Logo

Playground@Landscape

Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

Slide 0
Slide 1
Slide 2
Slide 6
Slide 7
Slide 8
19.08.2016 - Ausgabe: 4/2016

Wie grün sollen unsere Städte werden? Und mit wie viel Bewegung?

Von Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly aus Nürnberg

Photo

Die Stadt Nürnberg gehört zu einer der am dichtesten bebauten Großstädte Deutschlands. Den über 500.000 Nürnbergerinnen und Nürnbergern und zahlreichen Gästen stehen rund 417 Hektar Grünfläche für Freizeit und Erholung zur Verfügung. Nürnberg wächst weiter und der Bedarf an Wohnungen und Arbeitsplätzen steigt.

Neben der Ausweisung neuer Bauflächen muss die Stadt auch gesunde Lebensverhältnisse schaffen, für schadstoffarme Luft sowie unbelastete Böden und Gewässer sorgen. Ebenso müssen Klimawandel, der Erhalt der Biodiversität, der Schutz der historisch gewachsenen Kulturlandschaften wie Reichswald, Knoblauchsland und Auen berücksichtigt werden.

Die Planung und Herstellung von neuen Grün- und Freiflächen und deren Vernetzung zu dicht bebauten Stadtgebieten ist ein weiteres wesentliches Ziel für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung. Eine gute Lebensqualität zeichnet sich durch ein attraktives Wohnumfeld mit ästhetisch ansprechenden Freiräumen aus, die den heutigen Anforderungen einer sich wandelnden heterogenen Stadtgesellschaft gerecht werden. Der Wunsch der Einwohner, in einer Stadt der kurzen Wege zu wohnen, geht einher mit dem Bedürfnis, Erholung in nächster Umgebung erleben zu können. Mit zunehmenden Alter und eingeschränkter Mobilität nimmt der Belang leicht erreichbarer, gepflegter und sicherer Grünflächen in der nahen Wohnumgebung einen wachsenden Stellenwert ein. Für Familien mit Kindern spielen die wohnungsnahen Grünflächen eine entscheidende Rolle für eine gute urbane Lebensqualität. Die vielfältigen Freiräume müssen gut erreichbar sein, nach den Anforderungen des geänderten Mobilitäts- und intensiven Nutzungsverhalten gestaltet werden sowie soziale als auch ökologische Ansprüche und Funktionen integrieren: vielfältige Naturräume als Rückzugs- und Erholungsorte, Spiel-, Sportmöglichkeiten für aktive Bewegung oder auch Begegnungsorte.

Die wachsende Stadt mit den Folgen einer weiteren Nachverdichtung führt zu erheblichen Flächenkonkurrenzen. Diese Herausforderungen erfordern neue planerische Strategien. Ziel ist die enge Verzahnung von Stadt- und Freiraumplanung, um ein vielfältig verknüpftes innerstädtisches Grünflächensystem mit ausreichend bemessenen gliedernden Grünstrukturen und durchgehenden Freiraumverbindungen im Sinne einer nachhaltigen räumlichen Gesamtentwicklung dauerhaft zu sichern und zu entwickeln. Die Basis der integrierten Nürnberger Stadtentwicklung ist eine qualifizierte Innenentwicklung, die ein ausreichendes Angebot an qualitativ hochwertig verfügbaren Grün- und Freiräumen in Wohnungsnähe gewährleistet. Grün in der Stadt schafft mehr als Lebensqualität, es ist „Stadtortfaktor“!

Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, hat die Stadt Nürnberg einen Masterplan Freiraum erarbeitet. Dieses gesamtstädtische Freiraumkonzept und das Leitbild „Kompaktes Grünes Nürnberg 2030“ sollen die Grundlage der Grün- und Freiraumplanung der Stadt Nürnberg bilden und mit dem Gewerbeflächenentwicklungsprogramm sowie dem künftigen Konzept „Wohnen 2025“ abgeglichen werden. Zielsetzung war ein räumliches Gesamtkonzept zu erarbeiten, das für die unterschiedlichen Teilräume der Stadt Leitideen, Umsetzungsstrategien und Maßnahmen aufzeigt, die den aktuellen und künftigen Bedürfnissen der Nürnberger Bevölkerung entsprechen. Der Masterplan soll in den nächsten Jahren durch Freiraumkonzepte auf Stadtteilebene mit Handlungsprioritäten auf Realisierungsebene konkretisiert werden.

Erste konkrete Umsetzungsschritte des Masterplans beinhaltet der Aktionsplan „Kompaktes Grünes Nürnberg 2020“. Dieser beinhaltet  eine Auswahl an verschiedenen priorisierten Maßnahmen wie unter anderem die Entwicklung einer multifunktionalen Auenlandschaft „Gründlachtal“, die Schaffung einer  neuen Parkanlage „Wetzendorfer Park“ oder der Sanierung von bestehenden Anlagen „Cramer Klett Park“. Der Aktionsplan schließt darüber hinaus Maßnahmen der Klimaanpassung, der Erhöhung der Biodiversität, der Gestaltung der Kulturlandschaft, des Ausbaus von Freiraumverbindungen und der Sicherung der Wasserlandschaften mit ein.

 

Bewegung im Grünen

Nürnberg bietet viele Orte für bewegte Freizeitaktivitäten. Ob Kicken, Laufen, Walken, Skaten, Radfahren oder Trainieren im Freien: hier finden Menschen aller Alters-, Leistungs- und Interessensgruppen ihren idealen Raum für Sport und Bewegung!

Vorhandene Laufstrecken werden seit 2009 sukzessive ausgeschildert.

Die Laufstrecken führen grundsätzlich an Bewegungsparks vorbei. Diese bieten im öffentlichen Raum viele Trainingsmöglichkeiten, von Kräftigungsübungen am Beintrainer bis zur Gleichgewichtsschulung auf der Wackelbrücke. Sie können für die Erwärmung und zur koordinativen Vorbereitung für die Joggingrunde genutzt werden. Natürlich lassen sich dort auch abschließende Dehnungen nach einem Lauf durchführen. Die Geräte sind für alle Altersgruppen, insbesondere für ältere Menschen hervorragend geeignet, um sich körperlich fit zu halten. Die ganzjährig kostenfrei zugänglichen Bewegungsparks werden intensiv genutzt - erfreulicherweise von allen Generationen. Dass nicht alle Nutzergruppen von drei bis 99 Jahre gleichermaßen angesprochen werden können, war bei den Planungen von vornherein klar. Daher setzt jede Anlage einen eigenen Schwerpunkt, je nach Standort, Größe und Nutzergruppe. Die Bewegungsparks sind so gestaltet, dass Menschen täglich aufs Neue animiert werden, ihre Wohnung zu verlassen. Gleichzeitig dienen sie  auch als Treffpunkte, um soziale Kontakte herzustellen und zu pflegen.

Inzwischen gibt es in Nürnberg sechs Anlagen, auf denen Menschen jeden Alters trainieren können. Mit dem Bewegungspark in Langwasser hat die Stadt den ersten Preis beim Deutschen Spielraum-Preis 2009 gewonnen. Der Wettbewerb stand unter dem Motto „Spielräume für Alle!“. Im Zuge der Neugestaltung des Uferbereichs am Wöhrder See entsteht ein neuer Bewegungspark am Südufer (Baubeginn: Ende 2016/Anfang 2017). Markierungen an jeder Station weisen dann auf die jeweilige Trainingsaktivität hin und zeigen, welche Muskelgruppe beansprucht wird. Die Smartphone App sowie QR Codes ermöglichen zudem einen Zugang zu Übungen und Trainingsvideos. Auch die Planungen am Nordufer sehen eine neue Anlage mit andersartiger Schwerpunktsetzung vor.

