Der Wasserspielplatz im LVR-Archäologischen Park Xanten
Axel Schütze (Dipl.-Ing. AKNW / BDLA / Landschaftsarchitekturbüro Axel Schütze)
Auf den Spuren der alten römischen Wasserbautechnik
Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) beschloss im Jahr 2005 die Erweiterung der vorhanden Römischen Spielstadt um einen Wasserspielplatz auf dem Gelände des Archäologischen Park Xanten. Bereits früh verstanden sich die Römer auf die hohe Kunst, das Wasser zu lenken und dies gezielt in der Zivilisation einzusetzen. So kultivierten sie auf ihrem Vormarsch vor über zweitausend Jahren auch den Wasserbau in der niederrheinischen Provinz. Wie genau diese ingenieurtechnische Meisterleistung funktionierte, ist auf dem Wasserspielplatz des Archäologischen Parks Xanten (APX) spielend erlebbar. In einem weitverzweigten Rinnensystem fließt und plätschert das Wasser, sprudelt und staut sich auf einer Fläche von circa 2.500 Quadratmetern. Barfuß, mit hochgekrempelten Hosenbeinen oder in Badesachen waten Familien und ganze Schulklassen durch die Becken, leiten, steuern und beobachten das Spiel des Wassers.
Von der Planung zur Umsetzung
Der Grundgedanke der Museumspädagogin und der Architekten des APX, den Kindern die römische Wasserwirtschaft nahezubringen, war mit besonderen Anforderungen an die Planung verknüpft. In Anlehnung an die historischen Vorbilder sollte in der Spielanlage zum Beispiel der Wassertransport vom Umland in die Stadt thematisiert werden. Die Konzeption mehrerer Wasserkreisläufe, die zu Zeiten der Römer sowohl die Versorgung von öffentlichen Bereichen, wie Brunnen und Bädern, als auch von privaten Nutzern sicherstellte, sollte zur Veranschaulichung ebenfalls planerisch umgesetzt werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Planung war, dass der Spielbereich weitestgehend barrierefrei angelegt werden sollte, sodass er auch für Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichsten Behinderungen nutzbar ist. Das Landschaftsarchitekturbüro Axel Schütze aus Köln erstellte die Planung mit zum Teil sehr aufwendigen Ausführungsdetails des Wasserspielplatzes und überwachte anschließend auch den Bau in seiner Umsetzung.
Da bereits die Römer in Xanten seinerzeit Naturstein aus der näheren Umgebung verwendet hatten, lag es nahe, einen Großteil der Pflasterflächen ebenfalls aus Grauwacke-Natursteinpflaster anzulegen. Darüber hinaus wurden Grauwacke-Findlinge eingebaut. Diese trugen zum stimmigen Charakter der Spielanlage bei. Die Holz- und Matschtische aus Lärchenholz wurden eigens von einer Schreinerei vor Ort angefertigt und im Hinblick auf ihre Dimensionierung und ihre Höhenlage genau eingepasst, ebenso die erforderlichen Druckrohrleitungen und Überläufe. Nach eingehenden Grundwasseruntersuchungen konnte der allseits geäußerte Wunsch, das Grundwasser zur Speisung des Wasserspielplatzes einzusetzen, realisiert werden. Aufgrund der Einzigartigkeit des Wasserspielplatzes in der Region musste mit Mitarbeitern von Gesundheitsamt und Unterer Wasserbehörde die besonderen Anforderungen und Auflagen an ein solches Vorhaben in diversen Gesprächen abgestimmt werden. Das Wasser wird in einem eigens erbauten Schacht aus einer Tiefe von ca. 16 Metern gefördert. Die Wasserspeisung ist so ausgelegt, dass entweder durch die Kinder über die Betätigung eines Druckknopfes ein elektrischer Impuls zur Wasserförderung gegeben wird oder aber über eine externe Schaltung der Wasserzufluss gesteuert werden kann. Jeweils vor Beginn der Saison (1. Mai) und einmal in der Hochsaison wird die Wasserqualität von einem Fachlabor geprüft. Die Rinnen und Becken des Wasserspielplatzes fassen insgesamt ca. 6.000 Liter Wasser. Überlaufendes bzw. das zu Reinigungszwecken abzulassende Wasser fließt einem Rigolensystem zu, so dass es direkt auf dem Gelände versickert und dem Grundwasser wieder zugeführt wird. Der Wasserkreislauf ist geschlossen.
