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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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19.10.2018 - Ausgabe: 5/2018

Wasserspielplätze - Nasser Spielwert

Christiane Eberts, Sebastian Fauck (Rehwaldt Landschaftsarchitekten)

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Wasser - das bedeutet flüssig sein oder zumindest feucht, kalt sein oder lau oder warm, heißt fließen, strudeln, spiegeln, rieseln, glitzern, spritzen und sprühen. Wohl kein anderes Material spricht unsere Sinne so vielfältig an und animiert zum Berühren und Beobachten. Auch riechen kann man Wasser und es macht einen Unterschied, ob es lehmig oder klar ist, salzig oder sauer - ja, auch schmecken kann man diese Unterschiede.

Dort, wo es Wasser gibt, spürt man es meist eher, als dass man es sieht. Immer, wenn auch auf ganz unterschiedliche Art, erzeugt es an Orten und Situationen eine ausgeprägte Atmosphäre oder Stimmung. Trotzdem ist die Faszination am Naturphänomen nur einer von vielen Aspekten, die das Spielen mit dem nassen Element so besonders machen.

 

Gemeinsam

An einer Kleckerburg spielt man selten allein. Nach kurzer Zeit finden sich weitere Kinder, die sich am Bau beteiligen, Wasser heranschaffen, gar den eigenen Buddeleimer für das nunmehr gemeinsame Projekt zur Verfügung stellen. Auch bei dem gemeinsamen Bau eines Staudammes gibt es kaum Diskussionen: jüngere und ältere Mitspieler dürfen helfen, wie von selbst werden Aufgaben übernommen – Materialbeschaffung, Statik sichern und Lecks schließen. Und wenn man sein Spielzeugfloß der Strömung im Bach übergibt, macht es sich gut, wenn schon jemand anderes an der nächsten Brücke wartet, um es sicher in Empfang zu nehmen.

Tatsächlich scheint es Kindern (und Erwachsenen) beim Spielen am Wasser besonders leicht zu gelingen, miteinander in Beziehung zu treten. Sie teilen spontane Sinneserfahrungen, beginnen mit einfachsten Äußerungen zu interagieren und dies sogar mit zunächst Fremden. Gemeinsame Ziele (Staudamm) sind schnell geklärt, dazu braucht es nicht einmal Worte. Und beim gegenseitigen Nassspritzen entsteht ein Dialog, der nicht immer einvernehmlich ist, jedoch niemanden trocken lässt - eine Spritzattacke mag zu Gegenwehr oder Flucht führen, doch beides kann der Anfang eines gemeinsamen Spielerlebnisses werden.

In Zeiten, wo viele Kinder viel Zeit allein verbringen, weil die Freizeit straff organisiert oder das spontane zusammen Spielen zur Seltenheit geworden ist, finden am Wasser wertvolle Begegnungen und Interaktionen statt. Altersunterschiede haben dann kaum noch Bedeutung und können, im Gegenteil, auch zum Vorteil gedeihen. Konspirativ helfen Halbwüchsige, bis zu den Knien im Wasser stehend, Jüngeren, die vorsichtig über wackelige Trittsteine im Bach balancieren. Auch Sprach- und Kulturunterschiede insgesamt verblassen im Nassen. Eine entsprechende wissenschaftliche Studie ist nicht bekannt, doch scheint es nicht offensichtlich, dass das Spielen in Pfütze und Pfuhl die unterschiedlichsten Kinder gleichermaßen lockt und mögliche Vorbehalte gegeneinander gar nicht erst zum Tragen kommen? Man hat am Wasser schließlich Wichtigeres zu tun.

 

Bildungsorte

Beim Spielen wird das Leben erprobt. Die Spielumwelt ist ein Ort, wo elementare Bildung stattfindet, Kinder Anregungen erhalten und Erfahrungen sammeln.

Am meisten lernen wir über gute Spielplätze, wenn wir uns die Zeit nehmen, beim Spielen einfach zuzuschauen. Es sind nicht die Größe des Ortes, nicht die Anzahl von Gerätschaften und auch nicht das bloße Vorhandensein von Wasser, die den Ausschlag geben, ob und wie gespielt wird.

Entscheidend scheinen andere Aspekte zu sein. Kinder interessieren sich instinktiv für Möglichkeitsräume, die sie erforschen, testen und in Besitz nehmen können. Bezogen auf Wasserspielplätze heißt das, selbst zu erkunden, wie tief eine Pfütze ist, ab wann ein Damm bricht, welche Materialien zusammen den interessantesten Matsch ergeben und wo es womöglich gefährlich wird. Unbemerkt wird dabei etwas gelernt, auch das ist: Bildung.

Weil jedoch Beobachtungen nicht für die Untersetzung eines Spielplatzkonzeptes ausreichen, prüfen wir Entwürfe anhand theoretisch-pädagogischer Empfehlungen, die auf den Zusammenhängen von Spielumwelt und Bildung fußen. Kindliche Bildung lässt sich in der Theorie in Bereiche gliedern. Allgemein anerkannt ist die Unterscheidung zwischen somatischer (Bewegung, Risikoabschätzung), sozialer (Kommunikation, Empathie, Verantwortung), naturwissenschaftlicher (Naturerscheinungen, Technik verstehen) und ästhetischer Bildung (bewusste Sinneswahrnehmung, bildnerische Gestaltung).

