Neue Schule - neues Glück
Wenn es eng wird im eigenen Haus, weil die Familie wächst, ist es Zeit für einen Wohnungswechsel. Besteht gar die Möglichkeit für einen Neubau, umso besser, lassen sich doch so...
Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen
Es werden empirisch gestützte Hinweise zur Gestaltung von Spielplätzen mit fest montierten Geräten vorgestellt, die in der Studie zur Entwicklung von Bewegung, Spiel und Sport in Ganztagsschulen entwickelt worden sind.
Auf dem Schulgelände sollten anregend gestaltete Spielplätze nicht fehlen, die sich durch die Möglichkeit zur Erlebnis- und Bewegungsintensität auszeichnen. Kinder benötigen „vielfältige herausfordernde, wagnisbesetzte nicht normierte Bewegungshandlungen wie Klettern, Steigen, Balancieren, Springen, Schwingen, Schaukeln etc.“ (Breithecker & Städtler, 2007, S. 22). Neben naturnahen Nischen mit mobilen Materialien können Spielplätze mit fest montierten Spielgeräten die sensomotorische Entwicklung von Kindern fördern. Im Folgenden werden empirisch gestützte Hinweise zur Gestaltung von Spielplätzen mit fest montierten Geräten vorgestellt, die in der Studie zur Entwicklung von Bewegung, Spiel und Sport in Ganztagsschulen entwickelt worden sind (vgl. Laging, Hildebrandt-Stramann & Teubner, 2014).
Gestaltung von Spielplätzen mit fest montierten Geräten
Inzwischen sind in Katalogen zur Schulfreiraumgestaltung vielfältige fest montierbare Geräte zu finden, die der Bewegungsförderung von Schülern während der Pausen dienen sollen. Im Folgenden werden Anregungen zur Gestaltung von einigen als sinnvoll befundenen Geräten vorgestellt. Aufgeführt werden die klassischen Balancierbalken, Schaukeln, Reckstangen und Klettergerüste.
Balancierbalken
Insgesamt werden klassische Balancierbalken nur gelegentlich als Bewegungsraum genutzt und beanspruchen eine relativ große Fläche. Bei einigen künstlichen Ausführungen ist die Herausforderung gleich so groß, dass eine Bewältigung des Balancierens von einem zum anderen Ende kaum möglich ist. Das ist z.B. der Fall bei rotierenden Holzbalken. In einigen Schulfreiräumen sind Balancierbalken anzutreffen, die auf Federn angebracht sind, die bei angemessen harter Federeinstellung vom Schwierigkeitsgrad noch relativ gut zu bewältigen sind. Wenn künstliche Balancierbalken eingesetzt werden sollen, dann ist darauf zu achten, dass sie so anregend wie möglich gestaltet sind und sowohl eine Aufforderung zum Balancieren besitzen als auch die Phantasie der Kinder beflügeln. Das kann z.B. durch künstliche Gestaltungen erfolgen.
An weiterführenden Schulen sollten die Balancierbalken dem Anspruchsniveau der Kids entsprechen. Ein ‚Baumstammmikado‘ aus natürlichen Baumstämmen ist für Heranwachsende beispielswiese eine ideale Installation fürs Balancieren. Aus Vorerfahrungen bekannte Balanciertätigkeiten werden dann auf dem Baumstammmikado gerne als gesteigerte Form in ein kollektives Balancieren, Springen, Ausweichen und Fangen eingebettet. Diese komplexen Bewegungsanforderungen sind für Kids angemessen und erhöhen den Reiz des Balanciervergnügens mit natürlichen Materialien.
Schaukeln
Schaukeln existieren in den unterschiedlichsten Variationen. Sie vermitteln elementare Bewegungserfahrungen und sind schlecht durch naturnahes Spielzeug zu ersetzen. Die Art der Schaukeln ist entscheidend dafür, ob diese mehrheitlich von Mädchen genutzt werden oder ob sich Jungen und Mädchen gleichermaßen an Schaukeln betätigen. Klassische Balkenschaukeln und Variationen dieser werden von Mädchen zielgerichteter aufgesucht als von Jungen.