Da direkt unterhalb der Geländeoberfläche des APX noch immer unentdeckte Fundstücke aus der Römerzeit vermutet werden, wurden alle Bodenarbeiten während der Bauphase von Bodendenkmalpflegern koordiniert und wissenschaftlich begleitet.
Insgesamt wurden für die Anlage 1.800 m³ Boden aufgeschüttet, so dass sich der höchste Punkt mehr als drei Meter über das angrenzende Gelände erhebt.
Das Spielangebot
Der Mittelpunkt des Spielplatzes wird von einem typischen, römischen Wasserschloss gebildet, das mit dem Wasserzulauf und dessen Verteilung eine zentrale Position in der römischen Wasserwirtschaft einnimmt. Abgänge in unterschiedlichen Höhen regeln – damals wie heute – wer zuerst Wasser bekommt. Von diesem Wasserschloss aus gehen eine Hauptleitung, und mehrere Nebenleitungen ab. Zu Zeiten der Römer speiste die Hauptleitung stets die wichtigsten öffentlichen Brunnen in einer Stadt. War genug Wasser vorhanden, wurden von dieser Hauptleitung aus auch die Nebenleitungen gespeist, über die öffentliche Bäder und Privathaushalte versorgt wurden. Mit Hilfe von Zieh- und Stauwehren in der Nähe des Wasserschlosses können die Kinder ganz nach dem Vorbild aus der Antike entscheiden, welchen Weg das angestaute Wasser nehmen soll. Zu ihrer Auswahl stehen drei unterschiedliche Kreisläufe. Je nachdem wie das Wasser gelenkt wird, strömt es durch Rinnen, fließt es über Holztische, auf denen zusätzlich nach Herzenslust mit nassem Sand gespielt werden kann, perlt über einen Hang aus quergestellten Ziegelsteinen oder fließt durch eine steinerne Rinne in mäandrierender Form. Dank integrierter Weichen und Wehre können die Kinder den Weg des Wassers bestimmen, immer wieder verändern und dabei über die Prioritäten bei der Wasserverteilung entscheiden. Von besonderer Bedeutung ist bei der Einspeisung des Wassers in die Rinnensysteme auch die Archimedische Spirale. Mit ihrer Hilfe lässt sich das Wasser aus einem der unten liegenden Wasserbecken kinderleicht wieder bergauf schrauben und auf diese Weise dem Kreislauf immer wieder aufs Neue zuführen. Darüber hinaus bieten Überläufe und Wassersprudel Abwechslung und veranschaulichen sehr schön die Dynamik des Wassers. Um tiefe Täler zu überbrücken hatten die Römer neben Aquäduktleitungen auch Druckleitungen benutzt. Beim Wasserspielplatz im APX wird dies durch eine transparente Druckleitung zwischen zwei Becken erlebbar gemacht.
Mit seinem vielfältigen Angebot ist der Wasserspielplatz in Xanten in der Region am Niederrhein etwas Besonderes und wird bestens angenommen. Ihre Praxistauglichkeit hat die Anlage in den vergangenen Jahren bewiesen. Spätestens seit der Eröffnung sind sich alle Beteiligten einig: Der Wasserspielplatz ist ein riesiger Zugewinn für den APX und die Region.
LVR-Archäologischer Park Xanten
Der LVR-Archäologische Park Xanten ist Deutschlands größtes archäologisches Freilichtmuseum. Jährlich kommen über 500.000 Besucherinnen und Besucher in den APX und in das LVR-RömerMuseum. Auf dem Gelände der einstigen Römerstadt Colonia Ulpia Traiana lässt sich der antike Alltag auf eigene Faust erkunden. Sehenswert sind die zahlreichen Rekonstruktionsbauten, zudem werden regelmäßig Vorträge, Führungen und Veranstaltungen angeboten.
Weitere Informationen im Internet unter www.apx.lvr.de.
Foto: Axel Schütze (Dipl.-Ing. AKNW / BDLA / Landschaftsarchitekturbüro Axel Schütze)
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