Der neue Wasserspielplatz in der Norikusbucht am Südufer des Unteren Wöhrder Sees in Nürnberg ist neben der neuen Badebucht und dem Bewegungsparcours die wichtigste "Attraktion" des Parksteils, der im Rahmen der Sanierung und Neugestaltung der öffentlichen Parkanlage aus den 1970er-Jahren entstanden ist.
Anlass der Neugestaltung waren die notwendig gewordenen, umfangreichen wasserbaulichen Maßnahmen als Teil des Projektes "Wasserwelt Wöhrder See", die durch das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg durchgeführt wurden. Ein neuer Leitdamm trennt fortan die Norikus-Bucht vom Wöhrder See und soll zu einer Optimierung des Strömungsverhaltens und somit zu einer Verringerung der Verschlammung führen. Die Wasserqualität des vor rund 50 Jahren durch die Aufstauung der Pegnitz entstandenen Sees wird somit entscheidend verbessert. In der Norikusbucht wurden dabei neben der Dammfläche auch noch ca. 10.000 m² ungestaltetes Neuland gewonnen, weitere Teile des Parks wurden durch die Baumaßnahmen beeinträchtigt.
Daher wurde eine landschaftsarchitektonische Überplanung des gesamten Uferabschnitts unumgänglich, in dem sich auch ein seit vielen Jahren stillgelegter Wasserspielplatz befindet. Die Struktur des alten Wasserspiels mit ca. 2.500m² asphaltierter Sohle und Rändern aus Ortbeton war eines der prägendsten Elemente der ursprünglichen Parkanlage - die Flächen des alten Wasserspielplatzes durchzogen den gesamten östlichen Park. Sie waren mittlerweile teilweise verfüllt und mit Rasen bewachsen oder zu einem einfachen Spielplatz umgenutzt worden. Die Sanierung und Wiederinbetriebnahme war ein seit langem von der Bürgerschaft an die Stadt Nürnberg herangetragener Wunsch, der im Rahmen der Neugestaltung der Parkanlage nun umgesetzt werden sollte.
Auch wenn die vorhandenen Baustrukturen immer noch in einem guten Zustand schienen, war eine einfache Sanierung und Wiederinbetriebnahme nicht mehr möglich: Die Flächen waren ohne Gefälle ausgeführt und führten daher im Betrieb zu stehendem Wasser von schlechter Qualität. Das wichtigste Erbe des alten Wasserspielplatzes war allerdings der Tiefbrunnen mit der Möglichkeit, hohe Frischwassermengen zu gewinnen und für den Wasserspielplatz zu verwenden. Zwischenzeitlich durchgeführte Wasseranalysen ergaben eine sehr gute Wasserqualität, so dass die wichtigste Voraussetzung für den neuen Wasserspielplatz gegeben war.
Zu Beginn der Planung fand neben einer moderierten Bürgerbeteiligung zur Festlegung der Planungsziele für den gesamten Park auch eine gesonderte "Kinderbeteiligung" für den Wasserspielplatz in Form eines kleinen Workshops statt, in dem die Kinder Ihrer Kreativität mit Zeichnungen und Modellen freien Lauf ließen und den Ideengrundstock des späteren Wasserspielplatzes entwickelten.
Der neue Wasserspielplatz
Der neue Wasserspielplatz spannt sich heute zwischen dem Hauptweg und dem Uferweg innerhalb des neuen Wegesystems im nordöstlichen Parkteil auf. Vier Zugänge erschließen den Spielplatz von den beiden Wegen, aber er bleibt trotzdem räumlich und hinsichtlich der Verkehrsströme abgeschirmt von den stark frequentierten Erschließungswegen des Parks. Eine kaum sichtbare Einfriedung läuft versteckt in Pflanzflächen aus Gräsern. Die großzügigen Zugänge werden durch in Form und Farbe thematisch gestalteter Tore und Metallzäune markiert. Der Wasserspielplatz befindet sich in großen Teilen auf den ehemaligen Rinnen- und Beckenflächen des alten Wasserspielplatzes, dessen polygonale Formensprache fortgeführt und erweitert wird. Auf diese Weise gelingt die schöne Einbindung in den bestehenden Baumbestand. Räumlich wird der Spielplatz durch Sitzgelegenheiten umschlossen und durch einen dahinterliegenden Vegetationsrahmen aus Gräsern abgeschirmt.