Diese können ihnen helfen ihren Wunsch nach dosierten Risikoerfahrungen zu erfüllen und sich den Zwängen der Schwerkraft zu entziehen. Klassische Balkenschaukeln sind besonders geeignet, um Mädchen einen eigenen Raum zu gewähren, indem selbstverständlich auch Jungen partizipieren dürfen. Falls ein gemeinsames Agieren von Jungen und Mädchen in Schaukelräumen intendiert ist, wäre ein Areal mit mehreren verschiedenen Schaukeln nebeneinander ideal.
Obwohl in der Praxis Schaukeln immer gut angenommen werden, ist die Ausstattung des Schulgeländes mit Schaukelarrangements oft noch ausbaufähig. Zwei Schaukeln sind meist zu wenig für die Masse der Schüler. Nach Möglichkeit sollte die Anzahl der jungen Heranwachsenden, die gleichzeitig schaukeln können, erhöht werden. Die Attraktivität des Schaukelns kann gesteigert werden durch sogenannte Kontaktschaukeln, d.h. wenn die Schaukeln „einander gegenüber aufgestellt werden, so daß sich die Benutzer beim Schaukeln sehen und eventuell sogar mit den Füßen berühren können. Das Schaukeln erfordert jetzt nicht nur mehr Kraft und Geschicklichkeit, sondern auch die Abstimmung der Bewegung mit dem gegenüber, der zum Spielpartner wird“ (Schottmeyer, 1984, S. 20).
Falls keine spezifische Gestaltung von Mädchenräumen angestrebt wird, können Balkenschaukeln mit einem großen Reifen (Einpunktschaukel) in Erwägung gezogen werden, die in verstärktem Maße auch eine attraktive Bewegungsherausforderung für Jungen und teilweise auch für Jugendliche bieten. Aufgrund der großen Höhe der Schaukel und die Möglichkeit in alle Richtungen zu schwingen, bietet diese Variante einen besonderen Reiz. Ein weiterer Vorteil von Einpunktschaukeln ist, dass sie gleich für mehrere Nutzer Gelegenheit bieten ihre Bewegungen aneinander anzupassen und gemeinsam in einen Schwungrhythmus zu gelangen. Damit fördern sie neben individuellen Schaukelerlebnissen auch eine soziale Interaktion zwischen Schülern, die über die Wahrnehmung der Körpererfahrung gesteuert wird. Ähnliches gilt auch für die Netzschaukel, die wesentlich mehr Sicherheit bietet und sich demzufolge eher für jüngere Kinder eignet.
Bei allen Arten von Schaukeln müssen die Schwenkbereiche während der Planung berücksichtigt werden. Ein Kreuzen der Laufbereiche von Kindern und der Sicherheitsbereiche der Schaukeln sollte vermieden werden. Aus diesem Grund bietet es sich an Schaukeln eher in Nischenbereichen zu platzieren. Darüber hinaus bietet die Anordnung von Schaukeln in Nischenbereichen eine geeignete Möglichkeit zum Rückzug in Kleingruppen, was besonders gerne von Mädchen und ruhigen Jungen wahrgenommen wird. Damit kann durch die bewusste Platzierung von Schaukeln z.T. auch die Kommunikation unter den Schülern gesteuert und gefördert werden.