Aus der pädagogischen Perspektive heraus erklärt sich der besondere Reiz des Wasserspiels noch einmal deutlicher. Wasser ist ein Element, das somatisch anspricht, indem Gefahr und Risiko abzuschätzen sind und Bewegung stimuliert wird. Wasser fördert soziale Interaktionen. Wasser ist sinnlich, animiert zum Gestalten und lehrt Schwer- und Fliehkraft verstehen. Ein guter Spielplatz, ob mit oder ohne Wasser, sollte Bildung in all den genannten Bereichen ermöglichen.

Dafür muss kein riesiges Arsenal an jeweils spezifischen Spielangeboten geschaffen werden.  Geräte, die nur Wippen, nur Rutschen, etc. ermöglichen, und das gar nur für ein einzelnes Kind, halten wir für ein Missverständnis. Spielplätze sollten stattdessen immer auch als Interaktionsräume gedacht werden. Hier schaffen sich Kinder ihre Spielideen selbst und dies am einfachsten beim gemeinsamen Spielen. Anders gesagt, sollte man wiederstehen, Spielobjekte und Bereiche zu monofunktional zu denken und sich gedankenlos im Angebot der Gerätehersteller zu bedienen.

Es ist ungleich schwerer und zugleich eine wunderbare Planungsaufgabe, möglichst viele Benutzungsoptionen anzubieten, Interpretationen zuzulassen und auch dem Zufall etwas Raum zu geben. Denn den „Wumbaba“-Effekt gibt es auch beim Spielplatz. Es spräche für die Qualität einer Spielplatzgestaltung, sollte das Kletterufo aus der Kindheit viele Jahre später einmal als stilisierter Drachen identifiziert werden, während der Kindergartenfreund darin eine verwinkelte Trollhöhle sah.

 

„Gärtnerreich“

Einer der jüngsten Spielplätze, die wir planen und umsetzen durften, ist die Spiel- und Erlebniswelt „Gärtnerreich“ im egapark in Erfurt. Dort entstand im Rahmen der IGA (Erste internationale Gartenbauausstellung der sozialistischen Länder) im unmittelbaren Umfeld der historischen Cyriaksburg (heute deutsches Gartenbaumuseum) bereits ein weitläufiges und seinerzeit modernes Spielgelände. In Vorbereitung auf die BUGA, die 2021 in Erfurt stattfinden wird, wurde eine Neukonzeption der gesamten Anlage notwendig.

Da es bereits den Spielplatz an gleicher Stelle gab, griffen wir bauliche Strukturen wie Wege, Terrassen oder die Plansche - ein Schwimmbecken für Kleinkinder - auf. Ringsherum entwickelten wir gemeinsam mit Erfurter Kindern aus Begriffen und Symbolen rund um den ortstypischen Gartenbau eine Spiellandschaft mit sehr viel Wasserkontakt. Inzwischen ist die Spiel- und Erlebniswelt ganzjährig täglich gegen Eintritt zugänglich.

Auch wenn die gärtnerischen Themen auf zeichenhafte Weise das Gesicht der Spiel- und Erlebniswelt prägen, standen Vielfalt und Flexibilität in der Benutzung bei jedem einzelnen Detail im Vordergrund. Gleich am Eingang wird ordentlich gewässert, denn die „Ansaaten“ brauchen es ordentlich feucht. Doch Vorsicht, die große grüne Tüllenspritze (mit Hebelpumpen und flexiblen Spritzdüsen) zielt nicht etwa nur auf den Spielbereich. Und wer von den Getroffenen nun unfreiwillig begossen wurde, kann auch gleich richtig mitspielen.

Für deutlich kontrollierteres Hantieren bei unterschiedlichen Pegelständen geht es zu den Gieskawannen, die schon von weitem unter schattigen Kronen rot herüberleuchten. Zwei Handschwengelpumpen verlangen einiges an Kraft und Koordination, damit ein möglichst steter Strom in die Gieskawannen transportiert und anschließend in ein 15 Meter langes System aus hölzernen Rinnen (Robinie und Eiche) geleitet werden kann. Diese haben unterschiedliche Höhen für unterschiedliche Kindergrößen und sind von allen Seiten für viele Hände zugänglich. Unterfahrbare Bereiche eignen sich für Rollstühle.

Weil nur rinnen im Gerinne langweilig ist, haben wir viele Staubretter eingebaut, mit denen der Abfluss flexibel reguliert und Becken gefüllt werden können. Wer einen der Stöpsel (Eiche, an Drahtseil befestigt) zieht, freut sich über gurgelnde Strudel. Spielerisch erschließen sich Sog und Druck, Durchflussverhalten und Schwerkraft angewendet in Staustufen, Schleusen und (mittelschlächtigem) Wasserrad. Niemand kann hier die ganze Anlage beherrschen, vieles lässt sich am besten zu mehreren bedienen und so wird schnell gemeinsam gespielt. Werkzeuge wie Schaufeln und Harken liegen bereit (an Drahtseilen). Ein großer Sandbereich (drainiert) schluckt Tümpel und Pfützen.

