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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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18.06.2019 - Ausgabe: 3/2019

Fliegende Häuser über dem südlichen Münsterland

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Fliegende Häuser über dem südlichen Münsterland

 

Den Freizeitpark Ketteler Hof zwischen Ruhrgebiet und Münsterland kennt im Westen Deutschlands fast jedes Kind. Kein Wunder, denn im Ketteler Hof werden auf 115.000 m² Spielanlagen vor allem für Kinder angeboten. Er nennt sich selbst Mitmach-Erlebnispark und setzt seine Prioritäten auf Spielanlagen wie Rutschen oder Klettermöglichkeiten, bei denen die Kinder stets selbst aktiv werden.

Klassische Fahrgeschäfte sind aus gutem Grund nicht Teil des Parkkonzeptes.Geöffnet ist der Park in der Regel von Anfang April bis Mitte Oktober, abhängig unter anderem von den Oster- und Herbstferien.

In Zeitraum 2015-2017 entstand zudem die große Indoorhalle, welche seither wetterunabhängig und ganzjährig Gäste anlockt. Mit Entstehung der Halle entstand aber auch zwischen der Halle und der Zufahrtstrasse zum Parkgelände ein weiteres, bis dato unerschlossenes Außengelände.

Ganz im Sinne des Parkkonzeptes sollte nun auch hier ein Spielareal entstehen. Natürlich nicht irgendeins, denn schließlich ging es ja um ein Areal, welches bereits von der Straße aus sehr gut sichtbar für alle anreisenden Gäste zusammen mit der dahinter gelegenen Indoorhalle die Visitenkarte des ganzen Parks verkörpern würde.

 

Wünsche

Auf der Suche nach einem Spielplatzbauer mit einem Sinn für Spielbauten mit besonderer Signalwirkung entschlossen sich die Parkbetreiber zur Zusammenarbeit mit dem Brandenburger Spielplatzbauer merry go round aus Teltow bei Berlin.

Ein Brainstorming führte schnell zu einer umfangreichen Wunschliste. Gewollt waren (unter anderem):

- Hohe und weithin sichtbare Eyecatcher

- Sehr viel Spielwert

- Kubische und farbenfrohe Gestaltungssprache

- Viele Spielmöglichkeiten sollten bereits von außen transparent sein

Neben den Aspekten Spielwert und Gestaltung wurde jedoch auch hohe Ansprüche an Material und Verarbeitung herausgearbeitet, denn schließlich handelte es sich für die Parkbetreiber nicht zuletzt um eine erhebliche Investition in die Ausstattung ihres Freizeitparks, welche sich natürlich über einen möglichst langen Zeitraum hinweg rechnen sollte. Auch in Anbetracht der eher wechselhaften Wetterbedingungen im Münsterland sowie des erwarteten Nutzungsdrucks auf die Spielanlage standen denn auch die Verwendung widerstandsfähiger Materialien sowie der konstruktive Holzschutz ganz oben auf dem Zettel. Selbstverständlich und von Anfang an ging den Beteiligten neben allen Planungsaspekten die Sicherheit der spielenden Kinder über alles.

 

Planung

Schließlich ergab es sich im Zuge der Planung auch noch, dass im Zuge der allgemeinen Parkumgestaltung eine vorhandene 315°-Wendel-Anbaurutsche aus dem Bestand in die neue Spielanlage integriert werden sollte. Die nötigen Vermessungen der Rutsche übernahmen die Techniker aus dem Stab des Parkbetreibers höchstselbst.

Nun aber war aber der Spielplatzbauer am Zuge. Es folgte ein etwa fünfwöchiger, sehr intensiver Planungs- und Entwurfsprozess, denn schließlich wusste man ja, vor welch großer Herausforderung man stand. Fast alle großen Spielplatzbauer von Rang und Namen haben ihre Duftmarken im Ketteler Hof hinterlassen dürfen. Nun aber war für das merry-Team die Chance gekommen, dieser großen Leistungsschau des deutschen Spielplatzbaus eine spezielle Note hinzufügen zu können.