Das Rückgrat des Wasserspielplatzes bildet ein Wasserlauf, der aus zwei verschieden inszenierten Quellen gespeist wird und durch den gesamten Spielplatz Richtung Wöhrder See geführt wird. Die von den Quellpunkten anfangs sehr baulich und intensiv gestalteten Wasserbänder lassen das Wasser entlang vieler Spiel- und Ausleitelemente fließen, bis der Wasserlauf zu seinem Ende hin in einen immer natürlicher und extensiver gestalteten Bachlauf übergeht, der schließlich in den Wöhrder See mündet. Nicht nur für Kinder ist sehr interessant und spannend, dem Weg des Wassers von der Quelle bis zur Mündung zu folgen. Im Herzen des Spielplatzes umschließt der Wasserlauf eine große Sandfläche, in welche an verschiedenen Stellen Wasser aus dem Rinnensystem ausgeleitet werden kann. Es ergeben sich großzügige Wasser-Sand-Matsch-Bereiche. Damit der Spielplatz zu allen Jahreszeiten einen attraktiven Anziehungspunkt darstellt, wird zusätzlich im Herzen der Sandfläche eine Seilnetzanlage als Kletterlandschaft angeboten.
Die zwei Quellelemente sind sehr unterschiedlich ausgebildet: Während die erste Quelle als schlichter Quelltopf mit gleichmäßiger Schüttung den Startpunkt der Rinnenmauer im Süden bildet, prägt das zweite Quellelement im Südosten den großen "Wasserplatz". Hier sprudelt das Wasser spektakulär von einer hohen Stahlkonstruktion ("Quellhaus") über Wasserduschen von oben herab und schießt zusätzlich als Wasserfontänen aus Bodendüsen. Um die hierfür notwendigen hohen Wassermengen zu erhalten, wird das Wasser aus dem Tiefbrunnen in einer Zisterne einige Minuten gesammelt, bevor es der Anlage mittels einer automatischen Zeitschaltung ebenfalls für einige Minuten zugeleitet wird. So entstehen auch schöne Überraschungsmomente (nicht nur) für Kinder aller Altersgruppen, die Aktivitätsbereiche auf dem Spielplatz sind dadurch ebenfalls stark im Fluss. Das Wasser des zweiten Quellelements wird über die Platzfläche direkt in das Rinnensystem am Sand eingespeist.
Die Rinnenmauer sammelt das Wasser aus den Quellpunkten und leitet es entlang des Sandbereichs Richtung Wöhrder See. Am Startpunkt im Süden ragt die Rinne deutlich aus dem Boden, sie lässt sich hier im Stehen bespielen. Auf der Sandseite sind Wasser-Matsch-Tische aus Holz platziert, auf die das Wasser aus der Rinne geleitet werden kann. Auch im weiteren Verlauf Richtung Wasserplatz zur zweiten Quelle befinden sich Staustufen und Ausleitmöglichkeiten in den Sand. Hier können nach Herzenslust Bachläufe geschlängelt und Stauseen modelliert werden. Am Wasserplatz auf Geländeniveau angekommen, vereinigt sich das Gerinne mit dem Wasser aus der zweiten Quelle und fließt nach Westen in einem sich nun langsam in das Gelände eintiefenden Rinnenabschnitt mit weiteren Staustufen, Auslasspunkten und einem Wasserrad. Im weiteren Verlauf sind Findlinge und andere Bodenausformungen zur Erzeugung von Strömungsbildern, oder auch einfach nur zum Balancieren, in den Wasserlauf eingefügt. Vor dem Übergang zum natürlich gestalteten Bachlauf wird das Wasser durch ein Strömungsmodell des Wöhrder Sees geleitet, in dem der ursprünglichen Verlauf der Pegnitz und der heutige Wöhrder See unterschiedlich tief eingearbeitet sind. Schließlich läuft das Wasser in einem natürlichen kleinen Bachlauf an einer flachen Stelle in den Wöhrder See.
