Neue Schule - neues Glück
Wenn es eng wird im eigenen Haus, weil die Familie wächst, ist es Zeit für einen Wohnungswechsel. Besteht gar die Möglichkeit für einen Neubau, umso besser, lassen sich doch so...
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Nachhaltige Entwässerungssysteme für Sportplätze liegen im Trend und sind vergleichsweise einfach realisierbar. Das Ziel ist, große und kleine Wassermengen aufzufangen, zwischenspeichern und dem natürlichen Wasserkreislauf zuzuführen. Denn die grundsätzlichen Herausforderungen unserer Zeit sind klar: Bei zunehmender Verdichtung von urbanen Zentren sollte Entsiegelung oder alternativ ein gesteuerter Umgang mit Wasser stattfinden.
Munder und Erzepky Landschaftsarchitekten setzen daher bei immer mehr Sportplätzen oder auch Schulhöfen vorzugsweise auf ein Mulden-Rigolen-Entwässerungssystem. Das Niederschlagswasser versickert mithilfe von Mulden und Rigolen vor Ort und wird gezielt wieder an den Boden abgegeben. Mit diesem Kreislaufsystem wird eine übermäßige Vernässung des Untergrundes verhindert und eine langfristige Funktionalität eines Sportplatzes gewährleistet. Zuletzt konnten sich die 200 Schülerinnen und Schüler der Offenen Ganztagsgrundschule Harkshörn in Norderstedt über einen neuen, bunten und nachhaltigen Sportplatz an ihrer Schule freuen.
Ausgangslage
Die alte Sportanlage der Grundschule in Norderstedt war stark vermoost und der gängige rote Kunststoffbelag regelmäßig gerissen und ausgebessert worden. Diese Situation war auf den dichten Baumbestand um den Platz zurückzuführen, der zur Nässebildung beitrug und intensive Pflegemaßnahmen zur Folge hatte. Die Stadt Norderstedt und das Amt für Gebäudewirtschaft beauftragten daher eine umfassende Sanierung: „Wir wünschten uns, dass die Probleme des alten Sportplatzes untersucht werden und für die neue Planung langfristige Lösungen, vor allem für die Entwässerung, gefunden werden. Außerdem sollte die gesamte Fläche farbenfroh und somit attraktiv für Kinder und Jugendliche werden“, sagt M. Sc. Aiko Henke, zuständig für den Neubau und die Sanierung der Außenanlagen in Norderstedt.
Entwurf
Der Moos- und Algenbildung wurde entgegengewirkt, indem das Spielfeld für Fußball aus dem Schatten und dem Baumkronenbereich der Bäume gerückt wurde. Es ist damit dichter an die Laufbahn gelegt worden. In Verlängerung des Spielfeldes an der Stirnseite, in Gelb farblich abgehoben, ist die Anlauf- und Sprunggrube für den Weitsprung platziert worden. Parallel zur Längsseite des Spielfeldes, am alten Standort, wurde eine in Lila gehaltene neue Laufbahn angelegt.
Für die Entscheidung, welches Entwässerungssystem zu empfehlen ist, wird jedes Grundstück, das saniert oder neu als Sportplatz angelegt werden soll, von Munder und Erzepky Landschaftsarchitekten individuell geprüft. Es zählen die Parameter Bodenbeschaffenheit, die Tragfähigkeit des Bodens, die Topographie, die natürliche Vorflut oder das vorhandene Sielsystem. So ist zum Beispiel Lehm als vorherrschender Bodenstoff ungeeignet für ein nachhaltiges Regenwassermanagement, da das Niederschlagswasser schlecht bis gar nicht versickern kann. Es werden daher Bodenproben durchgeführt, die jeweils Einfluss auf den Entwurf und die Ausführung des Bauvorhabens haben.
Im Fall der Sanierung des Sportplatzes der Grundschule Harkshörn in Norderstedt passten die Ergebnisse der Prüfungen für die Projektleitung und Landschaftsarchitekten Johanna Bauer und Wolfram Munder von Munder und Erzepky soweit, dass ein nachhaltiges Kreislaufsystem für die Entwässerung empfohlen und eingeplant werden konnte.
Umsetzung
Die Bodenproben haben auch ergeben, dass für diesen Sportplatz zunächst die Tragfähigkeit des Bodens nachgebessert werden musste. Und zwar dort, wo es für den geplanten Kunststoffbelag und die zukünftige Nutzung verschiedener Sportarten notwendig war sowie im Bereich der befestigten Flächen.