Besonders groß werden Herausforderungen an Planungsprozesse ja immer dann, wenn wohldurchdachte Anforderungsprofile und lange Wunschlisten auf ein zwar signifikantes, wenn gleich aber auch begrenztes Budget treffen. Dann heißt es, Abwägungsentscheidungen zu treffen, damit am Ende möglichst viel und natürlich möglichst alles Wesentliche umgesetzt wird. Schließlich wird eine Planung nicht dann rund, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern dann, wenn man nichts mehr weglassen kann. Mit dieser Haltung entwickelte das Entwurfsteam des Erbauers sein Konzept, welches dann schließlich mittels allerlei Detail und Präsentationsgeschick transparent herausgearbeitet wurde.

Um Nikolaus im Dezember 2017 fand dann im Ketteler Hof die große Präsentation für das Führungsteam vom Ketteler Hof statt. Kurz vor Weihnachten schließlich gab der Kettler Hof dem Team des Spielgeräteherstellers grünes Licht für die Umsetzung des gemeinsam erarbeiteten Konzeptes. Nach einer mehrmonatigen und intensiven Bauphase wurde die aus sechs verbundenen Spieltürmen bestehende Spielanlage im Frühsommer 2018 eröffnet. Alle Spieltürme zeichnen sich durch ihre unverwechselbare Konstruktion aus mit ihren auf Rundholzstämmen aus Robinienholz aufgeständerten „fliegenden Häusern“. Der besonders hohe Turm C erreicht dabei eine Gesamthöhe von etwa 720 cm. Alle Häuser erhielten ihr jeweils eigenes Farb- und Spielkonzept.

 

Die Türme

Das Innere des roten Turmes A zeichnet sein Netzaufstieg in Splitting-Level-Anordnung aus. Ganz besonders aber wird er geprägt von einer Außenfront mit darin (zur Straßenseite hin) eingelassenen transparenten Kletterwand.

Es schließt unmittelbar der gelbe Turm B an. Sein inneres ist geprägt durch vielerlei Klettermöglichkeiten in einem Stangenwald. Durch den anschließenden hohen Netztunnel gelangt man in den eigentlich aus zwei Häuserebenen bestehenden Turm C. Hier bestimmen gittergestreifte Podeste und ein Spiegellabyrinth mit drei Rampen das Geschehen.

Je nach Vorliebe an die Spielhöhe gelangt man über den Netztunnel oder die darunterliegende Hängebrücke in den dunkelroten Turm D, welcher sich bei allem detailreichen Spielangebot vor allem durch seinen Zugang zu der bereits erwähnten hohen Wendelrutsche auszeichnet.

Es folgt unmittelbar der hellgrüne Turm E mit seinen wackelnden Kletterebenen aus Gummimembranen.

Schließlich führt ein kleiner Netztunnel in den Turm F mit seinen Gummimattenrampen. Den Abschluss bildet hier die Rutschstange aus Edelstahl.

Für alle Türme wurde hier erstmals für die Außenfassaden Plattenmaterial aus HPL verwendet. Die Rahmenkonstruktionen wurden zimmermannsmäßig hergestellt. Je nach Gestalt und Charakter der verschiedenen Türme wurden entweder eckige oder runde Fensteröffnungen aus bunten Plexiglas eingebracht, mittels derer die Türme gerade an sonnigen Tagen in ihr eigenes emotionales Farbklima getaucht werden.

Seit der Eröffnung hat die Spielanlage nun bald ihre erste Spielsaison erlebt und man kann bereits sagen, dass sie bisher enorm gut angenommen wurde. Es ist nicht daran zu zweifeln, dass viele weitere Spielperioden folgen werden. An den dunklen kalten Wintertagen wird es dann zwar im Gerät ruhiger werden, jedoch bleibt die Funktion als Hingucker zwischen Zufahrtstrasse und Indoorhalle erhalten. So bleibt den Kids auch im Winter stets die Vorfreude auf die ersten warmen Sonnenstrahlen.

 

Foto: Ulrich Paulig & Co. merry go round OHG

 

Spielanlage Fliegende Häuser

Entstehung: Frühjahr 2018

Bauherr: Ketteler Hof GmbH, 45721 Haltern am See / Lavesum

Gestalter und Erbauer: Ulrich Paulig & Co. merry go round OHG, Teltow

 

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