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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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14.02.2020 - Ausgabe: 1/2020

Dänische Studie zu Bewegung bei Kindern - Schulhofsanierung mit überraschenden Folgen

Von Christian Wolf (Hörfunkjournalist Deutschlandradio)

Photo
© Simon-Jeppesen (VEGA Landskab Aps)

Trampoline, Hindernisparcours, Skate-Park: Für eine Studie wurden die Pausenhöfe einer dänischen Schule attraktiver gemacht. Das erfreuliche Ergebnis: Nicht nur das Bewegungs-, sondern auch das Sozialverhalten hat sich positiv verändert.

Umgeben von dichten Wäldern liegt die Skörping Schule in einer hügelige Landschaft – und wer sie besucht, hat im ersten Moment eher das Gefühl, im Schwarzwald zu sein als in Dänemark. Von außen wirkt die Schule schlicht, doch der Schulhof ist das genaue Gegenteil. Es sieht aus wie in einem Abenteuer-Park – im Boden eingelassen Trampoline, ein Hindernis-Parcours, ein großer aus Beton gegossener Skate-Park und vieles mehr. Überall toben Schüler, kaum ein Mädchen oder Junge bleibt während der ersten großen Pause von einer halben Stunde im Schulgebäude. Henriette Andersen ist Wissenschaftlerin für Sport und Bio-Mechanik an der Süddänischen Universität SDU. Sie hat dabei geholfen, den Schulhof zu entwickeln und anschließend untersucht, ob und wie sich das Verhalten der Schüler ändert.

„Was wir herausgefunden haben, ist, dass sie nach der Renovierung mehr rausgegangen sind und das sie draußen auch von der Zeit her länger geblieben sind. Also haben wir es geschafft, sie rauszubringen und es geschafft, dass sie sich mehr bewegen.“

Vor allem ist es gelungen, dass auch die Kinder, die sich sonst nicht so viel bewegen, auf dem Schulhof rumtoben. Das liege aber nicht an der Neugestaltung des Schulhofs, erklärt Henriette Andersen.

„Es ist sehr wichtig, ihnen mit Hilfe von Regeln klarzumachen, dass sie raus müssen in den Pausen. Auch ist es wichtig, ihnen zu verbieten, das Handy zu benutzen. Denn wenn sie es benutzen dürfen, wären sie zwar draußen, würden sich aber nicht bewegen.“

 

Raus auf den Pausenhof – ohne Handy

Diese beiden einfachen Regeln haben einen gewaltigen Effekt: Nicht nur die jüngeren Schulkinder spielen auf dem Schulhof, sondern auch die Älteren. Statt zu chatten, sich gegenseitig lustige Videos zu schicken oder sich durch die neusten Trends in den sozialen Netzwerken zu klicken, spielen sie lieber. So wie der 14-jährige Lukas Skällhansen.

„Wenn wir in die siebte Klasse kommen, dann müssen wir nicht mehr raus, sondern können drinnen bleiben. Aber alle gehen lieber raus, obwohl wir drin sein können. Es ist uns erlaubt, unsere Smartphones in der Pause zu benutzen, aber es gibt wenige Schüler, die das machen. Wenn, dann benutzen wir das zusammen, um etwas zu filmen.“

Die Mädchen und Jungen an der Schule haben für sich selbst festgestellt, dass direkter sozialer Austausch mit den Mitschülern wichtiger ist als soziale Medien. Damit hatten weder die Schulleitung noch Wissenschaftlerin Henriette Andersen gerechnet.

„Wir waren wirklich genauso überrascht. Weil die Regeln für sie okay sind. Sie vermissen ihr Handy gar nicht über den Tag. Sie finden, dass sie mehr soziale Kontakte haben, wenn sie nicht mit ihrem Handy unterwegs sind. Die Kinder sagen sogar selbst, dass sie ihre Regeln mögen und draußen mehr machen und mit ihren Freunden spielen, statt alleine auf ihr Handy zu schauen.“

 

Treffpunkt Schulhof

Das war aber längst nicht alles, was die Wissenschaftler der Süddänischen Universität beobachten konnten. Der neue Schulhof mit all seinen Spiel- und Sportmöglichkeiten sei für viele Schüler zum neuen Treffpunkt geworden – vor allem nach der Schule. So erzählt es Peter Hengsten, der Direktor der Schule im dänischen Skörping.