Reckstangen
Eine besondere Hilfe zur Förderung von Freiräumen auf dem Schulgelände speziell für Mädchen kann, neben Schaukelarealen, durch Reckstangen erfolgen. Während an weiterführenden Schulen auf dem Schulgelände ein Fußballplatz meist speziell für Jungen eingerichtet wird, stellt die Anordnung von separierten Reckstangen eine nicht unwesentliche Überlegung zur Raumgestaltung für Mädchen dar. Reckstangen und Schaukeln erleben aktuell gemeinsam eine „Renaissance, nachdem sie oft als ‚altmodisch’ abgebaut und – dem Trend entsprechend – durch Holzkombinationen ersetzt worden waren“ (Coenen, 2007, S. 298). Bei diesem Trend wurde möglicherweise nicht bedacht, dass diese ortsgebundenen Geräte gerne von Mädchen genutzt werden. Sie sind nach wie vor sehr beliebt und stellen ein probates Mittel zur Konzipierung von Mädchenräumen dar. In diesen Bewegungsräumen vollziehen Mädchen, aber auch einige Jungen, diverse Varianten des Schwingens und Rollens. Gleichzeitig dienen Reckstangen als Rückzugs- und Kommunikationsnischen, in denen sich die Kinder über ihre Themen unterhalten und sich eventuell einer hohen sozialen Dichte in Schulfreiräumen entziehen. Um dies zu ermöglichen, sollten die Reckstangen in einem separierten Areal platziert werden. Dieses bedarf allerdings keiner allzu großen Entfernung zu weiteren Nutzungsbereichen.
Bei der Installation von Reckstangen sollte zudem bedacht werden, dass die Stangen auf unterschiedlichen Höhen angebracht werden. Darüber hinaus kann der Reiz erhöht werden, wenn eine Stange z.B. durch ein festes und stabiles Tau ersetzt wird.
Weiterhin können waagerecht montierte Taue an Bäumen oder hohen Pfählen zum Schwingen animieren. Sie stellen nicht nur eine interessante Bewegungsmöglichkeit dar, sie eignen sich auch gut, um verschiedene Elemente zu verknüpfen und Hindernisse zu überwinden.
Klettergerüste
Klettergerüste stellen meist eine Kombination aus verschiedenen fest montierten Spielgeräten dar und bieten, je nach Konstruktion und Untergrund, Möglichkeiten zum Klettern, Springen, Hangeln und Rutschen. Auf großen und anregenden Klettergerüsten werden diverse Grundbewegungsformen meist in altersübergreifende Lauf- und Fangspiele integriert, an denen sowohl Jungen als auch Mädchen gleichermaßen beteiligt sind. Klettergerüste begünstigen somit eine spielerische Begegnung von Jungen und Mädchen in einem gemeinsamen Raum. Wenn der Untergrund auch noch eine klare Begrenzung und z.B. eine Beschaffenheit aus Sand besitzt, kann der Aktionsradius der Lauf- und Fangspiele erweitert werden.
An Klettergerüsten werden zwar vorwiegend bewegungsintensive Spiele praktiziert, aber auf ihnen kann auch geruht und sich unterhalten werden. Das kann vor allem an Netzen erfolgen, die zum Hangeln und Sitzen konzipiert sind. Mehr als zum Hangeln werden diese jedoch von Kindern und Kids zum ‚Abhängen‘ verwendet. Als Erholung vom Unterricht und von bewegungsintensiven Spielen gönnen sich Heranwachsende gerne ruhige Phasen.
Insbesondere großflächigere Spinnennetze bieten anregende räumliche Bedingungen zum Ausruhen und zur Kommunikation in Gruppen. Ältere Kinder entwickeln erste Anzeichen von verstärkter Kommunikationsbereitschaft mit Gleichaltrigen, der mit Sitzarrangements an großen Klettergerüsten entsprochen werden kann. Meistens unterhalten sich die jungen Heranwachsenden in geschlechtshomogenen Gruppen.
Während Klettergerüste in Grundschulen immer mehr zur Standardausstattung gehören, fehlen an weiterführenden Schulen anregende Konstruktionen. Kids, denen an Grundschulen Klettergerüste zur Verfügung standen, an ihrer weiterführenden Schule aber keine bereitgestellt werden, vermissen Klettergerüste. Einfache und kleine Klettergerüste aus dem Katalog helfen an weiterführenden Schulen allerdings nicht weiter, da sie keine altersentsprechenden Herausforderungen bieten. Je höher und riskanter die Konstruktion ist, desto eher befinden sich auch noch ältere Kids und teilweise Jugendliche auf diesen (vgl. Abb. 9 und 10).
