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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.02.2023 - Ausgabe: 1/2023

Spiel-, Sport- und Ruhebereich zugleich – Wie unterschiedliche Anforderungen auf kleinstem Raum umgesetzt werden können

Von Daniel Bündgens (adlerolesch Landschaftsarchitekten München GmbH)
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© adlerolesch Landschaftsarchitekten München GmbH

Das von adlerolesch Landschaftsarchitekten München GmbH geplante Schulgelände erstreckt sich über eine Fläche von rund 6.900 Quadratmeter und wurde im Jahr 2018, mit einer Baukostensumme von 1.022 Mio. Euro brutto, fertiggestellt. Die Freianlagen der neuen Grundschule II am Fürholzer Weg in Neufahrn bei Freising, zeichnen sich durch eine multifunktionale Gestaltung und Gliederung in fünf unterschiedliche „Höfe“ aus.

Der öffentlich zugängliche Eingangsbereich bildet den ersten Hof. Dieser Eingangshof, mit seinen einladenden Sitzpodesten und der natürlichen Verschattung durch Baumpflanzungen, ist komplett autofrei und bietet somit den Schüler:innen von der angrenzenden Bushaltestelle einen direkten und sicheren Zugang zur Schule. Die großen Sitzpodeste auf diesem Vorhof sind aus Betonfertigteilen in Anthrazit und Holzauflagen aus Douglasienholz. Durch den starken Farbkontrast zwischen dem hellen Pflasterbelag und den dunklen Sitzpodesten, werden diese klar herausgehoben und sind dadurch auch deutlich für Menschen mit Sehbehinderung zu erkennen.

Im Eingangsbereich wird den Schülerinnen und Schülern ein auf ihre Bedürfnisse perfekt abgestimmtes Parksystem angeboten. Um ein wildes Parken von Fahrrädern und Tretrollern zu verhindern, sind sowohl ausreichend Stellplätze für Fahrräder, als auch moderne abschließbare Rollerständer für Tretroller vorhanden. Somit wird es auch Schüler:innen ohne einen Fahrradführerschein ermöglicht, ihre Tretroller sicher im Hof abzustellen. Der Großteil dieser Abstellmöglichkeiten wurde zudem überdacht und ist somit vor Regen und Schnee geschützt.

Im Herzen des Schulgeländes liegt der große Pausenbereich, der durch die Fassaden des neuen Schulgebäudes, der alten Grundschule I und die umgebenen Grundstücke eingegrenzt wird. Er ist somit von allen Seiten geschützt, eingezäunt und autofrei.

Der zentrale Pausenhof, wird direkt von den Schulgebäuden und der Mensa aus erreicht. Hier wurde ein Bodenbelag aus sandfarbenem Farbasphalt gewählt, der durch seine Rutschhemmung eine sichere Bewegungsfläche zum Spielen der Kinder bietet. Als Ausstattungselemente sind hier, widerspiegelnd zum Eingangsbereich, Baumpflanzungen vorgenommen worden, die zu einer natürlichen Verschattung beitragen. Additiv werden die großzügigen Baumscheiben mit einer artenreichen Staudenpflanzung begrünt und zum Teil mit Sitzmöglichkeiten ergänzt. Durch die Baumpflanzungen kann in diesem Teil des Innenhofs für die Schüler:innen im Sommer ein angenehmes Mikroklima und somit ein wertvoller Aufenthaltsbereich geschaffen werden. Zusätzlich wurde über die Pflanzflächen und Baumgruben eine natürliche Retention des Regenwassers auf dem Schulhof gewährleistet. Damit wird die Menge des abzuleitenden Regenwassers stark verringert und stattdessen für die Pflanzen nutzbar gemacht.

Der Pausenhof geht in den kleiner parzellierten „Gartenhof“ über, der durch unterschiedliche Beläge und Heckenpflanzungen den Kindern einen abwechslungsreichen Spielbereich mit Versteck­möglichkeiten bietet. Zwischen den Gehölzpflanzungen befinden sich auch größere Holzdecks, die zum Verweilen einladen. Den Schüler:innen wird in den untereinander abgegrenzten Bereichen zwischen den Heckenpflanzungen ein Rückzugsort geboten, an dem sie sich während den Pausen erholen können und einen Platz zum Ausruhen finden. Auch hier wurden die Pflanzflächen so geplant, dass eine natürliche Retention des Regenwassers stattfinden kann. Der Belag im hinteren Bereich des Gartenhofs besteht aus Holzhackschnitzeln, die sowohl die nötigen Fallschutzeigenschaften bieten, als auch eine wasserdurchlässige Schicht darstellen, so dass kein Anschluss der Belagsflächen an das Kanalnetz notwendig ist.

