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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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19.10.2018 - Ausgabe: 5/2018

Der Wasserspielplatz im Müntepark – Ein Treffpunkt für alle Generationen

Gasse I Schumacher I Schramm (Landschaftsarchitekten Partnerschaft Bremen mbB Von)

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Planungsprozess – Anlass und Hintergrund

Bereits 2013 wurde für die städtebauliche Entwicklung des Kernquartiers um den Müntepark in der Stadt Diepholz ein Rahmenplan erstellt. Ein wesentliches Ziel der aufgestellten Maßnahmen sollte die Entwicklung und Öffnung des Stadtparks zum Quartier sowie eine verbesserte Zugänglichkeit sicherstellen.

Neben der Aufwertung der Parkeingänge durch eine Neugestaltung der Zuwegungen sah das Gesamtkonzept eine klare Struktur der Wegehierarchie durch die Definition von zwei gepflasterten Hauptachsen und die Anbindung weiterer Nebenwege vor. Weitere Themen der Rahmenplanung waren die Vernetzung von Grünflächen, sowie vegetationstechnische Eingriffe und Auslichtungen, die eine Erhöhung der nutzbaren Parkfläche von ca. 3,26 ha auf ca. 4,24 ha ermöglichen. Durch diese Maßnahmen sollten bisher unzugängliche und nicht erlebbare Parkbereiche für die Besucher geöffnet und neue Blickbeziehungen hergestellt werden.

Auch die Schaffung von neuem Wohnraum zur städtebaulichen Entwicklung des Quartiers wurde in der Rahmenplanung berücksichtigt. Vor dem Hintergrund der Gesamtkonzeption mit den Maßnahmen zur Steigerung der nutzbaren Parkfläche, sah die Planung eine neue Wohnbebauung am Willenberg im nord-westlichen Teil des Münteparks vor, die sich als Arrondierung in die bestehende Bebauung angliedert.

 

Ein Parkzentrum mit neuen Nutzungsangeboten:

Der Mehrgenerationenplatz

Darüber hinaus wurde in der Rahmenplanung als eine wesentliche Maßnahme die Schaffung eines sogenannten „Platzes der Generationen“ vorgestellt. Die Idee für diesen Platz und der oben genannten Maßnahmen resultierte aus den vielfältigen Beteiligungsforen und Bürgerbefragungen, die im Vorfeld der Rahmenplanung durch die Stadtverwaltung Diepholz und diverse studentische Ausarbeitungen organisiert wurden.

Zentraler Bestandteil des „Platzes der Generationen“ ist die Aufwertung und Belebung des Münteparks durch die Schaffung einer großen Spiel- und Bewegungslandschaft, sowie neuen Aufenthaltsbereichen im Herzen der Grünfläche. Das neue Parkzentrum gliedert sich in vier Teilbereiche mit folgenden übergeordneten Themen: ein Bewegungsparcours mit Spielelementen zum Klettern, der „Gipfel“ als Rodelhügel, offene Wiesenflächen für freies Spiel und das Thema Wasserspiel. Insgesamt greifen die Teilbereiche ineinander über und bilden so den „Platz der Generationen“.

Als Standort wurde bewusst die Nähe zur Minigolfanlage gewählt, da hier bereits Infrastruktur in Form von Kiosk und WC vorhanden war. Durch die leichte Modifizierung der Wegeführung entstand zwischen Tennisplatz und Minigolfanlage eine große, sonnenbeschienene Freizeitfläche, die einerseits neue Spielinhalte aufnehmen kann und gleichzeitig noch offene Wiesenabschnitte für freies Spiel ermöglicht. Durch die Platzierung am Rodelhügel wird die bereits vorhandene zentrale Achse der bestehenden Infrastruktur im Park aus Minigolf, Tennisplätzen und Freizeitbad um den Mehrgenerationenplatz ergänzt und vervollständigt.

