Stadt fair teilen - was kann Planung beitragen?
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Kinderlachen und Juchzen schallen durch den Zoo Osnabrück, wenn man sich den insgesamt vier Spielplätzen auf dem 23,5 Hektar großen Gelände nähert. Neben seinen 2.260 Tiere aus 289 Arten sind die phantasievollen Spielplätze bei den Kindern mindestens ebenso beliebt wie die tierischen Bewohner. Eine Tatsache, die der Zoo für sich genutzt hat.
Spielplätze gehören schon seit vielen Jahren fest in die Strategie des Zoo Osnabrück. „Da wir uns so gut wie selbst finanzieren, was für einen Zoo sehr schwierig ist, sind die Einnahmen durch Tages- oder Jahreskarten besonders wichtig. Sie machen Dreiviertel unseres Gesamtbudgets aus. Mit den Spielplätzen bieten wir unserer Hauptzielgruppe, den Familien, einen zusätzlichen Mehrwert für ihren Zoobesuch“, berichtet Zoogeschäftsführer Andreas Busemann. Insgesamt vier kreative Spielplätze ergänzen deswegen den Zoobesuch. Und das macht sich in den Zahlen sowie in den Besucherbefragungen bemerkbar: In den letzten Jahren sind die Anzahl der Familienjahreskarten auf 22.000 Stück bzw. 88.000 Nutzer (pro Familie 4 Personen) gestiegen und die Gesamtbesuchsanzahl hat sich in den letzten drei Jahren konstant bei knapp über eine Million gehalten. Dabei kommen über 50 Prozent der Besucher von außerhalb der Region Osnabrück, die durchschnittliche Wegstrecke für einen Weg liegt bei 75 Kilometer. „Diese Zahlen sind großartig, zumal wir nicht in einer Metropolregion liegen. Das zeigt uns, dass der Zoo Osnabrück ein sehr attraktives Tagesausflugsziel ist und die Menschen in unsere Region zieht. Das attraktive Angebot mit naturnahen Tierwelten und Spielplätzen, die wir ganz bewusst prominent ins Marketing stellen, zieht die Menschen zu uns“, freut sich Busemann.
„Als Manager darf man viel tun, nur nicht den Kopf in den Sand stecken. Das sollte man nur einigen gefiederten Schützlingen im Zoo erlauben. Die Erschließung neuer Finanzquellen, aus denen man die Weiterentwicklung des Zoos speisen konnte, steht im Zentrum aller Anstrengungen“, sagt Geschäftsführer Busemann. Der Aspekt des Marketings war der wichtigste Baustein in der Konzeption des Osnabrücker Modells. Das Marketing des Zoos war von Anfang an ein atmendes Konzept, das sich ständig an der veränderten Marktposition des Zoos orientieren musste und dementsprechend permanent nachjustiert wurde – und in Zukunft weiterentwickelt wird. Zu Beginn konnte der Zoo die Besucherzahlen mit relativ einfachen Mitteln stark steigern. Ein ausgeprägtes Eventmarketing war die Basis des Erfolgs. Mit wachsenden Besucher- und Sponsoring-Einnahmen konnte dann der entscheidende Schritt gemacht werden und in das „Produkt“ Zoo in bislang nicht bekannten Volumen investiert werden. Hier war allerdings die Ethik des Marketings das Maß aller Dinge. Bevor in neue Erlebnislandschaften investiert wurde, wurden die gravierendsten tierhalterisch erforderlichen Investitionen zum Wohle der Tiere getätigt. Nach diesen Grundinvestitionen blieb genug finanzieller Spielraum, um neue, attraktive Tieranlagen zu erstellen.
Mit dem gestiegenen Reiz der Einrichtung musste es aber auch möglich sein, überregionale Zielgruppenpotentiale zu erreichen. Dieses gelang durch flächendeckende, überregionale Werbekampagnen. Und die zweite Phase des Marketings zog gleich hinterher: In sich schlüssige Erlebniswelten wurden sukzessive realisiert und konnten die überregionale Anziehungskraft des Zoos ausbauen.