Um den Nutzen und die Bekanntheit der Bewegungsparks weiter zu erhöhen und die Bevölkerung an einen aktiven, gesundheitsbewussten Lebensstil heranzuführen, führt der städtische SportService zusammen mit Nürnberger Sportvereinen regelmäßig Schnupperangebote durch. Bei der Aktion „Mach mit – bleib fit“ bieten lizenzierte Übungsleiterinnen und Übungsleiter von Mai bis September Schnupperstunden für alle Altersgruppen an. Es werden die motorischen Grundfähigkeiten, Koordination, Ausdauer und Beweglichkeit trainiert. Selbstverständlich kommt auch der Spaßfaktor nicht zu kurz. Die Teilnehmenden werden als Multiplikatoren gewonnen, die ihr Erlerntes an andere weiter geben. Gleichzeitig stellen die Kurse konkrete Anlässe dar, sich regelmäßig am Bewegungspark zu treffen.

Um dem Trend zum selbstorganisierten Sport gerecht zu werden und neue Bewegungsräume zu schaffen, sind Bewegungsparks und Spielhöfe nun mit zusätzlichen Geräten für ein Training mit eigenem Körpergewicht ausgestattet. Hier finden Gruppen, die Street Work Out, Freeletics oder Calisthenics betreiben, nun gute Voraussetzungen für die Ausübung ihres Sports. Eine neue Parkour-Anlage, bei der Jugendliche intensiv bei den Planungen involviert waren, entsteht im Frühjahr 2017 im Westtorgraben.

Mit der sukzessiven Erweiterung der Angebote im öffentlichen Raum über alle Gebiete der Stadt und der Vernetzung von Bewegungsräumen sind in Nürnberg Anlagen geschaffen worden, die als Begegnungsorte für Jung und Alt angenommen werden. Freizeitsportlern stehen somit ausreichend Möglichkeiten sowie eine Vielzahl von Bewegungsangeboten zur Verfügung. Und das nicht nur im Sommer. Selbst im Winter können Menschen beim Skilanglauf, Schlittschuhlaufen oder Rodeln aktiv sein.

 

Foto: Stadt Nürnberg

Mehr zum Thema Planen, Gestalten, Bauen

image

Planen, Gestalten, Bauen

Gemeinsam planen für eine gesunde Stadt

Gesunde, gerechte, resiliente und damit lebenswerte Kommunen zeichnen sich dadurch aus, dass gesundheitliche Belange wie Ruhe, Erholung, Wohlergehen, Bewegung, Stressbewältigung und Entspannung in der Stadtplanung...

image

Planen, Gestalten, Bauen

„Grünes Band“ Oststadt Hildesheim

Die Stadt Hildesheim hat seit vielen Jahren über die Städtebauförderung Zuschüsse des Bundes und des Landes eingeworben. Sie leistet damit einen erheblichen Beitrag zur...

image

Planen, Gestalten, Bauen

Neue Formen der Raumaneignung von unten – Die Bedeutung informeller Ansätze für die Sport- und Stadtentwicklung

In der vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) durchgeführten Modellvorhabenforschung des experimentellen Wohnungs- und Städtebaus (ExWoSt) konnten viele...

image

Planen, Gestalten, Bauen

St. Maria als… Freiraum in der Stadt

„Wir haben eine Kirche – haben Sie eine Idee?” Mit dieser Frage startete im Mai 2017 ein offener Beteiligungsprozess in der katholischen Kirche St. Maria in Stuttgart. Besucher*innen, Bürger*innen und Kirchengemeinde wurden...

image

Planen, Gestalten, Bauen

Die „durchwachsene Stadt“: klimafreundliches Leitbild für Städtebau und Architektur

Klimagerechter Städtebau und klimaschutzorientierte Gebäudeplanung können Sauerstoff produzieren und die Luftqualität auf verschiedenen Ebenen verbessern. Die Energieeinsparungen von Gebäuden sind...