Ein Teil der Sandfläche wird von der Seilnetzanlage, die als Kletterparcours entwickelt ist, eingenommen. Sie ist durch ein eigenes Erscheinungsbild in Form von Wasserpflanzen nachahmenden Pfosten geprägt. Höchster Punkt der Anlage ist ein Aussichtspunkt, der den gesamten Spielbereich überblicken lässt. Ein Häuschen, eine Rutsche und Elemente zum Schaukeln, Klettern und Balancieren ermöglichen das gemeinsame Spiel von Kindern verschiedener Altersgruppen, auch bei einer Witterung, die Wasserspiel nicht zulässt.
Ein besonders wichtiger Aspekt bei der Planung war die richtige Ausbalancierung des Wasserflusses: Zu Zeiten, in denen aufgrund der Witterung oder der Uhrzeit nur wenige Kinder spielen, läuft das Wasser kontrolliert in den Rinnen und bildet ein Wasserelement mit Aufenthaltsqualität. Schleusen und Stauklappen müssen so platziert werden, dass im "unbespielten" Zustand an keiner Stelle Wasser aus dem Rinnenverlauf ausläuft und zu einer übermäßigen Vernässung der Sandbereiche führt. Gleichzeitig muss ein gleichmäßiges Sohlgefälle über den gesamten Wasserlauf sichergestellt werden, ohne den Spielwert oder die Sicherheit zu beeinträchtigen.
Zum Planungsgebiet
Das Planungsgebiet liegt im Osten der Stadt Nürnberg am Südufer des Wöhrder Sees. Es umfasst den am Norikushochhaus angrenzenden öffentlichen Park. Die Ost-West Ausdehnung erstreckt sich von dem bereits neu angelegten Teilbereich Kressengartenweg im Westen bis zum Freibad im Osten. Die nördliche Grenze wird von der neuen Uferlinie des unteren Wöhrder Sees mit Leitdamm bestimmt. Südlich bildet das Norikushochhaus mit den zugehörigen Freianlagen sowie eine Hangkante die räumliche Grenze. Die so umschlossene Fläche hat eine Größe von ca. 72.300 m². Abzüglich der Wasserflächen beträgt die Flächengröße ca. 55.000 m². Zusätzlich zu den bestehenden Anlagen wird der Park um weitere Strukturen, wie Uferwiese und einen Bewegungsparcours, ergänzt und so den gewachsenen Nutzungsanforderungen angepasst. Die Planung schafft Raum für vielfältige Aktivitäten im Freiraum wie Spazieren, Radfahren, raumübergreifendes Spielen und Naturerfahrung und ermöglicht eine generationenübergreifende Parknutzung.
Foto: Andreas Hofmann
Projektdaten:
Gesamtprojekt:
Wöhrder See - Südufer und Norikusbucht, Nürnberg
2015 bis 2018 | 55.000m² | 2.900.000 €
Bauherr: Stadt Nürnberg - SÖR
Leistung: LP 1-9 HOAI §39 Freianlagen
Teilprojekt Wasserspielplatz Norikusbucht am Wöhrder See, Nürnberg
2015 bis 2018 | 4.000m² | 680.000 €
Bauherr: Stadt Nürnberg - SÖR
Leistung: LP 1-9 HOAI §39 Freianlagen
Auftraggeber: Stadt Nürnberg
Servicebetrieb Öffentlicher Raum Nürnberg
Eigenbetrieb der Stadt Nürnberg
SÖR/1-G Planung und Bau Grün
Projektleitung: Bernd Nitschke
Landschaftsarchitekt / Gruppenleiter Neubau
Planung:
Hackl Hofmann Landschaftsarchitekten GmbH
Projektleitung Stephanie Hackl, Andreas Hofmann
Mitarbeiter: Daniel Enders, Sabrina Jodoin, Anja Vogel
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