„Es sind fast immer Menschen hier, am Wochenende, am Abend. Es kommen sogar Eltern mit ihren Kindern hierher, um den Geburtstag ihrer Kinder zu feiern, weil diese Anlage einfach dazu einlädt. Und dann ist das noch so dicht zum Wald mit seiner Bäumen und der frischen Luft.“

Vor der Schulhofsanierung hat es an seiner Schule viel Vandalismus gegeben – heute ist das nicht mehr der Fall. Aber es war ein langer Weg dorthin. Bevor die Regierung mit Fördermitteln kam, gab es auf dem Schulhof nichts – nicht einmal eine Schaukel.

„2012 war es noch ein flacher Platz mit nichts weiter drauf. Es waren keine Kinder hier. Also 2012 noch haben wir mit den Planungen für dieses Projekt begonnen. Und wir waren froh, dass wir dafür Geld bekommen haben. Fertig war es 2016.“

 

Gut investiertes Geld

Henriette Andersen von der Süddänischen Universität ist sich sicher, dass auch andere Ländern wie Deutschland von den Erfahrungen lernen können.

„Ich glaube, das Wichtigste ist, einen großen Schulhof wie hier in Skörping in kleine funktionale Plätze aufzuteilen, ganz dicht nebeneinander. Sodass man das Gefühl hat, mit seinen Klassenkameraden gemeinsam draußen zu sein, auch wenn sie ein anderes Spiel hinter dir spielen. Man bekommt also diese Verbindung zwischen diesen Plätzen mit seinen unterschiedlichen Möglichkeiten.“

Rund vier Millionen dänische Kronen – etwas mehr als eine halbe Million Euro – hat der Umbau des Schulhofes gekostet. Eine Investition, die sich nach Ansicht von Lehrern, Schülern und Wissenschaftlerinnen mehr als gelohnt hat.

 

Wonder Wood - ein Waldrundweg

Die Herausforderung

Forschungsergebnissen zufolge ziehen Frauen andere bewegungsfördernde Maßnahmen und Geräte vor als Männer. Die daraus gewonnene Erkenntnis lässt sich durchaus auch auf Kinder übertragen. Um daher insbesondere Mädchen zu mehr Bewegung während der Unterrichts- und Pausenzeiten zu motivieren, bedarf es also einer Gestaltung, die auch deren Wünsche aufgreift.


Das Projekt

Das Hauptziel der Umgestaltung des Schulhofs der Skörping Schule

in Dänemark bestand darin, eine größere Anzahl Kinder - insbesondere Mädchen - dazu zu motivieren, sich körperlich stärker zu betätigen. Die Befragung kleinerer Kinder zu ihrem Bewegungsverhalten hat ergeben, dass Jungen sich meist großflächig auf offenen Plätzen verteilen, während Mädchen sich eher gruppieren und in den Randbereichen aufhalten. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse entstand die Vision, den Kindern durch die räumliche Verknüpfung des Schulhofs mit dem nahegelegenen Waldbereich ein vielfältigeres Bewegungsangebot zur Verfügung zu stellen.

Im Rahmen dieser Neugestaltung entwarf das Planungsteam daher einen Waldrundweg, dessen Streckenverlauf den Wald mit der Schule verbindet und viele unterschiedliche Spiel- und Bewegungselemente zur Verfügung stellt, wie beispielsweise eine Tribüne, ein Portal, einen Schwebebalken, eine Leiter, Bänke und ein Baumkronenhaus. Zudem verfügt der Rundweg über einen Außenaufenthaltsbereich mit einer großen Leinwand und Sitzgelegenheiten und ist daher für den Unterricht und Gruppenarbeiten im Freien geeignet.

Die neue Schulhofgestaltung ist eine deutliche Erweiterung des früheren Bewegungsangebots, da mithilfe von "sanfteren" Sportangeboten und zusätzlich zur Verfügung gestellten Randbereichen und Geräten dazu beigetragen wird, auch die Bedarfe eher schüchterner und ängstlicher Kinder aufzugreifen und ihnen Sicherheit zu vermitteln.

Die nach dieser Umgestaltung durchgeführte Studie hat ergeben, dass der Waldrundweg insbesondere mehr Mädchen dazu motiviert, sich während der Pausen körperlich zu betätigen.

Weitere Informationen dazu finden Sie auch unter diesem Link: www.vegalandskab.dk

 

 

 

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