Unter Berücksichtigung der neuen Wohnbebauung am Willenberg gliedert sich der Wasserspielplatz als ein Teil des Mehrgenerationenplatzes am zentralen Wegekreuz des Münteparks an.  Das neue Wasser- und Sandspielareal liegt direkt vor den neuen Sitz- und Aufenthaltsbereichen südlich des Minigolfplatzes. Um ausreichend Freiraum zwischen Wohnbebauung und Spielbereich zu bewahren, ist der Übergang als großzügige offene Wiese gestaltet, die im Wegebereich durch zusätzliche Geländemodellierung und Anpflanzungen gegliedert ist.

Durch die zentrale Bündelung von spiel-, sport- und bewegungsorientierten Freizeitinhalten bleiben die übrigen Bereiche des Münteparks der klassischen Naherholung vorbehalten.

 

Der Wasserspielplatz – von der Leitidee bis zur Umsetzung

Der 2015 fertiggestellte Wasserspielplatz besteht aus zwei zentralen Elementen. Dem aus Natursteinpflaster hergestellten Wasserlauf selbst und den links und rechts angrenzenden Sandspielflächen. Diese Elemente wurden aus dem bestehenden Rodelhügel und der sich daraus ergebenden Topografie in Form einer Linse entwickelt. 

Ein sich an den neuen Wegeverlauf angliedernder Bankplatz mit einer Sitzbank und zwei Picknick-Kombinationen, der von zwei seitlich angelagerten Sträucherbeeten gerahmt wird, verbindet den Wasserspielplatz über eine befestigte Wegefläche mit dem Parkweg und bietet Aufenthalts- und Sitzmöglichkeiten für die Eltern mit ihren Kindern.

Ein wesentlicher Bestandteil des Wasserspielplatzes bildet der insgesamt 35 m lange Wasserlauf, der ein natürliches Höhenspiel des Wassers ermöglicht und durch verschiedene Wasserspielelemente aus Edelstahl ergänzt wird. Durch die Einbettung in die bestehende Topographie fließt das Wasser in Form von Kanälen und Rinnen in einem abwechslungsreichen, geschwungenen Bett aus unterschiedlich großem Natursteinpflaster,  vorbei an Findlingen den Hügel hinab. Neben den Findlingen, detaillieren kleinere Bereiche aus einbetonierten Kieselsteinen und runden, bunten glasierten Pflastersteinen die Wasserrinnen aus Natursteinpflaster. In Anlehnung an einen natürlichen Bachlauf kann das Wasser so über die rundgeformten Kiesel zum tiefsten Punkt plätschern. Zwei Wasserzapfstellen, die über vorhandene Trinkwasserleitungen im Park angeschlossen sind, ermöglichen es den „Bachlauf“ mit Wasser zu füllen.

Am höchsten Punkt des Spielbereiches, angelehnt an das Diepholzer Schloss als erhabener Startpunkt, liegt die erste Zapfstelle in Form einer Edelstahl-Spielpumpe mit einem vorgelagerten Holzpodest. Weiter hangabwärts ist eine weitere Wasserzapfstelle in die Anlage integriert. Ein Schöpfrad ermöglicht es, Wasser aus einer Ebene in eine andere zu transportieren. Weiterhin können die Wasserrinnsale mit Hilfe von zwei integrierten Stauwerken umgeleitet und angestaut werden. Dadurch lässt sich die Fließgeschwindigkeit beeinflussen oder der Wasserstand verändern, bis eine Rinne überläuft und das Wasser an einer anderen Stelle hinabläuft. Bevor das Wasser langsam abfließt, sammelt es sich am Ende der Rinne in einem kleinen Bassin im Übergang zu dem Sandspielbereich. Ein Holzdeck verbindet darüber hinaus den Wasserlauf mit dem Sandspielbereich und dient als Sand- und Matschbereich sowie als zusätzliches Sitzelement.