Auch die jährlichen Besucherbefragungen, die der Zoo mit der Firma cmx consulting durchführt, zeigen immer wieder die positive Bewertung der Spielplätze. Bei den offenen Nennungen führen die Befragten regelmäßig die Spielplätze als sehr gutes Zusatzangebot für Kinder auf. „Wichtig ist dabei, dass sich neben den Spielplätzen auch eine Gastronomie oder ein Kiosk mit Sitzmöglichkeiten für die Eltern befindet. So haben unsere Pächter in den letzten Jahren die Gastronomie an unserem ‚Neue OZ Streichelland‘ ausgebaut, weil hier durch den integrierten Streichel-Spielplatz die Verweildauer und damit auch der Verzehr weiter anstieg“, so Busemann.
Welche Spielplätze gibt es im Zoo Osnabrück?
Doch der Reihe nach: Welche Spielplätze gibt es im Zoo Osnabrück? Zu den etwas älteren Spielplätzen, die aber nach wie vor sehr beliebt sind, gehören das „Neue OZ Kinderland“ sowie der „Giraffenspielplatz“. Das „Neue OZ Kinderland“ liegt strategisch günstig an der Hauptgastronomie im Zoo, die ganzjährig geöffnet ist. Hier toben die Kinder durch ein afrikanisch anmutendes Dorf mit unterirdischem Tunnelsystem, können eine historische Dampflok erklimmen, auf kleinen Elektro-Autos fahren oder an heißen Tagen durch einen Matschspielplatz planschen. Für letzteren bringen viele Eltern bereits Wechselkleidung mit, weil die Kinder hier sehr gerne toben und spritzen. Der „Giraffenspielplatz“ liegt eher am Anfang des Zoorundgangs und ist der erste, stets willkommene Punkt zum Klettern und Rutschen nach den ersten Tierbeobachtungen. Hier können Mutige eine 10 Meter hohe Giraffenrutsche erklimmen, sich im Weitsprung üben oder in einem Drehkarussell Schmetterlinge im Bauch fliegen lassen. Auf die Erwachsenen wartet hier ein größerer Kiosk mit Kaffeespezialitäten und kleinen Snacks, Eis oder süßem Gebäck sowie Picknick-Bänken und -Tischen. Im Sommer bietet der Wald an dieser Stelle ein kühles, schattiges Plätzchen.
Neue Spielplätze „Makatanda“ und „NOZ Streichelland“
2010 kam mit der neuen Afrika-Tierwelt „Takamanda“ das Spieledorf „Makatanda“ dazu. Damals baute der Zoo auf 5,5 Hektar eine komplett neue Tierwelt auf – inklusive phantasievollem Spielplatz und integriertem Gastronomiebereich. Die Baumhäuser von „Makatanda“ bieten sowohl Platz zum Sitzen und zum Verzehr von Speisen, sind aber gleichzeitig Teil des Spielbereichs. Dieser besteht ebenfalls aus Baumhäusern, die mit einem Kletternetz und Röhrensystem auf etwa 2 Metern Höhe verbunden sind. Dieses Areal ist für etwas ältere Kinder gedacht, deswegen ist der Zugang über diverse Holzleitern auch ein wenig herausfordernder gestaltet. In einem weiteren Bereich warten eine Dorfschule und ein Ochsenkarren auf die jüngeren Spielbegeisterten. „Wir haben hier wieder wie beim ‚Neue OZ Kinderland‘ mit dem Holzgestalter und Spielplatzbauer Jürgen Bergmann zusammengearbeitet. Er hat eine richtige Theaterkulisse geschaffen. In ‚Makatanda‘ können Kinder eintauchen und ihre Geschichten und Ideen in toller Umgebung nachspielen“, erläutert Busemann. Der Spielplatzbauer hatte sich vom afrikanischen Nationalpark „Takamanda“ in Kamerun inspirieren lassen, denn hier gibt es tatsächlich derartige Baumhäuser. Auf die Kinder warten außerdem besondere Schaukeln, wie eine Korbschaukel oder Seilschaukeln, auf denen mehrere Kinder Platz finden, oder Röhren zum Durchklettern.