Mittlerweile sprechen sich immer mehr Schulleiter für die Konstruktion einer adressatengerechten und riskanten Kletterlandschaft aus. Dadurch folgen sie den Empfehlungen der Gesetzlichen Unfallversicherung (2002) und verstehen ihre selbst konstruierten Klettergerüste als präventive Maßnahme zur Unfallverhinderung. Die Fridtjof-Nansen-Grundschule in Hannover ist ein prominentes Beispiel, welches ein aufforderungsreiches und riskantes Stangengestrüpp realisiert hat. Obwohl dieses ca. fünf Meter hoch ist und stark frequentiert wird, kam es bisher zu keinen Unfällen mit Verletzungsfolge. Auch der Gemeinde-Unfallversicherungsverband Hannover hat dieses Arrangement akzeptiert, da die Absicht, die Selbstsicherungsfähigkeit der Kinder in kalkulierbaren herausforderungsreichen Situationen herauszubilden, gegeben ist (vgl. Städtler, 2010).
Zusammenfassende Hinweise zur Gestaltung von Spielplätzen
Spielplätze auf dem Schulgelände sollten in erster Linie abgeschlossene Nischenflächen mit mobilen Materialien bieten (vgl. Derecik, 2015), allerdings sollten diese durch verschiedene fest montierte Geräte erweitert werden. Dazu eignen sich verschiedene Typen von Schaukeln und Reckstangen, die besonders gut sind, um spezifische Räume für Mädchen zu arrangieren. Moderne und anregende große Klettergerüste bieten vielfältige Spielmöglichkeiten sowohl für Jungen als auch für Mädchen. Ausgewählte fest montierte Geräte können also sinnvoll sein und sind auch beliebt bei Kindern. Die Anordnung der Geräte zueinander hat dabei Einfluss auf die soziale Kommunikation und steuert die Frequenz des Alleinseins und des Gemeinschaftsspiels. Darüber hinaus sollten die Spielplätze altersgerecht gestaltet sein, d.h. je älter die Heranwachsenden sind, desto mehr Risikosituationen sollten sie bieten.
Literatur:
Breithecker, D. & Städtler, H. (2007). Mut tut gut! Das wichtige Spiel der Kinder mit ihren Grenzen. Zugriff am 23. Juni 2013 unter www.fns-online.de/download/index.html
Coenen, G. (2007). Bewegungsraum Schulhof. In R. Hildebrandt-Stramann (Hrsg.), Bewegte Schule – Schule bewegt gestalten (S. 292-303). Baltmannsweiler: Schneider.
Derecik, A. (2015). Praxisbuch Schulfreiraum – Gestaltung von Bewegungs- und Ruheräumen in der Schule. Wiesbaden: VS.
Forster, J. (1997). Kind und Schulraum – Ansprüche und Wirkungen. In C. Becker, J. Bilstein & E. Liebau (Hrsg.), Räume bilden. Studien zur pädagogischen Topologie und Topographie (S. 175-194). Seelze-Veber: Kallmeyersche Verlagsbuchhandlung.
Laging, R., Hildebrandt-Stramann, R. & Teubner, J. (2014). Bewegung, Spiel und Sport in der Ganztagsschule – StuBSS: Ergebnisse der qualitativen Studie. Baltmannsweiler: Schneider.
Schottmeyer, G. (1984). Der Spielplatz als Treffpunkt – Soziale Funktion des Spiels. Deutsches Kinderhilfswerk e.V., München (Hrsg.). München: Deutsches Kinderhilfswerk e.V. München.
Städtler, H. (2010). Bewegte Kinder - schlaue Köpfe: Auf die Freiräume kommt es an. In playground@landscape, 3 (6), 16-23.
Foto: Ahmet Derecik