Im Sporthof gibt es eine Laufbahn aus grünem EPDM-Belag, die an einem Ende in einem Weitsprung-Bereich mit Sand endet. Durch diese Laufbahn hat die Schule eine ideale Möglichkeit, den Schulsport direkt an der Schule im Freien abzuhalten. Zusätzlich können die Kinder diesen Bereich in den Pausenzeiten nutzen, um sich auszutoben und gegebenenfalls schon für den nächsten Sportunterricht zu üben.

Für viel Spiel und Spaß sorgt auch der gegenüber liegende großzügige grüne Tiefhof. Dieser verfügt über eine große Spielwiese, auf der verschiedene Spielgeräte platziert wurden und die Kinder zum Spielen miteinander animiert. Dazu zählen zum Beispiel Balancierstämme, Holzstämme die drehend gelagert sind, Basketballkörbe und vieles mehr. Ein großer Vorteil des grünen Tiefhofs ist auch die Reduzierung des Lärms für das umliegende Wohngebiet. Hier können sich die Kinder frei austoben ohne dabei die Anwohnenden zu stören.

Das Highlight auf diesem grünen Hof ist für viele Schüler:innen die herausfordernde Kletterwand. Ein spinnennetzartiges Geflecht aus starken Seilen, die an der Wand und im Boden verankert sind, bilden eine spannende Klettermöglichkeit, welche mit unterschiedlichen Zusatzmaterialien wie zum Beispiel Gummimatten, Klötzen und Kunststoffplatten ausgestattet ist. Als Fallschutz wurde hier ein EPDM-Belag in zwei unterschiedlichen Farben gewählt. Im vorderen Bereich, in dem es von der Rasenfläche aus auf den Fallschutz-Belag geht, wurde ein helles Grün gewählt. Die klare Kante zwischen Rasen und EPDM-Belag ist hier somit sichtbar, wird jedoch optisch als eine gemeinsame Fläche wahrgenommen. Für den hinteren Bereich wurde ein farblich kontrastierender EPDM-Fallschutz aus dunklem Blau gewählt, der zur Wand hin ansteigt. Dieser gut sichtbare Übergang hebt die Fläche visuell heraus, wodurch die Höhe beim Klettern besser eingeschätzt werden kann.

Für die Schüler:innen, die sich an einer schwierigeren Klettermöglichkeit versuchen möchten, gibt es auch eine Boulderwand. Der EPDM- Belag, der sich auf dieser Fläche fortsetzt, sorgt dafür, dass die wagemutigen Kletternden nach Erklimmen der Wand auch sicher wieder unten landen können.

Im Übergangsbereich vom oben gelegenen Pausenhof zum grünen Tiefhof befindet sich sowohl eine Treppe als auch eine Rutsche für die Kinder. Links und rechts der Rutsche wurde ein künstlicher Hang modelliert, der den Übergang von oben nach unten auch begehbar macht. Hierfür wurde auch wieder ein dunkelblauer EPDM-Belag gewählt, über den die Schüler:innen nach dem Herunterrutschen sogleich wieder den „Berg“ erklimmen können.

Eine weitere Möglichkeit den Höhenunterschied der beiden Ebenen zu überwinden sind die Öffnungen in der Mauer. Durch diese Öffnungen können die Kinder direkt über das Kletternetz nach oben oder unten klettern.

Das gesamte Gelände des Pausenhofs ist so gestaltet, dass alle Bereiche auch für Menschen mit Beeinträchtigung erreichbar sind und genutzt werden können. Um den Höhenunterschied vom oberen zum unteren Teil des Geländes barrierefrei zu überbrücken, wurde ein barrierefreier Weg geschaffen, über den alle Bereiche des Innenhofs erreichbar sind.

Um den vorhandenen Baumbestand auf dem Grundstück zu sichern und auch in der neuen Gestaltung wieder mit einbinden zu können, wurde dieser während der Bauarbeiten sorgfältig geschützt. Dadurch konnte der vorgefundene Baumbestand weiterhin erhalten bleiben und das Gesamtbild des Schulhofs prägen.

Eine weitere Herausforderung für die Ausführung der Baumaßnahmen war zudem das Bauen im laufenden Betrieb der Schule. Hier galt es besonders zu beachten, dass die Baustelle nicht durch Kinder betreten werden konnte und die Lärmbelastung während des Unterrichts so gering wie möglich gehalten wird.

Durch die gelungene Verbindung der unterschiedlichen Bereiche entsteht ein lebendiger und kunstvoller Pausenhof, der die Anforderungen von Spiel-, Sport, und Ruhebereich mit gelungener Gestaltung verbindet. Die vielfältige Nutzungsmöglichkeit des Schulhofes stellt eine herausragende Besonderheit der Grundschule in Neufahrn bei Freising dar.


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