2013 kam schließlich noch das „NOZ Streichelland“ in der asiatischen Tierwelt „Angkor Wat“ im Zoozentrum dazu. Passend zur Tierwelt ist der Bereich von asiatischen Bauerndörfern inspiriert. Das Dorf ist ebenfalls aus dem Hause Bergmann gestaltet und wurde liebevoll bis ins kleine Details entworfen und umgesetzt: So gibt es einen Hufschmied, einen Friseur und eine Schule mit entsprechendem Mobiliar. Doch die Kinder leben hier nicht alleine in ihrer Spielwelt: Auch Ziegen sind hier zuhause. „In unserem alten Streichelbereich war es immer wieder so, dass die Ziegen sich in ihren geschützten Bereich zurückgezogen haben und die Kinder alleine auf einer trostlosen Wiese standen. Deswegen wollten wir Spielplatz und Streichelbereich kombinieren, sodass – wenn sich die Ziegen zurückziehen – die Kinder auf dem Spielplatz toben können“, erläutert Busemann. Das Konzept geht auf und nicht nur die Kinder freuen sich über die Spielwelt, sondern auch die Ziegen. Denn sie erobern ebenfalls gerne die Spielhäuschen oder klettern auf den Ochsenwagen. Zusätzlich wurde hier ein Bereich für Kleinkinder mit altersgerechten Spielmöglichkeiten wie einer kleinen Rutsche und einem Spielhäuschen aufgebaut. Auf die Eltern warten währenddessen deftige und süße Snacks sowie Bänke zum Verweilen in der anschließenden Gastronomie mit Blick auf den „Affentempel“.
Neben den Spielplätzen hat der Zoo in Gemeinschaftsarbeit mit der „Kinderbewegungsstadt Osnabrück“ eine Bewegungsrallye durch den Zoo erarbeitet. An verschiedenen Tiergehegen fordern Schilder die Kinder auf aktiv zu werden: Kannst Du auf einem Bein stehen wie ein Flamingo? Kannst Du so schnell rennen wie ein Nandu oder schaffst Du es, auf die Stein-Eisbär-Skulptur zu klettern? Ein passender Flyer führt die Familien durch den Zoo zu den Stationen und verrät noch Wissenswertes über die tierischen Bewegungskünstler. Mithilfe der Tiere bringt der Zoo die Kinder dazu sich zu bewegen und Neues auszuprobieren.
Spielplätze: eine lohnende Investition
Und so lohnt es sich, nachmittags mit den Kindern im Zoo vorbeizuschauen, die Flamingos zu beobachten, noch die Klammeraffen zu begrüßen und dann eine Stunde auf einem der großen Spielplätze zu toben. Der Zoo Osnabrück bietet Familien damit eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung. Neben der spannenden Tierpräsentation können die Kinder sich austoben und bewegen. Dieses attraktive Familienangebot spiegelt sich auch in einer Umfrage der Universität Osnabrück aus dem Jahr 2007 wieder: Mit als Hauptgrund für den Zoobesuch werden die Kinder genannt. Und so schließt sich der Kreis: Mit den neuen Spiel- und Erlebnisangeboten lockte der Zoo immer wieder neue Besucher und Familien an. Dank der höheren Besucherzahlen und somit auch Eintritterlöse konnte der Zoo wiederum neue Erlebniswelten realisieren.
