen Teile zu einem ruhigen und selbstverständlichen Ganzen zusammenfügt. Die Außenbereichsgestaltung ist auch nicht statisch, sondern kann verändert und ergänzt werden kann.

Die Kinder und Jugendlichen fühlen sich hier sehr wohl und nutzen intensiv die vielfältigen Bewegungs- und Erprobungsangebote, schätzen aber auch die Rückzugs- und Naturbeobachtungsbereiche

Siehe auch- Homepage der Erich Kästner-Schule in Oelde > vgl. Link unter  www.lwl.org

 

 

Foto: Claudia Dreyße, Dortmund

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