Der Wasserspielbereich wird auf der gesamten Fläche durch Sandsteinfelsen terrassiert. Diese unterbrechen an drei Stellen die Wasserrinnen und leiten das Wasser in unterschiedliche Richtungen. Außerdem werden mit Hilfe der Felsen die Höhenunterschiede im Gelände abgefangen und dienen als Gliederung des Wasser- und Sandspielbereiches, die darüber hinaus als Sitzelement genutzt werden können. Der durch die Sandsteinfelsen hervorgerufene, naturnahe Charakter wird zusätzlich durch eine robuste und flächige Bepflanzung in Form einer Linse, aus Salix purpurea ‚Nana‘ untermalt. Diese unterbricht im unteren Bereich des Wasserspielplatzes die gepflasterte Fläche.

Die angrenzenden, großzügigen Sandspielflächen bilden einen Rahmen um den Wasserspielbereich. Im Übergang zu dem Wasserlauf und dem Holzdeck wurden vorhandene Spielgeräte, wie ein Sandbagger, ein Sandwerk und ein Wipptier wiedereingebaut und um eine Hangrutsche mit Podest erweitert. Zur Ausformulierung des Geländes um die Spielfläche wurde auch die Topographie angepasst. In den Randbereichen bilden sanfte Ausläufer des Rodelhügels eine bewegte Rasenfläche in Form von kleineren Hügeln. Auf der gegenüberliegenden Seite der Sandspielgeräte und der Hangrutsche wurden die größeren Schaukel- und Wippelemente wiedereingebaut und vervollständigen die Spielanlage.

Insgesamt bietet der Wasser- und Sandspielplatz durch die unterschiedlichen Spielelemente  und der Geländetopographie eine Vielzahl an Spielmöglichkeiten und lässt individuelle Erfahrungen mit dem Thema Wasser und Sand zu. Unterschiedlich schnell fließendes Wasser, beeinflusst durch ein geschwungenes Bett aus Natursteinpflaster und Stauwerken, ermöglicht es die natürlichen Eigenschaften von Wasser auf eine spielerische Weise kennenzulernen.

 

Ausblick und Fazit

Vor dem Hintergrund der Gesamtkonzeption zur Entwicklung des Münteparks hat die Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren den Wasserspielplatz bereits um weitere Teilbereiche des Mehrgenerationenplatzes ergänzt. Ein Bewegungs- und Kletterparcours gliedert sich an den Wasserspielplatz an. Weiterhin wurden die Flächen um den Rodelhügel ausgelichtet, um neue Blickbeziehungen in und aus dem Park zu ermöglichen und den Rodelhügel stärker herauszustellen.

Durch die Verlegung und Neugestaltung des Parkeinganges am Willenberg und den Auslichtungsmaßnahmen wurde ein weiterer Baustein der Gesamtkonzeption umgesetzt. Die Neugestaltung des Eingangsbereiches und die Anpassung des Wegeverlaufes hinter dem Wasserspielplatz ermöglichen eine stärkere Öffnung des Münteparks in das Quartier. Ergänzend zum zentralen Mehrgenerationenplatz gliedern sich an dem neuen Wegeverlauf vier Fitnessgeräte für Jung und Alt an. Die neue Sichtachse in den Park vom Willenberg aus ermöglicht einen Blick auf den neuen Rutschen-Spielturm, der sich zwischen dem Rodelhügel und der offene Wiesenfläche in den Mehrgenerationenplatz einfügt.

Im Ergebnis kann festgestellt werden, dass sich der Müntepark in Diepholz durch die sukzessive Umsetzung der Maßnahmen zu einem beliebten Treffpunkt mit neuen Aufenthaltsqualitäten entwickelt hat. Vor allem in den warmen Sommermonaten stellt der Wasserspielplatz eine erfreuliche Abkühlung für die Kinder dar.

 

Foto: Jan Meier, A. Hehmann und Gasse I Schumacher I Schramm

 

Weitere Informationen:

Gasse I Schumacher I Schramm
Landschaftsarchitekten Partnerschaft Bremen mbB
Theodor-Heuss-Allee 21 I  D-28215 Bremen
Tel. 0049 (0) 421 - 3 46 64 59 | www.gasse-schumacher-schramm.de

 

Stadt Diepholz
Abteilung Tiefbau und Grünflächen
Ansprechpartner: Andreas Hehmann
Tel. 05441 – 909316 | www.stadt-diepholz.de

 

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