Insgesamt 1,5 Millionen Euro investierte der Zoo Osnabrück in die Spielwelten. „Zusätzlich muss man natürlich ein Budget für die Instandhaltung einplanen. In jedem Frühjahr werden die Spielplätze von entsprechenden Fachleuten auf ihre Sicherheit überprüft und falls notwendig ausgebessert“, erläutert Busemann. Dafür habe der Zoo ein jährliches Budget von 5.000 Euro reserviert. „Und das ist es uns auch wert, denn die Zahlen zeigen, dass der Weg richtig ist. Zusätzlich können wir mit den Spielplätzen werben. So weisen wir in unseren Flyern prominent auf die Spielplätze hin und die Eröffnungen haben wir öffentlichkeitswirksam gemeinsam mit Familien gefeiert.“ So tragen zwei der Spielplätze auch den Namen der regionalen Zeitung Neue Osnabrücker Zeitung. Der Verlag sei ein langfristiger Partner des Zoos und die Eröffnungen habe man gemeinsam mit zum Beispiel Gewinnspielen für Kinder realisiert, so der Zoogeschäftsführer. „Mit unseren Erfahrungen können wir nur empfehlen in spannende Spielwelten zu investieren: Kinder lieben natürlich Tiere, aber sie wollen auch laufen, klettern, schaukeln und die Eltern freuen sich, wenn sie nebendran sitzen und Kaffeetrinken können. Familien sind nun mal zu mindestens 80 Prozent die Hauptzielgruppe von Zoos und da lohnt sich ein derartiges Angebot allemal“, ist Busemann überzeugt. Tatsächlich seien die Spielplätze so begehrt, dass Jahreskartler manchmal sogar nur in den Zoo kommen, damit die Kinder dort ein bisschen klettern und toben können, freut sich der Geschäftsführer.
Wissenswertes zum Zoo Osnabrück
Der Zoo Osnabrück wurde 1935 von Osnabrücker Bürgern als Heimattiergarten gegründet. Auch heute noch ist der Zoo ein Verein, wenn er auch inzwischen eine gGmbH gegründet hat, und finanziert sich fast ausschließlich selbst. Der Zoo ist inzwischen 23,5 Hektar groß und realisierte in den letzten zehn Jahren viele erlebnisorientierte Tierwelten. Besonders hervorzuheben ist der „Unterirdische Zoo“, der 2009 eröffnet wurde. In dem 500 Quadratmeter großen und täuschend echt gestalteten Stollenlybrinth entdecken die Besucher verschiedene Bodenbewohner wie Nacktmulle, Graumulle, Präriehunde, Ratten oder Coruros. Die Besonderheit des „Unterirdischen Zoos liegt im Gestaltungskonzept: Der Besucher hat das Gefühl einen unterirdischen Stollen zu betreten: Baumwurzeln ragen aus der Decke und die Wände sind mit Farben und unterschiedlichen Materialien wie echte Bodenschichten gestaltet. Die Gänge der Tiere sind wie die unterirdischen Bauten in der Natur als Röhren in den Wänden angelegt und der Besucher schaut wie durch einen Querschnitt im Boden in die Nester und Vorratskammern der kleinen Lebewesen. Computerstationen und Hörstationen verraten mehr über die besonderen Bewohner und ein 3-Seiten-Kino zeigt beindruckende Szenen aus der Natur. Das besondere Konzept dieser Tierwelt, das die Besucher für den Schutz dieses unbekannten Lebensraumes unter unseren Füßen begeistern soll, brachte dem Zoo einen starken Besucheranstieg. Daraufhin konnten weitere Tierwelten realisiert werden wie die afrikanische Tierwelt „Takamanda“, die nordeuropäische Tierwelt „Kajanaland“, die asiatische Tierwelt „Angkor Wat“ und die nordamerikanische Tierwelt „Manitoba“. Aktuell wird der afrikanische Bereich „Mapungubwe“ mit Nashorn- und Löwen-Areal errichtet. Dabei hat der Zoo sein hügeliges und waldiges Gelände optimal genutzt und sich einen USP erarbeitet: In vielen Bereichen führen Höhenpfade entlang der Tiergehege und ermöglichen gitterlose Einblicke in die Tierwelt. Gleichzeitig reduziert der Zoo damit die Wegesteigungen für Besucher.
Foto: Zoo Osnabrück und Zoo Osnabrück (Stephan Schute)