Der sandige Baugrund wurde nach einem teilweisen Bodenaustausch mit einer Schaffußwalze in mehreren Arbeitsgängen verdichtet. Mit dieser besonderen Bearbeitung erreicht man auch die tieferen Bodenschichten und verbessert somit die Tragfähigkeit. Danach kam das hochwertige Tragschichtmaterial Hyperdur zum Einsatz. Die verschiedenen Tragschichten wurden aufgetragen und mehrfach statisch verdichtet.
Für das Regenwassermanagement sind zwei Rasenflächen parallel zu den Längsseiten des Spielfelds als Mulden modelliert worden, sodass das Niederschlagswasser von den Oberflächen zunächst hierin abfließt. Am Tiefpunkt der Mulden befinden sich unterirdisch sogenannte „Rigolen“, also Gräben gefüllt mit grobkörnigem Kies, die das Wasser zunächst aufnehmen können. Sie sorgen außerdem dafür, dass das angesammelte Wasser allmählich und gezielt wieder an den Boden abgegeben wird. Dadurch, dass es nicht abgeleitet wird, steht das Wasser den Bäumen vor Ort zur Verfügung.
Das Wort Rigole stammt aus dem Französischen und bedeutet Rinne oder Graben. Die Funktion einer Rigole ist also eine Art Pufferspeicher. So wie sich das Wort weiterentwickelt hat, schreiten auch die technischen Lösungen voran. Es gibt Kiesrigolen, Kastenrigolen als Kunststofffüllkörper oder große Tunnelrigolen in Gewölbeform. Die Wahl hängt von dem Bauprojekt ab – bei einem Sportplatz, der wenig bis gar nicht von Fahrzeugen befahren wird, kann mit den eher einfachen und kleinen Kiesrigolen gearbeitet werden. Die Größe ergibt sich auch aus den zu erwartenden Niederschlägen.
Weitere Kiesrigolen sind an günstigen Stellen des Sportplatzes platziert worden, um dem Regenwasser eine gleichmäßige Versickerungsmöglichkeit zu ermöglichen. Durch diese gezielte Steuerung und Pufferzonen für das Niederschlagswassers sind keine zusätzlichen Versickerungsrohre notwendig und im Boden kann vollständig auf Kunststoff oder Plastik verzichtet werden.
Um die Rasenmulde sicher und barrierefrei überqueren zu können, ist an einem Ende eine kleine Brücke aus einem Betonfertigteil platziert worden. Über diese sind beide Seiten des Spielfeldes gut zu erreichen. Eingefasst und abgegrenzt vom Spielfeld wurden die Mulden und die Fertigelemente durch eine helle Pflasterung, die ein harmonisches Bild zu den hellen Farben der Deckschichten ergibt.
Das Farbschema für die EPDM-Deckschicht ist durch die Firma Polyplace digital individuell angemischt und zur Auswahl gestellt worden. Der Wunsch der Stadt Norderstedt, Amt für Gebäudewirtschaft, nach einem bunten und modernen Sportplatz für die Grundschule Harkshörn konnte mit den Farben Grün, Gelb und Lila in die Tat umgesetzt werden. Die Wahl einer passenden Linierung fiel für das Spielfeld und die Laufbahn auf das klassische Weiß, um Ruhe in das Gesamtbild zu bringen. Das Spielfeld erhielt eine Fußball-Linierung und zusätzlich besondere Bolzplatztore, deren Stangen mit Sand aufgefüllt sind und somit weniger Lärm entsteht. Der Weitsprungbereich wurde rot liniert, um einen Kontrast für die Sportanlage zu erzeugen.
Fazit
Abwechslungsreicher Sportunterricht und spannende Fußball-Matches sind nun für die Schülerinnen und Schüler der Offenen Ganztagsgrundschule Harkshörn auf dem Fußballfeld, auf der neuen Sprint-Laufbahn sowie beim Weitsprung wieder möglich. „Wir sind sehr zufrieden, dass wir für dieses Projekt ein nachhaltiges Regenwassermanagement realisieren konnten, und hoffen, dass dies bei immer mehr Bauvorhaben möglich ist und gewünscht wird“, sagt die Projektleiterin Johanna Bauer von den Munder und Erzepky Landschaftsarchitekten bdla. Im September 2022 konnte der Sportplatz mit Baukosten von ca. 450.000 EUR brutto fertiggestellt werden. Er hebt sich durch ein durchdachtes und nachhaltiges Regenwassermanagement ab.