Zum Gießen, Spritzen und Verknoten stehen am Bauch der Tüllenspritze die langen Gartenschlingschläuche zur Verfügung. Dort liegt Trinkwasser an, zu groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch mal der Durst gestillt wird. Bei Gieskawannen hingegen genügt Badewasserqualität. Dort sind die Stellen, wo das Wasser in die Rinnen einläuft durch einen Spritzschutz so gestaltet, dass man Becher oder Mund nicht darunter halten kann. Wo Wasser Boden oder Material berührt, wird es verunreinigt. Es ist für die Kinder und Eltern leichter nachvollziehbar, dass es sich hier nicht um Trinkwasser handelt. Dort, wo Schläuche oder Hähne Trinkwasser suggerieren, muss auch solches herauskommen.

Definitiv kein Trinkwasser befindet sich im Kressebecken, unweit der Gieskawannen. Die Erfurter Brunnenkressezucht war einst berühmt. Heute kommen die Kinder den „Kressestengeln“ (Robinie) in ihrem Wasserbecken auf nassheitere Weise ganz nahe: wie einst die Kressepflückerinnen gelangt man auf einem Labyrinth aus Holzstegen mitten ins Beet. Doch Vorsicht, die Stege schwanken und wanken, wer nicht ins (flache) Wasser tappen möchte, braucht Geschick. Zum Glück bemerkt man dies schon beim ersten Schritt auf den Wackelbalken und so findet der, der sich die Sache anders überlegt, den sicheren Rückweg. Auch hier ergeben Flexibilität und eine Fünkchen „Gefahr“, die für die Kinder aber erkennbar ist, den Reiz am Erkunden und Ausprobieren. Das auch die Kresseblättchen (Gummi) ihren Witz haben, bemerkt, wer sich traut, dann ganz nebenbei.

 

Von technischen Vorgaben und rechtlichen Rahmen bei Wasserspielplätzen

Spielplätze sind Erfahrungsräume. Sie ermöglichen es in unserer vielfältig optimierten Umwelt, ohne Ziel, Anleitung und Regelwerk im eigenen Takt zu handeln. Erfahrungen sammeln bedeutet auch, Risiken abzuschätzen, sich selbst und Situationen zu beurteilen, auch manchmal anfangs falsch einzuschätzen und dadurch Misserfolge oder gar Verletzungen zu riskieren. Um Verletzungen und Unfälle beim Spielen möglichst gering zu halten, gibt es sowohl rechtliche als auch technische Aspekte, die beim Bau und Betrieb von Wasserspielanlagen zu beachten sind.

Die Hersteller von Spielgeräten und Materialien sind im Hinblick auf die Geräte- und Materialsicherheit an die Bestimmungen des Produktsicherheitsgesetzes gebunden. Die Verantwortung für die Sicherheit eines öffentlichen Spielplatzes liegt jedoch zunächst bei dessen Betreiber. Dieser hat die bauliche Ausführung nach den geltenden technischen Regelwerken und Normen zu gewährleisten. Beim Bau von Spielplätzen sind die Unfallverhütungsvorschriften (UVV – diese Bezeichnung ersetzt seit 2014 die „GUV“) der Träger der gesetzlichen Unfallversicherung sowie die geltenden DIN- und EU-Normen verbindlich.

Speziell für Wasserspielplätze ist, unter dem Aspekt der Wasserqualität, die DIN 18034 maßgeblich, wobei in den Formulierungen ein gewisser Auslegungsspielraum bewahrt wird. „Die Wasserqualität [bei Wasserspielplätzen] sollte mind. der Qualität von Badewasser entsprechen; bei Brunnen und Wasserzapfstellen wird Trinkwasserqualität empfohlen. Im Übrigen sind für die Wasserqualitäten die gesetzlichen und behördlichen Bestimmungen zu beachten. Bei Wasserbecken sollte der Wasseraustausch situationsabhängig in kurzen Abständen erfolgen“.

Hilfreich zur Bewertung der jeweiligen Situation ist das Hinzuziehen eines Gutachtes für Spielplatzsicherheit und die Einbindung des örtlichen Gesundheitsamtes.

Foto: Rehwaldt Landschaftsarchitekten

 

Projektdaten:
Fläche: 5,4 ha
Wettbewerb 2014, 1. Preis, Fertigstellung 1. BA: 2016
Bauherr: Erfurter Garten- und Ausstellungs GmbH (ega)
Planung: Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Projektleitung Sebastian Fauck
Bautzner Str. 133, 01099 Dresden - Tel 0351 / 8119690 - www.rehwaldt.de

Weitere Informationen: www.rehwaldt.de

 

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